Umgang mit Kindern, deren Eltern radikale Ansichten haben

vom 03.07.2013, 00:12 Uhr

Ich bin generell ein Mensch, der andere Meinungen akzeptieren kann, wenn sie sachlich dargelegt werden und man nicht darauf besteht, dass die eigene Meinung die einzig richtige Meinung ist. So dränge ich selten anderen Menschen meine Meinung auf. Allerdings habe ich ganz große Probleme damit, wenn ich jemand einer bestimmten sehr radikal und ausländerfeindlichen und teilweise menschenverachtenden Szene angehört und das auch offen auslebt. Ich bestehe hier nicht zwingend drauf, dass man sich meine Meinung überstülpt, vermeide es aber, mich mit Menschen, die sich zu dieser Gruppierung bekennen, zu treffen oder näher Kontakt zu haben.

In meiner Nachbarschaft lebt ein Mann, der ein paar Jahre jünger als ich ist. An sich kennen wir uns von klein auf, da wir beide in der Gegend aufgewachsen sind. Als Kinder und Jugendliche hatten wir allerdings keinen Kontakt. Fällt wohl auch eher in die Schiene, wir konnten uns noch nie riechen. Ich kenne auch seine Eltern und zumindest seine Mutter kann mich nicht leiden. Warum weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen. Im Großen und Ganzen ist mir die Familie an sich bisher nur negativ aufgefallen.

Mittlerweile hat der besagte Mann auch eine Frau und ein Kind und lebt weiterhin in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist. Seine Frau kenne ich nur vom Sehen. Ich war allerdings sehr erstaunt, als ich feststellte, dass die beiden ein Paar sind. Aber nun gut, wo die Liebe halt hin fällt. Erstaunt bin ich auch darüber, dass sich seine Eltern viel mit dem Kind beschäftigen. Denn mit dem Kind ihrer Tochter, sieht man sie nie.

Nun habe ich heute gesehen, dass das Kind des Mannes mit Nachbarskindern spielte. Was nun nicht zwingend ungewöhnlich ist. Allerdings in der Wohnung der Nachbarskinder. Das hat mich dann doch sehr erstaunt, da ich die Eltern der Kinder eher als Menschen erlebe, die mit allen Menschen auskommen. Auch hier kenne ich ein Elternteil von klein auf.

Ich gebe zu, mein erster Gedanke war, ich würde das Kind nicht in meiner Wohnung haben wollen. Eben weil der Vater ziemlich radikale Ansichten vertritt ist und ich nicht wollen würde, dass meine Kinder damit in Kontakt kommen. Ich dachte dann aber auch weiter nach, dass das Kind ja gar nichts dafür kann Wobei ich den Vater auch lange nicht mehr so erlebt habe, dass ich ihn eindeutig dieser Szene zuordnen würde. Ich überlege auch, ob das einfach daran liegt, dass ich ihn einfach generell nicht mag?

Generell stellt sich mir aber nun die Frage, würde ich Kinder in meiner Wohnung haben wollen, von denen ich weiß, dass die Eltern ziemlich radikale Ansichten haben, die zum Teil menschenverachtend sind? Oder ist euch das generell egal? Wie geht ihr mit so was um? Auf der anderen Seite will man ja seinen Kindern auch die Freunde nicht unbedingt vorschreiben und die Kinder können ja auch nichts für ihre Eltern. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich das eben wollen würde.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Das ist eine heikle Sache. Auf der einen Seite möchte man seine eigenen Kinder behütet aufwachsen sehen, andererseits kann man ein kleines Kind nicht für seine Eltern bestrafen. Vor vielen Jahren gab es bei uns mal einen ähnlichen Fall. Meine Tochter ging in den Kindergarten und hat sich mit einem Mädchen angefreundet. Die Kleine sah immer ein wenig heruntergekommen aus und nachdem ich die Mutter kennen lernte, war es mir gar nicht so recht, das meine Tochter ständig mit dem Mädchen spielte. Die Mutter hatte ein recht loses Mundwerk, sie war alleinstehend und Inhaberin einer Kneipe.

Mir war sie immer ein Dorn im Auge, meine Tochter und ihre Tochter verstanden sich allerdings blendend. Dann kam der Geburtstag meiner Tochter und natürlich war die Kleine ganz oben auf der Freundesliste. Mir war es gar nicht so recht, aber um meiner Tochter eine Freude zu machen, habe ich das Kind ebenfalls eingeladen. Schon bei der Geburtstagsfeier hatte ich Probleme mit der Ausdrucksweise der Kleinen, denn sie kannte Begriffe und Wörter, die ich bis dahin immer vor meiner Tochter vermieden habe. Die Geburtstagsparty war soweit ganz gut, die anderen Mutter mochten die Kleine ebenfalls nicht so besonders haben sie aber auch nicht ausgegrenzt. Schließlich kann kein Kind sich seine Eltern aussuchen.

Nach 11/2 Jahren hat sich das Problem von allein gelöst, die Mutter hat ihre Kneipe dicht gemacht und ist in eine andere Stadt gezogen. Zuerst war meine Tochter sehr traurig, aber sie hat dann recht schnell eine neue "beste" Freundin gefunden, die Freundschaft war mir dann viel angenehmer, da ich mich auch mit den Eltern der neuen Freundin gut verstanden habe. Diese Freundin hat meine Tochter heute noch, auch wenn der Kontakt nun etwas weniger geworden ist, da beide Kinder in einer anderen Stadt studieren.

Wenn wir heute mal über "alte" Freundinnen sprechen, dann kommt auch das kleine Mädchen aus der Kindergartenzeit manchmal zur Sprache und meine Tochter meinte mal zu mir. Die fand ich immer so toll weil sie so viel Schimpfwörter kannte, aber ihre Mutter war blöd, die hat immer so nach Alkohol und Zigaretten gerochen. Damals hat sie mir das nicht gesagt. Ich war jedenfalls froh, das die Familie weggezogen ist . Wahrscheinlich hätte sich die Freundschaft in der Schulzeit von allein auseinander gelebt.

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn man mit den Eltern keinen engeren Kontakt haben will, ist das die eine Sache. Aber man sollte eben Kinder nicht für ihre Eltern abstrafen. Zumal man eben das ganze noch in die Richtung forcieren kann, dass der Nachwuchs eben unter der eigenen Aufsicht zusammen spielt, um den negativen Einfluss der anderen Eltern zu vermeiden. Damit kann man doch einen recht vernünftigen Mittelweg finden.

Wobei die Ausdrucksweise von Kindern nicht unbedingt auf die Herkunft schließen lässt. Ich kenne da auch Kinder, die mit Worten um sich werfen, die sie mit Sicherheit nicht aus ihrem Elternhaus kennen beziehungsweise wo man es nicht erwartet hat, dass man dort eine entsprechend schlechte Wortwahl nutzt.

Aber ich kann es auch bei meinen Töchtern beobachten. Wenn sie erkennen, wie schlecht quasi ein Elternhaus ist, ziehen sie sich von allein zurück und lassen eine begonnene Freundschaft nicht mehr wachsen. Sie sind zwar schon ein wenig älter, aber man muss eben Kinder auch ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.

Wir haben hier im Haus auch einen Jungen, der jetzt fünf Jahre alt ist. Dazu die Großeltern eines Kindergartenfreundes, so dass die beiden Kinder eben auch außerhalb der Kindereinrichtung Kontakt haben können. Es hat sich ziemlich schnell in die Richtung entwickelt, dass der Enkel der einen Mitmieter nicht zu seinem Freund in die Wohnung will zum spielen. Einfach weil ihm das gesamte Umfeld nicht behagt. Da merkt man doch, dass eine gute Erziehung und der kindliche Instinkt in die richtige Richtung gehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das ist eine schwierige Situation, weil das Kind wahrscheinlich spürt, dass du seine Eltern nicht magst. Ich würde es so handhaben, dass ich die Kinder zwar miteinander spielen lasse, auch bei mir zu Hause, aber geschickt versuche zu verhindern, dass mein Kind dort zu oft zu Besuch ist, um nicht von den Eltern zu sehr beeinflusst zu werden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die Einstellung und Haltung der Eltern lassen sich nicht per se auf die Kinder übertragen! Mit den Ansichten der Eltern muss man nicht übereinstimmen, kann sie ablehnen und aufgrund dieser Einstellungen und Ansichten den Kontakt meiden. Die Kinder allerdings haben nichts mit den Ansichten ihrer Eltern zu tun. Sie kommen zwar in ihrem Elternhaus stärker mit solchen Ansichten in Berührung, aber genau deshalb sollte man den Kindern auch andere Ansichten zeigen, beispielsweise indem sie sehen und erleben können, wie der Umgang und wie die Ansichten bei jedem persönlich sind. Grenzt man die Kinder nur wegen ihrer Eltern aus, lebt man selbst genau die Ansichten aus, die man bei den Eltern des Kindes so anprangert!

» pk8 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 18,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde, dass man seine Kinder nicht in solche Haushalte schicken sollte, aber man kann das Kind ja auch bei sich in die Wohnung zum Spielen nehmen. Ich denke, dass die Kinder nichts für ihre Eltern können und man selber kann dem Kind ja auch zeigen, dass es auch anders geht und die Einstellung der Eltern nicht gut ist. Man kann sich selber weltoffen zeigen und dem Kind dann einen weiteren Einfluss geben. Das kann ja auch vom eigenen Kind kommen. Ich finde es sogar sehr nett, wenn man ein Kind zu sich holt, was sich vielleicht als schwierig erweist. Solche Kinder sitzen sonst nämlich alleine da.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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