Ist der eigene Musikgeschmack nur eine Illusion?
Wenn man jemanden nach seinem Musikgeschmack fragt, bekommt man meist prompt eine klare Antwort. Dieser kann so schön singen, jener macht so tolle elektronische Tanzmusik. Kann man bei so was aber wirklich vom eigenen Geschmack sprechen oder ist der Musikgeschmack wohl eher von den Geschmäckern im näheren sozialen Umfeld beeinflusst?
Ich glaube ja, dass eine Musikrichtung erst durch eine Art Kettenreaktion "mainstream" wird. Möglichst viele Personen hören einen bestimmten Track, äußern sich möglichst positiv über selbigen, wodurch wiederum Andere auf den Track erst kommen und den natürlich auch gleich "supi" finden. Schließlich kann die Masse ja nicht irren, wenn sie den einen Track oder Künstler so stark in den Himmel lobt. Am Ende stehen die Initiatoren der Kettenreaktion, die auf die bestimmte Musikrichtung tatsächlich stehen, sowie prozentual ein viel höherer Anteil, der den Musikgeschmack einfach übernommen hat. Nicht, weil die Musik tatsächlich "gut" ist, sondern weil die Werbung - sei es Mundpropaganda oder exzessiver Airplay - den Fokus auf mögliche positive Aspekte der bestimmten Musikrichtung gelenkt, und von den negativen abgelenkt, hat.
Ich für meinen Teil glaube nicht durch so einen Effekt beeinflusst zu sein. Mainstream-Musik höre ich nie, sondern (an Pop-Musik) höchstens etwas von Underground-Acts oder Scooter (die mitnichten als cool gelten).
Haltet Ihr denn einen solchen Effekt für möglich? Glaubt Ihr durch den Effekt gar beeinflusst zu sein?
Ich denke schon, dass das Umfeld eine große Rolle spielt. Vor allem das Umfeld, in dem man die prägenden Jahre bis etwa 21 verbringt. Gerade in der Pubertät wird der Musikgeschmack viel durch Freunde geprägt und auch solche Jugendmedien wie zum Beispiel die Zeitschriften Bravo, Popcorn und ähnliche. Ebenso solche Musikvideosender und Jugendradios, die mit gezieltem Marketing die Ware an den Konsumenten bringen. Klar wird den Jugendlichen da vieles als cool verkauft, was erfahrene Konsumenten vielleicht nur mit einem Lächeln bedenken. Wie sonst könnte man den Hype um Teeniestars wie Justin Biber und andere sonst erklären?
Auch unter Erwachsenen läuft sicherlich vieles unbewusst beeinflusst ab. Klar bleibt mir irgendwann im Ohr hängen, wenn ich ein bestimmtes Stück mehrmals auf meinem Lieblingssender gehört habe. Dennoch denke ich, dass da viel auch an musikalischer Vorbildung liegt, wie empfänglich da jemand noch im Erwachsenenalter für solche Werbung ist. Je mehr Ahnung jemand von Musik hat, desto kritischer und eigenständiger wird vermutlich auch das Urteil der Person ausfallen. Um es mal überspitzt auszudrücken: Einem, der selbst Berufsmusiker ist könnte man ein schlechtes Stück ganz lang schönreden und das würde wohl kaum etwas an dessen fundierten Urteil ändern. Jemand dessen Ahnung von Musik nicht über das Grölen von Fangesängen im Stadion hinaus geht, dem könnte man sicher eher etwas erfolgreich anpreisen, was er vorher nicht so toll fand.
Aber hier an der Stelle möchte ich noch eine Gegenfrage anfügen: Kann man in der heutigen Zeit überhaupt noch von individuellem Lebensstil sprechen? Gib einen Musikgeschmack oder ein Hobby in eine Suchmaschine ein und du findest zig Leute, die noch die seltsamsten Vorlieben mit einem teilen. So ist das letztlich auch mit Musikgeschmack. Wenn man zum Beispiel in der Hipster-Szene nachfragt, werden ganz viele so wie du antworten, dass sie gerne Underground Musik hören und den Mainstream ablehnen. Das heißt zwar nicht zwangsläufig, dass du sonst noch etwas mit den Hipstern gemeinsam hast, zeigt aber, dass eben selbst individueller Geschmack nicht mehr unbedingt nur Einzelpersonen betrifft. Im Übrigen kann ich mich auch noch ganz gut erinnern, dass Scooter in meiner Jugendzeit auch mal Mainstream und total cool war. So ist das eben total relativ und eine Frage der Perspektive, was man nun cool findet und wie alleine man mit einem Musikgeschmack wirklich ist.
Es ist nun mal so, dass auch viel über unser Umfeld bestimmt wird. Also kann das Umfeld einen auch in Sachen Musikgeschmack beeinflussen. Bei mir war es so, dass mein älterer Bruder ein bisschen die Musik gehört hat, die ich heute mag. Das heißt, dass er meine Lieblingsband auch gerne gehört hat. Sicherlich hat mich das auch ein bisschen beeinflusst, aber ganz in die Musikrichtung habe ich alleine gefunden. Ich denke, dass jeder seine eigenen Entscheidungen treffen kann und auch sollte und so kann auch jeder seinen Musikgeschmack selber bestimmen.
Natürlich gibt es aber auch überall diese chronischen Mitläufer, die immer alles machen, was gerade cool ist. Die hören dann eben auch nur das, was gerade in den Charts ist. Meiner Meinung nach ist das aber nicht besonders gut, weil man dann keine eigenen Entscheidungen treffen kann. Ich kann solche Leute nicht verstehen, weil sie immer nur Ja sagen und nicht selber einen Musikgeschmack finden.
Ich denke, dass es früher bei mir durchaus so war, dass mein Musikgeschmack von meinem Umfeld beeinflusst war. Eigentlich weiß ich es sogar sicher, dass ich meine erste Lieblingsband erst dann gut fand, als meine beste Freundin ein Fan davon wurde. Und so war es auch noch bei meinem zweiten Lieblingskünstler, bei dem mich eine Freundin überredet hat, zu einem Konzert mitzukommen, woraufhin ich die Musik auch gut fand. Das heißt für mich aber nun nicht, dass mir die Musik sonst nicht gefallen hätte, ich wäre einfach nur nicht so schnell darauf gekommen, sie mir anzuhören.
Mittlerweile ist es bei mir aber auch so, dass ich nicht mehr wirklich von solchen Dingen beeinflussbar bin. Meinen aktuellen Musikgeschmack habe ich ganz ohne eine Beeinflussung durch Bekannte oder Freunde gefunden. Aber trotzdem höre ich auf meinem Arbeitsweg auch viel Radio. Dabei ist es natürlich auch so, dass einige Lieder immer wieder gespielt werden und man diese so kennenlernt. Einige dieser Lieder höre ich auch ganz gerne und dabei ist dann wieder eine Beeinflussung da gewesen, weil ich das Lied eben häufig im Radio gehört habe.
Ich denke, dass das auf die eigene Einstellung ankommt, welche man zu Musik hat. Manche Leute werden sogar schon im Kindesalter damit erzogen, dass sie nicht alles machen sollen, was alle anderen Kinder machen. Bei mir war es so, dass ich viel Zeit mit Leuten verbracht habe, welche alles gehört haben was gerade in den Charts lief. Da ich allerdings auch viel mit Leuten aus dem Internet zu tun hatte, hatte ich das Glück auch auf andere Musikrichtungen zu treffen und diese als gut zu befinden.
Damals hatte ich, wie viele andere Leute heute auch noch, die Einstellung, dass die Musik welche jeder hört, nichts besonderes ist und habe daher aufgehört sie zu hören, auch wenn ich sie eigentlich mochte. Ich glaube viele Leute geben einfach nur vor etwas zu mögen bzw. etwas nicht zu mögen, damit sie zu der Gruppe dazugehören können und sich darüber unterhalten können. Natürlich ist das nicht bei jedem so. Es gibt durchaus Leute, welche sich einfach nicht mit Popmusik anfreunden können und es somit einfach nicht hören wollen, aber ich bin mir sicher, dass es noch einen beachtlichen Teil solcher Leute gibt, die sich einfach nur in eine Gruppe integrieren wollen.
Ich selbst kann von mir behaupten, dass ich einfach alles höre, was mir gefällt. Ich möchte mich nicht auf einen speziellen Musikgenre beschränken, oder gar nur auf einen einzigen Künstler. Überwiegend höre ich im Moment eher Hip Hop, das heißt aber nicht, dass ich keine andere Musik mögen darf. Viele Leute denken allerdings leider so, was ich ziemlich Schade finde, da dem Mensch dadurch eine Menge Entscheidungsfreiheit genommen wird.
Mainstream bedeutet doch nur, dass etwas von sehr vielen Menschen als gut befunden wird. Mainstream ist heutzutage für alle die ach so besonders wollen ein Schimpfwort geworden. Ich höre Musik sicherlich nicht, weil andere in meinem Umfeld sie hören, ich höre Musik wenn sie mir gefällt. Natürlich hat Musik die häufig im Radio gespielt wird, eine höhere Chance wahrgenommen zu werden als andere und mehr Zuhörer zu finden.
Ich muss sagen, dass ich einen recht breitgefächerten Musikgeschmack habe. Ich höre Rock/ Metal ebenso wie Pop. Es muss mich nur irgendwo ansprechen. Vieles was ich so höre, haben andere in meinem Alter (außer es sind die Charts) nicht wirklich auf dem Schirm. Das ist mir egal.
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