Sich in allen Lebenslagen selbst treu bleiben?

Es heißt immer wieder, dass es äußerst wichtig ist, sich in allen Lebenslagen treu zu bleiben, also sich in der Öffentlichkeit so zu geben, wie man ist und sich nicht zu verstellen. Doch häufig vergisst man, sich selbst treu bleiben und verstellt sich, um beispielsweise jemandem besonders zu gefallen. Früher oder später wird aber jeder seine Maske fallen lassen müssen, spätestens dann, wenn man sich näher kennenlernt und mehr über den anderen erfährt.

Würdet ihr sagen, dass ihr euch bisher in allen Lebenslagen immer treu geblieben seid, egal ob im Privatleben oder im Berufsleben? Ist es euch wichtig, euch selbst treu zu bleiben und euch nicht für jemanden auszugeben, der ihr nicht seid?

Ich denke nicht, dass es möglich ist, sich immer treu zu bleiben, zumindest nicht so wie du es definierst. Jeder Mensch hat viele Gesichter und es ist doch normal, sich seinem Chef gegenüber anders zu benehmen als seinen Freunden oder dem Partner gegenüber. Wenn ich sauer auf meinen Chef bin, meine Wut aber runterschlucke, bin ich mir dann nicht treu? Ich bin auf jeden Fall nicht immer "die gleiche" Person, würde aber nicht von mir behaupten, mich deswegen immer (bewusst) zu verstellen. Gut, ich habe mich schon mal bewusst verstellt, weil ich ein bestimmtes Ziel verfolgt habe, da kann man schon sagen, dass ich mir nicht treu geblieben bin.

Unter sich treu bleiben verstehe ich aber auch eher, öffentlich zu seiner Meinung und seinen Überzeugungen zu stehen. Das ist aber auch nicht immer möglich. Gut, in der heutigen Zeit und vor allem für Deutschland fallen mir keine Beispiele ein. Aber wenn man in manch anderem Land seine Meinung bezüglich seiner Religion oder politischen Einstellung öffentlich kundtut, kann man sich damit auch schon mal in Lebensgefahr bringen. Da würde ich es eher selbstverständlich finden, sich nicht treu zu blieben,

Sich treu zu bleiben ist meiner Meinung nach ein Leben nach seinen Idealen und nicht davon abzuweichen. Ein Ideal ist sicherlich nicht zu lügen, aber das macht man ja eigentlich ständig, auch wenn es unbewusst ist. Das macht man ja schon, wenn man einen Guten Morgen wünscht oder sagt, dass es einen gute geht, obwohl man vielleicht Kopfschmerzen hat. Trotzdem denke ich, dass man sich im Leben treu bleiben sollte und nicht komplett auf seine Ideale verzichten sollte.

Sicherlich ist es nicht immer so leicht, weil man auch im Berufsleben nicht immer seinen Idealen folgen kann, aber man sollte es zumindest anstreben. Ich würde also nicht bei einem Arbeitgeber arbeiten wollen, der gegen meine Prinzipien handelt. Das ist leicht gesagt, aber ich versuche es so zu schaffen.

In allen Lebenslagen kann man sich nicht selbst treu bleiben, dann müsste man ein Geschöpf ohne Gefühle und Emotionen sein, etwas zum Aufziehen, das so reagiert, wie sein Erfinder es konstruiert hat, so lange die Batterie nicht abgelaufen ist. Möchtest du das? Wohl eher nicht. Also wird man je nach Laune und Wohlbefinden sich bemühen, sich treu zu bleiben.

Wird davon auch der liebe Nachbar profitieren, dem man statt eine Guten Morgen zu wünschen, lieber ein paar andere Worte sagen würde, weil er so neugierig ist? Bleibe ich mir selbst treu, wenn ich jemanden bedaure wegen eines Missgeschickes, obwohl ich ihm lieber sagen würde, dass er selbst dafür gesorgt hat? Ich glaube, dass ich mir treu bleibe, wenn ich mich bemühe, niemanden zu beleidigen. Das ist zwar unaufrichtig, aber ich behalte meine Freundlichkeit bei.

Ich finde, dass das wieder so eine Floskel ist, mit der viele Leute wahllos um sich werfen. Zunächst einmal klingt es nicht schlecht, wenn jemand sagt, dass man sich selbst treu bleiben sollte, aber ich frage mich, was die einzelnen letztendlich darunter verstehen. Wenn man damit aussagen möchte, dass man sich nicht für andere Leute verbiegt, sondern seinen eigenen Ideale folgt und seine Meinung vertritt, auch wenn sie unpopulär ist, dann finde ich es gut, wenn man sich treu bleibt. Man wird sicher häufiger auf Widerstand stoßen, aber so eine Gradlinigkeit finde ich durchaus erstrebenswert.

Man könnte es aber auch so sehen, dass man auf der Stelle tritt und sich nicht bewegt, weil man sich selbst treu bleiben will. In dem Moment erfolgt aber vielleicht gar keine Weiterentwicklung, weil man an alten Meinungen festhält, ohne diese zu überdenken. Auch wenn man sich selbst treu bleiben will, sollte man hin und wieder doch reflektieren und sich weiterentwickeln. Es ist sicher nicht hilfreich, wenn man aus Prinzip auf Dingen beharrt und dies dann so auslegt, als würde man sich selbst treu bleiben.

Dass Menschen manchmal Masken tragen, steht meiner Ansicht nach nicht der Forderung entgegen, sich selbst treu zu bleiben. Man sollte sich nur darüber im Klaren sein, dass es eine Maske ist, die man sich zu einem ganz bestimmten Anlass zugelegt hat. Durch eine Maske kann man sich Vorteile verschaffen oder zumindest Nachteile abmildern, zum Beispiel im Berufsleben. Die Treue zu sich selbst kann man sich dennoch erhalten.

Würdet ihr sagen, dass ihr euch bisher in allen Lebenslagen immer treu geblieben seid, egal ob im Privatleben oder im Berufsleben? Ist es euch wichtig, euch selbst treu zu bleiben und euch nicht für jemanden auszugeben, der ihr nicht seid?

Also ich bin da sehr eigen und würde mich für nichts und niemanden verstellen. Ich habe eine sehr direkte und manchmal auch zu direkte Art und da ist es manchmal auch nicht leicht, mit mir aus zukommen, aber die Leute, mit denen ich verkehre, sind genauso und wissen mit mir umzugehen. Auch für meinen Beruf oder dafür, das ich da eine bessere Position ergattern könnte, würde ich mich nicht verstellen. Ich habe den Standpunkt, entweder nimmt man mich so wie ich bin oder man lässt es bleiben. Bislang bin ich damit auch immer sehr gut gefahren und warum sollte ich das nach 37 Jahren ändern wollen?

Ich glaube, dass der Spruch, dass man sich in allen Lebenssituationen selbst treu bleiben soll ein wenig zu idealistisch ist. Ich selbst versuche auch nicht mich zu verbiegen, um anderen zu gefallen oder um mich bei jemandem einzuschleimen, doch ab und an wird man sein Verhalten einfach anpassen müssen, beziehungsweise sich einfach zurück halten müssen. Wenn man das nicht macht ist das eventuell mit gewaltigen Nachteilen verbunden, warum also sich selbst immer treu bleibe, wenn dies nur Nachteile mit sich bringt.

Gerade im Beruf ist es wichtig sich auch manchmal anders zu geben als man es eigentlich privat tun würde, man kann besonders in Berufen, bei denen man mit Kundschaft in Berührung kommt nicht so reagieren wie man es vielleicht tun würde, wenn man in einer ähnlichen Situation mit einem Kunden wäre. Ich habe einige Kollegen, denen dieses Feingefühl fehlt.

Diese verhalten sich Kunden gegenüber oft so, als ob sie diese privat kennen würden, sprechen diese unter anderem mit DU an oder antworten pampig. Das sind aber nur einige der Beispiele, die mir dafür sprechen sich eventuell manchmal verstellen zu müssen. Auch wenn man zum Beispiel in einer Beziehung zu Kompromissen bereit ist, ist es Auslegungssache, ob in einem Kompromiss eigentlich noch gewährleistet ist, dass man sich selbst treu bleibt.

Eigentlich stellt ein solcher Kompromiss ein Abwenden von der eigenen Meinung, beziehungsweise Überzeugung dar, so dass man sich selbst eigentlich nicht wirklich treu bleibt, andere könnten jedoch sagen sie sind nun einmal Menschen, die grundsätzlich zu Kompromissen bereit sind und diese gerne eingehen um Stress aus dem Weg zu gehen und genau deswegen bleiben sie sich in solch einem Fall eben treu.

Man sollte möglichst im Leben davon absehen sich selbst zu verstellen, doch auch bereit sein sich in bestimmten Situationen anzupassen,einfach um Problemen aus dem Weg zu gehen.