Habt ihr durch lautes Lesen eine besser Auffassungsgabe?
Ich finde es immer ziemlich komisch, wenn ich bei meiner Tante zu Besuch bin und mein Cousin für die Schule lernt. Er liest dann immer laut, was er gerade lernen muss. Auch, wenn er ein Buch liest, liest er es nicht in Gedanken wie ich, sondern er liest es so, dass man, wenn man neben ihm sitzt, verstehen kann, was er liest. Er liest es nicht so laut, dass man es im Nebenzimmer hören kann, aber eben laut.
Er ist jetzt in der 5. Klasse des Gymnasiums und die Lehrer meinten wohl, dass es viele Schüler machen, weil man durch lautes lesen eine bessere Auffassungsgabe hat. Habt ihr auch eine bessere Auffassungsgabe, wenn ihr laut lest? Wie kommt denn diese höhere Auffassungsgabe zustande?
Ich hab auch schon oft davon gehört, aber ich muss sagen, dass es bei mir gar nicht wirkt. Selbst wenn ich laut lese, kann ich dabei total abschalten. Ich hab mal eine ganze Seite gelesen, in dem mehrmals das Wort "Demokratie" vorkam. Ich hab es ausgesprochen wie "Grazie", also ungefähr "Demokratsi-je". Irgendwann hab ich mein Hirn wieder eingeschaltet und es gemerkt.
Ehrlich gesagt bewirkt es bei mir den gegenteiligen Effekt. Wenn ich etwas laut vorlese, kann ich mich weniger auf den Inhalt konzentrieren. Wenn ich in der Schule einen Text laut lesen musste, hatte ich anschließend sehr oft (gerade bei englischen Texten) das Gefühl, es sei links rein und rechts wieder rausgekommen. Oft konnte ich dann überhaupt nicht zusammenfassen, was ich vor wenigen Sekunden noch laut vorgelesen hatte. Das liegt bei mir möglicherweise daran, dass ich sehr schnell rede und dementsprechend schnell vorlese und mich beim lauten Lesen so sehr darauf konzentrieren muss, für die anderen verständlich zu klingen, dass alles andere darunter leidet.
Auch als Kind habe ich nie laut gelesen. Man liest in Gedanken doch viel schneller als wenn man alle Wörter aussprechen müsste. Daher sehe ich für mich persönlich überhaupt keinen Sinn darin, laut zu lesen. Und schon erst recht nicht, wenn ich mir etwas einprägen will.
Cappuccino, du sprichst mir wirklich aus der Seele! Ich kenne das nur zu gut, man sitzt im Englisch beziehungsweise Französischunterricht und muss einen Text laut vorlesen. Also liest man, wie es die Lehrerin beziehungsweise der Lehrer eben erwartet, schön laut und deutlich, um für die anderen eben Verständlich zu klingen, ganz egal ob diese den Text selbst vor sich liegen haben oder nicht.
Nunja und irgendwann schaltet das Gehirn dann einfach ab. Ich persönlich rede auch schon recht schnell, weshalb ich auch schnell lese. Darunter leidet eben die Auffassungsgabe. Prinzipiell finde ich es jedoch sowieso recht unnötig, Texte im Unterricht vor zu lesen. Dann sollte der Lehrer beziehungsweise die Lehrerin doch einfach hingehen und Stillarbeit aufgeben und bei Fragen zum Text oder eben auch zur Aufgabe steht sie dann zur Verfügung.
Prinzipiell lese ich sehr viel lieber leise und für mich, dann kann ich mich auch auf den Inhalt besser konzentrieren, da ich hierbei auch einfach den Satz nochmal lesen kann, was ich beim Vorlesen lieber nicht tun sollte, da mir der Lehrer beziehungsweise die Lehrerin dann womöglich noch einen Vogel zeigen würde.
Ich kann mich noch erinnern, dass einige meiner Klassenkameraden in dem Alter auch immer laut gelesen haben, wenn wir in der Stunde etwas lesen mussten. Das fand ich immer sehr nervig, weil ich mich nur bei wirklicher Stille richtig konzentrieren kann. Ich konnte auch nie bestätigen, dass ich mir gelesene Dinge besser einpräge, wenn ich sie laut lese. Eigentlich ist es bei mir auch so, dass ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich leise lese. Dann kann ich den Text in meinem Tempo lesen, was nicht der Fall ist, wenn ich durch das laute Vorlesen quasi gebremst werde.
Wie die Auffassung beim laut Lesen verbessert wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Da müsstest du vielleicht mal einen Neurologen fragen, was beim lauten Lesen im Gehirm, im Sprachzentrum passiert. Vorstellen kann ich mir aber, dass man durch das laute Aussprechen der Silben und Wörter deutlicher spricht und langsamer liest. Das Gehirn hätte somit die Möglichkeit, das Gelesene besser aufzunehmen und damit auch zu behalten.
Liest man lautlos, nicht nur leise, ist es oft so, dass der Text nicht Wort für Wort gelesen wird, sondern überflogen. Das aber bedeutet, dass der Inhalt nicht immer richtig verstanden werden kann. Das heißt, man liest wiederholt einzelne Passagen, um den Text zu verstehen. Es gibt die Möglichkeit, das überfliegende Lesen zu lernen mit viel Übung. Aber liest man ein Buch, sollte man es so lesen, dass es verstanden wird.
Ich kenne auch den gegenteiligen Effekt, laut lesen bewirkt bei mir, dass der Inhalt des Gelesenen völlig und total an mir vorbei geht. Das habe ich schon immer in der Grundschule gehasst, wenn man laut vorlesen musste, weil das dann für mich hieß, dass ich das alles noch mal für mich lesen musste. Ich gehe einfach davon aus, dass man bei laut Lesen das Ganze ja auch noch in Sprache und Betonung umsetzen muss und das lenkt vom Wesentlichen ab. Nebenbei dauert das ewig.
Ich konnte bei mir noch nie beobachten, dass ich bestimmte Sachen besser erlerne, wenn ich sie laut vorlese. Diese Methode bringt bei mir gar nichts, auch wenn ich es schon ein paar mal ausprobiert habe. Bei anderen mag das vielleicht so funktionieren, aber bei mir stößt das ganze komplett auf Granit. Mir ist auch niemand bekannt, der auf diese Methode schwört und auch so lernt. Für mich ist es immer am besten, wenn ich den Text in Gedanken lese und nebenbei Ruhe habe, denn letzteres ist mir da wesentlich wichtiger.
Mich persönlich hindert es eher daran, das geschrieben wirklich umfassend aufzunehmen, wenn ich laut lese. Das laut-Lesen wird dabei zu einem Automatismus, welcher dazu führt, dass ich von einem Wort zum anderen stürze um mich bloß nicht zu verhaspeln.
Wenn ich leise lese, dann geht der Inhalt oft direkt ins Kopfkino und macht das an. Mir nützt leises Lesen also mehr. Bei Kindern hingegen, denke ich ist es sinnvoll, sie laut lesen zu lassen, da sie sich die Wörter einzeln somit besser einprägen können, weil sie diese gleich mit einem akustischen Reiz verbinden können.
Ich selbst kann mich überhaupt nicht auf das konzentrieren, was ich lese, wenn ich etwas laut lese. Ich lese dann zwar einen Text vor, kann im Nachhinein aber überhaupt nicht sagen, was ich überhaupt gelesen habe. Gerade bei komplizierteren Texten ist es wirklich katastrophal. Von daher lese ich immer nur in Gedanken. Nur so kann ich mich konzentrieren und auch behalten, was ich gelesen habe.
In meinem damaligen Studium haben wir gelernt, dass es nicht sonderlich gut ist, laut zu lesen. Immerhin konzentriert man sich dann darauf, gut und richtig zu lesen und eine angenehme Lautstärke zu verfolgen. Dadurch, dass man sich dann eben so sehr auf seine eigene Stimme konzentriert, kann man sich nicht so gut auf den Inhalt des Textes konzentrieren. Von daher ist es auch nicht so gut, wenn man innerhalb der Klasse vorlesen muss.
Natürlich gibt es auch immer wieder Ausnahmen, doch in meinem Studium habe ich erfahren, dass es den meisten Menschen wohl so geht wie mir und dass man sich nur dann richtig auf einen Text konzentrieren kann, wenn man leise und für sich liest. Das hängt wohl aber auch davon ab, um was für einen Text es sich handelt. Einfache Romane wird man wohl auch verstehen können, wen man leise liest. Bei wissenschaftlichen Texten würde ich das jedoch nicht hinbekommen.
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