Hat man als Versicherungsvetreter noch Freunde?
Schon als ich klein war wurde immer gesagt, dass ein Versicherungsvertreter keine Freunde mehr haben würden, wenn sie erst mal richtig in ihrem Beruf angekommen sind. Die Leute, von denen ich das gehört habe waren der Meinung, dass man eben dann den Freunden Versicherungen andreht und versucht sie wegen den Provisionen zu überzeugen. Wenn das Ganze dann schiefgeht, halten das nur wenige Freundschaften aus. Ist das wirklich so? Kann man nicht auch Versicherungen verkaufen und seinen Freundeskreis behalten oder sieht man sich bei solchen Sachen immer erst bei den Freunden um?
Als Versicherungsvertreter arbeitet man auf Provisionsbasis, d.h. je mehr Versicherungen du verkaufst, desto mehr verdienst du. Außerdem ist es kein Ausbildungsberuf, sondern jeder kann es machen. Daher sind viele sozusagen vollkommen ahnungslos, wenn sie damit beginnen. Und dann fängt man bei seinen Freunden an. Auch um das Verkaufsgespräch zu üben.
Und das kann dann entweder nach hinten losgehen, wenn die Freunde mit der Versicherung Probleme bekommen. Aber viel eher schon, wenn man alle seine Freunde immer wieder bequatscht und versucht zu überrede, obwohl die meisten ja einfach schon Versicherungen haben und/oder halt schon Nein gesagt haben. Daher vergraulen viele Anfänger-Versicherungsvertreter ihre Freunde. Aber sicher muss man es so nicht machen.
@Bienenkönigin: Dass es kein Ausbildungsberuf ist, stimmt zwar. Aber man muss mittlerweile seit einigen Jahren eine Prüfung ablegen, damit man als Versicherungsverkäufer auf die Menschheit losgelassen werden kann. Ohne diesen Nachweis wird man bei keinem deutschen Versicherungsunternehmen einen entsprechenden Vertrag bekommen, um in ihrem Namen zu verkaufen.
Aber ob man dann noch Freunde hat, hängt von jedem selbst ab. Ich selbst habe Mitte der 90er Jahre in diesem Geschäft gearbeitet. Damals war mir auch bekannt, dass mancher Vertreter bestimmte Dörfer meiden sollte. Ich selbst habe mir solche Probleme nicht aufgebaut. Allerdings hat das der Versicherung damals nicht so gefallen, dass ich eben wirklich nur den Bedarf der Leute versichert habe beziehungsweise das was sie sich leisten konnten.
Wobei ich dazu sagen muss, dass mir alle Verträge nach kurzer Zeit gekündigt wurden, wo mein Ausbilder beim Abschluss dabei war. Denn diese Prämien konnten sich die Leute sehr schnell nicht mehr leisten. Alle anderen Verträge existieren heute noch und ich kann mich in den Orten auch noch blicken lassen.
Wer aber wirklich nur nach Verdienst verkauft, der wird eben sehr schnell keine Freunde mehr haben. Aber die Freundschaften gehen auch anders kaputt. Ich selbst habe es erleben müssen, dass die Cousine meines Ex-Mannes mich immer angab, wenn es um Empfehlungen ging. Das war eine Zeit recht schlimm, wo man dann regelrecht von den Verkäufern belästigt wurde. Bis ich dann mal erfahren habe, wer dahinter steckt und uns die Leute eben schickt.
Der beste Kumpel meines Mannes ist Versicherungsmakler von Beruf, um es genau zu sagen, nennt er sich Finanzberater. Denn er verkauft eben nicht nur Versicherungen, sondern macht noch viel mehr drumherum. Er hat sehr viele Freunde und mein Mann ist schon mit ihm befreundet seit sie kleine Jungs waren.
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass man als Versicherungsberater keine Freunde mehr hat. Wenn man nämlich wirklich davon leben können will, genügt es nicht, die Freunde und die Familie mit Versicherungen zu versorgen. Die Provisionen bei diesen kleinen Anlagen ist ja nicht der Rede Wert. Man muss schon größere Geschäfte abschließen und die finden außerhalb des engeren Umfelds statt.
Bei unserem Freund ist das genauso. Natürlich hat er auch im direkten Umfeld Versicherungen verkauft, aber er dreht sie den Leuten nicht an. Sie kommen zu ihm und nicht umgekehrt. Vielleicht musste er anfangs etwas Klinken putzen, aber das ist schon lange her. Und sein Motto war immer, dass er ehrlich zu den Leuten ist und ihnen nicht nur des Geldes wegen einen Versicherungsvertrag andreht. Deshalb muss er sich keine Sorgen um seine Freunde machen. Und ich denke, so geht es seriösen anderen Versicherungsberatern ebenfalls.
Ich kenne einen Freund, der mir anvertraute, dass man als Versicherungsvertreter sich keine Freunde macht und er sogar Freunde und Familie verloren hat, weil er der Geschäfte wegen Versicherungen andrehen musste, weil es ja um die Provision geht - da ist nämlich ein Verkaufspensum einzuhalten, das man auch erhöhen muss und mit der Zeit ist das eine ziemlich anstrengende Sache, weil man ja immer mehr Leute anwerben und die Versicherungen anbringen muss, schließlich geht es um den Verkauf.
Man selber verdient eigentlich nicht viel daran, es sei denn, man sei ein Verkaufsgenie, aber so leicht ist das alles auch nicht. Meinem Freund gehen viele Menschen aus dem Weg, er hat es sich mit diesem Job nur noch verschanzt und er selber meinte, dass er als Person verloren ging, weil es nur darum geht, zu verkaufen, um die Qualität geht es ja nicht, nur um die Quantität.
Meistens verhungert man, als dabei etwas zu verdienen. Wenn einem das Image egal ist und man die Eigenschaften eines Haies hat, dann ist man dafür geschaffen. Die meisten gehe zugrunde, weil das knallhart ist. Man muss da seine Seele opfern bzw. verkaufen. Gute Eigenschaften bleiben nicht mehr bestehen - wie denn auch, wenn der Druck möglichst viel zu verkaufen so hoch ist.
Ich war mal als Praktikant in einer Versicherungsfirma tätig. So wirklich gefallen hat es mir das nicht, weil ich im Vorfeld schon eine gewisse Abneigung gegen solche Versicherungsfritzen hatte, aber es war Teil der Ausbildung und eine andere Firma hatte ich zu dem Zeitpunkt leider nicht gefunden. So an sich war die Stimmung dort sehr gut und es ging immer lustig zu. Auch mit den Kunden wurde ein Spaß nach dem anderen gemacht. Es kam mir so vor, als ob vielleicht doch nicht alle so auf das Geld aus sind. Hier hatte ich aber nicht so den Einblick, weil ich nur einfache Sekretariatsaufgaben zu erledigen hatte.
Einige Zeit nach dem Praktikum begegnete ich wieder einem dieser Versicherungsleuten aus der Firma. Dieser bot mir einen Nebenjob an. Da ich zu dem Zeitpunkt sehr schlecht dastand wollte ich mir das mal anschauen. Er schleifte mich dann zu so einer Werbeveranstaltung. So an sich war sie ganz unterhaltsam, aber die eigentlichen Knackpunkte kommen erst sehr viel später oder werden komplett untergraben. Auf jeden Fall lief es dann darauf hinaus, dass ich in meinem Freundeskreis anfangen sollte Leute zu denen zu bringen. Darauf wollte ich mich auf keinen Fall einlassen und deswegen habe ich dem ganzen schnell den Rücken gekehrt.
Sicher hat jede Versicherungsfirma ihre Methoden, aber generell läuft doch alles auf das gleiche hinaus. Wenn man jemanden schon kennt fällt es doch ein wenig leichter ihm zu etwas zu überzeugen. In dem Falle eben bestimmte Versicherungen abzuschließen. Ich habe mal einen der Mitarbeiter gefragt, ob er noch Kontakt zu seinen alten Arbeitskollegen hat, bevor er diesen Job angefangen hat. Er meinte dann, dass die alle keine Ahnung haben und er mit denen nichts mehr zu tun haben will. Für mich klingt das eher so, als ob er bei ihnen mit einer Versicherung gescheitert ist und somit die Freundschaften alle draufgegangen sind.
Und ich hab mir die Sorgen gemacht als ich Autoverkäufer war das mir abends die Leute auf der Straße auflauern oder sich jemand mit einem Auto das er bei mir gekauft hat in den Tod fährt wegen diverser Mängel. Die Frage ist immer wie jemand der Versicherungsvertreter ist mit seinen Kunden bzw. Freunden umgeht. Wenn jemand die Leute belästigt oder übers Ohr hat ist es klar dass er weniger Freunde haben wird. Wenn er Sie aber gut berät wird er sie auch weiter hin als Freunde behalten.
Habe auch schon von einigen Leuten gehört die sich beschwert haben das sie überall unbeliebt sind und es ein schlechter Beruf sei, da sie die Leute nur verarschen müssen. In dem Fall rate ich jeden. Wechselt euren Arbeitgeber es geht auch anders.
Mein Freund verkauft nebenberuflich Versicherungen. Das stört aber seine Freunde nicht, obwohl schon einige eine Rechtsschutzversicherung bei ihm abgeschlossen haben.
Ich würde eine Freundschaft auch nicht aufgeben, nur weil der Freund mir eine Versicherung andrehen will. Wenn es ein wirklicher Freund ist, wird er einen ja gut beraten. Darüber kann man doch eigentlich nur froh sein. Wenn man einmal abgelehnt hat, wird er es ja nicht kontinuierlich weiter versuchen.
@anlupa: Bist du wirklich davon überzeugt, dass du Ruhe hast, wenn du einmal ablehnst? Da die meisten Versicherungsvertreter nur von Provisionen leben, können sie gar nicht aufgeben, wenn auch nur eine geringe Chance besteht, dass man doch einen Vertrag abschließt. Es ist einfach nur eine unschöne Wahrheit, dass die meisten Leute in dieser Branche auf Teufel komm raus verkaufen müssen, damit sie leben können.
Denn die Versicherungen die am häufigsten abgeschlossen werden, bringen den höchsten Arbeitsaufwand, aber die geringste Provision dabei. Vor allem, wenn man dann an eine Versicherung gebunden ist, hat man als Vertreter schnell das Ende der Fahnenstange erreicht, wenn man nicht über einen großen Kundenstamm verfügt.
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