In der U-Bahn von Fremden segnen lassen?
Als ich vor einiger Zeit am frühen Morgen in die Uni fahren wollte begegnete ich einem merkwürdigen Mann in der U-Bahn. Während ich noch verschlafen in der Ecke stand und Musik hörte bemerkte ich wie plötzlich die Leute reihenweise die Bahn verließen. Zur Sicherheit setzte ich die Kopfhörer ab, da mir das Szenario ein wenig Sorgen bereitete. Plötzlich sah ich den Grund dafür, dass alle ausgestiegen waren.
Ein dunkelhäutiger Mann mit einem langen Mantel wandelte laut brüllend durch die U-Bahn. Nach einem kurzen Monolog über Jesus, der uns das Wasser brachte und einige andere religiöse Dinge, begann er durch die Reihen zu gehen und den Leuten in der Bahn mit dem Zeigefinger auf den Kopf zu tippen um diese zu segnen. Viele zogen den Kopf weg und wehrten sich dagegen. Genau wie auch ich. Ich bin schließlich nicht einmal gläubig, warum sollte ich mich also segnen lassen.
Ich reagierte ehrlich gesagt ein wenig aggressiv und sehr genervt auf den Versuch und machte dem Mann mit einem sehr eindeutigen Gesichtsausdruck und einer dementsprechenden Körperhaltung verständlich, dass er mit seinem Segen bei jemandem anders fortfahren könne.
Er ging auch weiter und setzte seine Versuche fort die Leute zu bekehren, besonders bei den jüngeren stieß er dabei auf Widerstand. Andere insbesondere ältere Mitbürger ließen es einfach über sich ergehen. Nun ein paar Wochen später lieferte sich mir noch einmal das selbe Schauspiel. Die gleiche U-Bahn Linie, der gleiche Mann, das gleiche Vorgehen.
Dieses Mal jedoch stieg ich einfach aus und stieg in der U-Bahn weiter hinten wieder ein, so dass ich den Priester, nach amerikanischem Gospel Vorbild umgehen konnte. Dieses Mal waren die Proteste gegen ihn noch wesentlich heftiger. Es war merkwürdig mit an zu sehen, wie dieser Mann seine Überzeugung durch zu setzen versuchte. Zum Teil wurden Jugendliche sogar handgreiflich, doch auch davon ließ er sich nicht beeindrucken.
Ich war dermaßen irritiert, dass ich sogar meine Station verpasst habe. Ich selbst würde nie so weit gehen, dass ich mich segnen lassen würde. Ich bin Atheist und respektiere es zwar, wenn andere eine andere Meinung beziehungsweise einen anderen Glauben haben, jedoch nicht wenn sie versuchen mir diesen aufzuzwingen.
Mich würde interessieren wie ihr in dieser Situation reagiert hättet. Hättet ihr auch versucht diesem Mann aus dem Weg zu gehen oder hättet ihr es wie die meisten beim ersten Mal über euch ergehen lassen? Oder hättet ihr womöglich sogar wie einige Jugendliche die Konfrontation gesucht um diesem Mann klar zu machen, dass sich solch ein Verhalten nicht gehört.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, wie ich mich in der Situation verhalten hätte, da dies auch auf meine Tagesstimmung angekommen wäre. An einem schlechten Tag hätte ich vermutlich die Konfrontation gesucht, da ich mit der Kirche nichts am Hute habe und auch nicht haben will. An einem guten Tag hätte ich wahrscheinlich ein paar Witze gerissen und den armen Irren einfach machen lassen.
Bei mir wäre es ebenfalls von der Stimmung abhängig. Bei guter Laune hätte ich darüber gelächelt, bei schlechter wäre ich ausgewichen. Was mich gestört hätte, wäre nicht der Segen, sondern wenn er mich dabei angefasst hätte. Ansonsten kann mich segnen oder verfluchen, wer will. Dagegen würde ich nicht einschreiten, solange die Person mir nicht zu nahe kommt.
Mich wollte mal ein Besoffener in der S-Bahn mit Bier segnen. Aber das ist wohl was anderes. Ich weiß auch nicht, wie ich reagiert hätte. Ich hätte wohl seine Hand abgewehrt und "Nein, danke" gesagt. Für mich klingt es so, als ob der Mann geistig nicht mehr ganz fit ist, weil er auf Widerstand gar nicht reagiert. Da braucht man dann auch nicht mehr zu machen. Eine Diskussion oder auch Wut sind dann unangebracht und führen zu nichts.
Wenn es noch mal passiert, könnte man die Polizei rufen. Vielleicht sollte sich mal jemand danach erkundigen, wo er hingehört. Ist er geistig gesund und gehört zu einer Kirchengemeinde, sollte denen mal jemand den Marsch blasen, dass man nicht einfach ungefragt Leute segnet. Ist er geistig verwirrt, braucht er vielleicht Behandlung.
Ich habe so etwas noch nicht erlebt und wäre beim ersten Mal wahrscheinlich so überrascht, dass mir nicht viel dazu einfallen würde. Wahrscheinlich würde ich nur verhindern, dass der Typ mich anfasst, indem ich seiner Berührung ausweiche und würde ihn einfach weitermachen lassen.
Wenn der Herr mir allerdings mit der selben Prozedur nochmal über den Weg laufen würde, könnte es durchaus sein, dass ich unfreundlich werde und ihm ein paar "nette" Worte an den Kopf werfe. Bringen wird es wahrscheinlich ohnehin nichts, da solche Leute von ihrer "Mission" felsenfest überzeugt sind. Wahrscheinlich glaubt er, dass Gott ihn höchstpersönlich beauftragt hätte, als Prediger durch die Stadt zu ziehen.
Ansonsten würde ich vielleicht einfach mal den Verkehrsbetrieb informieren. Wenn der Mann regelmäßig zur gleichen Zeit in der gleichen Linie auftaucht, sollte es ja nicht weiter schwierig sein, da mal einen Kontrolleur reinzusetzen, der ihn ermahnen und eventuell auch aus der Bahn verweisen kann.
Ich habe so etwas noch nie im öffentlichen Verkehr miterlebt und bin ehrlich gesagt ziemlich erstaunt, dass jemand so weit geht um seinen Glauben mit anderen zu teilen. Ich meine es ist in Ordnung, wenn man seine eigenen Überzeugungen hat, aber so weit zu gehen um diese anderen mitzuteilen finde ich doch schon sehr extrem, vor allem weil sich ja Leute davon eindeutig belästigt fühlten.
Ich persönlich könnte gar nicht sagen, wie ich darauf reagieren würde. Ich denke es hängt sehr stark davon ab in welcher Situation mir so etwas passieren würde. Wäre ich wirklich schlecht gelaunt oder gestresst würde ich wohl etwas dazu sagen, ansonsten denke ich eher nicht (wenn es nur einmal vorkommt). Ich würde zwar selbst niemals so etwas machen, aber ich denke der Mann schadet in dem Sinne ja keinem, er „segnet“ einen nur, möchte also eigentlich nur Gutes tun.
Ich denke deswegen würde es mir im Großen und Ganzen eigentlich nicht wirklich viel ausmachen, solange er nicht allzu aufdringlich ist und sich nicht abweisen lässt.
Wenn mich einer segnen möchte, kann er das gern tun, wird er merken was er davon hat. Das würde ich einfach noch hinnehmen, tut ja keinem weh, er freut sich, ich habe was lustiges zu erzählen und gut. Auf der anderen Seite, wäre mir der komische Vogel in deiner Bahn dann doch reichlich unheimlich, denn irgendeinen Hau muss der ja haben. Das Gebrülle würde mir schon auf den Nerv fallen (ich kriege schon bei den Zeugen Jehovas die Krisen, wenn die mit ihrem Wachturm dumm in der Gegend stehen), missionieren lasse ich mich auch nicht und was ich überhaupt nicht leiden kann, wäre angefasst zu werden. Das geht eindeutig zu weit, gerade an einem recht beengten Ort wie der Bahn. Außerdem grenzt die Aktion da fast an Nötigung, weil man ja nicht jederzeit aussteigen und flüchten kann.
Ich weiß gar nicht wie es rein rechtlich aussieht, eigentlich tut der man ja keinem ein Leid an. Nur weil er einen stört ist es, denke ich zumindest, nicht möglich rechtlich gegen ihn vorzugehen. Zwischen den beiden Treffen mit diesem Kerl lag eine beträchtliche Zeit, also es scheint im Moment nicht der Fall, dass er sich auf eine bestimmte Strecke festgelegt hat. Vielleicht haben auch andere Menschen im Moment ihren Spaß mit diesem Mitbürger. Meine erste Reaktion beim zweiten Aufeinandertreffen war auch erst einmal, dass ich nach einer versteckten Kamera gesucht habe.
Das ganze Auftreten war einfach zu übertrieben und wirkte einfach nur merkwürdig. ich denke auch, dass der Typ nicht alle beisammen hatte aber ich habe keine Vorstellung inwieweit man gegen so etwas vorgehen kann. Wenn er irgendwo abgehauen ist werden die dort angestellten Mitarbeiter ihn ja hoffentlich vermissen und mittlerweile wieder eingesammelt haben.
Ich vermute aber ehrlich gesagt eher, dass er einer Kirchengemeinde angehört, einer ziemlich heftig vorgehenden zugegebener Weise. Meine Reaktion war beim ersten Mal hauptsächlich durch die Überraschung aber auch durch die Verwirrung geprägt. Beim zweiten Treffen eher durch die persönliche Laune, da ich direkt grinsen musste wie dieser Kerl wieder verzweifelt versuchte einer älteren Frau auf den Kopf zu tippen.
Im Gegensatz zu einem Kerl, der versucht mich mit Bier zu segnen wie die Bienenkönigin dies schrieb, finde ich diesen Gesellen fast noch ein wenig angenehmer auch wenn mir sein Fanatismus schon ein wenig Angst gemacht hat.
Ich finde so etwas wirklich schlimm. Bei uns gibt es solche Spinner zum Glück nicht und ich denke schon, dass man da von Spinnern reden kann, weil man jeden seinen Glauben lassen sollte. Ich glaube an nichts und denke auch, dass ich da ziemlich verärgert reagieren würde, wenn mich jemand segnen wollen würde.
Ich bin da aber eher jemand, der dann auch die Meinung sagt. Ich würde also wahrscheinlich eine Diskussion über Religion anfangen und was ich davon halte. So fies bin ich dann schon. Meiner Meinung nach sollte man nämlich auch als gläubiger Mensch so tolerant sein und nichtgläubige Menschen akzeptieren. Wenn man in der Art und Weise seinen Glauben aufdrängen möchte, muss man mit harten Reaktionen rechnen.
Mulucki1989 hat geschrieben:Ich selbst würde nie so weit gehen, dass ich mich segnen lassen würde. Ich bin Atheist und respektiere es zwar, wenn andere eine andere Meinung beziehungsweise einen anderen Glauben haben, jedoch nicht wenn sie versuchen mir diesen aufzuzwingen.
Ich bin auch überzeugte Atheistin, aber gerade weil ich an den ganzen Hokuspokus nicht glaube kann mich jeder gerne segnen so lange er will. Jedenfalls solange er mich dabei nicht anfasst oder mir sonst irgendwie auf die Pelle rückt oder Bier für seine Segnung verwendet. Das finde ich genauso amüsant wie wenn der Papst verkündet, dass man als Atheist jetzt auch in den Himmel kommt, wenn man nett zu seinen Mitmenschen ist.
Wenn mich jemand anfassen würde, würde ich das wohl auch eher gelassen sehen, denn unerwünschter Körperkontakt ist in einer vollen U-Bahn ja eh nicht zu vermeiden. Aber wenn ich mich darüber aufregen würde dann eben, weil jemand sich mir gegenüber distanzlos verhalten hat und nicht, weil er mich gesegnet hat.
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