Kann man Babys / Säuglinge wirklich schon verziehen?
Ich habe mich neulich mit einer Mutter im Kindergarten unterhalten. Ich habe mein jüngstes Kind auf dem Arm gehabt, weil es sehr unruhig war und da meinte die Mutter, dass ich das Kleine wohl schon sehr verzogen hätte, dass es nicht im Kinderwagen liegen will und bei Mama auf den Arm will und erst dann ruhig ist.
Ich persönlich denke, dass man ein Baby nicht verziehen kann, weil Babys noch gar nicht so ein Gedächtnis haben, dass sie sich denken "wenn ich schreie nimmt Mama mich auf den Arm". Ich denke, dass ein schreiendes Kind nur nach Bedürfnissen ruft und ich dann eben auf den Schrei höre, weil es nicht reden kann.
Denkt ihr, dass man ein Baby schon verziehen kann? Denkt ihr, dass es schon im Säuglingsalter anfängt, dass man ein Kind erziehen sollte in dem Maße, dass es Konsequenzen spüren sollte in Form von schreien lassen usw.? Ab wann denkt ihr sollte man richtig anfangen ein Kind zu erziehen?
Im Säuglingsalter halte ich jede Erziehungsmaßnahme für sinnlos und unangebracht. Meine Hebamme meinte bei meinen beiden Geburten auch, dass man im ersten Lebensjahr ein Baby verwöhnen sollte und eben nicht zu irgendwelchen Erziehungsmaßnahmen greifen sollte, was ein Baby auch noch gar nicht verstehen kann. Erst im zweiten Lebensjahr würden diese Maßnahmen dann einen gewissen Sinn machen. Natürlich muss man immer abwiegen, um welche Maßnahmen es sich dann handelt.
Mein Kinderarzt hat ähnlich reagiert, als ich mit ihm dieses Thema besprochen habe. Allein einen Punkt hat er anders interpretiert und meinte, dass man ein Baby ruhig eine Weile schreien lassen kann am Abend, wenn es nicht einschlafen will. Ich weiß nun nicht mehr die genaue Zeitangabe, aber es waren wenigstens zehn oder fünfzehn Minuten. Allerdings habe ich solange meine Babys nicht schreien lassen. Das habe ich einfach nicht über mein Herz gebracht. Fünf Minuten waren da schon eine echte Qual .
Auch bei einem älteren Kind funktioniert Erziehung ja nicht nur, weil es sich dazu bewusst Gedanken macht. Auch 6jährige würden noch stundenlang schreien , auch wenn sie sich "denken" könnten, dass Mama wohl nicht kommt, wenn sie es die ersten zwei Stunden nicht getan hat. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, dass man es Babys antrainiert.
Andererseits ist das doch genau der Sinn der Sache. Das Baby schreit eben, weil es ein Bedürfnis hat und nicht reden kann. Und es ist die Pflicht einer Mutter, darauf einzugehen. Jetzt könnte man unterscheiden, welche Bedürfnisse eines Babys wichtig sind und welche nicht. Schreien aus Langeweile ist sicher etwas bedenklich. Aber ich finde, es ist die Zeit, in der ein Kind lernt, dass Mama immer da sein wird und dass es Vertrauen fassen kann. Wenn man auf die Schreie nicht reagiert, kratzt man jedes mal an diesem Vertrauen.
Ich habe keine Kinder, aber ich vergleiche immer gerne mit der Hundeerziehung. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel. Ich weiß durchaus, dass ein Hund kein Baby ist. Aber beide sind Lebewesen, die sich nicht durch Sprache ausdrücken können und deren kognitiven Fähigkeiten (noch) etwas beschränkt sind. Ich hatte bei meinem Welpen den unschlagbaren Vorteil, dass ich jeden Tag zu Hause war. Mein Hund und ich sind sozusagen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche zusammen. Sie ist genauso anhänglich wie andere Hunde. Wenn ich aufstehe, tut sie es auch, sie will immer dabei sein etc.
Aber wenn wir sie mal nicht mitnehmen können, dann schläft sie einfach stundenlang. Sie knabbert nichts an und sie heult nicht. Ich habe beim ersten Mal eine Kamera aufgestellt. Das langweiligste Video aller Zeiten. Ich denke, dass kommt von dem Vertrauen, dass wir in den ersten Monaten aufbauen konnten. Sie weiß, dass ich zurückkomme und muss keine Verlassensängste an der Couch oder an Schuhen auslassen.
Und dieses Vertrauen vermittelt man auch einem Kind, dass nie alleine im Bett liegt und stundenlang schreien muss. Letztlich würde das Kind doch eh vor Erschöpfung und Enttäuschung einschlafen oder man geht dann halt nach zwei Stunden statt zwei Minuten hin. Ich verstehe nicht, welche pädagogisch sinnvolle Botschaft dahinterstecken soll. Die Botschaft an ein Kind sollte immer sein: du bist sicher, Mama ist für dich da.
Ja, kann man. Aber anders als deine Bekannte denkt. Wenn man einen jungen Säugling immer schreien lässt und nicht oder nicht annähernd ausreichend auf seine Bedürfnisse eingeht, dann verliert das Kind das Urvertrauen in seine Umwelt und ist verzogen. Es reagiert dann unter Umständen ängstlich oder resigniert. Auf jeden Fall hat man dann seinem Kind geschadet.
Ab etwa neun Monaten hat man bei meinen Kindern gemerkt, dass sie anfingen direkter zu reagieren und mit der Umwelt so weit bewusst zu interagieren, dass man merkte, dass sie versuchen einen einfach so zu manipulieren. Ein sehr junger Säugling ist da meiner Erfahrung nach nicht so berechnend sondern meldet sich einfach, wenn er Bedürfnisse hat. Ein sehr junger Säugling kann auch Bedürfnisse nicht aufschieben, so dass ein Schreien lassen wenig sinnvoll ist.
Ob ein Kind im jungen Säuglingsalter im Kinderwagen ruhig ist hängt weniger von der Erziehung alleine sondern auch sehr vom Charakter und seinen Anlagen ab. Manche Kinder sind eher entspannt und geduldig, andere brauchen enorm viel Nähe und Körperkontakt. Auch die ruhigsten Kinder machen gelegentlich Phasen der Unruhe durch, die bei entsprechender Zuwendung auch wieder vorbei gehen.
Ich würde nicht wirklich auf die Bekannte hören und dem Kind die Zuwendung geben, die es offensichtlich braucht. Als Mutter spürt man das schon, dass das Kind liebevolles Kümmern braucht, warum sollte man das verwehren? Schließlich soll das Kind fühlen, dass es geliebt wird. Das heißt natürlich, dass man nicht einfach auch mal Grenzen setzen muss.
Meine Hebamme hat damals auch immer gesagt, dass man Säuglinge nicht verziehen kann und das Erziehungsmaßnahmen da einfach noch nicht fruchten. Das Thema Schreien war nämlich auch bei uns aktuell. Mein Sohn hat sehr viel geweint und ließ sich auch nur beruhigen, wenn ich ihm im Tragetuch getragen habe. Abends war das Geschrei dann besonders groß. Viele gaben mir dann den Rat, das Baby einfach schreien zu lassen, damit es lernt, dass es alleine einschlafen muss. Meine Hebamme war da aber ganz anderer Meinung und ich habe mich dann auch an den Rat meiner Hebamme gehalten, weil ich es genauso gesehen habe. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich kann ein Baby einfach nicht die ganze Zeit schreien lassen. Da blutet echt mein Herz. Mein Sohn ist dann auch später ganz alleine eingeschlafen. Das hat also auch ohne die "Erziehungsmaßnahmen" im Säuglingsalter geklappt. Viele sehen es echt als Verwöhnen an, wenn man die Kleinen direkt hochnimmt, wenn sie schreien. Ich sehe das anders. Die Kleinen können doch noch gar nicht begreifen, was da vor sich geht. Sie vertrauen darauf, dass die Eltern kommen, wenn sie schreien. Die Kleinen haben dann eben das Bedürfnis nach Nähe und ich würde es auch immer wieder so machen. Sie machen das ja nicht aus böser Absicht oder um ihren Willen durchzusetzen. Säuglinge können damit noch gar nichts anfangen. Die meisten Leute geben eben ungefragt Ratschläge, aber die habe ich schon immer ignoriert. Ich vertraue da auf meinen Mutterinstinkt und das hat auch immer sehr gut geklappt.
Also ich denke auch das man ein Baby nicht verziehen kann. Wenn meine vier Monate alte Tochter schreit wird sie auch auf den Arm genommen und beruhigt. Ich habe hier kein schlechtes Gewissen weil ich mir eben auch denke sie will einfach nur gekuschelt werden. Als Baby kann man sich ja nicht anders helfen.
Meine Große kommt halt her und sagt Mama ich will kuscheln. Ist das dann auch verzogen wenn ich das dann mache? Nein, eben und so denke ich mir das auch beim Baby. Und ich bin auch immer der Meinung ein Baby weint nicht umsonst. Es braucht dann irgendwas und sei es eben nur die Aufmerksamkeit der Mama. Und das werde ich ihr sicher nicht verwehren.
Wann genau der richtige Zeitpunkt ist um ein Kind zu erziehen weiß ich gar nicht. Ich denke sobald sie Dinge verstehen warum das so ist. Das ist bei einem früher und bei einem später. Ich denke ich habe bei meiner Großen den Zeitpunkt ein wenig übersehen und das habe ich jetzt davon. Aber man kann einem Kind auch noch später Dinge beibringen, es ist halt nur mühsamer. Bei meiner kleinen werde ich sicher versuchen den Zeitpunkt besser zu wählen. Aber solange sie jetzt noch ein Baby ist bekommt sie die Aufmerksamkeit die sie möchte.
Nein, man kann kein Säugling erziehen, denn bei ihm ist noch keine Moral oder sonst etwas ausgeprägt. Ein Baby ist komplett ausgeliefert und total abhängig von der Mutter, da es ja von alleine nicht leben kann und sich ja nicht selber versorgen kann. Ich habe schon gehört, dass man sagt, ein Baby werde zu sehr verwöhnt - das ist totaler Quatsch, das geht nicht, denn wie soll sich denn ein Baby artikulieren, wenn es etwas braucht?
Ein Baby ist uns schutzlos ausgeliefert, man muss sich ihm mit viel Aufmerksamkeit und Liebe widmen. In diesem Fall gibt es nur ein Zuwenig, aber niemals ein Zuviel.
Ich sehe das genauso. Ich finde, Erziehung kann ab da beginnen, wo ein Kind so langsam beginnt, zu krabbeln zu zu laufen, da kann man schon man deutlich "nein" sagen, wenn es seine Umgebung erkundet, da man es ja auf Gefahren hinweisen muss. Da muss man dann auch konsequent sein und ich denke, so mit 10, 11 Monaten kann ein Kind dann schon das ein- oder andere verstehen und lernen. Aber das ist dann auch schon fast ein Kleinkind und kein Säugling mehr.
Ein Baby weint ja auch nicht aus Trotz oder dergleichen, sondern weil es Angst hat, das Bedürfnis nach Körperwärme, Hunger, die Windel voll, etc. Anstatt so ein hilfloses Baby zu "erziehen" sollte man in jedem Fall eher versuchen, dessen Bedürfnissen nachzugehen und sich auf das Baby einzulassen. Wenn Babys weniger schreien, weil man sie immer länger am Stück schreien lässt ist das wohl eher auf Erschöpfung oder Resignation zurückzuführen, und das dann als Fortschritt in der Erziehung zu sehen, ist absolut überholt. Ferber hatte ja diese Methode entwickelt in seinem umstrittenen Buch "jedes Kind kann schlafen lernen" und diese aber dann auch wieder revidiert, so überzeugt ist er mittlerweile davon anscheinend selbst nicht mehr.
Ich denke, dass ein Baby noch nicht erzogen werden kann und erzogen werden muss und man es daher nicht verziehen kann. Ich finde es ganz schlimm, wenn Mütter meinen, dass sie ihr Kind erst mal ausschreien lassen müssen und das Kind sich schon wieder einbekommt. Ein Baby kann sich ja nur so äußern und wenn es etwas braucht, dann wird es schreien. Dann muss man eben hingehen. Nur so baut man ein Vertrauen zu dem Kind auf, denn ich denke, dass ein Kind schon irgendwie wahrnimmt, da kommt jetzt jemand und der kümmert sich um mich oder der lässt mich schreien. Man kann doch kein hilfloses Kind ignorieren.
Bis etwa zum zweiten/ dritten Lebensjahr haben Kinder noch gar kein Ich-Bewusstsein und kein funktionierendes Gedächtnis so wie unseres. Es wäre sinnlos, sie daher großartig erziehen zu wollen. Natürlich sage ich auch nein, nein, wenn sie etwas nicht nehmen dürfen. Zumindest in dem Moment klappt es dann ja auch, aber die Kleinen können sich das nicht merken.
Außerdem denke ich auch überhaupt nicht, dass man inen Säugling zu sehr verwöhnen kann, indem man immer nach ihm sieht, wenn es schreit oder es hin und her wiegt. Das haben meine Onkel und Tanten früher immer zu mir gesagt, als ich gleich nach meiner Nichte gucken gegangen bin und sie auf dem Arm herumgetragen habe, wenn sie geweint hat. Ich habe das aber für falsch gehalten und habe sie trotzdem geschaukelt.
Ich denke, ein Baby kann nicht grundlos schreien. Das ist eine Schutzfunktion der Natur. Ein Baby schreit, weil es hungrig ist, durstig, weil es sich nicht wohl fühlt, weil ihm etwas weh tut und auch, wenn es Angst hat und jemanden braucht, der ihm Hilfe gibt und ihm Sicherheit gibt. Wozu sind wir denn die Erwachsenen, wir müssen doch die Babys beschützen, die so hilflos und wehrlos sind und ja nicht wissen können, dass Mami nur im Nachbarzimmer ist und gar nicht weggegangen.
Ein Baby kann nicht so ausgekocht sein, dass es die Gunst der Erwachsenen wissentlich und absichtlich ausnutzt. Man kann es demnach nicht verwöhnen. Das kommt erst später, eben etwa ab Anfang des dritten Lebensjahres, vielleicht Mitte und Ende des zweiten Jahres schon, je nachdem. Wer kein Ich-Bewusstsein und kein entsprechendes Gedächtnis hat, kann nicht verwöhnt werden, sodass sich daraus ein schlechter Charakter bildet. Das ist unlogisch.
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