Wie fühlt Ihr Euch beim Verreisen über Geistergrenzen?
Seit dem Schengener Abkommen ist die Grenze meist nur mehr gedacht. Auch Ungarn ist dabei und bei Klingenbach die Grenze zu queren, war ein komisches Gefühl. Das letzte Mal, wie ich da rüber bin, standen wir zwei Stunden im Stau. Jetzt sahen wir nur mehr verlassene Grenzposten mit heruntergelassenen Rollläden, die wie Geisterhäuser wirkten. Auch fuhr unser Busfahrer mit viel Respekt dort durch und guckte sicherheitshalber, ob nicht doch ein Grenzer oder Zöllner käme, aber es tat sich nichts. Die beiden Grenzposten und das Niemandsland dazwischen lösten bei vielen Mitreisenden diverser Gedanken aus.
Ist es für Euch schon normal, Grenzen auf der Straße einfach so schnell zu durchfahren oder habt Ihr noch Respekt davor? Welche Gedanken gehen Euch durch den Kopf, wenn Ihr dort durchs Niemandsland zwischen zwei Schengenstaaten kommt oder schaltet Ihr einfach komplett ab?
Ich denke, dass es schon abhängig davon ist, was man schon mitbekommen hat. Ich habe das eigentlich nur als Kind aktiv mitbekommen und muss sagen, dass ich immer ganz schönen Respekt hatte, wenn da so Grenzleute prüfend in das Auto geschaut haben. Gemacht hatten wir ja nichts, aber man hat trotzdem immer ein bisschen Angst als Kind gehabt, weil die meistens nicht besonders freundlich geschaut haben. Ich denke, dass mir nun auch etwas fehlen würde, wenn ich an so eine Grenze kommen würde, aber auch da gewöhnt man sich dran und macht sich irgendwann keine Gedanken mehr darum.
Da ich an der französischen Grenze wohne ist es für mich tatsächlich nichts besonderes eine Grenze zu überqueren, die unbewacht ist. Bei uns verläuft die Grenze im Rhein und ich benutze zur Grenzübertretung die Fähre oder im Moment eine Brücke, wegen des Hochwassers, deshalb nehme ich die Grenze natürlich schon jedes Mal bewusst wahr, aber es ist etwas viel zu alltägliches für mich um noch irgendwie besonders zu sein.
Die Schweiz liegt auch nicht weit weg und da gibt es ja in der Regel auch keine Kontrollen mehr, aber irgendwie respekteinflößend finde ich die Grenze dort auch nicht, obwohl ich mich da noch sehr gut an die Kontrollen erinnern kann. Ich muss aber auch sagen, dass ich die schweizer Beamten nie als unfreundlich empfunden habe, die haben ich früher im Zug nach Basel öfters angetroffen und die waren immer nett bei der Kontrolle.
Bei mir kommt es auch darauf an, wie es dort aussieht und wie ich es von früher kenne. An vielen Grenzen stehen ja schon gar keine Zollstationen mehr, an denen früher die Zollbeamten standen. Dadurch merkt man ja fast gar nicht, dass man eine Grenze überfährt. Mit meiner Oma waren wir mal in Frankreich, ohne es ihr vorher richtig zu sagen, sie war sehr verwundert, dass wir schon in Frankreich waren und nicht an der Grenze kontrolliert wurden. Sie kannte das natürlich von früheren Reisen anders.
Ich merke es schon immer, wenn ich eine Grenze überfahre, aber ein besonderes Gefühl habe ich dabei eigentlich nicht. Bei der Grenze nach Ungarn kann ich es aber verstehen und dabei würde ich mich vielleicht auch komisch fühlen, weil man dort ja wirklich immer lange warten musste und genau kontrolliert wurde. Die für mich interessanteste Situation dahingehend war, dass ich gerade mit meinen Eltern im Urlaub in Österreich war, als dieses Land zum Schengenraum beigetreten ist. Auf der Hinfahrt wurden wir also noch kontrolliert, auf dem Rückweg konnten wir einfach über die Grenze fahren. Das war schon ein sehr komisches Gefühl.
Wir sind früher am Wochenende oft über die Grenze nach Frankreich gefahren um ein wenig einkaufen zu gehen. Damals gab es hier ebenfalls noch einen Schlagbaum und entsprechende Zöllner. Diese waren dann irgendwann plötzlich verschwunden und man kann seit dem einfach rüber fahren. Jedoch habe ich hier Persönlich keinen Unterschied gemerkt, da ich mir früher schon keine Gedanken dabei gemacht habe.
Da der Übertritt in ein anderes Land ja nun schon eine ganze Weile problemlos abläuft und es keine Kontrollen mehr gibt in den Ländern des Schengener Abkommens, hat man sich den Gegebenheiten angepasst. Heutzutage nimmt man es gar nicht mehr wahr und denkt nicht darüber nach, wie es früher war, zumindest nicht auf der Durchreise durch eines dieser Länder. Es ist einfacher geworden ohne Kontrollen und Wartezeiten und etwas Positives nimmt man schneller hin.
Wenn ich mit dem Zug über den Brenner fahre, bin ich jedes Mal froh, dass es keine Grenzkontrollen mehr gibt. Früher hatten wir dort immer einen langen Aufenthalt. Jetzt geht alles viel schneller. Aber ich denke trotzdem zurück und erzähle meinen Kindern, wie lange wir früher immer warten mussten und um wie viel einfacher das Reisen doch geworden ist, vom Geldwechsel ganz zu schweigen.
Andererseits fällt natürlich auch das Besondere weg. Früher war das Gefühl stärker, dass man jetzt in der Fremde war und sozusagen Ausländer. Das hatte ich auch immer ein bisschen genossen und als abenteuerlicher empfunden als heute.
Ich muss sagen, dass ich bisher nicht sehr oft über solche Geistergrenzen gefahren bin, aber ein besonderes Gefühl empfinde ich dabei nicht. Es ist ja nun schon einige Zeit her, seitdem die Grenzen streng kontrolliert wurden. Zu der Zeit war ich noch ein Kind und habe auf so etwas nicht weiter geachtet, so dass man sagen könnte, dass ich es nicht anders kenne. Auf jeden Fall nehme ich schon die verlassenen Gebäude war, aber ein sonderbares Gefühl bekomme ich hier keinesfalls. Man denkt sich aber schon, dass es in diesem Moment doch gut ist, weil man früher hier sehr lange hätte warten müssen.
Ich sehe die einfachen Grenzüberquerungen als Vorteil an. Es macht das Reisen angenehmer und unkomplizierter. Bei intensiven Kontrollen konnte man viel Zeit verlieren, die man nun anderweitig nutzen kann. Vor allem für Bewohner von Grenzgebieten ist diese Umstellung sehr angenehm. Somit kann man nun problemlos auch für kurze Aufenthalte die Grenze passieren und muss nicht extra Zeit einplanen. Dass zudem noch der Euro eine einheitliche Währung ermöglicht und man sich vielerorts die Geldwechsel erspart erleichtert die Sache weiter.
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