Krank zur Arbeit gehen aus Angst vor dem Chef?

vom 17.06.2013, 03:55 Uhr

Ich kenne viele Leute, die zur Arbeit gehen obwohl sie krank sind. Meist ist die Ausrede das Pflichtbewusstsein und in der Tat gibt es auch Berufe bei denen das vielleicht der Fall ist. Durch das Fernbleiben von der Arbeit hätten die anderen Kollegen mehr Arbeit, aber bei vielen Berufen ist es relativ leicht zu kompensieren, wenn ein Angestellter ausfallen würde. Von daher kann ich dieses Argument oft nicht nachvollziehen.

Mittlerweile erlebe ich es immer öfter, dass Kollegen auf Arbeit erscheinen, die offensichtlich krank sind und eigentlich nicht auf Arbeit gehören. Nur wenige geben zu warum sie sich wirklich zur Arbeit geschleppt haben und das ist in relativ vielen Fällen die Angst vor dem Chef, aber auch die Angst vor der Reaktion der Kollegen.

Ich kann das nicht verstehen, denn ich finde wenn jemand krank ist, dann sollte er einfach zu Hause bleiben. Ich persönlich habe wenig Interesse daran, mich anzustecken, da ich einen kleinen Säugling zu Hause habe und im Allgemeinen nicht besonders interessiert daran bin krank zu werden. Die Angst ist aber auf keinen Fall völlig unangebracht.

Bei Kollegen, die doch krank waren und zu Hause geblieben sind wurde dies oft deutlich, denn die Lästereien haben nicht lange auf sich warten lassen und auch wenn der Kollege wieder da war wurde dieser schlecht behandelt, dass es teilweise schon an Mobbing grenzte. Das machte sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass man nach einer Krankheit nur noch Aufgaben zu erledigen hatte, die kein anderer machen wollte.

Auch wurde oft mit den betreffenden Personen nicht mehr gesprochen und das nicht nur vom Chef selbst, auch die anderen Kollegen haben dieses Verhalten geteilt. So etwas wie Pausen für Raucher gab es in solchen Fällen auch nur für Mitarbeiter, die immer fleißig zur Arbeit kamen. Manchmal wurde für dieses Verhalten dann sogar noch ein Lob ausgedrückt

Ich finde diese Entwicklung sehr traurig und bedenklich, zwar bin ich relativ selten krank und auch allgemein ein Mensch, dem die Meinung der anderen relativ egal ist, aber ich merke bei anderen Mitarbeitern, dass sie dies sehr belastet und ihre Gesundheit dadurch auch nicht wirklich nachhaltig verbessert wird.

Ich würde gerne wissen, wie sieht es bei euch zu diesem Thema aus. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder habt ihr noch einen Arbeitsplatz der für so ein Verhalten keinen Platz lässt. Da Arbeit einen großen Anteil am Leben eines Menschen hat, finde ich sollte man sich zumindest wohl fühlen und sich nicht von Vorgesetzten oder lästernden Kollegen das Leben schwer machen lassen.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zunächst ist es immer fragwürdig, wenn jemand "aus Angst vor dem Chef" zur Arbeit kommt. Hier scheint das gegenseitige Verhältnis noch nicht dem Verhältnis zu entsprechen, welches man sich wünschen sollte. Was die "Lästerei" angeht, kann man letztlich nichts machen - außer ein gutes Vorbild sein. Das bedeutet, dass man mindestens sich nicht daran beteiligt (wenn Kollegen über einen kranken Kollegen lästern) oder aber sogar einschreitet und sich die daraus folgende Spekulation verbittet.

Es ist aber sicher auch schwer mit Kollegen zu arbeiten, welche regelmäßig (bevorzugt an Freitagen oder Montagen) "krank" sind bzw. auffällig oft fehlen, ohne wirklich über die Gründe zu sprechen bzw. tatsächlich keinen Anschein erwecken (wollen), dass hier eine chronische Krankheit vorliegt. Es ist nämlich auch möglich, dass tatsächlich Menschen oft wirklich krank sind und sich aber niemandem anvertrauen wollen. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, welche sich oft höchstens krank fühlen und eine mögliche Unlust zur Arbeit dazu führt, dass sie sich "vorschnell" so krank melden, dass kein Attest notwendig ist.

Hier ist versucht worden (mit den falschen Mitteln wie ich finde) dem Ganzen ein Riegel vorzuschieben, indem der Arbeitgeber bereits ab dem ersten Krankheitstag auf ein ärztliches Attest bestehen kann. Das sollte helfen, diejenigen vom "Krankfeiern" abzuhalten, die das wegen des geringen Aufwands machten. Wobei ich immer der Meinung bin, dass wer krank ist und fehlt eben krank ist - und sofern die Arbeitslast mit dem verbleibenden Personal nicht gestemmt werden kann, hier ein klarer Engpass zu bemängeln ist und das Management sich hier was einfallen lassen muss. Das ist deren Job!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also es gibt ja durchaus Menschen, die überdurchschnittlich oft krank sind. Sowas nennt man dann "chronisch" krank, sollte aber auch jeder wissen. Und dann gibt es noch die Sorte Mensch, die sich des Öfteren einmal ein wenig motivationslos beziehungsweise schlapp fühlt und aus Unlust vor der Arbeit gerne einmal hingeht und sich vorzeitig beziehungsweise vorschnell als krank meldet. Je nachdem wie groß der Betrieb ist, ist dies natürlich eine mehr oder weniger große Belastung für die anderen Angestellten, da diese dann eben die Arbeit des als krank gemeldeten noch mit übernehmen müssen.

Und wenn der Chef dann tatsächlich noch mit dem Beispiel vorangeht und über seine eigenen Angestellten anfängt zu lästern beziehungsweise diese in gewisser Weise aus dem Arbeits- beziehungsweise Betriebs-Geschehen ausschließt kann das Ganze Arbeitsklima letzten Endes ja auch nicht wirklich gut sein. Das muss ja ein verdammt schlechtes Gefühl sein, wenn man sich aus Angst vor Mobbing zur Arbeit zwingt, auch wenn man wirklich heftig erkrankt ist.

Also das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kann in diesem Falle ja anscheinend nicht das beste Verhältnis sein, jedoch ist gerade dies allgemein ein essentieller Bestandteil für eine bestmögliche Produktivität. Natürlich versucht der Chef diese Produktivität zu schützen, indem er, wie derpunkt schon sagte, einen Riegel vor das vorschnelle Krankmelden schiebt. Jedoch sind die hierbei von ihm verwendeten Maßnahmen in der Tat nicht die Besten.

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kann eure Argumente verstehen, dass es auch viele Kollegen gibt, die auffällig oft so fehlen, dass sie ein langes Wochenende oder einen Brückentag haben, ohne dafür einen Urlaubstag nehmen zu müssen. Mit solchen Kollegen habe auch ich schon Erfahrung machen dürfen. Jedoch ist es in unserer Filiale mittlerweile so, dass es die Mitarbeiter so lange versuchen, zur Arbeit zu kommen, solange es nur geht.

Entweder können sie sich wirklich gut verstellen oder sie sind wirklich krank, was ich zumindest in den meisten Situationen eher vermute, aber ein wenig Unsicherheit bleibt immer. Mein Motto ist in solchen Fällen, dass ich auch gerne ein wenig die Arbeit anderer mitmache, solange ich nicht extra Arbeitszeit dran hängen muss, da diese bei uns ohnehin nicht bezahlt werden würde.

Um aber eventuell die Situation ein bisschen deutlicher zu machen, sei erwähnt, doch auch Schwangerschaften weiblicher Mitarbeiter nicht als Grund gesehen werden, diese zu schonen. Es machen in einer solchen Situation eher noch Sprüche die Runde, dass die betreffende Person doch seit dem sie von ihrer Schwangerschaft weiß nicht mehr zu gebrauchen sei. Es sei erwähnt, dass bei einem Discounter, zumindest für Frauen, zum Teil schwer gehoben werden muss.

Ich kann so ein Verhalten nicht nachvollziehen, da eigentlich auch immer genug Mitarbeiter da sind und auch bereit sind Schichten zu übernehmen, Ich bin mit diesem Führungsstil alles andere als einverstanden. Zu meinem Glück bin ich selten krank, bzw. war es während der kompletten Zeit, die ich an meiner momentanen Arbeitsstelle mitwirke, noch nie. Aus diesem Grund ist man zu mir auch freundlich.

Ich mache mir jedoch ein wenig Sorgen, was denn nun ist wenn ich nun einmal krank bin. Bei anderen Mitarbeitern änderte sich das Verhalten sehr schnell, als sie auch nur einmal krank waren. Es bleibt so nur zu hoffen, dass ich von Krankheiten weiterhin verschont bleibe, zumindest so lange bis ich eventuell eine neue Stelle gefunden habe.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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