Geheiratet, Familie gegründet und 'plötzlich' homosexuell?
Vor kurzem wurde bekannt, dass ein 38-jähriger Mann aus unserem Nachbarort seiner Frau urplötzlich gebeichtet hat, dass der homosexuell ist. Die beiden waren bereits fast fünfzehn Jahre verheiratet und der Mann ist zweifacher Vater. Natürlich machen solche Neuigkeiten gleich die Runde in der Bevölkerung und die Lästerei beginnt.
Ich habe absolut nichts gegen Homosexuelle und bin der Meinung, dass jeder das Recht hat, zu lieben wen er möchte, egal ob nun Mann oder Frau. Allerdings finde ich es schon etwas komisch, dass einem plötzlich nach all den Jahren klar wird, dass man homosexuell ist und sich ein Leben mit einer Frau nicht mehr vorstellen kann. Ich gehe stark davon aus, dass der Mann schon immer homosexuelle Züge hatte, aber es nie richtig wahrhaben wollte, sondern einfach verdrängt hat.
Sowohl für die Frau, als auch für die Kinder ist sein Outing nun natürlich ein Schock, wobei seine Kinder noch relativ klein sind und wahrscheinlich noch gar nicht verstehen werden, was es bedeutet, schwul zu sein.
Habt ihr auch schon mal eine derartige Situation erlebt? Kennt ihr vielleicht selbst sogar jemanden, der sich nach einer jahrelangen Beziehung plötzlich geoutet hat? Wie ist dessen Familie mit der Nachricht umgegangen? Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr bemerken würdet, dass ihr euch eher zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, obwohl ihr euch in einer Ehe befindet und bereits Kinder im Spiel sind? Könntet ihr damit leben, eurem Partner oder eurer Partnerin und euren Kindern das glückliche Familienleben vorzuspielen?
Das kann unter Umständen eine recht lange Entwicklung sein. Ich hatte früher auch einen Bekannten, der immer Beziehungen zu Frauen hatte. Dabei hatte er aber immer das Gefühl, dass ihm irgendwas fehlt. Als ihm dann der richtige Mann über den Weg gelaufen ist, kam die Erkenntnis, was ihm all die Jahre gefehlt hat.
Es ist also nicht so, dass diese Menschen plötzlich homosexuell sind. Nur die Erkenntnis kann recht überraschend kommen. Die Veranlagung war ja schon immer vorhanden. Wobei es auch oftmals daran liegt, dass man es einfach nicht wahr haben will. Besonders im ländlichen Bereich wird man oft nach einem Outing von seinen Mitmenschen gemieden.
Ich habe so einen Fall bisher nicht in meinem Umfeld erlebt, aber man hört doch immer wieder davon, dass ein Paar lange verheiratet ist, sogar Kinder hat und glücklich scheint und der Mann dann plötzlich beichtet, dass er eben homosexuell ist. Ich denke auch, dass er keines Falls so plötzlich die Ufer gewechselt hat. Er wird es sich nur nicht eingestanden haben und sicherlich unterdrückt haben. Es mag ja auch sein, dass er es erst wirklich gemerkt hat, als er schon verheiratet war.
Für die Ehepartner und Kinder ist das sicherlich ein Schock und nicht so leicht zu verkraften. Da kann man sich nur ungefähr vorstellen, was in der Frau nun vorgehen muss. Aber ich denke, dass man Homosexualität durchaus gut verstecken kann und gerade dann, wenn es der Mann selbst nicht wahr haben wollte. Das Geredet und gelästert wird, ist dann ja leider überall so.
Ich glaube es nicht, dass diese Menschen es sich sehr einfach machen. Aus Unkenntnis ihrer persönlichen, tiefer liegenden Gefühle werden sie eine Ehe eingehen und Kinder zeugen, weil sie davon überzeugt sind, dass sie den Partner wirklich lieben. Passiert es dann so wie in dem eingangs erwähnten Fall, dass es dem Mann durch eine Begegnung wie Schuppen von den Augen fällt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Er wird tief verzweifelt sein, weil er weiß, wie seine Erkenntnis seiner Familie weh tun wird.
@Pointer, du schreibst, du hast nichts gegen Homosexuelle, aber willst ihm auch nicht zugestehen, dass er von seiner Andersartigkeit nichts gewusst haben will und eine Familie gründete. Es gibt wirklich Fälle, in denen sich erst später die ganze Tragik herausstellt, in denen der Homosexuelle erst durch einen Zufall merkt, wie er wirklich veranlagt ist. Das muss man akzeptieren. Wenn sich dann das ganze Dorf die Mäuler darüber zerreißt, ist das für ihn schlimm und für die Familie. Keiner der Beteiligten hat sich eine solche Situation gewünscht und doch müssen sie damit klar kommen. Wenn dann die Dörfler noch hinter der vorgehaltenen Hand tuscheln, ist es für alle um so schlimmer. Sie haben bereits genug damit zu tun, das Beste daraus zu machen.
Um Ruhe zu finden kann man einem solchen Menschen nur raten, sich eine andere Bleibe zu suchen, wo ihn keiner kennt und keiner hinter seinem Rücken über ihn spricht. Eine solch schlimme Situation habe ich noch nicht erlebt. Aber treffen könnte sie unerwartet einige.
Ich denke, dass der Mann bisexuell ist. So etwas gibt es häufiger, als allgemein bekannt ist. Es gibt viele Menschen, die sich gleichermaßen in beide Geschlechter verlieben können. Wenn ihm dann plötzlich seine große Liebe gleichen Geschlechtes über den Weg läuft, dann ist das natürlich genauso tragisch, wie wenn sich ein heterosexueller trotz bestehender Partnerschaft in jemand anders verliebt.
Selber habe ich es noch nicht erlebt, aber dass dürfte gar nicht so selten sein. Gerade in so kleinen Orten, wo man miteinander redet und lästert werden Schwule oft nicht so gerne gesehen. Es gilt als normal eine Frau und Kinder zu haben und dem wollte er eben entsprechen. Es gibt sehr interessante psychologische Denkansätze dazu.
Ich denke, dass der Mann sich eine Scheinwelt aufgebaut hat um zu zeigen, dass er normal ist, aber selber um seine Bestimmung und Orientierung wusste und die mit Sicherheit auch in irgendeiner Weise ausgelebt hat. Irgendwann kann man das aber nicht mehr aushalten und muss ausbrechen, weil man sich sonst zugrunde richtet und das hat er ja auch getan, er hat es zugegeben. Vielleicht hat ihn die Frau ja auch bei irgendetwas erwischt?
Manche Menschen verdrängen es aber auch wirklich, weil sie glauben nicht normal zu sein und leben es dann auch nicht aus, was die Bombe aber zum Platzen bringt, wenn man es nicht mehr aushalten kann. Meiner Meinung nach stellt man nicht von heute auf morgen fest, dass man nun in eine andere Richtung mit seiner Orientierung geht, sondern weiß es schon und will es sich nicht eingestehen.
Der 0815 Lebensentwurf in unserer Gesellschaft sieht eben so aus, dass man eine heterosexuelle Beziehung eingeht, irgendwann heiratet und Kinder in die Welt setzt. Ich denke, es gibt viele Menschen, die das ganz unabhängig von ihrer Sexualität verinnerlicht haben und versuchen diese 0815 Norm zu erfüllen und die sich erst später in ihrem Leben fragen, ob das wirklich das Leben ist, das sie haben wollen und das sie glücklich macht.
Manch einer stellt dann eben irgendwann fest, dass er eigentlich gar nicht auf Frauen steht, oder lieber auf Weltreise gehen würde anstatt dreckige Windeln zu wechseln oder lieber Karriere macht statt das Hausmütterchen zu spielen - und viele werden wahrscheinlich ihr Leben einfach hinnehmen, wie es ist und wie es die Gesellschaft von ihnen verlangt und es einfach normal finden, dass sie nicht glücklich sind und nicht sie selber sein können.
Zwar kenne ich keinen solchen Fall, aber fragwürdig oder seltsam kommt er mir nicht vor. Du schreibst ja selbst, dass es gleich "Lästereien" gibt. Das spricht für eher eine kleine Ortschaft. Da ist es doch klar, dass jemand sich nicht traut - auch nicht vor sich selbst - Dinge einzugestehen, die nicht der Norm entsprechen. "Normal" ist es nun mal, eine Frau zu haben. Ebenso "Normal" ist dann, dass man Kinder zeugt. Es lief ja alles auf eine normale bürgerliche Existenz hinaus. Mag sein, dass der Mann schon immer geahnt hat, so nicht wirklich glücklich zu sein. Aber der soziale Druck (Bekannte, Eltern, Freunde, Arbeitskollegen) im Umfeld wird schon dafür gesorgt haben, dass er sich "normal" gibt. Wäre nicht mal verwunderlich, wenn er in seiner Stammkneipe am lautesten über Schwulen-Witze gelacht hätte.
Aber die Gesellschaft entwickelt sich (langsam) weiter. Und im Moment ist es so, dass zumindest öffentlich kaum mehr jemand Homosexualität als Abnormal geißelt. Es ist nicht mehr verwerflich oder mit dem Ende der gesellschaftlichen Anerkennung verbunden, wenn man sich "outet". Das wird dazu geführt haben, dass der Mann sich "bekennt". Auch wenn das natürlich für das Umfeld "ein Schock" ist. Hier aber nicht so sehr das der Mann schwul ist, sondern das die Frau "ihren Mann" praktisch verliert. Die Kinder hingegen behalten ja ihren Vater.
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