Sollen Jobcenter Mitarbeiter in sozialen Netzen schnüffeln?
Es mag keine seriöse Quelle sein. Aber Bild berichtet tatsächlich davon (siehe hier), dass es Anfragen von Jobcenter Angestellten an den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Peter Schaar gegeben hätte, ob es zulässig sei, in sozialen Netzwerken wie Facebook nach Informationen von Arbeitslosen Hartz IV Empfängern suchen zu dürfen. Natürlich, um belastendes Material zu finden, welches dann dazu verwendet werden kann, um Kürzungen von Geldern oder andere Repressionen rechtfertigen zu können.
Manchmal wird einem wirklich schlecht, welche Arbeitsauffassung solche Mitarbeiter haben und was deren Triebfeder wohl ist. Schließlich beklagen diese sich doch ständig über Überlastung und das ein einzelner Fallmanager zu viele Klienten betreuen muss. Besuche beim Fallmanager müssen über mehrere Tage vorher angekündigt werden, aber für solche Recherchen soll Zeit gefunden werden?
Ich verstehe die Motivation nicht, die einen dazu bewegen könnte, explizit belastendes Material zu suchen. Das wäre nur erklärbar, wenn so ein Fallmanager Prämien bekommt, wenn er Gründe für Kürzungen findet. Ansonsten spräche nur eine tiefe Verachtung gegen seine Klienten dafür, sich hier solche Gedanken zu Kürzungsgründen zu machen. Wieso sollten Fallmanager jenseits der Gespräche und gelieferten Nachweise der Klienten zusätzlich den Leuten nachschnüffeln? Kann man glauben, dass es gerechtfertigt wäre, hier entsprechende Aktivitäten zu starten?
Es stellt sich nun wirklich die Frage, wer das machen soll. Ich denke mal eher, dass es dann in Einzelfällen geprüft wird, ob jemand gelogen hat oder nicht und nicht unbedingt von den Sachbearbeitern ausgeführt wird. Sicherlich ist es aber trotzdem ein ganz schöner Zeitaufwand, wenn man jedem hinterher schnüffeln würde.
Ich denke aber, dass es schon Sinn macht, wenn man den Leuten in sozialen Netzwerken hinterherspioniert. Immerhin posten die meisten Leute ziemlich viel und somit könnte man einem Betrüger auch ziemlich schnell auf die Schliche kommen, wenn man dort beispielsweise bei einem Kranken liest, dass er lieber ins Fitnessstudio statt zum Gespräch geht. Man bekommt so vielleicht auch jede Menge Geld in die Kassen, man weiß ja nicht wie viele Betrüger es in dem Punkt gibt.
Das Jobcenter hat wohl noch nie was von Privatsphäre gehört oder? Schön und gut das sie auch immer die Kontoauszüge haben wollen um zu gucken, ob da keine Auffälligkeiten sind. Aber anderen Leuten hinterher zu spionieren geht dann doch ein wenig zu weit. Klar gibt es auch ein paar Betrüger unter den Hartz 4 Empfängern, aber nicht alle sind dann auch automatisch Betrüger. Ein wenig Respekt gegenüber bedürftigen Leuten sollte dann doch noch da sein.
Offen gestanden empfinde ich dieses Spionageverhalten absolut unnötig. Wer sagt, dass jemand, der in Einzelfällen prüfen soll, nicht einfach mal so nebenbei den Namen eines anderen Kunden eingibt und dann mal munter auch dort herumspioniert? Ich finde es einfach nicht richtig und gerade wenn es nicht von den Sachbearbeitern ausgeführt wird, sollte niemand Drittes einfach mal munter Profile durchforsten. Außerdem muss ja an sich auch jeder Post geprüft werden, ob er wahr ist. Wenn jemand schreibt, dass er in Urlaub ist, bedeutet das ja nicht unbedingt, dass er es wirklich ist und sich vielleicht einfach nur profilieren möchte.
Ein soziales Netzwerk ist ein Paradies für Lügner und Menschen, die sich selbst wichtig machen wollen. Das gilt bestimmt auch für Arbeitslose, die vielleicht nicht unbedingt in ihrem Freundeskreis durchblicken lassen möchte, dass sie Arbeitslosengeld beziehen und sich deshalb irgendwelche merkwürdigen Ausreden einfallen lassen und öffentlich posten. Außerdem wer sagt, dass es wirklich die Person ist, die da schreibt. Ich denke, dass das Arbeitsamt nichts bei Facebook und Co. verloren hat, zumindest was solche Spionage-Eskapaden angeht. Ansonsten können die Sachbearbeiter privat treiben was sie möchten und meinetwegen auch irgendwelche Menschen ausspionieren, aber in die Arbeitszeit gehört dies nicht unbedingt.
Wer nichts zu verbergen hat, hat auch damit keinerlei Probleme. Lügen oder falsche und unvollständige Angaben kommen nun einmal ans Tageslicht. Das wird auch gerade vielleicht noch schneller in sozialen Netzwerken der Fall sein als im ganz normalen Leben, denn manche Personen fühlen sich nun einmal sehr sicher im Internet. Man muss jetzt auch erst einmal die Resultate bei der Sache abwarten. Der objektive Nutzen muss schon im Vordergrund dabei stehen.
karlchen66 hat geschrieben:Wer nichts zu verbergen hat, hat auch damit keinerlei Probleme.
So ein Argument tritt aber die Würde mit Füßen, weil hier offenbar der "Kunde" beweisen muss, eben nichts zu verbergen zu haben. Aber es gibt keinen Menschen, der gerne "transparent" für Dritte - hier dann in Akten dokumentiert - sein möchte. Du hast bestimmt auch nichts zu verbergen, wirst uns aber nicht über deine sexuelle Vorlieben, die letzten Partnerinnen und Partner und deine politischen Ansichten informieren. Unabhängig davon, dass diese Punkte völlig "normal" und legal sind.
Ich finde diese Idee einfach nur pervers. Wenn sich unser Staat und seine Mitarbeiter vielleicht mal mehr darum kümmern würden, die Leute sinnvoll zu schulen und am Ende auch in angemessen (!!!) bezahlte Arbeitsplätze zu vermitteln (wobei eindeutig auch die Politik gefragt wäre), dann wäre es gar nicht notwendig, die Zeit dieser Mitarbeiter damit zu vertrödeln, dass sie andere Leute im Internet stalken.
Irgendwie hat man manchmal schon den Eindruck, dass manche Jobcenter-Mitarbeiter sich richtig daran aufgeilen, denn Leistungsbeziehern Sanktionen reinzudrücken. Ich sage nichts gegen Leistungskürzungen oder auch Anzeigen wegen Betrugs, wenn jemand zum Beispiel schwarz gearbeitet hat. Aber es geht nicht, dass man des vereinzelten Vorkommens solcher Fälle, allen Leistungsempfängern grundsätzlich misstraut und ihnen deshalb, auf welche Weise auch immer, hinterherspioniert.
Grundsätzlich gilt für mich aber, wer öffentlich auf Facebook postet, ist selbst schuld! Solange man die Privatsphäreeinstellungen entsprechend auswählt, bekommt ein Jobcenter-Schnüffler dort doch ohnehin nichts zu sehen, wenn er nicht in der Freundesliste der entsprechenden Person steht. Irgendwo war sogar die Rede davon, dass möglicherweise Fake-Profile erstellt und Freundschaftsanfragen an die Leistungsbezieher geschickt werden sollen. Wie glaubwürdig das ist, weiß ich nun nicht, aber es würde auf jeden Fall viel zu weit gehen.
Eine verlässliche Quelle, auf die man einen Betrugsverdacht stützen kann, ist Facebook ohnehin nicht. Wenn jemand Fotos von irgendeinem tollen Stand postet, heißt das noch lange nicht, dass er im Urlaub war, während er Hatz IV bezogen hat. Die Fotos könnten schon mehrere Jahre alt sein oder von jemand anderem gemacht worden sein.
derpunkt hat geschrieben:karlchen66 hat geschrieben:Wer nichts zu verbergen hat, hat auch damit keinerlei Probleme.
So ein Argument tritt aber die Würde mit Füßen, weil hier offenbar der "Kunde" beweisen muss, eben nichts zu verbergen zu haben. Aber es gibt keinen Menschen, der gerne "transparent" für Dritte - hier dann in Akten dokumentiert - sein möchte. Du hast bestimmt auch nichts zu verbergen, wirst uns aber nicht über deine sexuelle Vorlieben, die letzten Partnerinnen und Partner und deine politischen Ansichten informieren. Unabhängig davon, dass diese Punkte völlig "normal" und legal sind.
Diese Dinge meine ich damit nun allerdings wirklich überhaupt nicht, denn ich denke dabei doch eher an beispielsweise Schwarzarbeit oder Betrug bei den Erhalt von Leistungen. Hier sollte und muss der Staat Maßnahmen dazu ergreifen und er nutzt eben die moderne Multimedia Welt dazu sprich die sozialen Netzwerke.
Ich sehe die Sache leider ein wenig anders als die meisten hier. Also generell finde ich es nicht gut, wenn bewusst gesucht wird. Allerdings sind die meisten Profile eben öffentlich zugänglich. Das sollte jedem einfach bewusst sein.
Nehmen wir mal an Herr Sonnenschein bringt seit Monaten seinem Sachbearbeiter ein Schreiben vom Arzt, in dem steht, er darf nicht schwer heben. Aus diesem Grund kann Herr Sonnenschein nun auch nicht vermittelt werden. Nun berichtet die örtliche Presse, dass besagter Herr Sonnenschein besondere Leistungen für die Mitbürger erbringt und beim letzten Volksfest den Bierausschank des örtlichen Dartvereins gemanagt hat und dazu auch sagen wir 500 Fässer Bier an den Veranstaltungsort gebracht hat. Alles fein säuberlich mit Bildern dokumentiert. Also wie er die Fässer einzeln durch die Stadt rollt und wie er sie hebt und so weiter.
Ich weiß, besagte Fall ist ziemlich weit hergeholt, man kann aber sicherlich eine passende Story auf seinen Wohnort zugeschnitten finden. Das auch Mitarbeiter der Sozialämter und Arbeitsämter Zeitung lesen, wird von manchen mit Sicherheit erwartet. Zumindest würde sich hier niemand darüber empören. Und ist es richtig das Herr Sonnenschein Sozialleistungen kassiert, sich gleichzeitig mit irgendwelchen Schreiben von Ärzten vor schwerer Arbeit drückt? Hier würden manche sagen, in dem von mir beschriebenen Fall haben die Mitarbeiter der Ämter Recht an Herrn Sonnenschein ran zu treten.
Nichts anderes ist es, wenn nicht ganz legale Aktionen auf Facebook gepostet werden. Oder sagen wir nicht ganz astreine Sachen. Wie eben krank sein und Partybilder hoch laden und so weiter. Den meisten sollte bekannt sein, dass zumindest Arbeitgeber gerne mal bei Facebook schauen. Warum nicht auch Mitarbeiter von Ämtern?
Davon nun mal ganz abgesehen, in diversen Foren wird an sich davor gewarnt, Sachen zu posten, für die man mit Behörden Ärger bekommen könnten. Selbst wenn ein Mitarbeiter privat mit liest oder so. Für mich ist Facebook einfach das moderne Gegenstück zum Dorftratsch. Nur das man hier schriftlich Beweise abliefert. Das sollte einfach mal jedem User bewusst sein.
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