Übt ihr den Beruf aus, den ihr mal gelernt / studiert habt?

vom 08.06.2013, 11:03 Uhr

Ich fange im Sommer eine Ausbildung zur Erzieherin an. Aber irgendwie weiß ich nicht, ob ich diesen Beruf auch machen werde, bis zur Rente. Ich würde schon gerne einiges mehr ausprobieren und die Herausforderung auch in anderen Berufen annehmen. Mich würde mal interessieren, ob ihr wirklich den Beruf ausübt, den ihr mal gelernt oder studiert habt. Wann habt ihr gemerkt, dass der erlernte Beruf doch nicht das ist, was ihr bis zur Rente machen wollt und auch körperlich könnt?

Gibt es hier unter uns auch Menschen, die schon Jahrzehnte den gleichen Beruf ausüben und ihn immer noch toll finden? Oder brauchtet ihr alle mal ein wenig Abwechslung und habt euch berufsmäßig doch ein wenig anders orientiert?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht, was mir großen Spaß gemacht hat und auch heute vermisse ich die Arbeit schon teilweise. Dennoch kam es für mich nicht in Frage, diesen Beruf weiter auszuüben. Mir fehlte auf jeden Fall die Abwechselung und Herausforderung und auch die Tatsache, dass man als Buchhändlerin keine Aufstiegschancen hat. Auch wenn durch den Kundenkontakt ein wenig Abwechslung in den Berufsalltag kam, waren die anderen Aufgaben ansonsten immer die selben. Das Schaufenster dekorieren zu dürfen war dann schon ein Highlight, oder aber Lesungen die veranstaltet wurden. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, das nun den Rest meines Lebens zu machen.

Danach habe ich ein Studium angefangen, was ich gerade beendet habe, mich aber total unglücklich gemacht hat, was ich leider erst zu spät realisiert habe. Ich orientiere mich gerade ein wenig um und versuche herauszufinden, was ich wirklich machen möchte und das auch mein Leben lang. Ich denke es ist ok, wenn man Abwechselung braucht und ein wenig herum probieren muss man ja auch, um das zu finden, was einem wirklich Spaß macht.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe etwas studiert, was man in vielen Bereichen anwenden kann und weil ich nebenbei noch ein Sprachstudium absolviert hatte, kann man eigentlich mit etwas Phantasie in recht vielen Tätigkeitsfeldern etwas finden. Direkt nach meinem Studium hatte ich einen ganz normalen Vollzeitjob und ich habe dann festgestellt, dass es mir irgendwie nicht gefällt, die ganze Woche die gleichen Leute um mich zu haben und den gleichen Tätigkeiten nachzugehen. Die Stelle war aber ohnehin befristet und so musste ich mir danach etwas Neues suchen. Da habe ich dann eine Teilzeittätigkeit bekommen und die kam wieder aus einem anderen Bereich, hatte aber auch Beziehungen zu meinem Studium.

Parallel zu dieser Teilzeitstelle habe ich dann später angefangen noch in einer Branche zu arbeiten, in der auch viele meiner früheren Kommilitonen arbeiten, was also richtig typisch für mein Fach ist und da finde ich es auch ganz nett. Zusätzlich mache ich noch etwas selbstständig. Das gefällt mir ganz gut; es ist eine bunte Mischung, sodass ich immer wieder andere Leute um mich habe und mich nicht langweile. Zugleich habe ich die Sicherheit, dass ich immer noch die beiden anderen Jobs habe, wenn mal etwas wegfallen sollte. Vorteilhaft ist auch, dass ich dadurch mehr Netto herausbekomme als jemand, der Vollzeit arbeiten geht (zumindest wenn man die für die Region üblichen Löhne betrachtet), denn die eine Stelle ist ein Minijob und bei der selbstständigen Tätigkeit habe ich keine Sozialabgaben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe den selben Beruf den du gerade lernen möchtest. Ich arbeite nun seit 5 Jahren und überlege schon jetzt, was ich für Alternativen habe. Nicht unbedingt weil es schon jetzt keinen Spaß mehr macht, sondern eher weil man ziemlich schnell merkt, dass dies kein Beruf ist den man bis zur Rente ausführen kann. Es ist einfach nervlich zu belastend, zu stressig und auch körperlich zu fordernd. Ich kann mir nicht vorstellen wie man mit 65 noch die Nerven haben soll auf 10 schreiende Babys / Kleinkinder einzugehen, so wie ich das momentan noch ziemlich gut kann. Genausowenig wird man es körperlich schaffn 5x am Tag die Gruppe aufzuräumen, was ja entweder mit häufigem Bücken einherkommt oder man muss am Boden entlang krabbeln um alles einzusammeln. Ich mache das jetzt total locker, aber wie findet das mein Rücken in 30 Jahren?

Ich denke es ist normal sich immer wieder die Frage zu stellen ob man noch den richtigen Beruf ausübt. Entweder weil es keinen Spaß mehr macht oder weil es einfach nicht für immer so weiter gehen kann. Und zwischendurch einfach mal Abwechslung zu wünschen ist auch völlig legitim. Manchmal wenn ich morgens zur Arbeit gehe und die schreiende Horde sehe denke ich auch häufig "Ein Königreich für ein ruhiges Büro". Aber wenn sich dann zwei Patschehände in meine Richtung strecken ist das genauso schnell wieder vergessen.

» SweetSecret » Beiträge: 177 » Talkpoints: 40,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Aktuell führe ich keine Tätigkeit aus, welche mit meiner Ausbildung zwangsläufig in Zusammenhang steht, sondern ich bin dort als Quereinsteiger eingestellt worden. Da mein Ausbildungsberuf sehr umfassend ist und ich in vielen verschiedenen Branchen und Tätigkeiten eingesetzt werden könnte, laufe ich nicht Gefahr, etwas komplett Falsches gelernt zu haben, was mich nicht bis zum Ende meines Arbeitslebens erfüllen würde. Schließlich wäre jeder Betrieb in gewissem Maße eine Abwechslung zu dem davor und auch innerhalb eines Betriebes können viele unterschiedliche Aufgaben anfallen.

Im Moment bin ich jedoch unzufrieden mit meiner Arbeitsstelle und würde mir von daher wünschen, wieder etwas mehr von meinen ursprünglichen Aufgaben erledigen zu können - "back to the roots" quasi. Mir ist aufgefallen, dass mir jene Arbeit schon immer sehr viel Spaß gemacht hatte und ich diese momentan sehr vermisse und ihr auch ein wenig hinter her trauere. Deswegen bin ich darum bemüht eine andere Arbeitsstelle zu finden, welche etwas mehr mit meiner gelernten Tätigkeit zusammenhängt.

Ich denke, da du noch jung bist und dein ganzes Leben noch vor dir hast, dass du noch genügend Zeit hast, dich weiterzubilden und dir somit auch Alternativen ermöglichen zu können. Schließlich muss man sich nicht auf dem Beruf festfahren, welchen man ausgelernt hat. Wenn dir die Branche an sich zunächst zusagt, dann befindest du dich schon einmal auf dem richtigen Weg. Und wenn alle Stricke reißen, dann kannst du immer noch entweder eine Umschulung machen oder dich als Quereinsteiger versuchen.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe noch genau den Beruf, den ich gelernt habe. Der gefällt mir auch eigentlich noch immer, auch wenn ich mir bei meiner momentanen Stelle etwas mehr Abwechslung wünschen würde. Im Moment mache ich viele Dinge nicht, die ich in meiner Ausbildung gelernt habe. Da das ausgerechnet die Dinge waren, die mir in meiner Ausbildung die meiste Freude bereitet haben, ist das schon etwas schade. Aber trotzdem habe ich einen recht abwechslungsreichen und schönen Job und kann mir schon vorstellen, diesen noch einige Zeit zu machen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Mit 15 Jahren stand ich vor der Entscheidung eine Ausbildung zu wählen. Ich hatte verschiedene Auswahlmöglichkeiten, wie die Arbeit mit Kindern, Tieren oder Autos. Bis heute sind Autos für mich mein Hobby, Tiere habe ich zu Hause und die Auswahl fiel somit auf die Arbeit mit Kindern oder Jugendlichen.

Ich habe eine Ausbildung zur "Staatlich anerkannten Erzieherin" abgeschlossen. Nach 2 Jahren der Ausbildung war ich zuerst "Staatlich anerkannte Sozialassistentin" und durfte im Anschluss daran die Ausbildung zur Erzieherin weiterführen. Mit dem Abschluss habe ich dann auch meine allgemeine Fachhochschulreife erhalten und hätte damit auch studieren können.

Ich habe mich jedoch dafür entschieden arbeiten zu gehen. Die Ausbildung war teilweise recht hart, aber für alles was man sich vornimmt, muss man arbeiten und kämpfen. Somit habe ich mich dann bei verschiedenen Kindergärten aus der Umgebung beworben und bin bei einem von diesen als Gruppenleitung eingestellt wurden.

Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe viele schöne Erinnerungen daran. 2 Jahre habe ich die Kinder dort betreut und nicht einen Tag hatte ich das Gefühl meinen Beruf nicht mehr ausüben zu wollen.

Nach dem 2 Jahren habe ich dann entschlossen zur Jugendhilfe zu wechseln. Dort habe ich knapp 3,5 Jahre in einer "Intensiv - Pädagogischen Wohngruppe" gearbeitet. Die Arbeit dort hat mich manchmal schon an meine Grenzen gebracht, aber ich habe dort auch sehr viel lernen können und viel Wissen gesammelt. Diese Jahre waren bis jetzt definitiv die lehrreichsten, welche ich durchlaufen habe.

Letztendlich habe ich dann in eine Kinder - und Jugendwohngruppe gewechselt, in der ich nun seit einigen Jahren sehr zufrieden bin und mir gut vorstellen kann dort noch viele Jahre zu verbringen. Ich arbeite zwar erst seit knapp 8 Jahren mit Kindern und Jugendlichen, aber ich denke, dass ich darin meine Berufung gefunden habe. Gern werde ich noch viele weitere Jahre in der Jugendhilfe tätig sein.

Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich und kein Tag ist wie der andere. Man lebt mit den Kindern und begleitet sie auf ihrem Weg und es ist toll zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln und dass sie sich wohl fühlen. Jeden Tag gibt es mehrere Momente, die den Tag besonders machen und es gibt immer viel zu lachen.

Also ja, warum nicht? Ich glaube, dass ich den passenden Beruf für mich gefunden habe und ihn somit bestimmt auch noch lange ausüben werde.

» Ela123 » Beiträge: 871 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Aktuell arbeite ich noch in dem Beruf, den ich gelernt habe. Aber ob ich in zehn Jahren noch in dem Beruf arbeiten werde, das steht noch in den Sternen. Ich arbeite im computertechnischen Bereich und ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nicht genau weiß, wie bei mir die Chancen aussehen, überhaupt weiterzukommen. Es gibt gute und schlechte Tage, manchmal geht mir die IT schon sehr auf die Nerven und ich stelle mir vor, mal in einem ganz anderen Beruf zu arbeiten.

Heutzutage kann ja jeder Fachidiot, der ein Bisschen auf der Tastatur klimpern kann, eine "Computerfirma" eröffnen und ich bin mir unsicher, ob ich die richtige Abzweigung genommen habe, als ich die Ausbildung gemacht habe. Nebenberuflich mache ich mein Abitur und was danach kommt, wird der Abischnitt zeigen. Ich habe noch mindestens 36 Arbeitsjahre vor mir und ich möchte schon gerne etwas tun, was mir am Herzen liegt. Aber die Entscheidung ist noch nicht gefallen, deshalb schaffe ich erstmal entspannt die Voraussetzungen, dass ich mir zumindest die große Tür der Studien öffne und dann werde ich mich endgültig entscheiden.

Ich gehe trotzdem arbeiten, ich arbeite in einem netten Team und ich fülle mit meiner Arbeit meinen Tag mit einem gewissen Sinn. Selbst wenn ich mir unschlüssig bin, ob ich genau richtig bin, ist es wichtig, dass ich weitestgehend unabhängig bin und dass ich nicht jeden Tag rumhänge und mir etwas leisten kann. Ich könnte natürlich auch auf den superpassenden Job warten und zu Hause rumlümmeln und von ALG leben, aber dazu bin ich zu stolz und irgendwo mag ich den Job ja schon, auch wenn es nicht das Nonplusultra darstellt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich habe Rettungsassistent gelernt und nein, ich arbeite nicht mehr in diesem Bereich. Die Rahmenbedingungen sind einfach nur grottig, von der Bezahlung her, dem was an Stunden gefordert wird, Urlaub und Schichtzulagen werden weiter eingekürzt und solche Dinge. Warum sollte ich es mir noch antun, dass ich 60-80 Stunden die Woche arbeite, bei 20 Tagen Urlaub im Jahr, am Wochenende, mit Nachtdienst und Feiertagen für lächerliche 1400 Euro im Monat?

Studiert habe ich ebenfalls und man kann es schon zum Teil sehen, dass ich einiges aus diesem hier in meinem aktuellen Bereich auch anwenden kann, wechselt aber auch immer mal wieder. Ich habe komplett gewechselt, bin zur Bundeswehr gegangen und sitze dort auf Dienstposten die dann auch die Tätigkeit vorgeben. So war ich schon im Karrierecenter für die Bewerbungen und Einstellungstests, im Stabsdienst für das Büro und aktuell führe ich eine Logistikeinheit. Zahlen habe ich immer wieder mal vor Augen, auch Papierkram gibt es in jedem Bereich reichlich, aber 100% das was ich im Studium gemacht habe, ist das hier ebenfalls nicht und meine erneute Versetzung steht auch bald wieder an.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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