Alte Menschen, die im Müll wühlen - macht es euch traurig?

vom 07.06.2013, 12:21 Uhr

Gestern habe ich wieder eine alte Dame gesehen, die im Mülleimer nach Flaschen gesucht hat. Ich sehe sie öfter und wenn ich eine Flasche dabei habe gebe ich sie ihr auch mal heimlich. Die Dame ist scheinbar eine stolze Frau, sie versucht das immer heimlich zu machen und sieht nach ob jemand guckt. Ich denke, dass sie eine sehr kleine Rente bekommen wird und sich das Leben nicht finanzieren kann, weswegen sie das macht.

Ich finde es immer wieder traurig, wenn ich alte Menschen sehe, die im Müll wühlen müssen um noch ein paar Euro zusammen zu bekommen. Es geht ja dann um das Überleben und das finde ich nicht in Ordnung. Ich denke, dass uns die Alten mehr wert sein sollten, wenn sie ihr ganzes Leben lang für dieses Land geschuftet haben. Manche bekommen trotz immer aufopfernder Arbeit einfach eine sehr schmale Rente und das kann ja nicht sein. Wer beispielsweise in der Pflege arbeitet bekommt ja im ganzen Leben nicht viel Geld und somit dann auch verdammt wenig Rente. Das an sich ist wirklich schade, aber wenn die Menschen dann auch noch im Müll wühlen müssen hört es bei mir auf. Was denkt ihr darüber? Tun euch solche Menschen leid?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mich macht es eher wütend als traurig und natürlich hat dies alles nicht mit dem zu tun, womit sich die sog. soziale Marktwirtschaft brüstet und auch nichts mit dem, was im Grundgesetz als angeblich unantastbar steht: die Würde.

Ein Grund aber dafür, dass es so etwas gibt, ist leider die Denkweise, die hier offenbar jedem schon mit der Muttermilch eingeimpft wird. Selbst du scheinst zu unterscheiden und hast bestimmte alte Menschen auf dem Radar, die so was wohl "verdienen". Jedenfalls schreibst du explizit, dass es sich ja um Menschen handelt, die "ihr ganzes Leben lang für dieses Land geschuftet haben". Was aber wäre, wenn sie das nicht gemacht haben?

Menschenwürde und der Begriff der Sozialstaatlichkeit sind nicht davon abhängig, ob jemand "für das Land geschuftet" hat oder nicht. Zumal man im Grunde nie "für ein Land" schuftet. Das ist ein Konstrukt jener Profiteure, die Nutzen davon ziehen, dass es genug "Deppen gibt", die jeden Mist mitmachen, solange sie von der "eignen Nation berauscht sein können". Auch die Idee, dass man Fleißig gewesen sein muss, um ein Anrecht auf ein würdiges Leben zu haben, läuft mir zuwider.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mich macht das nicht traurig, weil ich die Beweggründe der Frau nicht kenne. Vielleicht schafft es ihr Befriedigung, etwas dazuzuverdienen. Das meine ich jetzt gar nicht sarkastisch. In Deutschland muss keiner hungern. Jeder alte Mensch bekommt doch eine Aufstockung zur Rente (dass die Renten für manche zu niedrig sind, ist ein anderes Thema). Dass viele alte Menschen das nicht in Anspruch nehmen, ist wieder ein anderen Thema.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



anlupa hat geschrieben:In Deutschland muss keiner hungern. Jeder alte Mensch bekommt doch eine Aufstockung zur Rente (dass die Renten für manche zu niedrig sind, ist ein anderes Thema). Dass viele alte Menschen das nicht in Anspruch nehmen, ist wieder ein anderen Thema.

Sorry das ich hier etwas deutlich werde, aber so kann man wirklich nur dann sprechen, wenn man neben der eigenen Arroganz auch noch mit Blindheit versehen ist und sich weigert, Realitäten anzuerkennen. Das mit der üblichen Aufstockung durch den Staat bedeutet auch nicht, dass es zum Leben reicht und außerdem unterstellt es den idealen Bürger. Genauso kann man sagen, dass doch jeder Arbeitnehmer seine Interessen gegen den Arbeitgeber gleichberechtigt durchsetzen kann. Wer so was wider besseren Wissens von sich gibt, verhält sich menschenverachtend. Wer so was aus Unwissenheit von sich gibt, ist bloß ein Ignorant.

Offensichtlich gehst du davon aus, dass die Aufstockung automatisch geschieht. Und wenn nicht, dann glaubst du offenbar, dass ein "Anruf auf dem Amt" ausreichen würde. Die Wahrheit ist doch die, dass Sachbearbeiter mehr oder weniger subtil angehalten werden, Gelder zu "sparen" und grundsätzlich jeder Form von Bedürftigkeit zu misstrauen. Als ein Beispiel (hier aus den "Jobcentern") vielleicht die Insiderinfos aus dem Blog hier.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also ich muss auch sagen, dass ich es traurig finde, wenn die Menschen, die sich für unser Land jahrelang womöglich den Hintern aufgerissen haben, in ihrer zu Recht verdienten Rente dann im Müll nach Pfandflaschen suchen müssen, damit sie sich etwas zu essen leisten können. Dass die Rente nicht ausreichen wird, ist ja nicht erst seit gestern bekannt, so dass man eigentlich privat hätte vorsorgen können. Nur wie soll man das machen, wenn man auch so schon nicht genug verdient? Schwierige Situation.

Ich weiß, dass jede größere Stadt entsprechende Hilfseinrichtungen beziehungsweise entsprechende Organisationen, die sozial beziehungsweise finanziell schwächeren Menschen helfen sollen. Das Problem ist aber, dass es genug Menschen gibt, die zu stolz dafür sind zu einer entsprechenden Organisation, wie beispielsweise der Tafel, zu gehen und stattdessen lieber heimlich und nach Möglichkeit so, dass es möglichst niemand mitbekommt, in öffentlichen Mülleimern nach Pfandflaschen suchen.

Auch wenn ich ein solches Verhalten bei gleichzeitiger Existenz von Hilfsorganisationen, wie beispielsweise die Tafel und dergleichen, nicht ganz nachvollziehen kann, so würde ich sehr wahrscheinlich, insofern sich eine entsprechende Situation bietet, der betroffenen Person entweder eine Flasche oder ein wenig Kleingeld in die Hand drücken. Die Person freut sich dann über das Kleingeld, das ich nicht wirklich brauche beziehungsweise auf das ich auch verzichten kann, insofern ich weiss, dass es "gut angelegt" ist. :wink:

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde es immer wieder traurig, wenn ich alte Menschen sehe, die im Müll wühlen müssen um noch ein paar Euro zusammen zu bekommen. Es geht ja dann um das Überleben und das finde ich nicht in Ordnung. Ich denke, dass uns die Alten mehr wert sein sollten, wenn sie ihr ganzes Leben lang für dieses Land geschuftet haben. Manche bekommen trotz immer aufopfernder Arbeit einfach eine sehr schmale Rente und das kann ja nicht sein. Wer beispielsweise in der Pflege arbeitet bekommt ja im ganzen Leben nicht viel Geld und somit dann auch verdammt wenig Rente. Das an sich ist wirklich schade, aber wenn die Menschen dann auch noch im Müll wühlen müssen hört es bei mir auf. Was denkt ihr darüber? Tun euch solche Menschen leid?

Es gibt doch die Sozialrente, die jedem zusteht, der sonst keine Mittel hat und einen Rentenanspruch von unter 750 EUR hat; dann stockt das Sozialamt die Rente auf 750 EUR auf. Und nein, nur weil in irgendeinem Blog, den derpunkt mal wieder ausgegraben hat, steht, dass es schwierig ist, diese Sozialrente zu bekommen, ist das keine allgemeingültige Tatsache. Im Prinzip ist das vergleichbar mit dem ALG II für Aufstocker.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde es nicht traurig, dass alte Menschen im Müll nach Leergut wühlen müssen. Ich finde es traurig, dass es generell Menschen gibt, die das machen müssen. Dabei ist für mich das Alter uninteressant.

In Deutschland hat man wirklich die Möglichkeit, zu einer niedrigen Rente Hilfen zum Lebensunterhalt zu bekommen. Auch die Tafeln sind Anlaufstellen für Menschen, deren Rente zu niedrig ist. Allerdings trauen sich viele Menschen, die heute im Rentenalter sind, nicht, Leistungen zu beantragen. Da spielt auch ein wenig stolz mit rein.

Mein Vater, der nun auch schon ein paar Jahre in der Regelaltersrente ist erzählt immer wieder, dass man schon in seiner Jugend gesagt hat, dass es die Rente bis zu ihrem Alter nicht mehr gibt. Ich kenne einige Menschen in der Altersgruppe, die nur ganz wenig staatliche Rente bekommen, weil sie eben nichts oder kaum einbezahlt haben. Die meisten haben allerdings privat vorgesorgt.

Ich denke trotzdem, die meisten Menschen die schon älter sind, sind oftmals leider selbst schuld, wenn sie nur eine geringe Rente bekommen oder die Rente eben nicht für ihr Leben reicht. Das muss ja nicht zwingend an der Höhe der Rente liegen. Es gibt auch Menschen, die eben aus ihrer zu teuren Wohnung nicht ausziehen wollen oder Menschen, die noch Schulden haben, die sie begleichen müssen.

Pauschal zu sagen, es tun einem alte Menschen Leid, die Leergut sammeln müssen, finde ich ein wenig übertrieben. Ich kenne auch ältere Menschen, die bewusst Leergut sammeln, obwohl sie nicht darauf angewiesen sind. Eben weil sie noch in einer Generation groß geworden sind, in der man nicht einfach mal 25 Cent weggeschmissen hat.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich es jedes Mal aufs Neue schrecklich finde, wenn ich solche Szenen erleben muss. Meiner Meinung nach ist es auch so, dass es einfach nicht in Ordnung ist, wenn Menschen, die wirklich jahrelang gearbeitet haben und immer arbeiten wollten nur eine so kleine Rente kriegen und dann wirklich um jeden einzelnen Cent kämpfen müssen. Es ist ja so, dass man in Deutschland, sofern man nur ein paar Jahre arbeitslos war, egal aus welchem Grund, gleich sehr viel weniger Rente bekommt und das kann dann eben schon solche dramatischen Auswirkungen haben.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Welche Gründe jemand hat, in Abfalleimern zu wühlen um Flaschen zu sammeln, weiß man nicht, weil diese vielseitig sein können. Aber wenn es eine ältere Person betrifft, die nach Flaschen sucht und selbst schon wackelig auf den Beinen ist, dann hat man Mitleid und ist betroffen. Ob es nun Stolz ist, der verhindert, dass sie sich nach einer Aufstockung ihres Einkommens erkundigen oder ob sie es nicht wissen, man kann sie auch schlecht fragen und sie noch mehr beschämen.

@derpunkt, danke, dass du den Link eingebaut hast. Dass die Sachbearbeiter der Jobcenter Anweisung haben, nach Möglichkeit beantragte Gelder nicht zu genehmigen und die Menschen mit fadenscheinigen angeblich fehlenden Sachen hinhalten, ist unfassbar. Ich habe so oft schon von skurrilen Fällen gehört und immer gedacht, dass dort Aushilfskräfte arbeiten, die sich nicht auskennen. Aber so, wie sie mit ihren eigenen unbequemen Leuten umgehen, das ist unerhört. Das keiner gerne zum Amt geht, ist klar, aber dass die Menschen auch noch so mies behandelt werden, sollte mal von der Regierung geändert werden. Aber da werden sie lange darauf warten müssen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Irgendwo empfinde ich für solche Menschen schon erstmal Mitleid. In "unserer" Stadt hier habe ich schon häufig solche Individuen gesehen. Ein älterer Herr war hier z.B. immer mit seinem Schlafsack am herumirren, und dann gab es hier immer wieder eine Hand voll anderer Obdachloser, die man mit aller Regelmäßigkeit beim Wühlen in den Mülltonnen beobachten konnte.

Naja, irgendwie ist man schon dazu geneigt, solchen Menschen Hilfe anzubieten oder wenigstens Geld oder etwas zu essen zu geben. Andererseits frage ich mich auch immer, ob in unserem Sozialstaat nicht für jeden irgendwo eine sichere Bleibe bereitsteht?! Es gibt doch genügend Obdachlosenheime und Tafeln. Zudem haben Bedürftige Anspruch auf ALG II. Unter diesem Gesichtspunkt wundern mich die beschriebenen Erscheinungen schon ein wenig.

Ich gehe dann oft davon aus, dass die Situation dieser Menschen selbstverschuldet ist. Viele haben sicherlich eine Drogenkarriere oder eine Reihe von Straftaten hinter sich, die sie auf die Straße gebracht haben, und ob man sich so gehen lässt, ist schließlich immer einem selbst überlassen. Dies ändert aber immer noch nichts am Anspruch auf ALG II. Möglicherweise haben die ja alle gegen die Auflagen verstoßen; dennoch: In diesem Staat wird doch niemand einfach so hängen gelassen.

» MasterOers » Beiträge: 348 » Talkpoints: 1,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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