Religion angehören auch wenn man sie nicht praktiziert?

vom 27.06.2013, 11:40 Uhr

Ich bin römisch katholischer Christ und ich kann sagen, dass ich zwar an irgendwas glaube, aber ich in all den Jahren nicht mit Bestimmtheit weiß, an was ich glauben soll. Ich zweifel sehr oft, ob es "da oben" jemanden gibt, der für die Menschheit irgendwie was getan hat oder noch tut. Denn es passiert so viel mit unschuldigen Menschen, dass ich da doch sehr zweifel. Dennoch gehöre ich noch der römisch katholischen Kirche an.

Als meine Schwiegermutter verstorben ist, die so wie mein Mann, keiner Religion angehörte, war es schwierig einen Friedhof hier zu finden, der sie auch beerdigt hat. Wir hätten sie fast 20 Kilometer weiter in einem städtischen Friedhof beisetzen lassen müssen, wenn der Friedhof vor Ort nicht anerkannt hätte, dass sie eigentlich doch Gott verbunden war. Sie war vor ihrem Tod nämlich in einer Altenbegegnungsstätte in einem Gottesdienst. So konnte ein Auge zugedrückt werden. Ich hadere nun mit mir, ob ich aus der Kirche austreten soll. Aber habe doch Angst, dass meine Angehörigen dann vor dem gleichen Dilemma stehen. Aber das ist halt nur ein Gedanke von mir und hat mit dem eigentlichen Thema nur am Rande was zu tun.

Gehört ihr auch einer Religion an und praktiziert sie nicht? Welcher Religion gehört ihr an und zahlt möglicherweise noch Steuern ohne dass ihr in die Kirche geht oder aktiv am Religionsleben teilnehmt? Was hält euch davon ab dieser Religion den rücken zu kehren?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich gehöre keiner Religion an, glaube auch an nichts, aber ich finde es schon ein bisschen komisch, wenn man nur dem Papier nach einen Glauben lebt. Gerade auch, wenn man auch noch Steuern zahlt, obwohl man es nicht mehr für sich verwenden kann, ist es doch sinnfrei. Der Austritt aus der römisch katholischen Kirche ist sicherlich nicht so leicht, aber ich denke, dass es richtig ist, wenn man selber nicht mehr so fest im Glauben steht. Sollte man Gott noch mal wiederfinden kann man ja bestimmt auch noch wieder zurück in den christlichen Glauben finden.

Ich finde, dass man sich auch über den Tod keine Gedanken machen sollte. Man kann sich ja auch auf eine grüne Wiese setzen lassen. Ich kenne allerdings keinen Ort in meiner Region, auf dem man nicht beerdigt werden kann nur weil man keinem Glauben angehört. Ich finde das als Grund auch ziemlich nebensächlich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Gehört ihr auch einer Religion an und praktiziert sie nicht? Welcher Religion gehört ihr an und zahlt möglicherweise noch Steuern ohne dass ihr in die Kirche geht oder aktiv am Religionsleben teilnehmt? Was hält euch davon ab dieser Religion den rücken zu kehren?

Ich bin auch ein römisch katholischer Christ, aber ich praktiziere es überhaupt nicht. Ich gehe auch nicht zur Kirche, da ich darin keinen Sinn sehe und bin wohl nur noch dabei, weil meine Kinder noch zur Erstkommunion bzw. zur Firmung gehen. Da wir sehr ländlich leben, würde man hier sicherlich schief angesehen werden, wenn man aus der Kirche austreten würde. Die Steuern die ich für die Kirche entrichte, sind so gering, da tut es nicht weh, wenn diese monatlich vom Gehalt abgezogen werden. Das ist dann sozusagen mein Beitrag für die Kirche und das sollte ausreichend sein.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin auch nur auf dem Papier gläubig und Mitglied der Kirche. Ich hatte mir sogar mal überlegt während meines Studiums auszutreten, um mein ohnehin schon geringes Studentengehalt nicht noch mehr zu schmälern. Allerdings ist der prozentuale Beitrag so gering, da hätte sich die Austrittsgebühr niemals gelohnt. Habe mal gelesen, dass man als Katholik nicht wirklich austreten kann, sobald man getauft wurde. Der Staat betrachtet einen dann zwar als religionslos. Die Kirche hingegen sieht einen Austritt gar nicht vor. Ihr spart euch dann zwar die Steuern, aber so richtig draußen seid ihr nicht.

» WNxDark » Beiträge: 19 » Talkpoints: 7,65 »



Ich gehöre auch noch der Kirche an, wobei ich damit nicht viel am Hut habe. Ich mag die geschichtlichen Hintergründe nicht, ich kann mit Gottesdiensten und dem ganzen Geseier nichts anfangen und fühle mich dort immer wieder deplatziert, wenn mich das Leben mal wieder dort hin nötigt. Dabei habe ich im Grunde nichts gegen Gott und Co, sondern halt gegen das Bodenpersonal. Ich zahle nach wie vor Kirchensteuer, weil ich das so als den Spendenanteil meines Lebens ansehe. Damit ist das Thema dann auch für mich abgeschlossen. Allerdings habe ich mir eine Deadline gesetzt, wenn nämlich die Krankenversicherungen irgendwann Zusatzbeiträge erheben, dann ist mit der Kirchensteuer Schluss und was dann noch übrig bleibt, spende ich privat.

Übrigens was deine Angehörigen betrifft, kannst du doch aktiv jetzt schon selbst regeln, wie du nach deinem Ableben verbleiben möchtest!

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich halte prinzipiell nichts von dem Ganzen Religions- und Glaubenskram. Meiner Meinung nach kann jeder Mensch seine eigene Meinung und seinen Glauben vertreten. Aber ich glaube nicht, dass jeder Christ wirklich an christliche Ideale und den christlichen Glauben glaubt. Es können einfach nicht sämtliche Menschen auf der Erde alle ein und das selbe glauben. Von daher finde ich auch die fehlende Akzeptanz eines Friedhofes im Ortes für einen "nicht-gläubigen" Verstorbenen mehr als lächerlich. Würden diese Personen nach dem christlichen Ideal leben, so würden sie sich nicht so pingelig Verhalten und die Bestattung verwehren. Zumindest meine ich einmal gehört zu haben, dass Christen dafür stehen, dass sie anderen Menschen helfen sollen, so wie es Jesus Christus einst getan hatte.

Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, ja ich gehöre einer Religion an, der Christian Community Church Jamaica. Ich wurde als kleines Kind in Jamaica getauft, wo auch meine Patentante lebte. Mich hatte damals niemand gefragt, zumindest kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Zwar kenne ich meinen Glauben, der sich an christlichen Ereignissen orientiert, im Groben, jedoch bin ich mir sicher, dass ich nicht sämtliche Ideale und Meinungen meiner Bibel so vertreten würde, wie es ein idealer Kirchenanhänger tun würde. Ich denke, dass dies für viele Kirchen ein K.O.-Kriterium wäre, jedoch bin ich davon überzeugt, dass es jedem gestattet sein sollte, dass er das Denken beziehungsweise an das Glauben darf, an das er möchte. Niemandem bringt ein vorgetäuschter Glaube etwas.

Ebenso sehr bin ich der Meinung, dass man niemanden für eine Abweichung der Glaubensrichtung in einigen Teilaspekten aus der Kirche ausschließen darf. Die Kirche beziehungsweise der Glaube allgemein sollte Leute verbinden, die sich an einem gewissen Ideal orientieren. So sehe ich das zumindest.

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Auch ich gehörte einst der römisch katholischen Kirche an. Ich bin getauft, zur Kommunion gegangen und gefirmt. Das alles hatte sich so ergeben, weil es üblich war. Zu der Zeit war ich auch noch bekennender Christ und habe nicht gezweifelt. Doch das hat sich später geändert, als ich mich mal richtig mit der katholischen Kirche befasst und auseinandergesetzt hatte. Später habe ich mir dann gedacht, dass es sinnlos ist, nur noch auf dem Papier ein Mitglied der kirchlichen Gemeinschaft zu sein.

Nach reiflicher Überlegung habe ich dann den Schritt gewagt und meinen Austritt aus dieser Glaubensgemeinschaft erklärt, nachdem einiges vorgefallen war, mit dem ich mich nicht einverstanden erklären konnte. Meine Familie war damit nicht einverstanden und hat mir das auch deutlich zu verstehen gegeben. Ich habe mich in diesem Schritt nicht beirren lassen und sah nicht mehr ein, nur zahlendes Mitglied zu sein. Nachdem ich dann die vom Gericht ausgestellte Bescheinigung der Lohnbuchhaltung zuschickte, bekam ich von der bearbeitenden Sekretärin einen privaten Anruf, in dem sie mir allerlei Bedenken mitteilte und mich bat, das rückgängig zu machen. Das fand ich damals sehr dreist. Heute kostet ein Kirchenaustritt 30 Euro vom Staat aus.

Ist man bekennender Christ, ist es vollkommen in Ordnung, einer Religionsgemeinschaft anzugehören. Andernfalls finde ich es konsequent, wenn man aus der Kirche austritt. Ein Kirchenaustritt aus einer bestimmten Religionsgemeinschaft bedeutet ja nicht, dass man an gar nichts glaubt, nur eben, dass man die Dogmen dieser Gemeinschaft nicht in Ordnung findet.

@Diamante, Glauben heißt ja nicht „wissen“. Jeder Mensch glaubt an irgendetwas und hofft darauf, dass es richtig sein wird. Aber wenn du hoffst, „da oben“ Antwort zu finden oder zu bekommen, irrst du dich. Da oben gibt es nichts. Die katholische Kirche hat „da oben“ als Himmelreich bezeichnet, damit die Menschen etwas haben, woran sie glauben können, zu dem sie aufsehen können. Es kann sein, dass es etwas gibt, aber das ist überall. Es kann in uns sein, über oder unter uns oder was weiß ich wo. Keiner kann dir mit Bestimmtheit sagen, von wem alles abhängt. Selbst wenn du den Papst fragen würdest, könnte er dir darauf keine Antwort geben und würde Ausflüchte gebrauchen. Es ist eben so, dass keiner es weiß, aber jeder es glaubt. Übrigens gibt es soweit ich mich erinnere zu dem Thema Gott und „da oben“ einige Threads.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich bin Atheist, aber katholisch erzogen worden. Ich empfinde es als Heuchelei, einer Religionsgemeinschaft anzugehören, aber sie nicht zu praktizieren. Früher war es für einen Katholiken eine Sünde, nicht zu beten oder nicht regelmäßig in die Kirche zu gehen. Ich kann mir vorstellen, dass es immer noch so ist. Wie kann man denn einer Religionsgemeinschaft angehören und Sünden am laufenden Band begehen? Das ist für mich ein Widerspruch. Ich glaube, dass die Leute sich ein Törchen zum Himmel offenlassen möchten oder wegen der Nachbarn oder Verwandten in der Kirche bleiben, was sehr unehrlich ist.

Kirchensteuern gibt es auch in anderen Religionsgemeinschaften. Sie werden nur in Deutschland nicht vom Staat eingezogen. Aber kürzlich habe ich etwas gelesen, dass in einer bestimmten Gemeinde oder einer Stadt das für eine islamische Gemeinschaft auch möglich ist. Das ist auch gut so. Entweder gilt das für alle Kirchen oder keine.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin nicht gläubig und empfinde einen solchen Glauben auch als Selbstbetrug. Viele Menschen machen sich da einfach etwas vor und hoffen auf überirdische Vorgänge, um sich nicht ganz so einsam zu fühlen oder um jemanden zu haben, den sie bei einem eigenen Versagen oder irgendwelchen zufälligen Schicksalsschlägen anklagen können. Ich habe somit insgesamt eine recht negative Meinung über den Glauben an sich. Das betrifft auch nicht nur das Christentum.

Dennoch bin ich auf dem Papier auch katholischer Christ und gehöre damit eigentlich dem Verein an, den ich persönlich am schlimmsten finde. Ich wurde auch praktisch gezwungen, zur Kommunion zu gehen, was ich damals schon dämlich fand. Zur Firmung bin ich dann aber nicht mehr gegangen. Für mich gibt es aktuell noch rationale Gründe, die für eine Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche sprechen. Leider sind viele Krankenhäuser an die Kirche gebunden und verlangen von ihren Arbeitnehmern, dass sie einer christlichen Kirche oder manchmal auch allgemein einer großen Weltreligion angehören. Angenehmer ist natürlich ein privater oder städtischer Arbeitgeber, aber allein durch die Vielzahl christlicher Kliniken bleibe ich zunächst noch Mitglied der Kirche.

Natürlich ist es nicht aufrichtig, wenn man nicht gläubig ist und Religiosität vielleicht sogar sehr stark ablehnt, auf der anderen Seite aber Mitglied der Kirche ist. Leider kann es aber in einzelnen beruflichen Bereichen von Nachteil sein, aus der Kirche auszutreten. Daher würde ich einen Kirchenaustritt in diesen Fällen abwägen. Ansonsten gibt es für mich aber auch keinen Grund, warum man Mitglied der Kirche sein sollte. Selbst wenn jemand gläubig ist, muss er nicht unbedingt Mitglied der Kirche sein.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das macht doch eigentlich keinen Sinn und man wirkt dann auch nicht mehr wirklich authentisch. Man könnte dann auch gleich ein Doppelleben führen, denn das ist ja der gleiche Effekt. So kann man sich eigentlich nicht wohl fühlen, denn man belügt sich ja eigentlich nur selbst.

Bekommen es beispielsweise fremde Personen mit steht man unter Erklärungsnot. Warum bleibt man dann eigentlich noch Mitglied einer Kirche? Wenn man ein Auto besitzt und es nicht mehr fahren darf verkauft man es. Warum tritt man dann nicht aus der Kirche aus. Man zahlt doch unter Umständen sogar noch Kirchensteuer.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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