Wenn Eltern den Weihnachtsmann als Erziehungshilfe nutzen

vom 24.06.2013, 20:08 Uhr

Schon öfters hat man auch hier im Forum darüber diskutiert, wieso man Kindern die Geschichten vom Weihnachtsmann, Osterhasen oder Nikolaus auftischt. Doch momentan ist ein bestes Beispiel in meiner Familie aufgetreten, welches ich euch nicht vorenthalten möchte. Das Kind ist wirklich sehr komisch erzogen worden. Die Eltern A und B muss man dazu sagen sind zum ersten Mal Eltern geworden und lassen vieles durchgehen. Dabei kommen die seltsamsten Dinge heraus und das Kind ist mit ihren vier Jahren nun ja um es mal salopp zu sagen sehr verzogen. Sie glaubt an den Osterhasen, den Weihnachtsmann, Knecht-Ruprecht und dem Nikolaus. Ja selbst an Frau Holle, die für den Schnee verantwortlich ist, glaubt sie. Nun ja darüber lässt sich ohnehin streiten und ich persönlich halte von diesen Lügenstorys dem Kind Gegenüber gar nichts, aber jedem das seine.

Doch speziell die letzte Zeit nimmt dieses Geschichtenerzählen zu Weihnachten & Co auch erzieherische Maßnahmen an sich, die ich noch viel weniger begreifen kann. Als Beispiel Letztes Weihnachten. Das Kind hat sich zwei Wochen vorher so sehr auf Weihnachten gefreut, dass es hin und wieder ins Bett gepieselt hat, normalerweise kam das nie vor. Als Bestrafung hat man ihr erzählt, dass der Weihnachtsmann für Bettnässer keine Geschenke übrig hat und sie diese erst nächstes Jahr erhält. Alle Verwandten mussten ihre Geschenke also im Keller verstecken, weil das Kind unter dem Tannenbaum wirklich keine Geschenke bekam. Das Einzige was unter dem Weihnachtsbaum lag waren Windeln, um dem Kind die Aussage, dass der Weihnachtsmann keine Bettnässer belohnt noch mal einen Nachdruck zu verleihen.

Ich persönlich fand dieses Szenario so grauenhaft, denn es war einfach traurig mit anzusehen. Jetzt wird das Kind nahezu in allem erpresst, dass bald wieder Weihnachten ist und man nichts bekommen würde, wenn man sich falsch verhält und vieles mehr. Wie weit darf die Märchengeschichte vom Weihnachtsmann, der allen Kindern Geschenke verteilt eigentlich noch gehen? Als Erziehungshilfe ist dies doch wirklich nicht gedacht. Eltern A und B sind nicht einmal auf die Idee gekommen, dass auch andere Vorkommnisse für das Bett pieseln verantwortlich sein können, sondern tun dies mit Vorfreude vor Weihnachten erklären. Irgendwie finde ich, dass man damit derzeit alles schlimmer macht, weil seither das Kind wirklich eingeschüchtert ist! Wie denkt ihr über solche Methoden und wie soll man den Eltern mal ein wenig ins Gewissen reden?

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Grundsätzlich finde ich an den Geschichten über Weihnachtsmann, Osterhase oder auch Frau Holle, die man den Kindern im Vorschulalter erzählt, nichts Schlimmes. Auch kleine Denkanstöße finde ich nicht unbedingt sehr schlimm. Ich bekam als Kind zum Nikolaus auch mal nur Kohlen in die Stiefel, weil ich bockig und zickig war.

Aber irgendwo muss die Grenze des Vertretbaren gezogen werden und wenn ein Kind ins Bett macht, ist es absolut kontraproduktiv, wenn man damit droht, dass der Weihnachtsmann keine Geschenke mehr bringt. Ich denke, die Geschichten von Weihnachtsmann und Co. dürfen nicht überhand nehmen und vor allen Dingen das Kind nicht einschüchtern. Hast Du mit den Eltern mal gesprochen und ihnen gesagt, was du von der ganzen Aktion hältst?

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» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Danke Eselchen für deine Antwort. Wir wurden eine Woche vor Weihnachten alle kontaktiert, weil wir ja verwandt sind. Dort wurde gesagt, dass die Kleine nur von uns allen Windeln bekommen soll, die wir gemeinsam unter dem Weihnachtsbaum legen sollen. Die richtigen Geschenke gibt es dann irgendwann, wenn das Kind wieder „Stubenrein“ ist – so lautete die Aussage. Ich habe sofort unterbrochen und verneint, dass ich keinerlei Windeln mit dazu steuern werde, dass die Ursache für das Bettnässen auch anderswo gefunden werden kann. Zumal das Kind die Jahre davor solch ein Verhalten trotz Vorfreude auch nicht an den Tag gelegt hat.

Für Eltern A und B ist es einfach beschlossen, dass das Kind dies nur wegen der Vorfreude auf Weihnachten gemacht hat. Seither geht das ständig so, dass wenn sie mal ins Bett nässelt, noch nicht mal richtig pinkelt, dass direkt wieder die Windel rausgeholt wird usw. Wenn das alles nicht zieht, wird natürlich immer auch auf andere Märchen wie den Osterhasen & Co rumgeritten, je nachdem welche Jahreszeit gerade ist und welcher dieser ominösen Figuren da ihre Saison hat. Sie hören einfach nicht zu und glauben es komplett richtig zu machen.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Oh man, das klingt aber schon richtig übel. So wie ich gelesen habe, ist die Kleine ja auch erst vier Jahre alt. Da ist es doch nicht schlimm, wenn so ein kleines Mädchen - sei es aus Vorfreude oder Aufregung - doch noch mal ins Bettchen macht.

Bei meiner Tochter ging das letzte Mal mit sechs was in die Hose und das, obwohl sie eigentlich schon trocken war, seit sie drei war. Das passiert einfach in aufregenden oder neuen Situationen und man sollte da kein Drama draus machen und schon gar nicht mit irgendwelchen nicht greifbaren Fantasiefiguren drohen.

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» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde diese Methode der Eltern einfach nur grauenvoll. Auch wenn das Kind erst vier ist - es weiß schon ganz genau, was Scham ist. Und es leidet wie jeder andere auch darunter, so vor allen Leuten an den Pranger gestellt zu werden. Stellt Euch mal vor, vor einem Verwandtentreffen würde jemand eine Peinlichkeit über Euch allen erzählen - und absolut jeder der Verwandten würde auf dem Treffen darauf rum reiten. Wie würdet Ihr Euch dann fühlen?

Ich will nun zwar auch nicht übertreiben - aber genau solche Geschichten über solch grauenvolle Erziehungsmethoden findet man in den Lebensläufen von späteren Psychopathen, Amokläufern und Serienkillern. Den Eltern sollte mal vor Augen geführt werden, was sie ihrem Kind damit antun! Das Kind hat damit ein Trauma fürs gesamte Leben! Und es hat auch eine ganz tolle Erinnerung an Weihnachten! Wie soll es jemals Weihnachten wieder unbelastet erleben?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, dass jeder seine eigene Erziehungsmethode hat. Und zu dem denke ich, dass sich da immer jemand finden lässt, der es nicht toll findet, wie man seine Kinder erzieht. Aber das man das Kind so erzieht, wie die Eltern das in diesem Beitrag machen, kann ich definitiv nicht nachvollziehen und ist meiner Meinung nach nicht richtig. Natürlich kann man sich durchaus darüber streiten, wenn man dem Kind solche Märchengeschichten erzählt. Sodass ich sogar denke, dass einige Märchengeschichten nicht verkehrt sind und nicht unter die Kategorie Lügenstorys fallen, aber so etwas muss da doch schon ­jeder selber Entscheiden.

Ich finde es nicht richtig, wenn man ein kleines Kind an Weihnachten auf einen leeren Weihnachtsbaum schauen lässt. Natürlich kann es andere Ursachen haben, wenn ein kleines Kind ins Bett pieselt. Zu dem denke ich, dass so etwas durchaus passieren kann. Es kann natürlich die Aufregung gewesen sein, wenn das Kind kurz vor Weihnachten ins Bett pieselt, aber es können auch andere Ursachen schuld sein. Aber, dass man das Kind dann damit bestraft, dass man sagt, der Weihnachtsmann bringt keine Geschenke für Bettnässer finde ich schon ziemlich hart. Und dann am Ende das Kind tatsächlich so dastehen zu lassen, dass keine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen, sondern nur eine Packung Windeln ist meiner Meinung sicherlich nicht förderlich für das Kind. Ich denke nicht, dass sich mit der Methode das ins Bett pieseln beheben lässt.

Merkwürdig finde ich es auch, dass die ganzen Verwandten mitgemacht haben und auf den Rat der Eltern gehört haben und die ganzen Geschenke im Keller versteckt wurden sind. Irgendein Verwandter muss doch zumindest die Meinung zu dieser Sachlage geäußert haben und gesagt haben, dass das doch nicht richtig sein kann. Ich bin etwas verwundert darüber, dass anscheinend alle Verwandten dabei mitgemacht haben. Mir tut das Kind auf jeden Fall leid und ich bin der Meinung, dass das definitiv nicht die richtige Erziehungsmaßnahme für ein Kind ist, was ins Bett pieselt. Da gibt es sicherlich andere Erziehungsmaßnahmen, die man ergreifen kann, die einem Kind sicherlich auch besser helfen, anstatt tagtäglich mit dem Weihnachtsmann zu drohen.

Es ist sicherlich auch viel belastender für das Kind, wenn es ständig damit konfrontiert wird, dass es zu Weihnachten keine Geschenke gibt, wenn das Kind ins Bett macht oder, wenn man ständig damit droht, egal, was das Kind nun anstellt. Ich denke, dass der Weihnachtsmann bei Kindern eine schöne "Figur" sein soll, die Freude und Geschenke und desgleichen bringt. Aber durchaus sollte der Weihnachtsmann nicht dazu dienen, dass man ein Kind damit unter Druck setzt. So sehe ich es zumindest. Ich würde an deiner Stelle die Eltern einfach auf die Erziehungsmethode ansprechen und sagen, was sie damit anrichten und, wie du darüber denkst. Und vielleicht würde ich Ihnen an deiner Stelle dann auch noch erzählen, dass es auch andere Ursachen geben kann, dass die Kleine ins Bett pieselt und, wie man es anders handhaben kann, solange sie denn zu hören und auf das Gespräch drauf eingehen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde diese Erziehungsmethode abartig und äußerst demütigend und traumatisch für das Kind. Es wird in Zukunft Weihnachten immer mit diesem Trauma in Erinnerung bringen, dass alle es wegen des Bettnässens aufgezogen haben. Das Kind macht doch nicht absichtlich oder aus Trotz ins Bett! Selbst wenn keine Krankheit dahinter steckt, so kann es dieses Bedürfnis einfach nicht kontrollieren. Und mit diesem psychologischen Druck wird es bestimmt auch nicht besser gehen.

Ich denke, wenn ich das mitbekommen würde im Bekanntenkreis, dann würde ich diese Eltern wegen seelischer Grausamkeit anzeigen. Das hat nichts mehr mit einer liebevollen Erziehung zu tun, sondern spiegelt nur Grausamkeit und Demütigung wider. Wer weiß, wie die ihr Kind sonst noch behandeln? Denken die vielleicht auch mal daran, dass das Kind erst vier Jahre alt ist?

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du schreibst, das Kind wäre verzogen. Vermutlich haben das die Eltern auch erkannt und wissen sich nicht anders zu helfen, als übertriebene Strenge und eben auch unangebrachte Regeln anzuwenden. Aber man wird sie nicht davon abbringen können, auch wenn es bei manchen Dingen dem Kind eher schadet, als es einen Nutzen bringt.

Wobei den Weihnachtsmann und Co. nicht komplett als Erziehungshilfe verteufeln sollte. Ich selbst habe ihn dazu auch manchmal genutzt. Allerdings mussten dann auch Weihnachtsengel herhalten, die ja angeblich das ganze Jahr beobachten, ob die Kinder auch brav sind. Dabei wurden sie aber auch nicht überstrapaziert, sondern nur benannt, wenn die Damen absolut nicht zur Ruhe kommen wollten.

Ich denke, dass man dabei nichts verkehrt macht, wenn man gelegentlich diese Figuren in die Erziehung einfließen lässt. Es wird einem Kind mit Sicherheit nichts schaden, wenn sie mit dem Glauben an Weihnachtsmann, Osterhase und gar Frau Holle groß werden. Die Erkenntnis, dass man ihnen da nette Geschichten aufgetischt hat, wird irgendwann kommen. Aber bisher ist mir dabei auch kein Kind bekannt, was die Eltern wirklich der Lüge deswegen bezichtigt hat.

Wenn allerdings das Kind nun schon weiß, dass es in einem halben Jahr keine Weihnachtsgeschenke bekommen wird, dann wird der Erziehungseffekt nicht lange anhalten. Bei Kindern dauert es meist nicht lange, bis sie sich mit einer Tatsache abgefunden haben. Dann stört es eben nicht mehr, dass es so kommen wird und da können die Eltern drohen und ankündigen was sie wollen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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