Maslowsche Bedürfnisse befriedigen für Arbeitszufriedenheit?
Gerade arbeite ich an einer Projektarbeit für die Universität. Die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter steht hier im Mittelpunkt. Wann empfindet ihr Arbeitszufriedenheit oder was stört euch an eurem Arbeitnehmer und macht euch unzufrieden?
Als theoretische Grundlage habe ich die Maslowsche Bedürfnishierarchie verwendet. Meiner Ansicht nach kann es einen Mitarbeiter motivieren, wenn man als Unternehmen versucht, alle Bedürfnisse der Pyramide die der Mensch benötigt in einer gewissen Weise abzudecken. Welche der physiologischen und sozialen Bedürfnisse erfüllt euer Arbeitgeber? Versucht er auch, das Sicherheitsbedürfnis, das Wertschätzungsbedürfnis und das höchste Bedürfnis der Selbstverwirklichung zu befriedigen?
Die Maslowsche Theorie ist meines Wissens nach auf das Leben allgemein zugeschnitten, nicht auf das Leben der Arbeitnehmer allein. Ich frage mich also, ob du die passende Theorie für dein Projekt gewählt hast. Hat das deine Lehrkraft an der Uni so abgesegnet? Falls nicht, würde ich besser noch mal mit dem Dozenten Rücksprache halten.
Noch eine kritische Frage: Was willst du etwas mit deiner Befragung von uns Forenmitgliedern im Internet erreichen? Was sollen diese Daten bringen? Was soll eine Befragung ohne einheitlichen Fragebogen bringen? Wie willst du das auswerten? Wie willst du sicher gehen, dass alle antwortenden Personen tatsächlich Arbeitnehmer sind und dass jeder Post von einer anderen Person geschrieben ist? Wie willst du sicher stellen, dass die Angaben auch den Tatsachen entsprechen?
Ich bin da noch ziemlich skeptisch, was das Konzept des Projekts angeht. Zudem sind die Fragen so pauschal und schwammig. Warum fragst du deine Probanden, wann sie Arbeitszufriedenheit verspüren ohne vorher zu erklären, was du mit diesem Begriff meinst, der nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch entstammt? Zudem glaube ich nicht, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer mit den Maslowschen Begriffen irgend etwas anfangen kann und du mit deiner Umfrage nicht gerade reliable Ergebnisse bekommst, weil die Antwort trotz guten Willens vielleicht nicht die ist, die du erwartet hättest oder die der Proband bei besserem Verständnis gegeben hätte.
Zugegebenermaßen habe ich mein Wissen über die Maslow'sche Bedürfnispyramide gerade nur sehr oberflächlich aufgefrischt. Aber anscheinend geht es hier wirklich um alle möglichen und unmöglichen Bedürfnisse, des modernen Menschen der westlich-kapitalistischen Welt.
Die Grundidee basiert darauf, dass es eine Hierarchie der Bedürfnisse gibt, sprich, dass kaum ein Mensch auf die Idee kommt, an seinem Image und seiner Selbstverwirklichung zu arbeiten, wenn er weder ausreichend zu essen noch ein sicheres Dach über dem Kopf hat. Wie du das auf den Arbeitsplatz übertragen bzw. einschränken willst, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.
Zumindest kann ich mir kein Arbeitsumfeld vorstellen, das auch nur einen Bruchteil der Bedürfnisse, die in der Maslow'schen Pyramide identifiziert werden, direkt erfüllt. Das fängt schon mit ausreichend Essen und Schlafen an: Dafür bin ich schon selber verantwortlich, ebenso wie für Freundschaften und soziale Kontakte, die über bloße Kollegialität hinausgehen. Meiner Meinung nach erfüllt mein Arbeitsplatz in allererster Linie mein Bedürfnis nach einem geregelten Einkommen, mit dem ich wiederum meine materiellen Bedürfnisse stillen kann. Der Rest ist mehr oder weniger mein privates Problem.
Ich bin gerade auch skeptisch, ob in dem Fall die Maslowsche Bedürfnispyramide als Grundlage Sinn macht. In erster Linie sind darin Bedürfnisse aufgeführt, die man selber verwirklichen will, unabhängig vom Arbeitgeber. Zudem sind diese ja alle aufeinander aufgebaut. Wie soll der Arbeitgeber auch alle Bedürfnisse dieser Pyramide befriedigen? Gerade die physiologischen Bedürfnisse muss jeder selber befriedigen können. Natürlich kann der Arbeitgeber Getränke und Snacks kostenlos zur Verfügung stellen, aber das alleine bringt nicht viel dazu bei, die allgemeine Arbeitszufriedenheit zu befriedigen. Auch die sozialen Bedürfnisse kann ein Arbeitgeber nicht wirklich bedenken.
Das Thema Arbeitszufriedenheit ist ein komplexes und weites Feld und da nur von der Maslowschen Bedürfnispyramide auszugehen, wird wohl nur bedingt reichen. Wäre jedenfalls schön, wenn du mal mehr über das Projekt erzählst. Denn wie trüffelsucher finde ich das auch alles gerade recht schwammig und nichts aussagend. Es gibt auch nicht immer Arbeitszufriedenheit und Arbeitsunzufriedenheit. Es gibt Faktoren die dafür sorgen, dass die Mitarbeiter nicht unzufrieden sind, aber zufrieden sind sie deswegen noch lange nicht. Und die Pyramide vom guten Herrn Maslow ist da nicht wirklich geeignet, wenn es dir darum geht heraus zu finden, was ein Arbeitgeber tun muss, um für Zufriedenheit zu sorgen. Erzähl doch mal, warum genau du diese als Grundlage nehmen willst?! Was genau soll das Ziel des Projekts sein?
Einfach nur zu fragen, welche Bedürfnisse mein Arbeitgeber abdeckt reicht irgendwie nicht aus, um bei diesem Thema auf einen genauen Punkt zu kommen. Da könnte dir nun jeder irgend etwas anderes nennen. Angefangen von "meine Kollegen sind nett" und "ich hab so ein hübsches Büro", bis hin zu den wirklich wichtigen Dingen. Brauchst du nun die Informationen der User hier für dein Projekt, oder hast du das ganze nur mal eben so in den Raum geworfen und wolltest oberflächliche Meinungen hören? Das macht auch einen Unterschied.
trüffelsucher hat geschrieben:Die Maslowsche Theorie ist meines Wissens nach auf das Leben allgemein zugeschnitten, nicht auf das Leben der Arbeitnehmer allein.
Man kann diese Hierarchie der Bedürfnisse doch aber auf verschiedene Lebensbereiche anwenden, also auch auf das Arbeitsleben. Ich denke, es ist zum Beispiel nicht falsch anzunehmen, dass jemand erst dann sein volles kreatives Potential in seinem Job entfalten wird, wenn er so gut bezahlt wird, dass er von seiner Arbeit leben kann und wenn er sich sicher sein kann, dass er nicht bei nächster Gelegenheit die Kündigung erhält. Es gibt soweit ich mich erinnern kann ja auch verschiedene Auslegungen und Erweiterungen dieser Theorie, von daher finde ich den Ansatz jetzt nicht grundsätzlich falsch.
Davon abgesehen gebe ich dir aber völlig recht - ich wüsste nicht, wie so eine allgemein formulierte Frage bei einer Projektarbeit irgendwie weiterhelfen könnte. Wenn man Daten erhebt muss man doch erst mal ein System haben also klare Fragen und klare Antwortmöglichkeiten. Wenn man das nicht hat läuft das darauf hinaus, dass man irgendwelche schwammigen Antworten bekommt und dann selber schauen muss, wie man die irgendwie interpretiert und als Student sollte man eigentlich wissen, dass das mit wissenschaftlichem Arbeiten wenig bis gar nichts zu tun hat.
Als ersten Schritt würde ich dazu raten die Bedürfnispyramide zu erklären und die einzelnen Abschnitte mit Erklärungen und Beispielen zu versehen, so, dass sich auch Leute etwas darunter vorstellen können, die nicht irgendwann mal Psychologie oder Soziologie belegt haben. Und dann natürlich klare Antwortmöglichkeiten - wird erfüllt, wird nicht erfüllt, wird zu Teil erfüllt, oder so was in der Art. Eine Art qualitative Studie, vielleicht in Form eines ausführlicheren Interviews mit ausgesuchten Personen, ist sicher eine nette Ergänzung, aber ich würde so etwas nicht zum Hauptinhalt meiner Arbeit machen.
Cloudy24 hat geschrieben:. Ich denke, es ist zum Beispiel nicht falsch anzunehmen, dass jemand erst dann sein volles kreatives Potential in seinem Job entfalten wird, wenn er so gut bezahlt wird, dass er von seiner Arbeit leben kann und wenn er sich sicher sein kann, dass er nicht bei nächster Gelegenheit die Kündigung erhält.
Die Bezahlung an sich spielt bei der Arbeitszufriedenheit eher eine kleinere Rolle. Natürlich wirkt es sich negativ auf die Motivation aus, wenn man "unterbezahlt" wird, aber letztlich spielen eher die nicht-monetären Effekte eine Rolle dabei, ob jemand wirklich zufrieden in seinem Job und mit seinem Arbeitgeber ist.
Das Bedürfnis nach Sicherheit fällt durchaus schon auch da hinein, dass ein Arbeitgeber dieses auch befriedigen kann. Das stimmt schon; gerade eine offene Kommunikation und regelmäßige Gespräche klären den Arbeitnehmer auf. So weiß dieser immer, woran er gerade ist. Aber eine wirkliche Sicherheit bietet das auch nicht. Man kann sich nie sicher sein, ob man seinen Job behält. Da kann weder der Arbeitgeber, noch der Arbeitnehmer für garantieren.
Der Tipp die Pyramide zu "zerlegen" und genauer zu erklären finde ich aber gut. Wenn diese unbedingt als Grundlage dienen soll, dann kann man diese wirklich in ihre Einzelteile zerlegen, dazu genaue Beispiele geben und aber auch dazu schreiben, für welche Bereiche der Arbeitnehmer selbstständig zuständig ist, und in welchen Bereichen auch der Arbeitgeber mitwirken kann.
Nana_2011 hat geschrieben:Die Bezahlung an sich spielt bei der Arbeitszufriedenheit eher eine kleinere Rolle. Natürlich wirkt es sich negativ auf die Motivation aus, wenn man "unterbezahlt" wird, aber letztlich spielen eher die nicht-monetären Effekte eine Rolle dabei, ob jemand wirklich zufrieden in seinem Job und mit seinem Arbeitgeber ist.
Ich meinte damit nicht, dass jemand unbedingt zufriedener ist, wenn er besser bezahlt wird. Ganz oben in der Hierarchie steht ja die Selbstverwirklichung und wenn ich das auf das Arbeitsleben übertrage verstehe ich darunter eben den ganzen Bereich, wo es darum geht neue Ideen einzubringen, eigene Konzepte zu entwickeln und so weiter.
Wenn ich in meinem Job aber so schlecht bezahlt werde, dass ich nicht davon leben kann, muss ich mir einen zweiten Job suchen. Das führt dann dazu, dass ich einen Teil meiner Energie, meiner Ressourcen und meiner Kreativität unweigerlich in diesen zweiten Job investieren muss und das fehlt dann logischerweise bei meinem ersten Job. Auch wenn mein zweiter Job jetzt ein total stumpfsinniger wäre bei dem ich nicht denken muss - wenn ich keinen wirklichen Feierabend gehabt hätte, wäre ich am nächsten Tag wahrscheinlich weniger motiviert und weniger konzentriert bei meinem ersten Job.
Zum Thema Selbstverwirklichung hinkt das Modell hier gewaltig. Wenn bei der Berufswahl und bei der Wahl der Arbeitsstelle alle Menschen sich an der Pyramide orientieren würden, dann sähe die Arbeitswelt ganz anders aus. Wenn ich mir einen wunderschönen Traumjob wie zum Beispiel Hebamme oder Künstler aussuche, dann weiß ich schon vorher, dass ich meine Grundbedürfnisse vielleicht nicht so gut decken werden, als wenn ich beispielsweise als Jurist ein weit erklecklicheres Einkommen erziele. Eigentlich steht die Selbstverwirklichung in der Pyramide ganz oben und wird fast als Bonus betrachtet. Dennoch halten sich ganz offensichtlich einige nicht daran, denn sonst würde keiner solche hoch ideellen und weit unterbezahlten Jobs mehr ausüben. Laut dem Modell dürfte das aber nicht sein. Es scheint also so, dass der Mensch als Individuum nicht unbedingt so rational reagiert und handelt, wie die Theorie über den Modellmenschen besagt.
Auch die Arbeitszufriedenheit folgt in dem Punkt sicher nicht genau dem Modell. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass ein Mensch in einem eher unterbezahlten Job durchaus mit seinem Arbeitsplatz und dem Arbeitgeber zufrieden sein kann, auch wenn die Bezahlung nicht stimmt eben genau wegen der starken Selbstverwirklichung. Deshalb zweifle ich beispielsweise, ob das Modell hier so passend ist. Zudem ist diese Modell nicht mehr unbedingt das aktuellste.
Cloudy24 hat geschrieben:Ich meinte damit nicht, dass jemand unbedingt zufriedener ist, wenn er besser bezahlt wird. Ganz oben in der Hierarchie steht ja die Selbstverwirklichung und wenn ich das auf das Arbeitsleben übertrage verstehe ich darunter eben den ganzen Bereich, wo es darum geht neue Ideen einzubringen, eigene Konzepte zu entwickeln und so weiter...
Ah, ok. Dann hatte ich das falsch verstanden. Ja, das stimmt natürlich, dass sich dass dann auch negativ auf die Leistung auswirkt, wenn man nebenher noch irgendwie überleben muss. Auch ist es ja so, dass es oft die Motivation leidet, wenn man der Meinung ist zu wenig zu verdienen und dadurch seine Leistung irgendwie der Bezahlung anpasst.
trüffelsucher, dass der Mensch eigentlich eher irrational handelt ist mittlerweile mehr oder weniger bekannt. Deswegen finde ich das mit der Selbstverwirklichung auch eher skeptisch, da dieses ja, wie du auch sagtest, eher veraltet ist. Immerhin wählen manche Menschen doch eher den bequemen Weg um ihre Bedürfnisse eher mittelmäßig zu befriedigen, anstatt den Hintern hoch zu bekommen. Wenn da der Mensch an sich schon scheitert, kann der Arbeitgeber hier auch wenig machen. Ich denke (immer noch) dass die Bedürfnisse der Pyramide eher Ich-bezogen sind und nicht von meinem Arbeitgeber befriedigt werden.
Auch wenn sich Jaac leider noch nicht näher zu dem Projekt geäußert hat und erklärt hat, wieso er die Maslowsche Bedürfnispyramide als Grundlage gewählt hat, finde ich, dass diese als Ausgangspunkt ungeeignet ist. Je nach Umfang des Projekts könnte ich mir das aber als Unterthema vorstellen, in dem du versuchst heraus zu finden, ob das überhaupt machbar ist und inwieweit Arbeitgeber diese Bedürfnisbefriedigung unterstützen können.
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