Kneipen als Gebetshaus - Lücke im NR-Schutzgesetz
Ich bin passionierter Nichtraucher und ich muss sagen, dass ich es sehr begrüßt habe, dass die Kneipen und Gaststätten, besonders die Speiserestaurants endlich rauchfrei sind. Nun sind in unserer Stadt aber wieder die ersten Kneipen, die das Rauchen wieder völlig legal eingeführt haben. Dieses Nichtraucherschutzgesetz hat doch immer wieder Lücken, die einfach nicht geschlossen werden.
So kann ein Kneipier einfach hingehen und seine Kneipe, sein Lokal als freikirchliches Gebetshaus bzw. als eine religiöse Versammlungsstätte. Daraus machen sich wohl etliche Kneipen schon einen Spaß draus. Denn die Leute gehen dann eben in ein Gebetshaus und nicht mehr in die Kneipe, was meiner Meinung einfach lächerlich ist. Ein Kneipier muss lediglich zwei Anträge stellen und rund 80 Euro bezahlen und schon darf in der Kneipe wieder geraucht werden.
Es kann wohl keiner verbieten zu rauchen, wenn das zur Religion gehört. Deswegen sind solche Lücken wohl wieder für die Gastronomen ein gefundenes Fressen. Für sie ist nämlich angeblich der Umsatz so weit zurück gegangen, dass sie schließen können. Hier kann man näheres über diese Gesetzeslücke lesen klick
Was haltet ihr von dieser Gesetzeslücke? Findet ihr, dass gut oder eher lächerlich? Denkt ihr, dass man es irgendwann schaffen wird, dass man rauchfrei in Kneipen und Gaststätten sitzen kann oder wird es immer Gesetzeslücken geben?
Man könnte das auch als Ironie des Schicksals bezeichnen. Ein kleiner Blick zurück in die Geschichte des Tabaks erklärt warum ich das so sehe! Als die Europäer den amerikanischen Kontinent entdeckten und eroberten gab es in Europa noch keinen Tabak. Einige Stämme der Nordamerikanischen Ureinwohner, die gewöhnlich mit dem Titel Indianer bedacht werden (was aber bekanntlich unzutreffend ist) pflegten damals schon den Tabakanbau und Konsum. Allerdings war bei diesen Stämmen eine Tabaksucht oder derart ausufernder Konsum nicht verbreitet, wie er heute in vielen Ländern gepflegt wird. Damals war Tabak eine Pflanze für kultische Riten in deren Naturreligionen. Tabak wurde sozusagen als Rauchopfer dargebracht. Einige Stämme glaubten wohl auch, dass der Rauch der Tabakpflanze die Gebete der Menschen direkt zu den Göttern transportiert, so ähnlich wie ein Telefon.
Wenn heute wieder jemand auf die Idee kommt, dass er Tabak als Bestandteil einer Religion etabliert, ist das ganze bei weitem nicht so absurd, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. Ob sich die Kneipenbesitzer jedoch dieser Tradition bewusst sind und ob sie deshalb oder aus reinem Profitdenken auf diese Idee gekommen sind, weiß ich jedoch auch nicht.
Persönlich ist mir das relativ egal. Wenn ich mit meinen Kindern in ein Restaurant gehe, dann wird das vermutlich weiterhin auch rauchfrei sein. Ansonsten werde ich diese Lokalität meiden. In Kneipen bin ich schon vor meiner Mutterschaft nur sehr selten gegangen, weil ich einfach die Kneipen-Atmosphäre nicht so gerne mag. Deshalb ist es mir relativ egal, ob darin geraucht wird, oder nicht. Wenn man allerdings eine Lieblingskneipe hat, dann würde das sicherlich unter Umständen ärgerlich sein. Allerdings kann ich mir auch bei weitem nicht vorstellen, dass künftig alle Kneipen wieder Raucher freundlich sein werden. Dann geht man eben einfach in die Lokale, die einem gefallen und der Markt wird sich früher oder später schon irgendwie regeln.
Ich bin auch Nichtraucher und habe für solche Machenschaften kein Verständnis. Was soll solch ein Quatsch bringen? Die Kneipengäste werden nicht deshalb eine Lokalität besuchen, um zum Bier noch rauchen zu können. Dann müssten sie sich ja auch zusammenfinden und beten und dementsprechend Gespräche führen, wenn das überprüft werden sollte. Ob das einer der angetrunkenen Gäste wohl macht?
Müssten sie in dem sogenannten Gebetshaus nicht auch ihre freikirchliche Sekte näher bezeichnen und zur Ausübung der Versammlungen Vorschriften beachten. Ich weiß nicht, die Wirte werden wohl auf eine dementsprechende Genehmigung als Gebetshaus verzichten. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich dabei wohlfühlen würden. Einige wenige vielleicht, aber bestimmt nicht alle. Das hoffe ich wenigstens. Aber im Grunde geht das an mir vorbei, da ich nicht in eine Kneipe gehe.
Ich finde solche "Ausnahmen" oder "Schlupfwinkel" eigentlich nur witzig. Denn letztlich ist es ja nicht so, dass 100% der Wirte auf diese Regelung ausweichen. Daher denke ich, dass es eine Verteilung geben wird, und man am Ende sehen kann, welche Form der Gaststätten mehr Zuspruch erhält. Schließlich können die Nichtraucher durchaus Alternativen finden und damit auch Raucher in Kneipen mitnehmen, die nicht zu einem "Gebetshaus" wurden, und man so gezwungen ist, draußen zu rauchen.
Ich glaube nämlich nicht, dass die Umsatzeinbrüche so dramatisch sind, wie sie dargestellt werden. Der "clevere" Schachzug, plötzlich nur noch "Clubmitglieder" in die Kneipen zu lassen oder eben sich als "Gebetshaus" auszugeben, entstand vermutlich aus einer irrationalen Laune heraus. Auch weil man sich als Wirt bevormundet fühlt. Und daher bleibt dies eine Trotzreaktion von der man annehmen kann, dass es sie in wenigen Monaten nicht mehr geben wird. Und auch der größte Teil der "Gebetshäuser" dürfte früher oder später zum Rauchverbot zurückkehren.
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