Wie dramatisch ist der Fachkräftemangel denn wirklich?

vom 03.07.2013, 13:24 Uhr

In den Medien wird oft über Fachkräftemangel gesprochen. Techniker, Ärzte, Computerfachleute usw. werden deswegen aus dem Ausland geordert. Aber wie dramatisch ist dieser Fachkräftemangel in Deutschland denn wirklich? Wieso ist es so, dass die deutschen Fachkräfte diese Stellen nicht bekommen? Es gibt doch auch genug deutsche Ärzte, die arbeitslos sind oder eine Assistenzarztstelle annehmen, damit sie überhaupt Arbeit haben. Es gibt doch auch genug Techniker und Computerfachleute in Deutschland. Ist es aber dennoch dramatisch und herrscht wirklich ein großer Mangel?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Der Fachkräftemangel wird in der Öffentlichkeit nur sehr oberflächlich diskutiert. Der Kern des Problems kommt dabei nicht wirklich heraus. So ist es beispielsweise so, dass es natürlich sehr viele Leute, mit einer entsprechenden Ausbildung gibt, aber diese für den speziellen Beruf, der ja nur einen Teilbereich des Fachgebietes ausmacht, gar nicht geeignet sind.

Es gibt zum Beispiel sehr viele Ingenieure, die gar nicht wirklich fähig sind, detaillierte technische Fragestellungen zu bearbeiten. Das klingt zwar etwas paradox, weil sie ein schwieriges, technisch orientiertes Studium abgeschlossen haben, aber das Studium ist einfach zu abstrakt, um sicherzustellen, dass die Leute auch praktisch an technischen Problemen arbeiten können. Außerdem ist das ja auch gar nicht gewünscht. Diese Ingenieure finden nämlich in der Regel problemlos einen Job in Bereichen wie Vertrieb, Einkauf, Management und anderen Bereichen. Dort werden sie aufgrund ihres technischen Hintergrundes gerne gesehen. Trotzdem kann man sie nicht als Fachkraft sehen, wenn man eine Stelle in Forschung und Entwicklung besetzt will. Genau genommen kann nur eine Minderheit dieser Berufsgruppe tatsächlich als technische Fachkraft angesehen werden. Das ist aber eine Tatsache, die durch Statistiken schwer auszudrücken ist.

Zusätzlich kommt das Problem dazu, dass viele Fachgebiete einfach zu breit sind. Zum Beispiel kann ein Spezialist in Nachrichtentechnik jetzt nicht unbedingt einen Job als Forscher in Halbleitertechnik annehmen. Er könnte sich zwar sicherlich dort einarbeiten, aber durch die fehlende Erfahrung würde er nicht als gesuchte Fachkraft, sondern erst einmal als blutiger Anfänger zählen. Deshalb gibt es immer Teilbereiche eines Fachgebietes, in denen gerade nicht genügend Spezialisten vorhanden sind.

Und nicht zuletzt wird es immer auch Leute geben, die arbeitslos sind, auch wenn sie rein fachlich gesehen einen guten Job bekommen müssten. Das liegt dann an den persönlichen Voraussetzungen. Es gibt immer Leute, die absolut nicht teamfähig sind. Kein Arbeitgeber stellt gerne solche Leute ein, auch wenn er dringend Fachkräfte braucht. Wenn ein Mann das eingespielte Team stört, sinkt die Effizienz und dadurch hat man am Ende nur mehr Kosten und weniger Output. Auch kann es sein, dass ein geeigneter Bewerber einfach zu unflexibel ist und nicht einen Umzug von mehreren hundert Kilometer in Kauf nimmt. Gerade bei Hochqualifizierten ist die Chance sehr hoch, dass man für einen neuen Arbeitsplatz umziehen muss.

Von daher wird es immer an manchen Stellen einen Fachkräftemangel geben, wenn auf der anderen Seite Leute mit theoretisch passender Ausbildung arbeitslos sind. Allerdings ist es wirklich so, dass es in den meisten Branchen noch nicht dramatisch ist, allerdings ist spielt auch die Altersstruktur in bestimmten Bereichen eine gewisse Rolle. Wenn der Nachwuchs fehlt, muss man rechtzeitig auf einen künftigen Mangel aufmerksam machen, um das gut ausgebildete Personal dann zur Verfügung haben, dass sie noch von den "alten Hasen" lernen können.

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