Größere Kleidergröße hält Frauen vom Kauf ab - wirklich?
Ich habe letztes Wochenende in der Zeitung einen Artikel über Kleidergrößen und Größennormen gelesen. Das ist ja ein ewiges Streitthema, das hier auch schon einige Male thematisiert wurde - es gibt keine genormten Größen und jeder Hersteller kann sich praktisch selber aussuchen, mit was für Größen er seine Kleidungsstücke versieht, was dann logischerweise dazu führt, dass die angestammte Kleidergröße nicht immer passt.
In dem Artikel kam unter anderem ein Hersteller zu Wort der meinte, dass Frauen eher sagen würden, dass ihnen ein Kleidungsstück nicht gefällt anstatt im Geschäft nach einer größeren Größe zu fragen. Er hat damit die Praxis des "vanity sizing" (ein Hersteller gibt bewusst eine kleinere Größe an als die, die das Kleidungsstück eigentlich hätte) verteidigt. Eigentlich fand ich diese These erst mal reichlich merkwürdig, weil ich schon so oft irgendwas gekauft habe, das größer oder kleiner als meine normale Kleidergröße war, ohne, dass ich mir dabei irgendwas gedacht habe. Gerade das vanity sizing führt doch dazu, dass man sich nicht mehr sicher sein kann, welche Größe am besten passt.
Aber dann musste ich an eine Szene denken, die ich vor einigen Jahren erlebt habe, als eine Frau in einem Geschäft verkündet hat, dass sie ein bestimmtes Kleid in Größe 40 nicht haben wollte und als die Dame weg war meinte die Verkäuferin dann halb im Scherz, dass es ja verkaufsfördernder wäre, wenn man erst mal ein Kleidungsstück für die Kundin aussucht, das etwas zu groß ist und ihr dann vorschlägt, es doch in einer Größe kleiner anzuprobieren, wenn sie aus der Kabine kommt. Außerdem würde es auch nicht schaden zu erwähnen, dass irgendwas ja sehr "knapp" ausfallen würde.
Wie ist das bei euch? Findet ihr es wichtig eine bestimmte Kleidergröße zu tragen und fühlt ihr euch unwohl, wenn ein Kleidungsstück eine wesentlich größere Größe hat als die, die ihr sonst tragt? Wäre es euch peinlich im Geschäft nach einer größeren Größe zu fragen?
Die Größe ist mir eigentlich egal, weil die Teile immer verschieden ausfallen. Ich habe einen schönen Rock in Größe 40 und eine andere tolle Hose in Größe 44, außerdem habe ich auch Leggings in Größe 38 und eine andere ist sogar mit "S" gekennzeichnet, und ich bin nicht zierlich und dünn. Meistens trage ich Schuhgröße 41 und ich habe mir vor einigen Tagen Pumps in Größe 40 gekauft, ein anderes Paar hat mir nur mit der Schuhgröße 42 gepasst.
Vor zwei Wochen hat mir ein T-Shirt in der Größe "L" nicht beim New Yorker gepasst, deswegen mache ich mich doch bestimmt nicht verrückt. Dann ist das eben so und ich schaue nach einer größeren Größe. Niemand schaut sich die Zettel in meinen Kleidungsstücken an und hasst mich wegen meiner Kleidergröße. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, ob ich bei BHs ein C-Körbchen oder ein D-Körbchen habe, aber das ist mir auch egal.
Mir persönlich ist es völlig egal, denn ich kenne dieses Spielchen der Hersteller auch. Die Größen weichen manchmal um mehrere Nummer voneinander ab und diese Kennzeichnung mit S - XL ist für den Allerwertesten, weil da jeder Hersteller noch mal mehr von irgendwelchen vielleicht mal genormten Größen abweicht. Ich trage normalerweise etwa eher die großen Größen - habe aber mal auch ein Nachthemd in Größe M genommen, dass immer noch weiter war als beispielsweise das einer anderen Marke in XL, das verdammt knapp saß, eher wie eine Wursthaut.
Allerdings habe ich eine Freundin, die ganz genau auf die Größe guckt und auch ein Kleidungsstück in einer größeren Größe nie tragen würde. Da hungert sie sich lieber wieder ein paar Kilo von ihrem mageren Gerippe herunter, damit sie ja wieder in die 36 hinein passt. Dabei hat sie schon eine so magere Model-Figur und ein paar mehr Kilo sähen eigentlich besser aus. Aber das will einfach nicht in ihren Kopf: Sie will Größe 36 haben - alles andere ist ihr egal.
Mir ist das eigentlich relativ egal. Wenn mir etwas gefällt probiere ich es an, und wenn es passt wird es gekauft. Egal welche Größe auf dem Kleidungsstück steht. Denn ich weiß auch, dass das mit den Größen nicht wirklich einheitlich ist und merke auch selber immer wieder, dass eine 36 nicht immer eine 36 ist. Ich kenne aber auch einige Mädels die nur die Größe anprobieren, die sie immer tragen. Und wenn dann eine, beispielsweise, 36 nicht passt, dann wird die Klamotte zurück gehängt, aber auf gar keinen Fall eine 38 anprobiert.
In meinem Kleider- oder auch Schuhschrank befinden sich alle möglichen Größen. Ich habe Oberteile die mit Größe 34 ausgezeichnet sind und gut passen, aber auch welche auf denen eine 40 steht, und diese passen genauso. Ob es mir peinlich wäre nach einer größeren Größe zu fragen kann ich nicht sagen, da ich mir meine Klamotten selber heraus suche und niemals die Hilfe der Verkäuferinnen in Anspruch nehme.
Ich finde es nicht schlimm, wenn man nach einer größeren Größe fragen muss. Sachen fallen eben manchmal unterschiedlich aus. Eigentlich passt mir immer eine XS, aber eben manchmal auch S. Das kommt auf den Hersteller drauf an und wenn es eben zu eng anliegt, möchte ich es auch nicht unbedingt. Manchmal möchte man ja auch weitere Sachen. Ich finde, dass man sich nicht über eine Kleidergröße definieren kann und das ganze mit sich vor einem Spiegel ausmachen sollte.
Vielleicht ist es blöd, wenn man jahrelang eine Größe hatte und dann nach einer größeren Größe fragen muss, aber dann ist es eben so und dann kann man es auch nicht ändern. Wenn man sich zusätzlich nicht mehr gefällt kann man ja auch an sich arbeiten und Sport machen.
Ich muss an dieser Stelle leider zugeben, dass an der Theorie was dran ist. Ich selbst bin da das beste Beispiel, und ich glaube, vielen geht es ebenso.
Zur Hochzeit meiner Schwester sollte ich mir vor einigen Jahren, meine große Tochter war noch sehr klein, etwas Schickes kaufen. Ich ging in ein Geschäft und fand auch tatsächlich ein paar Hosen, die mir zusagten, und probierte sie an. Leider hatte ich zu der Zeit noch einige Kilos von der Schwangerschaft auf den Rippen. Da ich früher immer Größe 36 oder maximal 38 getragen hatte, war es an sich schon eine peinliche Angelegenheit für mich, am Kleiderständer nach Größe 40 und 42 greifen zu müssen. Nachdem die Hose selbst in Größe 42 nicht passte, war ich einigermaßen frustriert, denn eine 44 wollte ich aus Eitelkeit und Stolz auf gar keinen Fall tragen.
Die Verkäuferin war allerdings nicht besonders clever. Anstatt mir stillschweigend eine Hose zu bringen, die einfach etwas großzügiger geschnitten gewesen wäre, verkündete sie einfach, sie könne mich schließlich auch nicht dünner machen. Den Laden habe ich damals umgehend verlassen und in meinem ganzen Leben bisher nicht wieder betreten. Ich hatte noch erwähnt, dass ich noch "Babyspeck" mit mir herumtrüge, und man sah mir auch an, dass es mir unangenehm war, und trotzdem kam dieser unangebrachte Kommentar von der Verkäuferin.
Kleidergröße 42 oder 44 ist eigentlich nicht wirklich ein Weltuntergang, und ich bin sicher, es gibt viele Menschen, denen diese Größe sehr recht wäre, oder die es einfach nicht kümmert, was auf dem Schild steht, aber ich fühlte mich damals richtig schlecht. Ich war immer sehr schlank und konnte mit meinem temporären leichten Übergewicht überhaupt nicht umgehen. Ein wenig mehr Einfühlsamkeit hätte ich mir da wirklich gewünscht, zumal es eine Frau war, die sich doch eigentlich in mich hätte einfühlen können.
Frauen definieren sich also scheinbar wirklich häufig über die Kleidergröße, wo sonst käme der Trend zu size zero her? In den Zeitungen liest man nichts von einem BMI von unter 20, nein, man liest von der Kleidergröße. Dieses kleine Schildchen, das kein Mensch sieht, bedeutet anscheinend für viele eine ganze Menge. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass einige Fabrikanten ihre Modelle bewusst "größer ausfallen" lassen, damit Frau sie auch kauft.
Es zaubert einem doch ein Grinsen auf's Gesicht, wenn man bei einer Firma auf einmal eine Größe "schlanker" ist, oder? Mal ehrlich.
Thaddäus hat geschrieben: Es zaubert einem doch ein Grinsen auf's Gesicht, wenn man bei einer Firma auf einmal eine Größe "schlanker" ist, oder? Mal ehrlich.
Nicht wenn man sich bewusst macht, dass die Größe gar nicht die wahre Größe ist. Wenn ich in ein Oberteil mit Größe 34, statt 36 passe, dann zaubert mir das gar nichts in Gesicht. Außer vielleicht ein wenig Ärger, dass es was Kleidergrößen keine Norm gibt und ich nicht einfach zu einem Oberteil greifen kann, sondern dieses wohl immer unbedingt anprobieren muss. Es kann auch gut sein dass eine 36 an mir sitzt wie ein Kartoffelsack. Mir schmeichelt das aber nicht, weil ich weiß, dass ich eben nicht mit einem mal schlanker geworden bin, sondern quasi "verarscht" werde.
Thaddäus hat geschrieben:Es zaubert einem doch ein Grinsen auf's Gesicht, wenn man bei einer Firma auf einmal eine Größe "schlanker" ist, oder? Mal ehrlich.
Ehrlich gesagt ärgert mich so etwas eher. Ich habe vor Kurzem eine Hose gekauft, die ganze zwei Größen kleiner als meine normale Größe war. Die Hose stammt von einer Marke, von der ich öfters auch mal was bestelle, weil der Shop bei uns im Kaufhaus relativ klein ist und nicht immer das ganze Sortiment vorrätig hat. Jetzt bin ich echt verunsichert, was für eine Größe ich nehmen soll, wenn ich dort mal wieder eine Hose bestellen möchte und es ärgert mich schon, dass man sich nicht mal mehr darauf verlassen kann, dass die Abmessungen innerhalb einer Marke gleich bleiben.
Sicher kann ich drei Hosen bestellen und die, die nicht passen, dann zurückschicken, aber das ist halt zusätzliche Arbeit, die ich nicht haben würde, wenn die Hersteller bei ihren Abmessungen bleiben würden.
Ich sehe das ähnlich wie Cloudy24. Mich nervt das viel eher, dass man sich auf Größen so gar nicht verlassen kann. In einem Laden hat man zwei nummern größer als in einem anderen und teilweise schwanken die Größen von Modell zu Modell in einem einzigen Laden total. Das ist eigentlich völlig absurd. Ich hätte eher gedacht, dass das ein Merkmal für die bescheidene Qualität ist, da ja heute vorwiegend in Billiglohnländern produziert wird und dort keine Normen herrschen. Dass das teilweise extra so vorgesehen ist, kann ich nicht wirklich nachvollziehen.
Trotzdem kenne ich auch die Sicht von Thaddäus. Vor meiner ersten Schwangerschaft war ich äußerst schlank. Aber nach mehreren Kindern ist eben nach und nach immer mehr Babyspeck hängen geblieben. Auch wenn ich zwischenzeitlich durch Diäten auch immer wieder mal das alte Gewicht hatte, ist das Becken eben so viel breiter geworden, dass mir fast keine meiner alten Hosen mehr passt. Die erste Zeit mit der neuen Kleidergröße fand ich auch furchtbar. Ich habe mich zwar mittlerweile daran gewöhnt, aber ich muss zugestehen, dass ich bei weiten nicht mehr so gerne Klamotten kaufe wie früher mit der kleineren Größe. Wenn ich mal mehr Babyspeck auf den Rippen habe, dann kotzt mich das total an, dass man mit Größe 44 (die bei Müttern eben durchaus mal vorkommt) schon in die Abteilung für "Dicke" muss, weil man bei den normalen Modellen nichts findet.
Das liegt aber vielleicht auch nicht mehr alleine an der Größe. Zu meiner Jugendzeit war die Mode oft lockerer und figurschmeichelnder geschnitten. Seit einigen Jahren klebt der Trend eben auf Magermodels und sehr Figur betonten Schnitten, so dass man eben Stellen am Körper die nicht perfekt sind schneller sehen kann. Das nervt mich auch ein wenig, weil es ja an der Lebenswirklichkeit vieler Frauen total vorbei geht.
Ich kann diese Theorie einerseits schon verstehen, aber einen wirklichen Sinn macht es in meinen Augen auch nicht. Ich finde es auch eher störend, dass ich mehr Teile anprobieren muss, weil auf die Größenangabe kein Verlass mehr ist. Aber welche Größe dann später in dem Kleidungsstück steht, das mir passt, ist mir eigentlich relativ egal, Hauptsache es passt mir. Allerdings trage ich normalerweise auch Größe 36 und bin schlank und zierlich. Das dürfte vielleicht mit ein Grund sein, warum es mir nichts ausmacht, wenn die Größe im Kleidungsstück anders ausfällt. Bei größeren Größen dürfte es wohl eher eine Rolle spielen, denke ich.
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