Passwörter im realen Leben können Kinder retten?

vom 18.06.2013, 13:53 Uhr

Ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass meistens die Menschen, die Kinder missbrauchen ja aus dem eigenen Umfeld der Kinder kommen. Die Kinder haben also oft Vertrauen zu dieser Person. Es muss wohl vor einiger Zeit hier passiert sein, dass ein Kind von einem Bekannten der Familie von der Schule abgeholt wurde und der Mann zu dem Kind gesagt hat, dass die Mutter nicht kommen kann, weil ihr was dazwischen gekommen ist. Das Kind fragte den Mann nach einem Passwort. Der Mann war so verwirrt und druckste rum. Die Gelegenheit hat das Kind genutzt und ist in die Schule zurück gelaufen. Denn die Mutter hat mit dem Kind ein Passwort ausgemacht, welches es erfragen soll, wenn sie wirklich mal verhindert ist, was in ihrem Beruf schon mal vorkommen kann.

Deswegen hat die Polizei wohl geraten, dass man mit den Kindern so ein Passwort aus macht und das kann auch im realen Leben dann Leben retten. Da die Kinder durch das Computerzeitalter mit Passwörtern aufwachsen ist es ein Spiel für sie. Was haltet ihr von dieser Maßnahme mit den Kindern ein Passwort auszumachen? Denkt ihr, dass es sinnvoll ist? Macht ihr das bei euren Kindern schon so?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das höre ich gerade wirklich zum ersten mal und musste im ersten Moment auch etwas schmunzeln. Nicht über die Passwort-Geschichte im Allgemeinen, sondern über die schnelle Vorgehensweise des Kindes. Doch, ob dies wirklich sinnvoll ist, wage ich langfristig einfach zu bezweifeln. Mir haben sie als Kind immer gesagt, wenn Dir jemand sagt, dass Mama verhindert ist usw. ist das völlig egal „Du darfst nicht mit gehen“. Dies galt auch für meine Familienangehörige. Es galt wirklich für jeden. Wenn Mama irgendetwas passiert ist, dann wirst du es erfahren, aber gehe niemals mit jemanden mit! So lauteten die Worte, die ich erhalten habe und bis heute habe ich sie auch einwandfrei umsetzen können.

Das Passwort-Dingen ist an sich ja gar keine schlechte Idee, aber nicht jeder „Entführer oder Bekannte“ geht langfristig so nett mit Kindern um, sodass man nach einem Passwort fragen könnte. Wer sich etwas mit Gewalt holen will, der schafft es somit auch in Zukunft, denn davor kann man Kinder kaum schützen. Doch die Passwort-Geschichte ist im Familien- und Bekanntenkreis sicher eine sehr simple und gute Idee, sodass dieses Kind sofort versteht „ Ey warte mal, der kennt das PW nicht und somit ist Alarmstufe 3 angesagt“. Ich verstehe den Sinn dahinter und finde ihn an sich sehr gut. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass gerade Kinder gerne mal etwas vergessen und somit im Ernstfall auch das Nachfragen nach diesem Passwort.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meiner Meinung nach ist das wirklich schwachsinnig und echt alberner "Kinderkram", der es ja auch wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solches Passwort im realen Leben irgendetwas bewirken soll/kann. Hier, wo ich wohne, ist es zu 90% eh der Fall, dass die Kinder entweder mit dem Bus in ihr Dörfchen fahren, oder mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Grade bei Grundschulen ist es bei uns in der Stadt eher so, dass diese immer nahegelegen sind und die Kinder so auch zu Fuß keinen besonders langen Weg vor sich hätten - Hier könnten Kinder auch alleine oder in Gruppen nach Hause gehen, wenn mehrere den gleichen Weg haben.

Auch sind Kinder in dem Alter einfach sehr redselig und können doch eh nichts für sich behalten - Hier sehe ich dann noch eine größere Gefahr, dass dieses "geheime" Passwort bald jeder weiß und dieses so wiederum von jedem missbraucht werden könnte. Man sagt den Kindern einfach, dass diese mit niemandem nach Hause zu gehen/fahren haben, und dann hat sich die Sache. Im Zweifelsfall, falls doch mal etwas wichtiges dazwischen kommen sollte, hat inzwischen auch so gut wie jeder Grundschüler ein Mobiltelefon in der Tasche, und wenn es nur das alte Handy von der Mama für Notfälle ist. Hier kann man sich dann auch kurzerhand kurzschließen.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Du hast mich ein wenig in eine Zwickmühle manövriert. An sich finde ich so ein Passwort gar nicht schlecht. Auf jeden Fall besser als meinem Kind beizubringen, dass es jedem Familienmitglied misstrauen soll. Das ist ja total grausam. Es ist schlimm genug, dass man es als Mutter tun sollte. Daher finde ich die Idee mit dem Passwort gar nicht schlecht. So kann man es weniger drastisch erklären. Einfach nur, dass es ein Passwort gibt, aber nicht als Grund nennen müssen, dass ich glaube, dass mein eigener Bruder mein Kind verschleppen könnte.

Das Problem ist aber, dass, wenn man es nicht superdrastisch erklärt, das Passwort nicht wirkt. Denn wenn da der Onkel zur Schule kommt und dann einfach sagt, dass die Mama das mit dem Passwort vergessen hat, dann würde das Kind das einfach glauben und einsteigen.

Domono hat geschrieben:Hier, wo ich wohne, ist es zu 90% eh der Fall, dass die Kinder entweder mit dem Bus in ihr Dörfchen fahren, oder mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Grade bei Grundschulen ist es bei uns in der Stadt eher so, dass diese immer nahegelegen sind und die Kinder so auch zu Fuß keinen besonders langen Weg vor sich hätten

Nur, weil das bei dir so ist, heißt es ja nicht, dass es gar keine Kinder gibt, die von ihren Müttern von der Schule abgeholt werden. Es gibt immer weniger Schulen und die Wege werden immer länger. Und selbst wenn sie mit dem Bus fahren, kann man sich doch trotzdem da hinstellen und behaupten, die Mutter schickt einen. Von daher ist es kein Kinderkram sich darüber Gedanken zu machen, wie man sein Kind schützt. Außerdem wird ein Kind vom "Fleck weg" entführt, dafür braucht es keinen langen Weg. Und andere Kinder sind auch kein Schutz. Alles schon vorgekommen.

Also ich würde meinem Kind beibringen, dass es zu Fremden niemals ins Auto steigen darf. Aber meinen Familienmitgliedern würde ich vertrauen. Es sei denn, ich habe einen bestimmten in Verdacht. Aber dann hat mein Kind eh keinen Kontakt zu ihm und somit gehört er zu den Fremden. Ich würde vielleicht ein Passwort einführen für Väter von Klassenkameraden. Die sind nicht fremd, aber auch keine Familienmitglieder. Und dann finde ich es durchaus sinnvoll und ich glaube, ja, es könnte Leben retten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Zunächst halte ich das geschilderte Beispiel ja letztlich für wenig realistisch. Denn die Vertrauensperson wird kaum was daran setzen, sich hier bloß zu stellen. Denn so eine Lüge von einer Person aus dem direkten Umfeld ist nicht haltbar und würde alles, was die Person sich "aufgebaut" hat, zerstören. Realistische ist ja hier eher, dass eine eher unbekannte Person versucht, das Kind zu sich zu locken. Und bei einer wirklich nahe stehenden und beliebten Person wird das Grundschulkind wohl auch aus Freude eher nicht nach einem Passwort fragen.

Aber unabhängig davon, sollte man definieren, was man hier unter "Kind" versteht. Ein Grundschulkind kann noch so sehr sein "Passwort" wissen - es wird einem Erwachsenen dennoch gelingen, das Kind genügend einzuschüchtern, dass es im Zweifel doch mit gehen würde. Wenn es hier jemand wirklich extrem darauf ankommen lässt, dürfte das Kind immer das Nachsehen haben.

Unpraktisch ist die Sache auch dann, wenn die Mutter (oder der Vater) aus einem echten Notfall heraus verhindert sind und tatsächlich jemanden zum Abholen schicken müssen - in einem Notfall denkt kaum jemand an solche Nebenabsprachen. Es ist einfach vom Ablauf zu "Ideal" gedacht, wenn hier in so einer "Sondersituation" noch das Passwort ausgetauscht werden soll.

MissMarple hat geschrieben:Da die Kinder durch das Computerzeitalter mit Passwörtern aufwachsen

Da dann noch mal die Frage, was unter "Kinder" in dem Fall zu verstehen ist. Ich denke, Jugendliche werden weder begeistert sein, noch werden diese in aller Regel klassisch abgeholt. Aber vielleicht ist das bei deinen Kindern ja im Moment anders.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Leider sind es immer wieder Personen, die einem Kind sehr nahe stehen, die dieses dann plötzlich missbrauchen, beispielsweise der Onkel. Ein Kind im Grundschulalter wird diesem sicherlich vertrauen, egal ob er nun das Passwort weiß, oder nicht. Es wird ihm glauben, wenn er sagt, dass er das Passwort vergessen hat, es aber trotzdem in Ordnung sei. Außerdem kann sich ein Kind gar nicht vorstellen, dass ein Mensch, den es gut kennt, ihm plötzlich etwas antun könnte.

Es zeugt außerdem von grundsätzlichem Misstrauen der Eltern gegenüber den Personen, die möglicherweise ihr Kind abholen, wenn so ein Passwort vereinbart wird. Aber wenn ich jemandem nicht vertrauen kann, sorge ich doch lieber dafür, dass ich mein Kind selbst abholen kann. Ich würde meinem Kind lieber klar sagen, mit wem es mitgehen darf und mit wem nicht. Opa, Onkel ja, irgendein Bekannter auf keinen Fall.

In der Grundschule, zumindest in der 1. und 2. Klasse, wäre es auch irgendwo wünschenswert, dass die Lehrer noch ein Auge drauf haben und darauf achten, dass ein Kind nicht von einer unbekannten Person mitgenommen wird, wenn es sonst immer von der Mutter abgeholt wird und diese nicht gesagt hat, dass an diesem Tag jemand anders kommt. Dass es so wohl an kaum einer Schule gemacht wird, ist mir klar, aber das finde ich schade.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Die Idee mit dem Passwort finde ich gut, aber die gibt es eigentlich schon länger und ist keinesfalls etwas komplett neues. Das das ganze von der Computertechnik inspiriert wird kann schon gut sein, aber alleine davon kommt es sicherlich nicht. In dem Fall hat es ja scheinbar wunderbar funktioniert und eine eventuelles Verbrechen konnte verhindert werden. Leider handelt nicht jedes Kind so und lässt alle Lockmittel an sich abprallen. So gut die Idee auch ist, wird sie sicherlich nicht in jedem Fall funktionieren, aber schön wäre es.

Mit diesen Passwörtern kann man sicher in Zukunft noch mehr solcher Taten verhindern, wenn auch nicht alle. Hier kommt es ja auch völlig auf den Fall an, denn in gewissen Fällen lauert man den Kindern in abgelegenen Ecken auf und da nützt einem dieses Passwort nur bedingt etwas, wenn der Täter handgreiflich wird und das Kind direkt knebelt und festhält. Man kann diesen Fall also nicht verallgemeinern und das Schema überall anwenden.

Es gibt noch einen weiteren Punkt, der mich nachdenklich macht. Man hört ja oft, dass der Täter aus dem engen Bekanntenkreis oder sogar der einen Familie kommt. Ich glaube nicht, dass hier jedes Kind Alarm schlägt, wenn der Onkel oder die Tante kommt und das Kind abholen möchte. Als Kind vertraut man ja in diesem Moment dem Menschen, weil man ihn sehr gut kennt und somit keinen Anlass hat das Passwort zu verlangen.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Bei mir scheitert die Vorstellung der realistischen Situation schon an ganz anderen Bereichen. Vielleicht habe ich aber auch einiges falsch verstanden. Wenn ich es aber richtig verstanden habe, soll man sich mit dem Kind ein Passwort ausmachen. Wenn dann die Mutter das Kind nicht abholen kommen kann, warum auch immer, kommt eben eine andere Person die man dann eben auch mit dem Passwort vertraut machen muss.

So, hier ist bereits meine erste Unklarheit. Bitte wer lässt sein Kind von einem für das Kind komplett fremden Person abholen? Also wenn ich verhindert bin meinen Sohn vom Kindergarten abzuholen, dann werde ich sicher keine Person zu ihm hinschicken, die er nicht kennt. Da würde er dann selbst mit Passwort nicht mitgehen. Also von daher halte ich das für sehr unrealistisch.

Nun, dann gab es noch die These, dass eben ein Verwandter / Bekannter das Kind holt. Das Kind soll nur dann mitgehen, wenn es das Passwort hört, aber warum soll man hier ein Passwort vereinbaren, wenn das Kind die Person doch kennt? Verstehe ich nicht, wenn ich ehrlich bin. Und ja, in der Realität passiert Missbrauch oft innerhalb der Familie / Bekanntenkreis. Aber ich weiß ja selbst mit Passwort nicht, wer hier der Bösewicht ist. Und meinen Sohn vertraue ich sowieso nur Personen an, denen ich vertraue und somit würde ich dieser Person dann wohl auch bedenkenlos das Passwort sagen, womit das Kind ja wieder nicht vor Missbrauch beschützt ist.

Also insgesamt, sorry, vielleicht ist es auch einfach zu heiß, aber ich verstehe den Thread glaube ich nicht. :think:

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ein Kind dann wirklich erst das Passwort abfragt, wenn es eine bekannte Person abholt. Bei uns ist es so geregelt, dass nur ich die Kinder im Hort abhole. Das steht dort in den Akten der Kinder drin. Das wissen auch meine Töchter und wenn andere Personen damit beauftragt sind, dann haben sie einen schriftlichen Nachweis dabei.

Ist das nicht der Fall, so werde ich angerufen, um das Einverständnis zu bekommen. Bei uns werden die Kinder, die weiter weg wohnen, zum großen Teil von Fahrdiensten transportiert. Nur ein kleiner Teil fährt mit dem Bus, der etwas entfernt von der Schule hält. Allerdings wissen alle Kinder der Schule, dass sie auf dem Weg zur Bushaltestelle mehrere Möglichkeiten haben, wo sie im Ernstfall Hilfe bekommen.

Und das hilft Kindern aus meiner Sicht wesentlich mehr, als ein Passwort. Durch eine Tür ist man schneller verschwunden, als wenn man sich auf ein Gespräch einlassen würde. Zumal dort dann auch Erwachsene sind, die wesentlich souveräner in solchen Situationen reagieren werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde es ein bisschen pathetisch, einem solchen Passwort schon lebensrettende Funktion zuzuschreiben. Außerdem frage ich mich, welchen Sinn dieses System überhaupt hat und auch, ob das Kind bei dieser Sache überhaupt wie gewünscht mitspielt. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass nicht irgendeine fremde Person das Kind abholt. Wenn man diese Übereinkunft mit dem Kind getroffen und ihm beigebracht hat, nicht mit fremden Personen mitzugehen, ist ein solches Passwort zumindest für fremde Personen nicht notwendig.

Wenn es aber um Bekannte geht, frage ich mich, warum da überhaupt ein Passwort notwendig sein sollte. Wenn man den Menschen nicht vertraut, frage ich mich, warum man überhaupt eine Bekanntschaft mit ihnen unterhält. Natürlich kann sich auch ein Bekannter, zu dem man bislang viel Vertrauen hatte, als pädophil herausstellen. Dagegen hilft dann aber auch kein Passwort.

Bei jüngeren Kindern würde ich zudem auch davon ausgehen, dass diese sich gerne mal verplappern. Außerdem werden viele Kinder sicher auch einknicken und dennoch mitgehen, wenn die Geschichte des Erwachsenen nur plausibel genug klingt. Ich denke, dass man sich ganz schön etwas vormacht, wenn man sich durch ein Passwort in Sicherheit wiegt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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