Studienfach nach mehreren Semestern erst wechseln?

vom 02.06.2013, 12:44 Uhr

Ich habe mitbekommen, dass ein Freund, der seid drei oder vier Semestern Jura studiert, nun das Studienfach wechseln möchte, da er erkannt hat, dass der Druck in diesem Studiengang sehr hoch ist und das es einfach nichts für ihn ist. Da frage ich mich jedoch, sollte man das nicht etwas früher merken? Es ist doch schade, dass man so lange studiert, und am Ende hat man nichts in der Tasche und fängt noch mal von Null an. Auf der anderen Seite dauert Jura nun mal sehr lange und die Vorstellung, das volle Studium durch zu ziehen, und dann beim alles entscheidenden Examen durchfallen, finde ich noch schlimmer. Ich kann es natürlich auch verstehen, dass man vielleicht nicht direkt sein Studienfach beim ersten Mal findet, doch drei oder vier Semester studieren und dann aufhören empfinde ich schon als sehr lange, da diese Zeit einfach vergeudet war und man bereits viel weiter in seinem Berufsleben sein könnte.

Was ist eure Meinung dazu. Habt ihr auch vielleicht nach mehreren Jahren gemerkt, dass das Studienfach nichts für euch ist? Oder seid ihr der Meinung, dass man sich das vorher überlegen sollte, ob einem der Studiengang zusagt oder nicht, nicht erst nach drei oder vier Semestern? Wie ist also eure Meinung zu diesem Thema?

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» held » Beiträge: 185 » Talkpoints: 6,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann mir vorstellen, dass dein Freund schon früher gemerkt hat, dass der Studiengang für ihn nicht oder nicht mehr das Richtige ist, er sich vermutlich mit den gleichen oder ähnlichen Gedanken wie du beschäftigt hat und nur desshalb nicht früher aufgehört hat, weil er gehofft hat, dass sich die Situation für ihn noch mal wendet. Wenn man bedenkt wie lange ein Jura Studium dauern kann,finde ich seine Entscheidung nicht "zu spät" . Ich finde es mutig, dass er sich selber eingestehen kann, dass dieser Studiengang nichts mehr für ihn ist und sich neu orientieren möchte. Schlimmer hätte ich es gefunden wenn er auf Biegen und Brechen versucht hätte den Studiengang abzuschließen, wohl möglich noch mit ein paar Jahren oben drauf und dann als unglücklicher C Anwalt irgendwo in einer Einöde versauert wäre.

Die zwei Jahre sind im Vergleich zu dem Leben was er vermutlich noch vor sich hat nahezu nichts und es ist auch nie zu spät sich weiter oder umzubilden. Er gehört jedenfalls nicht zu den Studenten die aus einem Studium eine Lebensaufgabe machen (Langzeitstudenten) mit der Hoffnung irgendwann einmal mit Hängen, Würgen und gut Glück das Studium, nach zig Jahren, unterdurchschnittlich abzuschließen nur weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass das Studium nichts für sie ist oder sie einfach mit den Anforderungen schlichtweg überfordert sind. Zudem werden somit für diejenigen die Studienplätze verbaut, die das wirklich wollen und auch eine wirkliche Chance haben das Studium in einer annehmbaren Zeit erfolgreich abzuschließen.

Inder Theorie ist immer alles gut vorstellbar aber wie es dann aussieht wenn man sich damit beschäftigt ist noch mal eine andere Sache, von daher kann man manche Sachen im Vorfeld nicht 100% einschätzen, egal wie sehr man sich mit den Anforderungen und dem Ablauf beschäftigt hat. Ich würde mich einfach mit dem Freund mal hinsetzen und mit ihm zusammen durchgehen welche Ideen er so im Kopf hat und ihn darin unterstützen was er als nächstes vorhat. Vielleicht will er aber auch gar nicht mehr studieren sondern einfach eine ganz normale Ausbildung/Umschulung machen. Vielleicht will er aber auch ein soziales Jahr im Ausland machen und sich während dieser Zeit Inspirationen holen wohin es ihn weiter tragen wird. Egal was es ist, zeig ihm das du für ihn da bist und ihn weiterhin unterstützt und nicht versuchst ihn dazu zu bewegen etwas weiter zu machen was ihn am Ende nicht glücklich macht und womit er sich nicht mehr identifizieren kann. Ich kann mir vorstellen, dass ihm seine Eltern da schon genug in den Ohren mit liegen werden, ohne seine genauen Umstände jetzt zu kennen.

» Vancouver » Beiträge: 266 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mein erster Gedanke war wie bei Vancouver auch, dass er es schon länger wusste und aufhören wollte. Vielleicht hatte er Angst, die Eltern zu enttäuschen oder auch vor seinen Freunden, die es nicht gutheißen würden. Also hat er weiterhin versucht, es durchzuziehen und jetzt ist einfach der Punkt gekommen, an dem er nicht mehr kann. Sicher ist es besser, wenn der Punkt im ersten oder zweiten Semester kommt, aber besser spät als nie. Zwei Jahre sind nicht die Welt. Und sie sind auch nicht vollkommen verschwendet. Er wird ja nicht gleich alles vergessen, was er gelernt hat. Man lernt doch für´s Leben! :D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kenne auch einige Leute, die erst fast am Ende des Studiums gemerkt haben, dass das Studium doch nichts für sie ist und dann auch abgebrochen haben. So etwas kann ich absolut nicht nachvollziehen und ich kann es einfach nicht verstehen. Immerhin würde ich auf jeden Fall dazu raten, dass Studium dann ganz durch zu ziehen und danach noch zusätzlich etwas anderes zu studieren. Immerhin kann man das eine Jahr, das man noch vor sich hat, auch irgendwie schaffen. So hat man dann wenigstens ein abgeschlossenes Studium in der Tasche, auch wenn man in diesem Bereich nicht arbeiten möchte.

Besonders suspekt sind mir die Leute, die sich im fünften Semester entscheiden, abzubrechen. Auch wenn ich mich enorm quälen müsste, würde ich es einfach durch ziehen. Immerhin ist man dann wirklich fast fertig und die kurze Zeit kann man doch irgendwie schaffen.

Ich bin generell dafür, dass man sich nur höchstens nach dem zweiten Semester entscheiden sollte, abzubrechen. Alles andere würde ich auch jeden Fall weiter machen. Immerhin kann man die meisten Studiengänge auch in sechs Semestern schaffen, so dass man das Studium im dritten Semester halb hinter sich hat.

Natürlich merken die meisten Leute gleich im ersten Semester, dass das Studium einem nicht liegt. Dabei zweifeln sie aber noch an ihrer Entscheidung und wollen bis zum zweiten Semester abwarten. So ist man dann im Nu auch bereits im dritten Semester. Trotzdem würde ich das Studium dann durch ziehen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Es besteht doch wirklich die Frage, ob es wirklich den perfekten Zeitpunkt gibt, wann eine Aufgabe des Studium Sinn macht. Gibt man zu früh auf, heißt es dass man es nicht versucht hätte und wenn man zu spät aufgibt besteht die Frage, ob es zu spät war. Das ist wirklich nicht gerade einfach. Man kann sich schon vorstellen, dass er eher gemerkt hat, dass es nichts für ihn ist, aber so einfach aufgeben liegt eben auch nicht jeden und vielleicht hat er ja auch darauf gehofft, dass es einfacher wird, wenn man nur lange genug dabei ist. Jura wird aber nicht leichter und das scheint er jetzt erkannt zu haben, was ja nun auch in Ordnung ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Zu merken, und auch sich einzugestehen, dass man das "falsche" studiert ist nicht so einfach, wie man vielleicht denken könnte. Selbst wenn man früh merkt, dass man falsch studiert, ist es nicht einfach sich einzugestehen, dass man den falschen Weg gewählt hat. Wenn man immerhin soweit ist, warum sollte man dann weiter machen wie bisher? Wenn ich weiß, dass mir etwas nicht liegt, dann versuche ich es so schnell wie möglich anders zu machen, egal wie lange ich damit schon zugebracht habe.

Manchmal dauert es einfach seine Zeit, egal ob es nach dem ersten, nach dem vierten Semester, oder erst kurz vor Ende bemerkt. Die Zeit ist doch nicht vergeudet. Immerhin weiß man danach, was man will, beziehungsweise eben, was man nicht will. Und das ist doch schon ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Ich habe schon so ungefähr in der Mitte meines Studiums erste Zweifel gehabt, diese aber nicht ernst genommen. Beziehungsweise wusste ich auch gar nicht, was ich anderes hätte machen sollen. Also habe ich das ganze weiter durchgezogen. Anfang letztens Jahres wurde mir klar, und das habe ich mir auch ehrlich eingestanden, dass der Studiengang einfach gar nichts für mich ist. Da fehlte mir allerdings nur noch eine Prüfung und die Bachelorarbeit. Also habe ich das Ding durchgezogen, bin froh dass der Mist vorbei ist, aber absolut nicht glücklich damit. Ich wünschte, dass ich das eher erkannt hätte und direkt andere Wege hätte einschlagen können. Das hätte ich auch nach dem dritten oder vierten Semester noch gemacht. Warum etwas zu Ende bringen, wenn man früh weiß, dass es nichts bringt?

Und es gibt nun mal Leute, die das nicht sofort erkennen, oder eben noch versuchen weiter zu machen und dann erst bemerken, dass es tatsächlich das falsche ist. Das passiert, und es kann nun mal auch erst recht spät passieren. Und nach vier Semestern wechseln ist echt kein Beinbruch. Das finde ich noch recht human und denke, dass da nichts vergeudet wurde. Man weiß doch auch vorher nie genau, ob das wirklich das richtige ist. Dazu muss man eben erst eine gewisse Zeit dabei sein und erleben, wie der Ablauf und die Inhalte so sind. Hellsehen können wohl die wenigsten.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich weiß zwar nicht wie lange das Jura Studium insgesamt dauert, aber wenn es wirklich lange dauert war es vielleicht besser, dass er es abgebrochen hat. Was sind schon 2 Jahre, wenn er den Beruf dann nicht mehr ausüben will oder durch schlechtere Noten im Vergleich zu Mitkommilitonen nicht ausüben kann? 2 Jahre sind eigentlich keine lange Zeit um noch zu wechseln. Vielleicht war es ja auch eher so wie es einige vor mir schon erwähnt haben und er wollte sich vorher nur nicht eingestehen, dass die Studienrichtung nichts für ihn ist bzw.wollte er nicht zu früh aufgeben.

Bei uns gibt es auch eine Jurastudentin, die es auf ihrer Uni nicht mehr ausgehalten hatte und zu uns in einen anderen Studiengang gewechselt ist. Sie hat das Jurastudium aber anscheinend wieder aufgenommen. Jedenfalls war das der Plan den sie hatte als ich sie das letzte mal gesehen hatte (ich war ein Jahr im Ausland, deswegen weiß ich nicht wie das ausgegangen ist, weil ich sie seitdem nicht mehr gesehen habe).

Bei mir ist es eher so, dass ich mich wohl nicht richtig informiert habe, wie man Studiengänge kombinieren kann. Aber ich bereue meine Wahl trotzdem nicht, auch wenn ich mich wahrscheinlich jetzt anders entschieden hätte. Ich werde es trotzdem fertigmachen, weil mir die Fächer gefallen und werde es wahrscheinlich ab dem nächsten Semester mit einem Doppelstudium versuchen. Auch wenn ich erst im 2.Semester bin möchte ich nicht wechseln, weil mir die Studiengänge gefallen. Ich hatte zwar auch mit den Gedanken gespielt zu wechseln, aber ich frage mich dann auch, wenn ich wechseln würde, ob mir der andere Studiengang auch wirklich besser gefallen würde, als bei meiner jetzigen Wahl. Dann denke ich mir auch: "Könnte ja sein, dass ich mir das Studium ganz anders vorgestellt habe als es wirklich ist."

Ich denke allerdings auch, dass ich mit den Studienfächern, die ich jetzt gewählt habe, eher wenig in Zukunft anfangen kann bzw. kann ich mir noch nicht wirklich vorstellen, was man mit dem Abschluss machen kann. Deswegen tendiere ich eher zu einem Doppelstudium. Wenn mir der dazu gewählte Studiengang doch nicht gefällt, kann ich es dann immer noch abwerfen.

» Happy » Beiträge: 12 » Talkpoints: 6,23 »



Ich finde es gar nicht so ungewöhnlich, das Studium erst nach mehreren Semestern abzubrechen. Ehrlich gesagt würde ich, wenn mir mein Studium nicht gefallen würde, mich auch erst noch mindestens zwei Semester durchquälen, bis ich endgültig abbrechen würde. Ich habe schon von vielen Freunden gehört, dass man zu Anfang viel Grundlagenlehre macht und das nun mal sehr trocken ist. Aber sobald man das überstanden hat, wird es nur noch besser. Psychologie beispielsweise muss zumindest ab dem Master unglaublich spannend werden und da nach dem ersten Semester abzubrechen, nur weil einem die trockene Mathematik auf die Nerven geht, finde ich ziemlich schwachsinnig.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Oft merkt man tatsächlich erst nach einigen Semestern, dass das Studienfach nichts für einen ist. Ich habe einen alten Freund, der acht Semester Physik studiert hatte und dann einen Studienplatz in Medizin bekam. Er wechselte kurz vor Ende des Studiums und jeder erklärte ihn für verrückt. Heute ist er angesehener Forensiker. In der Physik hätte er es nicht so weit gebracht. Manchmal macht ein Wechsel Sinn, wenn man seine wahre Berufung erkennt oder einsieht, dass man überfordert ist. Das muss dann jeder für sich selber entscheiden. Man bekommt dann allerdings im Normalfall kein Bafög mehr.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe mein Studienfach auch erst nach dem dritten Semester gewechselt. Ich habe damals Allgemeine Sprachwissenschaften studiert. Im ersten Semester fand ich alles noch sehr spannend, die Pflichtvorlesungen waren wirklich sehr interessant. Im zweiten Semester mussten wir ein Seminar zum Thema "Baskisch" besuchen. Und zwar wir alle 14 Zweitsemester. Dazu ein Phonetik-Seminar und noch irgendeine Einführung. Alles war halbwegs so schlimm, nur unser 6-stündiges baskisch-Seminar hat keinem von uns gefallen. Wirklich alles war sehr trocken und langweilig, die Realität entsprach überhaupt nicht unserer Vorstellung. Ich wusste gar nicht, was ich später mit meinem Studium anfangen sollte.

Am Ende des zweiten Semesters waren nur noch 8 Kommilitonen übrig. Am ersten Tag des dritten Semesters saßen wir zu dritt (!) im "Baskisch 2": ich, meine Freundin Lena und ein Herr, der sich in das Seniorenstudium eingeschrieben hatte. Nach dem Seminar waren wir uns einig, dass wir es nicht mehr weiter machen wollen, wirklich unter keinen Umständen. Ich habe mein Studienfach gewechselt, Lena brach ihr Studium ab und heiratete. In meinem neuen Studienfach bin ich aufgeblüht. Es hat so viel Spaß gemacht! Klar, habe ich viel Zeit verloren, doch ich bin echt froh, dass ich mich nicht weiter gequält habe.

» valerie » Beiträge: 73 » Talkpoints: -0,02 »


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