Ganzjahresfütterung bei Wildvögeln / Wildtieren egoistisch?

vom 29.06.2013, 11:32 Uhr

Früher hat man immer gesagt, dass man Wildvögel und Wildtiere nicht das ganze Jahr füttern soll. Allenfalls, wenn die Schneedecke schon ein paar Tage dicht ist oder der Frost seinen Teil beigetragen hat, sollte man Wildtiere und auch Wildvögel füttern. Ich sehe aber oft in meinem Bekanntenkreis und in meinem Freundeskreis, dass die Vogelhäuschen oder die Eichhörnchenfutterstelle immer gefüllt ist. Auch jetzt im Sommer. Wenn ich danach frage, warum sie es machen, kommt eigentlich immer die gleiche Antwort: "Es ist so schön den Tieren beim Fressen zuzusehen".

Ich muss sagen, dass ich es schon ziemlich egoistisch finde, wenn man die Wildtiere das ganze Jahr über füttert. Gerade den Zugvögeln tut man damit keinen Gefallen. Denn ihnen wird es am Ende des Sommers dann schwer fallen einen langen Flug auf sich zu nehmen, wenn sie dick und fett gefüttert wurden und nichts mehr tun mussten um zu überleben. Sie lernen doch gar nicht sich ihr Futter zu erarbeiten.

Füttert ihr das ganze Jahr? Denkt ihr, dass es die Vögel und anderen Wildtiere nötig haben? Macht ihr es eher, weil ihr es so schön findet? Spielt bei der Ganzjahresfütterung nicht wirklich Egoismus eine große Rolle, weil man sich der Vögel und Wildtiere erfreuen will?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Meine Mutter hat in ihrem Vogelhäuschen im Garten auch immer frisches Futter für die Vögel stehen und füttert sie auch das ganze Jahr über. Und ich muss sagen, dass ich das Ganze noch nicht so betrachtet habe. Irgendwo ist es schon egoistisch, wenn man die Vögel über das ganze Jahr zu fressen gibt und sie sich dick und rund fressen können, ohne etwas tun zu müssen. Natürlich können die Vögel dann Probleme bekommen, wenn sie eine weitere Reise vor sich haben und, aber so dick und fett gefressen sind, dass sie den Weg gar nicht schaffen können. Und dann die Aussage zu tätigen, dass es doch so schön ist, den Vögeln beim Fressen zu schauen, ist schon eine egoistische Aussage.

Ich kann mir aber irgendwie nicht vorstellen, dass die Vögel, wenn sie gefüttert werden und nichts für ihr Fressen tun müssen, so richtig faul werden. Immer hin kommt doch nicht immer der ein und derselbe Vogel zur Futterstelle, sondern es kommen doch immer wieder andere Vögel, um sich das Futter abzuholen und die anderen Vögel suchen sich dann auch zwischendurch das Futter ganz alleine. Auf jeden Fall stelle ich mir das so vor. Natürlich bin ich der Meinung, dass die Wildvögel es nicht nötig haben von uns Menschen gefüttert zu werden, also haben die Wildvögel es nicht nötig, dass man ihnen das Futter bereitstellt, aber die Menschen denken halt, dass sie den Wildvögeln damit etwas Gutes tun.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich geb dir ganz recht. Es ist unnötig, Wildtiere zu füttern und man tut ihnen damit keinen Gefallen. Gerade einige Zugvögelarten entscheiden sich in jedem Herbst bewusst für oder gegen eine Wanderung. Dazu gehört z.B. auch die Amsel. Wenn sie keinen harten Winter erwarten oder eben auf so eine endlos sprudelnde Quelle von Futter zurückgreifen können, entscheiden sie sich dagegen. Ist der Winter aber sehr kalt oder hören die Vogelliebhaber auf zu füttern, weil sie in den Urlaub fahren oder krank sind, dann haben die Vögel alles andere als ein gutes Leben. Sie erfrieren und verhungern.

Ich finde gerade im Tierschutz gibt es so viel Missverständnisse und wird so viel falsch gemacht. Nie meinen die Tierliebhaber es böse, aber die Folgen sind oft fatal. Und dazu gehört das Füttern von Wildtieren. Vögeln kann man vielleicht ab und zu ein bisschen was geben, aber täglich ein voller Gabentisch ist kontraproduktiv. Und bevor ich Rehe oder ähnliches füttern würde, würde ich mich mal mit dem Förster unterhalten, ob die überhaupt Nahrungsprobleme haben. Enten füttern ist auch sehr schlecht. Sie koten dann nur den See voll, fressen die Algen nicht mehr und letztlich sitzen sie fett und fehlernährt auf einer Schlammbrühe.

Das hat doch nichts mit Tierliebe zu tun. Wenn ich Tieren etwas Gutes tun will, informiere ich mich vorher, wie ich das am besten mache. Die richtige Zeit zum Füttern, das richtige Futter, die richtige Menge. Dabei gibt es so viel zu beachten. Wie kann man mit null Ahnung erwarten, dabei keine Fehler zu machen?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich füttere die Wildvögel nicht das ganze Jahr über, sondern nur im Winter. Aber auch hier in der Gegend sehe ich jetzt noch einige Futterhäuschen für Vögel auf den Balkonen hängen. Ich habe aber ehrlich gesagt noch nicht darüber nachgedacht, was die Beweggründe dieser Menschen sind, die Vögel ganzjährig zu füttern. Aber es scheint wirklich so zu sein, dass es egoistische Gründe sind, wenn es rein darum geht, dass es so schön ist, den Tieren beim Fressen zuzusehen. Ich denke auch, dass es im Sommer unnötig ist, die Wildtiere zu füttern und dass man sie nicht daran gewöhnen sollte, damit sie auch ohne Fütterung zurecht kommen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Aus meiner Sicht hat das nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist ein unverantwortliches Handeln. Denn die wildlebenden Tiere verlernen dadurch sich eigenständig das Futter zu suchen. Was passiert denn, wenn sie über viele Jahre daran gewöhnt sich und die Fütterer plötzlich wegfallen? Dann verenden diese Tiere, weil der natürliche Instinkt einfach verkümmert ist. Meine Eltern beziehungsweise jetzt meine Mutter füttert zwar nur im Winter, aber eben auch, wenn es eigentlich nicht nötig ist. Da kann ich reden was ich will, sie macht es einfach nicht anders.

Wir selbst haben im Garten auch ein Vogelhäuschen stehen. Da gab es eben nur bei entsprechender Witterung Futter. Es ist zwar ein Exemplar, wo man nur alle paar Tage mal auffüllen muss. Aber wenn das Tauwetter einsetzte, dann wurde auch nicht aufgefüllt. Die Vögel mussten dann mit den Resten zufrieden sein und sich anderweitig den Magen füllen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich weiß nicht ob man es wirklich Egoismus nennen kann, denn schließlich resultiert dieses Handeln viel mehr aus Unwissen heraus, als aus Egoismus. Ich selbst kenne mich mit dem Füttern von Vögeln absolut nicht aus und genau aus diesem Grund lasse ich es auch einfach komplett sein. Ich kann auch nicht wirklich verstehen, dass sich Menschen daran begeistern Vögeln beim fressen zu zu sehen.

Als Begründung zu sagen, dass man den Vögeln etwas Gutes tun will wäre für mich noch logisch, auch wenn man mit diesem Verhalten genau das Gegenteil erreicht und es den Tieren, besonders aber den Zugvögeln, schwerer macht als sie es ohnehin zu mancher Jahreszeit haben, da sie sich einfach an diese leicht zu erreichende Nahrungsquelle gewöhnen. Ich habe zwar noch kein Massensterben von Vögeln in der Nähe von Vogelhäuschen beobachtet, aber es erscheint recht logisch, dass sich die Tiere an das Vogelfutter gewöhnen.

Ob sie davon nun wirklich dick und fett werden kann ich leider nicht sagen, aber ich würde schätzen, dass es ähnlich wie bei Hasenfutter so ist, dass damit die Vögel das Futter speziell bevorzugen, dieses süßer ist und so wirklich dafür sorgt, dass sie schneller zu nehmen und somit auch anfälliger für Raubtiere werden.

Aber auch wenn das Vogelhäuschen plötzlich nicht mehr befüllt ist oder die Tiere aufgrund ihres Instinkts ihren Standort wechseln und es am neuen Ort auf einmal gilt, sein Essen wieder selbst zu beschaffen. Dies verlernen die Tiere einfach bei längerer Fütterung, so dass man sich wünscht, dass die Menschen sich einfach ein wenig mehr informieren würden, wenn sie schon den Wunsch haben Tieren etwas Gutes zu tun und das bezieht sich nicht nur auf Vögel, sondern auf alle möglichen Tiere.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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