Schlechtes Gewissen, wenn man schreckhaft ist?

Ich bin manchmal doch sehr schreckhaft. Ich war es als Kind schon und schon damals hat meine Oma immer zu mir gesagt, dass nur der, der ein schlechtes Gewissen hat auch so schreckhaft ist. Wenn ich mich erschrecke, wenn mein Freund anwesend ist, dann fragt er auch schon immer "Schlechtes Gewissen?".

Ich frage mich, was dran ist an dieser Frage und warum man glaubt, dass derjenige ein schlechtes Gewissen hat, wenn er sich erschreckt. Seid ihr sehr schreckhaft und denkt ihr, dass es was mit dem Gewissen zu tun hat? Ich kann nicht sagen, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mich erschrecke.

Ich denke, dass ist wirklich nur ein Spruch. Es stimmt zwar. Wenn man gerade etwas tut, weswegen man ein schlechtes Gewissen haben könnte und dabei erwischt wird, dann erschrickt man. Aber es gibt auch noch andere Gründe zu erschrecken. Ich achte einfach nicht sehr auf meine Umwelt. Also wenn ich so stupide Arbeiten wie Geschirrabspülen mache, dann schalte ich mein Gehirn einfach ab. Dann höre und sehe ich es einfach nicht, dass mein Mann in die Küche kommt. Und wenn er sich dann bemerkbar macht, erschrecke ich halt.

Besonders fies finde ich Fahrradfahrer, die statt zu klingeln, haarscharf an mir vorbeirauschen. Wenn ich mich mit anderen unterhalte, achte ich einfach nicht darauf, ob jemand von hinten angefahren kommt. Da erschrecke ich mich auch wahnsinnig. Aber mit einem schlechten Gewissen hat das rein gar nichts zu tun. Ich denke, dass sagt man nur, um den anderen zu necken. Vielleicht verrät er ja etwas, weswegen er tatsächlich ein schlechtes Gewissen hat. Auch wenn das nichts mit dem Schrecken zu tun hat.

Diese Bemerkung beruht wohl auf der Annahme, dass man sich eher erschreckt, wenn man sich bei irgend einer verwerflichen Beschäftigung ertappt fühlt. Diese Annahme ist jedoch überhaupt nicht haltbar. Viel eher erschreckt man sich doch, wenn etwas Unerwartetes passiert.

Ich erschrecke mich z.B. wenn ich gerade in Gedanken versunken bin und dann plötzlich jemand vor mir steht, den ich nicht kommen gesehen habe. Manchmal erschrecke ich mich auch bei einem unerwarteten Schallereignis. Bei mir geht dem jedoch nie ein schlechtes Gewissen voraus und es steht m.E. in keinerlei Zusammenhang mit der Schreckhaftigkeit einer Person.

Ich finde den Spruch wirklich sehr blöd, denn meistens erschrecke ich mich, weil ich eben schreckhaft bin und kein schlechtes Gewissen habe. Wenn ich davon ausgehe, dass der Postbote heute nicht mein Päckchen vorbei bringt und es dann an der Tür klingelt, dann erschrecke ich mich eben, weil ich auch gar nicht damit rechne und die Klingel eben auch sehr laut und schrill ist. Außerdem erschrecke ich mich auch, wenn ich alleine in der Küche stehe und zum Beispiel koche und mich dann eine Person anspricht, wieso sollte ich beim Kochen ein schlechtes Gewissen haben?

Ich kannte den Spruch bisher noch überhaupt nicht, wenn ich ehrlich bin und bin nun auch etwas verwundert darüber. Immerhin ist es doch nicht immer so, dass man ein schlechtes Gewissen hat, wenn man sich erschreckt hat. Wenn ich beispielsweise am Schreibtisch sitze und lerne, während sich jemand von hinten an mich heranschleicht und mir auf die Schulter tippt, dann erschrecke ich mich ja auch. Allerdings mache ich sicherlich nichts Verbotenes, wenn ich am Schreibtisch sitze und lerne, so dass ich dann natürlich auch kein schlechtes Gewissen haben muss.

Ich denke auch, dass der Spruch daher kommt, weil man sich natürlich erschreckt, wenn man dabei ertappt wird, wie man etwas Verbotenes macht. Wenn man beispielsweise durchs Schlüsselloch schaut und die Tür urplötzlich aufgeht, wird man sich ja auch erschrecken und tatsächlich ein schlechtes Gewissen haben, weil man etwas gemacht hat, was man nicht tun sollte.

Allerdings ist das eben nicht immer der Fall und man kann sich ja wegen allem möglichen erschrecken. Meistens hat das ja nichts damit zu tun, dass man etwas Verbotenes macht, sondern einfach damit, dass man nicht mit etwas gerechnet hat. In meinem Umfeld verwendet jedoch niemand solche Sprüche.

Ich denke, dass es auf die Situation ankommt, in der man sich erschreckt. Wenn jemand im Straßenverkehr einen Schreck bekommt, weil ein Reh aus dem Straßengraben springt und einem vors Auto läuft, dann hat das nichts mit einem schlechten Gewissen zu tun, sondern nur damit, dass man in dem Moment nicht damit gerechnet hat, dass einem gleich ein Wildtier vors Auto läuft.

Wenn es allerdings andere Situationen sind, dann kann man durchaus behaupten, dass es an einem schlechten Gewissen liegt (was natürlich nicht stimmen muss). Ein Beispiel wäre, dass man am Computer sitzt und sich etwas durchliest, was zum Beispiel nicht jeder wissen soll - ein Beispiel dafür wären erotische Seiten. Wenn dann jemand reinkommt und man so vertieft in die Lektüre ist, dann kann es durchaus sein, dass man erschreckt, weil man nicht dabei erwischt werden wollte und somit quasi ein "schlechtes Gewissen" hat.

Ich denke nicht, dass man immer ein schlechtes Gewissen hat, wenn man sich erschreckt. Einfaches Beispiel. Wenn man beispielsweise zusammenzuckt, weil man etwas sehr Lautes hinter sich hört, hat man sich sicherlich wegen dem Geräusch erschreckt, weil es eben laut war und nicht, weil man irgendetwas Schlimmes gemacht hat und ein schlechtes Gewissen bekommt. Oftmals ist es einfach eine nicht planbare Reaktion des Körpers.