Die meiste Lüge ist die Antwort auf 'Wie geht es dir'?

vom 21.06.2013, 13:17 Uhr

Heute habe ich eine interessante Aussage gehört. Im Radio wurde über Lügen gesprochen und dass m an ja doch viel lügt ohne es eigentlich auch bewusst zu machen und es wurde auch von einer Studie gesprochen, die besagt, dass die meisten Lügen auf die Frage "Wie geht es dir?" erfolgen. Kaum einer ist da wirklich ehrlich. Entweder sagt man einfach "gut", weil man einfach auch keine großen Nachfragen haben will oder man übertreibt maßlos, wie schlecht es einem doch geht. Aber eine ehrliche Antwort würde wohl sehr selten gegeben werden.

Könnt ihr das bestätigen? Sagt ihr immer auf die Frage, wie es euch geht, die Wahrheit oder lügt ihr da auch eher? Warum sagt ihr da oftmals nicht die Wahrheit? Was ist dabei, wenn man dabei die Wahrheit sagt?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Diese lustige "Umfrage" oder Aussage im Radio bzgl. der "Bewertung" von Antworten auf die Frage "Wie geht's?" unterstellt die Möglichkeit, hier eine Wahrheit zu definieren. Unterschlagen wird aber, dass hier allein der Kontext bestimmt, welche Antwort "die Wahrheit" ist. So muss man natürlich mit berücksichtigen, wer diese Frage stellt und was hinter der Frage steckt.

Wenn der Chef die Frage stellt, wird es vermutlich um ein Projekt bei der Arbeit handelt. Hier kann man auch dann mit "gut" antworten, wenn sich die Frau gerade scheiden lassen will, der Hund überfahren wurde und die Garage mit beiden Autos abgebrannt ist. Schließlich bezieht man die Frage auf die Arbeit und ein "gut" bedeutet trotz der Schwierigkeiten zu Hause keine Lüge.

Dann sollte nicht vergessen werden, dass ein "Wie geht's?" als Floskel gar nicht den Wunsch zum Ausdruck bringt, hier wirklich die Befindlichkeit des Gegenübers zu erfahren. So gesehen ist schon die Frage eine Lüge (zumindest ein Heucheln). Und kann man auf eine Lüge mit einer Lüge antworten?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Da unterstellt man dann aber auch, dass derjenige, der die Frage stellt, eine ehrliche Antwort haben möchte, und genau das bezweifle ich in vielen Fällen schon. Vor allem im englischsprachigen Raum wird "wie gehts dir?" ja oft einfach als Begrüßungsfloskel benutzt und da wäre es absolut unangebracht bis unhöflich, wenn man dann mit einer Geschichte von den aktuellen Zipperchen antworten würde. Danach wird ja eigentlich überhaupt nicht gefragt, weil "wie gehts dir" eher im Sinne von "schön dich zu sehen" verwendet wird.

Ich selber würde es auch als absolut daneben empfinden, wenn ich jemanden, der mich so eigentlich nur nett begrüßen wollte, mit irgendwelchen tiefgründigen Problemen zutexten würde. Das sind für mich höfliche Umgangsformen und keine Lügen. Und wenn ich mit jemandem über irgendwelche Probleme sprechen wollte würde ich mir dazu den richtigen Zeitpunkt aussuchen und nicht gleich am Anfang eines Gespräches mit der Tür ins Haus fallen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde, dass es auch eine Frage der Höflichkeit ist und man ja auch gar nicht anders kann als zu lügen. Möchte man denn wirklich hören, dass es einem schlecht geht? Ich denke nicht. Man stellt die Frage aus Höflichkeit und möchte auch aus Höflichkeit ein gut hören. Es ist schon eine lustige Sache, wenn man das mal bedenkt, aber so ist es eben. Auch Guten Morgen ist so eine Höflichkeitslüge. Wir können ja gar nicht immer einen Guten Morgen wünschen, wenn wir selber keinen haben oder es dem anderen vielleicht auch nicht gönnen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin jemand, der die Frage "Wie geht es dir?" nur stelle, wenn ich auch wissen will, wie es jemanden geht. Ansonsten sage ich höflich "Hallo" oder "guten Tag". Wenn ich nicht wissen will, wie es jemanden geht, dann lasse ich diese Frage weg. Und ich erwarte auch eigentlich, dass mir derjenige dann schon sagt ob es ihm nicht so gut geht. Ich habe es noch nicht als Höflichkeitsfloskel gesehen und ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich oft einfach "gut" sage, weil ich jeder Diskussion aus dem Weg gehen möchte, was meine Gesundheit betrifft. Es kommt eben auf die Person an, die mir gegenüber steht.

Dass in den englischsprachigen Räumen es als Höflichkeit gilt, muss ja nun nicht bedeuten, dass die Deutschen es unbedingt übernehmen müssen. Früher war es jedenfalls nicht so, dass es eine Begrüßung war, sondern eine ernst gemeinte Frage. Schade, dass alles aus den englisch sprachigen Räumen übernommen wird.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, antworte bei 9 von 10 Personen mit "gut". Das hat einen simplen Hintergrund, und zwar kommt auf die Antwort "schlecht" zu einhundert Prozent die zweite Frage "was hast du denn?" und wenn man es der fragenden Person nicht erklären will, heißt es, man vertraue ihr nicht, obwohl das nichts mit Vertrauen zutun hat. Ich erzähle nicht vielen Leuten von meinen Problemen. Damit sollte ich schon selbst klarkommen und möchte ungern jemand anderes mit einbeziehen. Außerdem ist mir damit auch selten geholfen. Wenn ich jemanden zum "Ausheulen" brauche, dann tue ich das freiwillig und mache den ersten Schritt. Ungern anders herum.

» Gamer » Beiträge: 432 » Talkpoints: 2,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es auch immer schwierig, diese Frage zu beantworten und so antworte ich in der Regel auch einfach mit "gut". Es kommt dabei aber sehr darauf an, wer mir diese Frage stellt. Wenn es sich um gute Freunde handelt, dann sage ich auch die Wahrheit, wenn es mir nicht so gut geht. Aber wenn z.B. Kunden bei der Arbeit mich das fragen, dann sage ich auch dann, dass es mir gut geht, wenn dies nicht der Fall ist. Dann möchte ich einfach nicht, dass weiter gefragt wird und dieses Thema zu lange bleibt und ich nicht weiß, wie viel ich sagen soll.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn man diese Floskel benutzt und fragt: „Wie geht es dir?“ will man nicht die ganze Krankengeschichte der befragten Person wissen. Sondern wirklich nur ein „gut“. Anders sieht es natürlich aus, wenn es sich um jemand handelt, wo man weiß, dass derjenige zur Zeit große Probleme hat oder sehr krank ist oder war.

Werde ich gefragt, wie es mir geht, antworte ich meistens gut. Warum sollte ich fremden Menschen auch erzählen, wenn es mir mal nicht gut geht? Meine Probleme gehen niemanden etwas an, vor allem nicht denjenigen, der mich nur begrüßen will. Als Lüge würde ich das aber nicht bezeichnen, denn die Frage ist nur so dahin gesagt und hat keine tiefere Bedeutung.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Für mich gibt es ja noch einen anderen Satz, bei dem so gut wie immer gelogen wird, nämlich wenn man den Haken bei „Ich habe die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gelesen und akzeptiere sie“ hinsetzt. Aber bei der Frage „Wie geht es dir?“ wird natürlich auch oft genug gelogen. Ich selbst mache das auch, vor allem bei Menschen, die ich nicht gut kenne beziehungsweise die ich nur selten sehe. Die wissen sowieso nicht viel von meinem Leben und wenn ich nun anfangen würde zu jammern, dass ich gerade mit meinem Freund Streit hätte zum Beispiel, dann müssten sie erst einmal hundert Fragen stellen, bis ich mal auf den Punkt kommen kann: Welcher Freund? Woher kommt er? Wie lange seid ihr schon zusammen? Und so weiter. Das macht ja irgendwie auch keinen Sinn.

Zumal die meisten, die die Frage stellen, sowieso nicht erwarten, dass man viel dazu erzählt beziehungsweise die meisten wollen wahrscheinlich auch gar nicht, dass man ihnen das Herz ausschüttet, also mache ich das nicht. Manchmal antwortet man auf die Frage vielleicht auch einfach mit einer Lüge, weil man den anderen nicht beunruhigen will. Beispielsweise würde ich bei meinen Großeltern nie sagen, dass es mir schlecht geht, weil sie sich sofort Sorgen um mich machen würden und dann vermutlich auch, wie oben schon erwähnt, eine Flut an Fragen kommen würde, die ich nicht beantworten möchte.

Es gibt also verschiedene Gründe, warum ich in den meisten Situationen nicht ehrlich auf die Frage antworte. Manchmal erübrigt es sich auch, denn wenn ich richtig genervt bin, dann sage ich zwar „gut“, aber man hört an meinem Tonfall, dass das nicht stimmt. Aber das kommt dann nur bei Leuten vor, denen ich nahe stehe, bei mehr oder weniger Fremden will ich nicht den Anschein erwecken, dass es mir schlecht geht oder ich genervt bin. Man sieht sich ja meistens sowieso nur kurz.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es kommt darauf an wer mir diese Frage stellt, wenn es ein guter Freund oder ein naher Angehöriger ist, so werde ich diese Frage auch möglichst wahrheitsgetreu beantworten. Wenn ich jedoch schon merke, dass jemand mir diese Frage im Prinzip nur beiläufig stellt und ihn die Antwort ohnehin nicht interessiert, dann werde ich mir nicht die Mühe machen und dieser Person die Sachen erzählen, die mich dieser Tage beschäftigen.

Allgemein hat sich die Frage Wie geht es dir als alltägliche Floskel eingeschlichen. Wenn man jemanden trifft und nicht weiß über was man sich mit dieser Person unterhalten soll, folgt relativ schnell diese Frage nach dem Wohlbefinden. Ob das wirklich sinnvoll ist sei dahingestellt. Ich muss auch gestehen, dass ich selbst oft Menschen diese Frage stelle, obwohl mich die Antwort nicht interessiert, beziehungsweise ich die Antwort schon kenne.

Manche Menschen haben die Eigenschaft ohnehin über alles nur zu meckern und alles zu dramatisieren, oft glaube ich aber, dass dies nicht unbedingt in Absicht einer Lüge geschieht, sondern , dass die Menschen es wirklich so wahrnehmen wie sie es erzählen. Vielleicht sind sie einfach nicht so robust oder sind eben leichter zu strapazieren.

Wie viele andere konnte ich mich aber auch schon ab und zu dabei ertappen, wie ich selbst über- oder auch untertrieben habe. Man erzählt nicht immer wahrheitsgemäß wie schlecht oder gut es einem geht, sondern ab und an handelt man eben auch auf den eigenen Nutzen orientiert. Manchmal kann zum Beispiel jammern beim Arbeitgeber, in einem gesunden Maße auch positive Aspekte haben.

Auf diese Weise bekommen viele Leute mal einen Tag frei oder können es sich erlauben etwas speziellere Wünsche zu stellen. Aber da gibt es wahrscheinlich auch andere Beispiele, die jedem geläufig sind.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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