Ohne Taschengeld aufwachsen - hat es euch geschadet?
Bis zu einem gewissen Alter habe ich kein Taschengeld bekommen. Es hat nicht geschadet. Dann habe ich einen kleinen Teil bekommen. Dies war wesentlich weniger als heutzutage. Somit hätte es auch nicht geschadet, wenn ich dieses Taschengeld auch nicht bekommen hätte. Taschengeld ist auch nicht alles. Ich sehe dies an meinen Schwager, der nun nächstes Wochenende 14 Jahre alt wird. Er hat wohl viel Geld (durch Geburtstage, Weihnachten und durch die Oma ), aber im Grunde ist er dadurch nicht wesentlich glücklicher. Er kann sich wohl eher etwas leisten, als ich damals. Aber er hat es auch schwer, denn ich konnte mich damals auch ohne Verwendung von Taschengeld amüsieren oder etwas spielen.
Ich bin ohne Taschengeld aufgewachsen und kann nur sagen das es mir gewiss nicht geschadet hat. Ich habe alles Wichtige als Kind bekommen und musste selten auf irgendwelche Dinge verzichten. Sicherlich wäre es von Vorteil gewesen auch schon früh zu lernen mit Geld umzugehen, aber einen wirklichen Nachteil habe ich durch den Verzicht auf Taschengeld auch nicht erlitten.
Ich denke man muss nicht unbedingt Taschengeld erhalten um den richtigen Geldumgang zu lernen. Es ist doch immer eine Frage der Einstellung die man vertritt, denn schließlich kann man sich recht schnell an viele Dinge gewöhnen, also auch ans Sparen.
Ich habe nie Taschengeld bekommen und ich kann nicht behaupten, dass es mir geschadet hat. Ich habe manchmal Geld von Verwandten bekommen zu Weihnachten oder an Geburtstagen welches ich dann behalten durfte. Dieses Geld habe ich dann meist zur Seite gelegt und es angespart. Das hatte dann zur Folge, dass ich bis zu meinem 18. Lebensjahr fast 2000€ angespart hatte. Das Geld habe ich aber nicht für Unsinniges ausgegeben, ich habe damit meinen Auszug und die damaligen Studiengebühren finanziert. Das nenne ich eine gelungene Investition, weil ich viel mehr davon habe als wenn ich es damals für irgendwelche bescheuerten Spiele oder Süßigkeiten ausgeben hätte.
Meine Eltern haben es mir an nichts fehlen lassen, auch wenn sie mir nicht alles erlaubt haben. In Bezug auf Essen und Kleidung habe ich alles bekommen, was ich wollte und auch Schulsachen hatte ich immer alle, die ich brauchte. Ich habe es nie als notwendig erachtet, mir von dem Geld irgendwelche Stifte oder Blöcke zu kaufen. Ich bin auch eher praktisch orientiert. Ich finde es unsinnig, Geld für beispielsweise eine CD oder eine Zeitschrift auszugeben. CDs sind meiner Meinung nach nicht besonders langlebig, egal wie vorsichtig und gepflegt man mit ihnen umgeht. Man hört einige Male in eine CD rein und kann die Musik irgendwann nicht mehr hören. Eine Zeitschrift liest man einmal und dann ist sie auch uninteressant und langweilig. Ich fand es schon als Kind eine Verschwendung, Geld für derartige Dinge auszugeben. Man kann ja auch Radio hören, so ist es ja nicht und das Internet ist auch noch da.
Meine Nichte ist in dem Sinne etwas naiv. Sie ist 15 und hat zu ihrem Geburtstag über 90€ geschenkt bekommen. Anstatt das Geld sinnvoll anzulegen, hat sie es ausschließlich für Süßigkeiten ausgegeben und diese innerhalb von einer Woche ganz alleine verputzt ohne sie mit irgendjemanden auch nur ansatzweise zu teilen. Das ist in meinen Augen eine absolute Geldverschwendung, weil ich ihre Eltern kenne und weiß, dass sie ihr gerade in Bezug auf Nahrung und Lebensmittel keinen Wunsch abschlagen würden.
Ob man mit Geld umgehen kann oder nicht, hängt in meinen Augen eher davon ab, wie die Persönlichkeit und der Charakter eines Menschen geschaffen sind. Meine Schwester und ich beispielsweise haben dieselbe Art von Erziehung genossen. Meine Eltern sind beide sehr sparsam, was man ja auch sein muss, wenn man einen Kredit für ein Haus aufgenommen hat. Häuser sind in der Unterhaltung nicht gerade billig, wenn man das mit einer Mietwohnung vergleicht.
Trotz gleicher Erziehung ist meine Schwester in meinen Augen um einiges kopfloser, leichtsinniger und impulsiver in finanziellen Angelenheiten als ich. Wenn sie etwas haben will, dann kauft sie es sofort, egal wie teuer es ist und ohne sich überhaupt zu fragen, ob sie das Geld in naher Zukunft vielleicht für andere Sachen gebrauchen könnte, die möglicherweise viel notwendiger wären. Ich kann oft nur den Kopf schütteln, wenn ich sie bei irgendwelchen Finanzen beobachte, aber einmischen tue ich mich nicht, sie ist schließlich groß genug.
Ich hatte als kleines Kind so gut wie gar nichts an Taschengeld bekommen und später als Jugendlicher überhaupt nichts mehr und es hat mich überhaupt nicht gestört. Als Kind kannte ich es nicht anders, auch meine Spielkameraden hatten so gut wie gar nichts an Taschengeld. Das war damals so, unsere Eltern verdienten nur sehr wenig und zu kaufen gab es in der ehemaligen DDR sowieso nicht viel. Spielzeug war schon recht teuer so dass es keinerlei Sinn machte darauf zu sparen und Süßigkeiten wurden auch einzeln beim Krämer verkauft. Dafür reichte auch das wenige Taschengeld aus und wenn es alle war dann konnte man losziehen und ein paar Flaschen und Altpapier sammeln um sich etwas Kleingeld zu verdienen. Auch blühte unter den Kindern der Tauschhandel, so wie es bei den Erwachsenen üblich war. Irgendetwas konnte man immer eintauschen um ein anderes Objekt der Begierde zu erhalten. Bargeld gab es aber dabei kaum, mal von ein paar Pfennigen abgesehen.
Später als Vierzehnjähriger fing ich an zu rauchen und meine Eltern bekamen es sofort mit. Als Konsequenz wurde mir sofort das Taschengeld mit der Begründung gestrichen dass sie mein Laster nicht auch noch finanzieren wollten. Das hatte ich auch ohne murren akzeptiert weil ich es sogar nachvollziehen konnte. Aber Geld hatte ich trotzdem immer genügend, sogar viel mehr als vorher weil ich gezwungen war mich nach ein paar Zusatzgeschäften umzusehen. Von meinen Großeltern bekam ich auch regelmäßig etwas Taschengeld, aber das waren vielleicht fünf Mark im Monat. Sie hatten eben auch nichts.
Meine Ausgaben für Disco, leere Kassetten oder Extras am Fahrrad finanzierte ich mit kleinen Tauschgeschäften. Ich tauschte altes Spielzeug was ich hatte ein oder ich sah mich auch regelmäßig bei den Sperrmüllsammlungen um. Damals warf man noch viel weg was unter heutigen Gesichtspunkten wertvoll ist und auch damals schon für ein paar Mark für den Wiederverkauf taugte. Ebay gab es ja noch nicht so dass man sich selber kümmern musste. Am meisten Umsatz machte ich aber mit dem Verkauf von Fußballaufnähern. Damals war es in sich eine Fanjacke vom liebsten Sportverein zu machen und darauf gehörten nun einmal die Aufnäher der Oberliga. Privatleute konnten die bei den Klubs direkt bestellen. Sie kosteten zwischen 50 Pfennig und einer Mark pro Stück und mit viel Glück konnten sie je nach Seltenheit bis zu zehn Mark verkauft werden. Leider gab es nie mehr als ein paar Stück auf einmal zum Kaufen, aber für meine Bedürfnisse hatte es gereicht.
Richtig Geld habe ich aber mit dem Arbeiten und Kirschen pflücken verdient. Damals konnte man auch als Kind damit an Geld kommen. Es gab genügend wilde Plantagen wo es die Kirschen kostenlos gab und in der Sammelstelle bekam man ungefähr 2,50 Mark für ein Kilogramm. Ich arbeitete als Schüler auch im Bergtheater als Statist. Das war zwar nur im Sommer, aber dafür bekam man für damalige Verhältnisse richtig Kohle. Pro Vorstellung gab es acht Mark und bei zwei Vorstellungen am Tag und einer Saison von Mai bis September kam dabei richtig was zusammen.
Damit kam ich locker über das Jahr und war überhaupt nicht auf die Taschengeldgabe meiner Eltern angewiesen. Rückblickend muss ich sagen dass das keine schlechte Schule fürs Leben war. Ich lernte den Umgang damit und dass man sich es erst verdienen muss bevor man es ausgibt.
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