Welche Aufgaben übernehmen Familienberatungsstellen?

Hier Familienberatung ganz diskret handhaben weil peinlich? wurde davon berichtet, dass es Menschen peinlich sein könnte, eine Familienberatungsstelle aufzusuchen. Da mir aber unklar ist, welche Aufgaben eine Familienberatungsstelle hat, ist mir auch unklar, warum der Besuch peinlich sein sollte.

Welche Aufgaben übernimmt eine Familienberatungsstelle genau? Wer kann sich an eine Familienberatungsstelle wenden? Kosten die Dienste einer Familienberatungsstelle etwas? Wie finanzieren sich Familienberatungsstellen?

Je nachdem, was das Problem ist, gibt es verschiedene Beratungsschwerpunkte. Viele Leute gehen da hin, weil sie vom Jugendamt oder vom Gericht dazu verpflichtet wurden, weil es nach einer Trennung oder Scheidung zu Verhalten kam, das für die Kinder nicht zuträglich ist. Dort wird dann mit den Eltern die Situation geklärt. Teilweise werden dann eben neue Erziehungstrategien gelehrt oder Gesprächsführungstraining mit den Eltern gemacht. Teilweise kann es sogar eine Familientherapie geben, wenn entsprechende Fachkräfte dort arbeiten.

Peinlich ist das eigentlich nicht. Schließlich wissen eigentlich die meisten Leute, dass es bei Trennungen zu massiven Konflikten kommen kann. Es wäre eher peinlich, wenn man sich da nicht den Kinder zu liebe in die Beratung begeben würde. In dem Fall, wenn die Maßnahme von Gerichten oder dem Jugendamt verordnet wird, trägt die Kosten so weit ich weiß die Staatskasse. Dabei wird von der Familienberatungsstelle immer wieder mit dem Jugendamt geklärt, ob die Maßnahme erfolgreich ist und wie lange sie gegebenenfalls weiter geführt wird.

Wenn die Trennung zu Stande kam, weil einer der Elternteile beispielsweise gewalttätig gegen die Kinder wurde, dann kann in einer Familienberatungsstelle unter anderem begleiteter Umgang durchgeführt werden. Das heißt, das Elternteil ist nicht alleine und kann dem Kind nichts schlimmes antun. In dem Fall würde dann die Stelle eingreifen. Dass so eine Situation für Eltern peinlich sein kann, kann ich mir durchaus vorstellen. Allerdings weiß ja ein außenstehender Beobachter nicht, warum ein Elternteil dort hin geht. Auch in diesem Fall werden die Kosten wohl vom Staat getragen.

Ansonsten kann man sich da je nach Einrichtung auch vor einer Trennung beraten lassen und zu einer Mediation gehen. Man kann sich dort auch Beratung bezüglich Erziehungsfragen holen. Beispielsweise wenn man ein Schreikind hat oder das Kind eine schwere Entwicklungsphase durch macht. Wie das dann mit der Bezahlung in dem Fall aussieht, weiß ich nicht sicher. Aber ich gehe davon aus, dass das dann Privatvergnügen ist, wenn man die Beratungsstelle selbst beauftragt. Wenn das aber da vom Jugendamt oder Gericht prophylaktisch angeordnet wird, dann wird vermutlich auch dann der Staat das zahlen.

Kurz gesagt ist das den Leuten vermutlich deshalb peinlich, weil Mustereltern selten bei solchen Stellen auftauchen. Ein Beobachter kann dann also schnell mutmaßen, dass in der Familie irgend etwas mehr oder weniger schief läuft. Je nachdem stabil man selbst in so einer Krise ist, kann das schon zum Problem werden, auch wenn es eigentlich keines sein müsste.