Chef privat duzen und im Büro siezen?
Ich mache mir momentan ziemlich viele Gedanken zum Thema „duzen oder siezen“ und würde gerne ein paar Meinungen zu diesem Thema hören.
Derzeit bin ich noch in einer größeren Firma beschäftigt, in der ich aber durch einen konzernweiten Sparkurs auf längere Sicht keine Weiterentwicklungs-Möglichkeiten habe. Vor ein paar Tagen habe ich auf einem Vereinsabend mit meiner Freundin darüber gesprochen, dass ich mich aktiv nach einer neuen Stelle umsehen möchte. Ein Vereinskamerad, den ich seit etwa vier Jahren kenne, hat mir gesagt, dass seine Firma gerade jemanden sucht und die Stelle zu mir passen könnte. Wir haben gleich für den nächsten Tag ein Vorstellungsgespräch vereinbart. Man sollte dazu sagen, dass sich in unserem Verein alle duzen.
Mein Vereinskamerad ist Geschäftsführer in dieser Firma und hat mich während des kompletten Vorstellungsgesprächs und auch während des Rundgangs durch die Firma geduzt. Den anderen Angestellten hat er mich vorgestellt mit den Worten: „Das ist die Frau XY, sie bewirbt sich auf unsere freie Stelle.“ Im Smalltalk mit diesen Mitarbeitern hat er mich auch weiterhin geduzt. Nun habe ich natürlich mitbekommen, dass er seine Angestellten alle siezt.
Die freie Stelle könnte ich bekommen. Da mich das Aufgabengebiet und die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten sehr reizen, werde ich wohl annehmen. Allerdings mache ich mir Gedanken, wie es im Büro dann weiter laufen könnte mit dem duzen oder siezen.
Wenn wir uns weiter wie gewohnt duzen habe ich Bedenken, wie es bei den Kollegen ankommt. Sollte man das von Anfang an erklären, dass wir uns privat kennen und von daher duzen? Oder sollte ich meinen Vereinskameraden bitten, dass wir uns beruflich siezen und am Abend im Verein duzen? Irgendwie finde ich beide Varianten nicht so ganz glücklich. Ich möchte aber gerne vermeiden, dass ich dadurch aus dem Kollegenkreis ausgeschlossen werden könnte, so nach dem Motto: „Vorsicht, die ist mit dem Chef befreundet!“ Wenn es nicht durch die Duzerei während des Rundgangs ohnehin schon zu spät ist.
Wie würdet Ihr diese Klippe am elegantesten umschiffen?
Ehrlich gesagt sehe ich hier keine "Klippe". Natürlich ist es potentiell möglich, dass neidische Kollegen sagen, dass du den Job nur bekommen hast, weil du den Chef (hier sogar den Geschäftsführer) gut kennst. Aber das sollte nicht den massiven Einfluss auf deine Arbeit oder deine Entscheidung haben. Denn wer dir innerhalb der Firma etwas neidet, wird immer was finden.
Ich fände es eher "komisch", wenn jemand den Vorschlag machen würde, sich plötzlich wieder zu siezen - nur um die Form zu wahren. Daher würde ich das Ganze so belassen, wie es eben ist. Es ist auch selbstverständlich, dass andere Angestellte den Geschäftsführer siezen. Solange er ihnen nicht das Du anbietet. Eine Kluft würde ich darin nicht sehen wollen.
Außerdem verstehe ich nicht, wie oft du dann im beruflichen Leben mit dem Geschäftsführer zu tun haben wirst. Ich denke, dass hier auch bezogen auf die Aufgaben eine klare Trennung vorhanden ist und du eben eher mit Kollegen zusammenarbeiten müssen wirst. Es wird also schon allein die Gelegenheit fehlen, den Geschäftsführer oft vor versammelte Mannschaft mit dem "Du" anzusprechen. Daher solltest du dem ganzen entspannt gegenüber stehen und die Sache nehmen wie sie kommt.
Ich denke, dass es dem Chef obliegen sollte, welche Anrede gewählt wird und man daher auch bei dem Du bleiben sollte und nicht auf das professionelle Sie zurückgreifen sollte. Sicherlich ist das am Anfang vielleicht nicht so leicht vor den neuen Kollegen, aber der Zug ist mit der Vorstellung ja schon abgefahren. Immerhin hat er dich ja vor allen schon mit Du angesprochen und dich nicht gesiezt und da wissen die ja nun auch schon, dass du ihn kennst. Ich würde an deiner Stelle einfach ganz normal starten und wenn dann Fragen kommen antworten. Man muss sich immer durch eigene Leistung beweisen und wenn jemand lästern muss, dann musst du drüber stehen.
Ich selbst habe schon schlechte Erfahrungen mit dem Siezen und Duzen gemacht. Du sagtest zwar, dass du aus einer großen Firma kommst, jedoch kam es nicht wirklich zum Vorschein, ob dein neuer Arbeitgeber ebenfalls ein ebenso großes Unternehmen ist oder ob es sich dabei eher um ein kleineres Unternehmen handelt.
An sich macht es den Eindruck als wäre es ein eher etwas kleineres Unternehmen, aufgrund der Tatsache, dass du über die Beziehung zu deinem Freund recht schnell in das Unternehmen gekommen bist. Aber in der Hinsicht will ich gar nicht groß mutmaßen. In einem kleinen Unternehmen kann es auch gut sein, dass dein Freund sich auch von anderen Duzen lässt. Vielleicht sollte das nur nicht direkt vor einer neuen Kollegin direkt so rüberkommen.
Aus meiner Sicht solltest du das im Vornherein mit dem Chef persönlich klären, oder einfach mit dem Siezen anfangen, denn da fällt es wahrscheinlich leichter sich gegenseitig darauf hinzuweisen, dass das Duzen in Ordnung ist. Wenn man jedoch direkt mit dem Duzen anfängt, ist es sehr unangenehm darauf hingewiesen zu werden, dass man sich das Du verkneifen sollte.
Ich denke Mitarbeiter sind in der Regel nicht dumm, von daher werden sie ohnehin merken, dass du den Chef kennst und anfänglich vielleicht ein wenig vorsichtig sein. Aber ich denke wenn man selbst den anderen keinen Grund gibt auch für die Zukunft vorsichtig zu sein und von der Art gut mit Kollegen auskommt wird diesen relativ schnell egal sein, ob man den Chef duzt oder nicht.
Ich persönlich habe nur einmal den Fehler gemacht jemandem direkt das Du anzubieten und wurde dafür harsch abgewiesen. Ich halte es auch mti Kollegen, die ich privat kenne so, dass ich diese auf Arbeit Sieze und trotzdem mit dem Nachnamen anspreche. Also beispielsweise Hr. Müller kannst du bitte kurz kommen.
Das klingt zwar auch gewöhnungsbedürftig war aber meiner Ansicht nach immer eine relativ angenehme Lösung. Wie auch immer klär es am besten vorher wenn du gut mit dem Chef auskommst, dann hast du wenn es erst einmal so weit ist Ruhe.
Ich finde, dass du dir in dieser Angelegenheit nicht allzu große Gedanken machen solltest. In einer Firma wird in diesem Fall wohl immer auf der persönlichen Ebene und nach der eigenen Erfahrung entschieden wann und wen man genau duzt oder siezt. Meiner Erfahrung nach solltest du am Anfang klären, dass ihr euch schon länger kennt, dass verhindert von Anfang an Missverständnisse und ich bin der Überzeugung, dass dieses „Sie ist mit dem Chef befreundet, Vorsicht!“ nicht der Fall sein wird.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich der Chef und einer seiner Mitarbeiter auch privat kennen oder treffen und ich glaube nicht, dass es in diesem Fall so auffallend ist wie es dir vielleicht vorkommt. Außerdem hat sich dieser Umstand meiner Meinung nach eigentlich schon geklärt, da dich dein Chef vor anderen Mitarbeitern mit „Du“ angeredet hat. Ihnen wird also schon bekannt sein, dass du und dein Chef euch schon länger bzw. auch privat kennt. Also solltest du dir über dieses Thema nicht mehr allzu große Sorgen machen.
Erstmal danke für die guten Rückmeldungen, die mich doch einigermaßen beruhigt haben. Wahrscheinlich mache ich mir wirklich zu viele Gedanken darum. Es handelt sich bei der neuen Firma tatsächlich um ein eher überschaubares Unternehmen, in dem sich jeder zwangsläufig über kurz oder lang über den Weg läuft. Mir ist eben nur aufgefallen, dass mein Vereinskamerad auch die langjährigen Mitarbeiter durchwegs siezt und lediglich mit dem zweiten Geschäftsführer per Du ist.
Ich werde mit ihm sehr häufig geschäftlich zu tun haben, da wir an gemeinsamen Projekten arbeiten werden, an denen auch mehrere der anderen Kollegen beteiligt sind. Inzwischen denke ich aber auch, dass er durch sein Duzen vor den Kollegen schon das Signal gesetzt hat, dass wir das auch weiterhin so beibehalten werden. Soweit kenne ich ihn, dass er das andernfalls elegant umgangen hätte, mich direkt anzusprechen.
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