Freundschaft kündigen oder auslaufen lassen?

vom 29.06.2013, 16:25 Uhr

Bei mir war es bisher meistens so, dass (wenn ich einmal richtig verletzt wurde oder die Freundschaft schon länger nicht mehr richtig rund lief) es mir richtiggehend ein Bedürfnis war, solche Freundschaften sozusagen formell zu kündigen. Das heißt, ich habe dann gesagt (oder geschrieben), dass und warum ich die Freundschaft nicht mehr weiterführen will. Das fand ich häufig aus Gründen der "Psycho-Hygiene" auch wichtig für mich, um meinen Ärger an die richtige Adresse zu bringen und klare Verhältnisse zu schaffen.

Ein Freund von mir hält es ganz anders: Er meint, es sei doch viel schlauer, sich im Zweifelsfall einfach nicht mehr zu melden, auf diese Weise die Tür aber auch nicht endgültig zu schließen. Vielleicht würde man sich ja nach Jahren wieder treffen und könne so eventuell wieder eine Freundschaft oder Bekanntschaft aufbauen, was nicht gehe, wenn man vorher einen regelrechten Abbruch ausgesprochen hätte.

Ich sehe die Vorteile dieser Vorgehensweise durchaus, muss aber sagen, dass ich das nicht kann, wenn ich wirklich tief enttäuscht oder verletzt bin. Ich habe dann das Bedürfnis, dies der Person mitzuteilen. Vielleicht steckt dahinter auch das Bedürfnis, etwas von der Verletzung zurückzugeben, in dem ich erkläre, nun nicht mehr für eine Freundschaft zur Verfügung zu stehen. Damit ich eine Freundschaft quasi "auslaufen lassen" kann, also mich einfach nicht mehr melde, den Kontakt somit einschlafen lasse, muss mir die Person eigentlich schon ziemlich egal sein - so egal, dass ich sie schon fast nicht mehr als "Freund" bezeichnen würde.

Wie haltet ihr es, welches "Modell" bevorzugt ihr und warum? Entscheidet ihr situationsabhängig? Fällt es euch schwerer, zu "kündigen" oder "auslaufen zu lassen"?

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So pauschal kann ich das nicht beantworten, weil eben wirklich jede Situation anders ist und ich es dann auch situationsabhängig entscheide. Wenn ich wirklich sehr verletzt wurde, kann ich mir eigentlich nicht mehr vorstellen, eine Freundschaft noch mal aufleben zu lassen. Dann habe ich es bislang auch einmal schon so gemacht, dass ich eine Freundschaft offiziell beendet habe. Das ist mir dann auch lieber, damit es wirklich geklärt ist. Sonst hätte ich vielleicht viel länger noch über diese vergangene Freundschaft nachgedacht. Nach dem Schlussstrich war das aber nicht mehr so.

Wenn sich in einer Freundschaft einfach nur die Interessen ändern und man aus diesem Grund nicht mehr miteinander befreundet sein möchte, dann beende ich eine Freundschaft aber nicht wirklich. Dann mache ich es auch so, dass ich sie einfach quasi auslaufen lasse. Es ist ja wirklich möglich, dass man sich nach einiger Zeit nochmals trifft und vielleicht wieder eine Bekanntschaft oder möglicherweise auch wieder eine Freundschaft aufbauen kann. Das möchte ich mir nicht kaputt machen, wenn in der Freundschaft nichts schlimmes vorgefallen ist. Darum mache ich es dann auch nur so, dass ich mich immer seltener melde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Kate110 hat geschrieben:Ein Freund von mir hält es ganz anders: Er meint, es sei doch viel schlauer, sich im Zweifelsfall einfach nicht mehr zu melden, auf diese Weise die Tür aber auch nicht endgültig zu schließen.

Das kann ich selbst eigentlich auch so teilen, obwohl das nun wirklich vom Fall abhängig ist. Ich habe auch einige Freundschaften, die mittlerweile etwas eingerostet sind und teilweise herrscht komplette Funkstille. Ich nehme nun aber keinen Kontakt auf und beende die Freundschaften, weil man ja nie weiß, ob man sich später nicht noch einmal so über den Weg läuft, dass man am Ende die Freundschaft direkt wiederbeleben kann.

Du hast natürlich völlig recht, wenn du sagst, dass dir das nicht bei jedem Menschen gelingen wird. Wenn dich jemand schwer enttäuscht oder sogar verletzt hat ist das natürlich eine ganz andere Sache. Je nach Erlebnis und eigener Einschätzung will man dann auch gar nichts mehr mit diesen Leuten zu tun haben und da kann deine Vorgehensweise durchaus gut sein. Wenn es für deine Psyche wichtig ist, dass du solche Fälle auf diese Art und Weise abhaken möchtest, dann solltest du das auch ruhig tun. Manch einer wird das seltsam oder sogar dumm finden, aber es gibt immer jemanden, der etwas mehr als fraglich findet.

Ich selbst kann also behaupten, dass ich in der Regel immer eine Entscheidung von der Situation abhängig mache. Selbst wenn man die Variante wählt, bei der man kein Hintertürchen mehr offen halten will, kann später immer noch ein erneutes Gespräch suchen und sich dieses damit wieder schaffen. Man beerdigt ja damit nicht unmittelbar alles was mit diesem Menschen zu tun hat.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Es kommt darauf an. Wenn man sich wirklich nur noch streitet und man auch sehr verletzt wurde, dann würde ich klar sagen, dass das nichts mehr wird und dann würde ich so die Freundschaft kündigen, weil es keinen Zweck mehr hat. Das kam bisher aber noch nie vor. Bei einer richtigen Kränkung finde ich diesen Weg aber besser.

Ich finde es aber auch gut, wenn man eine Freundschaft, die nicht mehr so läuft einfach auslaufen lässt. Vielleicht versteht man sich ja in ein paar Jahren besser und dann kann man wieder eine Freundschaft beginnen. Ich halte mir gerne diese Tür offen, weil man sich ja mal verstanden hat und das hatte ja einen Grund.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich lasse Freundschaften bewusst oder unbewusst auslaufen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich noch nie so richtig enttäuscht worden bin. Ich hätte also nie einen Grund gehabt, eine Freundschaft sozusagen offiziell aufzukündigen.

Meistens war es so, dass die Interessen einfach nicht mehr übereinstimmten. In einem solchen Fall ist keiner Schuld daran. Außerdem hätte es ja sein können, dass man später wieder mehr miteinander anfangen kann. Ich hatte zum Beispiel während der Studienzeit eine Freundin, die ich während meiner beruflichen Anfangsphase aus den Augen verloren hatte. Wir hatten uns bei zufälligen Treffen nicht mehr viel zu sagen. So lief die Freundschaft quasi aus. Später trafen wir uns wieder und hatten beide zufällig gleich alte Kinder. Da fing die Freundschaft wieder an.

Ein Aufkündigen einer Freundschaft ist etwas Endgültiges. Einen solchen Zustand möchte ich eigentlich nicht. Man muss den Anderen ja praktisch ignorieren, wenn man ihn trifft. Das stelle ich mir psychisch schwierig vor, vor allen Dingen wenn er später in der Nachbarschaft wohnt oder wenn man ihn als Arbeitskollegen bekommt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Generell kann ich das gar nicht sagen. Es kommt immer darauf an, wie die Freundschaft ausläuft. Ich kann mich anlupa anschließen, da ich bisher auch noch nicht so enttäuscht worden bin, dass ich eine Freundschaft aufkündigen würde. Es sind Freundschaften, die sich auseinander entwickelt haben, weil ein jeder andere Interessen bekommen hat. Da heißt aber nicht, dass sich das irgendwann einmal wieder ändern wird.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Das kommt auf jeden Fall auf die Person und auch auf die Situation an. Je nachdem worum es geht, würde ich gar nicht wollen, dass eine "Türe offen bleibt" und ich mit dieser Person jemals wieder in Kontakt treten kann. Deswegen habe ich besonders früher Freundschaften auch direkt "gekündigt"; das war besonders bei zwei Personen, mit denen ich auch heute noch keinen Kontakt habe und auch nicht mehr haben möchte. Eine davon hat sich mal bei mir gemeldet und versucht sich zu versöhnen, aber nachdem was passiert war, ging das bei mir einfach nicht mehr.

Bei der letzten Freundschaft die dem Ende zu ging, habe ich nichts angekündigt. Das war eine sehr gute Freundin, bei der ich erst nach einigen Jahren gemerkt habe, dass diese gar keine richtige Freundin ist und auch eigentlich eine Person ist, die ich in meinem Leben absolut nicht gebrauchen kann. Ich bin auf Abstand gegangen, der Kontakt blieb aber. Der letzte Kontakt war von ihrer Seite aus aber sehr spärlich und eigentlich kaum vorhanden. Erst nach einer schlimmen Sache, die mir passiert ist, habe ich erkannt dass ich mir das absolut nicht geben muss. In dieser Zeit kam auch von ihr nichts, sodass ich irgendwann bei Facebook die virtuelle Freundschaft gekündigt hatte.

Davor bestand schon ewig kein richtiger Kontakt mehr. Erst als ich diese Person bei Facebook gelöscht habe, kam von ihr eine Reaktion. Dann war es mir aber ehrlich gesagt auch zu doof, da noch zu reagieren und irgendwas zu erklären. Es wäre eh zu spät gewesen und ich habe auch keinen Sinn mehr darin gesehen. Wenn mir also klar ist, dass ich mit dieser Person nie mehr etwas zu tun haben will, dann ist es eigentlich egal, wie ich die "Freundschaft" beende. Aber nur auslaufen lassen, um einen eventuellen Kontakt noch zulassen zu können, kommt für mich nicht in Frage.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also ich nutze beide Varianten ab und an mal. In den meisten Fällen lassen ich Freundschaften aber einfach auslaufen, beziehungsweise ins Leere laufen, denn bei manchen Menschen ist es mir dieser Aufwand gar nicht mehr wert. Gerade kurze Freundschaften oder auch einfach nur Bekanntschaften, wie zum Beispiel mit Menschen die man auf Arbeit oder in der Universität kennen lernt, bei denen also von vornherein ein Ende sichtbar ist verlaufen bei mir meistens im Nichts.

Meistens verbindet einen mit diesen Menschen nichts außer der Tätigkeit, durch die man die anderen kennen gelernt hat. Durch die fehlenden gemeinsamen Interessen reißt der Kontakt dann relativ schnell ab, da keiner besonders interessiert daran ist ein Treffen zu arrangieren. Ich meine dabei aber fehlendes Interesse beiderseits, denn wenn sich eine Seite zumindest Mühe gibt, wird es immer noch ein Treffen geben meiner Meinung nach.

Solche Freundschaften sind dafür besonders geeignet auf dem Facebook Freundes Friedhof zu enden. Obwohl ich in der Regel nicht jeden sofort annehme habe ich auf diese Weise mittlerweile doch schon so ein paar toten Freundschaften bei Facebook gesammelt. Das ist auch ein Grund dafür, warum ich Arbeitskollegen meist nicht annehme, außer es entwickelt sich eine enge Freundschaft, oder man arbeitet gar nicht mehr zusammen und hat trotzdem noch Kontakt.

Die andere Variante des direkten Beenden nutze ich eigentlich nur, wenn etwas wirklich einschneidendes passiert ist, das ich so nicht auf mir sitzen lassen will und noch einmal sozusagen als Ausgleich oder Gegenschlag klar stellen oder auch zurück geben will. Für mich hat diese Art eine Freundschaft zu beenden aber etwas wirklich endgültiges ohne Chance eventuell noch einmal Kontakt aufzunehmen, deswegen versuche ich es meist zu vermeiden.

Einfach um ähnlich wie dein Bekannter einfach noch ein Hintertürchen offen zu lassen, falls sich doch noch einmal unverhofft eine Freundschaft entwickeln könnte.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde auch nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Jede (ehemalige) Freundschaft ist anders. Wenn eine Freundschaft endet, geht das auch nicht immer auf die gleiche Weise vonstatten, sondern es gibt Unterschiede. Mal verläuft der Kontakt über einen längeren Zeitraum immer mehr im Sande und mal gibt es einen Vorfall, wegen dem die Freundschaft dann von einem der Beteiligten oder sogar von beiden in Frage gestellt wird.

Ich weiß gerne, woran ich bin. Wenn jemand nicht mehr mit mir befreundet sein möchte, mir aber vielleicht unbewusst etwas anderes vermittelt, wäre es mir schon lieber, wenn er für klare Verhältnisse sorgen würde. In so einem Fall würde die Freundschaft, die dann ohnehin nur noch einseitig besteht, offiziell aufgekündigt werden. Wenn ich das Gefühl hätte, dass eine andere Person noch sehr an dem Kontakt mit mir hängt und diesen auch aktiv sucht, während ich mit demjenigen nicht mehr befreundet sein möchte (sofern das je so war), würde ich auch deutlich sagen, was ich denke. Ich finde das in solchen Fällen einfach fair.

Manchmal wird der Kontakt aber auch immer weniger, man sieht sich immer seltener und redet irgendwann kaum noch miteinander. Wenn der Kontakt von beiden Seiten praktisch einschläft, fände ich es ziemlich befremdlich, wenn dann jemand von sich aus noch einmal extra aussprechen würde, dass die Freundschaft nun beendet ist. Wenn man sich ohnehin nichts mehr zu sagen hat und das vielleicht sogar schon über viele Monate oder Jahre hinweg, dann kann man auch zukünftig den Mund halten und die Freundschaft dennoch für sich persönlich abhaken.

Dein Freund kann seine ehemaligen Freundschaften scheinbar nicht so recht loslassen. Wenn es um Leute geht, die ihm wirklich am Herzen liegen, kann ich das verstehen. Aber ich würde nicht auf Biegen und Brechen hoffen, dass sich jede Freundschaft reaktivieren lässt. Oft funktioniert das nicht oder nur begrenzt und stellt sich anschließend eher als Belastung heraus.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich teile da auch eher die Meinung deines Freundes und lasse eine Freundschaft lieber auslaufen, denn man weiß ja nie, ob man zukünftig nicht doch wieder Kontakt zu dieser Person suchen wird. Und da würde es mir leichter fallen, wieder angekrochen zu kommen mit der Ausrede, man sei in den letzten Monaten verplant gewesen oder was auch immer anstatt sich erstmal dafür entschuldigen zu müssen, dass man die Freundschaft zuvor "kündigen" wollte. Offiziell gekündigt habe ich eine Freundschaft noch nie und ich kann mich auch nicht erinnern, dass jemand so etwas bei mir abgezogen hat. Außer vielleicht in der Grundschule, aber das kann man ohnehin nicht ernst nehmen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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