Evakuierung - könnt ihr verstehen, wie man dableiben kann?

vom 07.06.2013, 16:21 Uhr

Bei den vielen Evakuierungen wegen dem Hochwasser in den letzten Tagen, gab es immer wieder Menschen, die dieser Aufforderung nicht nachgekommen sind. Später mussten sie dann mit dem Hubschrauber von ihren Dächern gerettet werden.

Ich kann, ehrlich gesagt, nachvollziehen, dass man nicht sofort das Haus verlässt. Wenn man so ein Hochwasser noch nicht selbst erlebt hat, kann man gar nicht glauben, dass man nicht spätestens im ersten Stock sicher ist. Auch würde ich annehmen, dass die Behörden lieber übertreiben als sich nachher was vorwerfen lassen zu müssen. Die Bilder aus Deggendorf, wo z.T. wirklich nur noch die obersten 30 cm der Häuser aus dem Wasser schauen, fand ich jedenfalls überraschend. Diese Wassermassen kann man sich nicht vorstellen.

Andererseits trage ich Verantwortung für diverse Tiere. Und mit Kindern wäre es erst recht selbstverständlich, diese in Sicherheit zu bringen. Wenn ich eigenverantwortlich untergehe, ist das ja immer noch etwas anderes, als wenn ich diese Entscheidung für jemand anders fälle. Ich würde also meine Tiere schnappen und mich rechtzeitig aus dem Staub machen. Aber ohne die Tiere würde ich wahrscheinlich sehr viel länger im Haus bleiben.

Wie würdet ihr reagieren? Würdet ihr vielleicht schon vorsorglich lange vor der Aufforderung abreisen? Oder würdet ihr solange in euren Häusern bleiben bis ihr zwangsevakuiert werdet?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich würde dann das Haus verlassen, wenn die offizielle Aufforderung kommt. Vorher macht es wenig Sinn. Danach wäre es mir zu riskant. Trotz Aufforderung im Haus zu bleiben ist ja rational überhaupt nicht erklärbar. ich verstehe überhaupt nicht, warum das manche Leute tun. Haben sie Angst vor Plünderern? Ich kann das nicht nachvollziehen. Es ist ja auch sehr ungemütlich, so ohne Strom und vielleicht auch ohne Wasser. Ich würde die Leute, die so unvernünftig sind, dann auch an den Bergungskosten beteiligen, denn die Retter riskieren ja manchmal sogar ihr Leben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich wohne sowohl bei meinem Hauptwohnsitz als auch bei meinem Nebenwohnsitz auf einer Höhe bzw. bergig, d.h. es ist geografisch weitestgehend ausgeschlossen, dass es dort ein Hochwasser gibt; in den Talregionen schon, aber davon bin ich nicht betroffen. Aber ich kann schon nachvollziehen, dass man sein Eigentum nicht alleine lassen möchte. Das würde mir ähnlich gehen. Ich kann es mir absolut nicht vorstellen, dann in so einer Turnhalle, die zur Verfügung gestellt wird, zu schlafen, da würde ich kein Auge zubekommen.

Lieber würde ich dann versuchen, beispielsweise Räume auszupumpen oder irgendwelche Barrieren zu errichten. Ich denke, dass ich, wenn ich in einer Hochwasserregion leben würde, eine ordentliche Mauer um mein Haus bauen würde mit einem Tor, das man dicht verschließen kann und vermutlich würde ich mir für den Notfall ein Schlauchboot zulegen. D.h. ich würde wirklich vorsorgen, dass ich mich auch selber retten kann und ich würde mich nicht von irgendwelchen anderen Leuten zwingen lassen, mein Haus zu verlassen. Es ist doch schließlich meine Entscheidung.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn man Kinder oder Tiere hat und vom Hochwasser bedroht wird, bringt es nichts, so lange wie möglich im Haus zu bleiben, bis man zwangsweise evakuiert wird. Ist man alleine nur für sich verantwortlich, wird bestimmt niemand kommen und verlangen, dass man zwangsweise das Haus verlassen muss. Ist eine Person so unvernünftig und dickköpfig, muss sie eben bleiben und sehen wie sie klar kommt. Nur Vorwürfe darf man dann niemandem machen.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand so stur ist und auf seinem Dach – wohin er sich gerettet hat, sitzen bleiben wird. Falls das Wasser so schnell nicht weicht, wird ihn wohl die Kraft verlassen. Was dann passiert, hat er sich selbst zuzuschreiben. Ganz bestimmt ist es furchtbar, in einer Turnhalle mit vielen Menschen schlafen zu müssen. Aber ist es nicht noch viel schlimmer zu riskieren, dass man sein Leben verliert?

So richtig vorstellen kann ich mir das ganze Ausmaß der Überschwemmungen nicht. Aber vielleicht kann man es am ehesten mit einer Kriegssituation vergleichen, wo auch Menschen ihr Hab und Gut im Stich lassen mussten oder sogar die Wohnungen und das Leben durch Bomben verloren. Damals sind auch viele in Luftschutzkeller geflüchtet, so wie heute in Turnhallen. Für die Menschen war es damals und ist auch heute schlimm.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Es ist schon sehr schwierig, wenn man dazu aufgefordert wird sein Hab und Gut zurück zu lassen, was man sich über Jahre erarbeitet hat. Vor allem als Hausbesitzer trägt man da eine enorme Last. Ich würde wohl auch erst das Haus verlassen, wenn ich wirklich feststelle, dass ich hier weg muss, auch wenn es einem leid tut. Man hat ja auch ein wenig Angst um sein Gebäude, weil man nicht weis was in der Zeit mit dem Haus passiert. Es treiben sich ja auch Plünderer herum und das macht das ganze nicht gerade einfacher.

Irgendwo würde ich schon vernünftig handeln und mich nicht so extrem in Gefahr zu bringen. Wenn man nur noch das Dach als Zufluchtsort hat ist die Grenze schon bei weitem Überschritten. Wenn es jedoch so ist, dass man sich nur aus dem Erdgeschoss zurückziehen muss ist das noch eine andere Geschichte. Hier würde ich auch nicht gleich einsehen, dass ich das Gebäude verlassen muss.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kann mir schon vorstellen, dass es für die Menschen schwierig ist, ihr eigenes Haus aufzugeben und zu evakuieren. Besonders wenn es das eigene Haus ist, das man vielleicht noch mit eigenen Händen gebaut hat, hat man doch eine gewisse emotionale Bindung. Und wenn man das Haus zwangsweise verlassen muss, fühlt es sich für den einen oder anderen so an, als würde man das Haus "im Stich lassen". Das ist natürlich nicht ganz rational, aber für diese Menschen ist das nicht weniger real.

Ansonsten denke ich, dass vielen Menschen die Gefahren bei einem Hochwasser unterschätzen. Natürlich sind sie in den meisten Fällen relativ sicher, wenn sie sich in ein höheres Stockwerk zurückziehen. Aber es fehlt auch an jeglicher Versorgung, es steht weder Wasser noch Strom noch Nahrungsmittel zur Verfügung, und das unter Umständen über mehrere Tage. Darauf sind die meisten Haushalte sicherlich nicht eingestellt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann emotional zumindest halbwegs nachvollziehen, wieso manche Menschen bis zur letzten Sekunde warten, bevor sie ihr Hab und Gut zurücklassen, auch wenn ich bisher noch nie in einer vergleichbaren Lage war. Für die Zuschauer am Fernsehbildschirm mögen nur unscheinbare Einfamilienhäuser oder Wohnanlagen im Wasser stehen, wie es sie überall zuhauf gibt, aber für die Betroffenen ist es schließlich ihre Heimat, ein Teil ihres Lebens und ihrer Identität.

Dazu kommt noch das Misstrauen mancher Menschen gegenüber den Behörden und offiziellen Stellen. Gerade wenn jemand seit Jahrzehnten in einer bestimmten Gegend lebt, sein Anwesen hegt und pflegt und noch nie Hochwasser dort erlebt hat, ist es durchaus menschlich, die Möglichkeit einfach zu verdrängen, als übertrieben oder Panikmache abzutun.

Gerade Tierbesitzer haben es zudem schwer, weil es, soweit ich weiß, oft nicht möglich ist, alle Haustiere zu evakuieren. Ich glaube zwar nicht, dass Haustiere pauschal zurückgelassen werden müssen, aber Menschen haben in solchen Extremfällen eben Vorrang. Und gerade Kleintiere oder Vögel leiden fürchterlich unter Stress und können sogar daran sterben. Dass man die armen Viecher natürlich erst dann zurück lässt, wenn es ans eigene Leben geht, kann ich ebenfalls zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Da ich selbst jedoch weder Kinder noch Tiere habe und nur wenig Besitztümer wirklich vermissen würde, wäre ich der Aufforderung zur Evakuierung wohl relativ zügig gefolgt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde sicher nicht warten, bis ich mit einem Hubschrauber vom Dach gerettet werden müsste. Aber irgendwie kann ich es schon verstehen, dass manche Menschen eben zögern und ihr Haus nicht verlassen möchten. Darin befindet sich ja oft fast alles, was man besitzt. Dies alles zu verlassen, ist dann wohl irgendwie, als würde man das alles aufgeben. Darum kann ich es irgendwie schon nachvollziehen, dass manche Menschen eben Angst davor haben, den Ort zu verlassen und später nicht mehr so vorzufinden und vielleicht nichts mehr von den persönlichen Dingen retten zu können.

Aber trotzdem würde ich nicht solange in meinem Haus bleiben, bis ich zwangsevakuiert werde. So etwas kann ich dann auch nicht verstehen. Lange vor der Aufforderung würde ich mein Haus auch nicht verlassen, weil ich schon versuchen würde, so viel wie möglich zu retten. Aber wenn dann die Aufforderung kommt, das Haus zu verlassen, dann würde ich es notgedrungen auch tun. Ich finde es nicht fair, wenn andere Menschen noch in gefährliche Situationen gebracht werden, weil sie die Menschen retten müssen, die der Aufforderung nicht gefolgt sind, das Haus zu verlassen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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