Sollen Jobcenter Mitarbeiter in sozialen Netzen schnüffeln?
Ich sehe die Sache nicht als so dramatisch an, was vor allem daran liegt, dass hier nur mit rein theoretischen Überlegungen eine Story konstruiert wurde. Natürlich ist es denkbar, dass ein Jobcenter-Mitarbeiter hinter seinen Kunden herspioniert, vielleicht sogar in seiner Freizeit, sofern diese Recherche nicht innerhalb der Arbeitszeit getätigt werden kann. Dafür müsste dieser Mitarbeiter aber schon ein übersteigertes Interesse am Leben seiner Klienten haben oder sich von ihnen aufgrund permanenter Krankschreibungen oder sonstigen Vorkommnissen gestört fühlen. Vor allem müsste er diese Dinge recht persönlich nehmen, da sonst wohl kaum ein ausreichendes Interesse zustandekommt, überhaupt auf die Jagd nach Personen zu gehen, die möglicherweise zu Unrecht Hartz IV beziehen.
Falls letztendlich jemand ausfindig gemacht werden sollte, der sich bei seinem zuständigen Jobcenter als armes Würstchen präsentiert, dem nicht einmal ein Minijob zugemutet werden kann, sich bei Facebook aber von einer ganz anderen Seite zeigt, stellt sich auch die Frage, ob diese Daten überhaupt verwendet werden dürfen. Ich gehe eigentlich nicht davon aus, dass das so einfach funktioniert, zumindest nicht dauerhaft.
Letztendlich denke ich auch immer, dass jeder genau abwägen sollte, was er von sich preisgeben möchte. Wenn jemand bei Facebook irgendwelche Dinge veröffentlicht, die er vor seinem Chef – oder in diesem Fall vor seinem Sachbearbeiter beim Jobcenter – lieber geheimhalten würde, ist er auch nicht ganz unschuldig, wenn ihm manche Informationen schließlich zum Verhängnis werden. Ich verstehe diesen Mitteilungsdrang mancher Personen bei Facebook ohnehin nicht, aber am wenigsten kann ich eigentlich verstehen, wieso manche Dinge dort verbreiten, die sie eigentlich nicht jedem sagen würden, die sie aber dennoch absolut öffentlich darlegen, so dass praktisch jeder darauf zugreifen kann.
Das ist natürlich eine sehr raffinierte Idee, damit man den Leuten weitere Kürzungen aufdrehen kann, sofern man auf Facebook "belastendes" Material finden kann. Wer hier Urlaubsbilder postet sollte also etwas vorsichtig sein, auch wenn dem Jobcenter völlig egal sein kann woher das Geld für den Urlaub kommt. Das gilt auch für andere Sachen oder Anschaffungen. Hier geht man einen Schritt zu weit und tritt zu sehr in die Privatsphäre eines Menschen ein. Hier kann man nur sein Facebookprofil so einrichten, dass nicht jede Person darauf Zugriff hat. So kann man sich Blicke von ungewünschten Personen vom Hals schaffen, aber eine Garantie ist das sicherlich auch nicht.
Ich frage mich dann auch, wo man diese Zeit für die Recherche hernehmen soll. Hier müssten dann sicher extra Leute eingestellt werden, denn so etwas nimmt extrem viel Zeit in Anspruch, schließlich schaut man sich am Tag nicht nur ein Profil an. In so einem Falle wird sich das Jobcenter dann sogar noch damit rühmen, dass es selbst noch Arbeitsplätze schaffen würde, aber das glaube ich eher weniger. Man hört ja immer mal, dass man hier schon ohne diese Maßnahme etwas überlastet ist und das würde das ganze nur noch einmal drastischer untermauern.
Man weiß natürlich nicht was im Kopf eines solchen Fallmanagers vorgeht. Sicher kann man nicht von allen behaupten, dass sie nur nach den schlechten Sachen suchen und einem damit belasten wollen, so dass man Geld streichen kann, aber solche Leute wird es zu genüge geben. Allgemeinern kann man es also nicht wirklich. Vielleicht besteht hier die Motivation aus anderen Gründen, die womöglich in einzelnen Fällen auf privater Natur beruhen, auch wenn das absolut nicht in Ordnung ist, aber so ist nun mal unsere Gesellschaft.
Zohan hat geschrieben:Wer hier Urlaubsbilder postet sollte also etwas vorsichtig sein, auch wenn dem Jobcenter völlig egal sein kann woher das Geld für den Urlaub kommt. Das gilt auch für andere Sachen oder Anschaffungen.
Das sehe ich nicht so. Wenn jemand offensichtlich genug Geld für einen Urlaub hat, auf der anderen Seite aber staatliche Leistungen in Anspruch nimmt, ist es nicht egal, woher das Geld stammt. Allein mit Hartz IV wird sich innerhalb von ein paar Monaten vermutlich kein richtiger Urlaub finanzieren lassen, selbst wenn die Person sparsam lebt und ein wenig Geld zurücklegen kann. Außerdem müssen die Leute, die Hartz IV beziehen, sich meines Wissens abmelden, wenn sie für längere Zeit nicht an ihrem Wohnort anzutreffen sind.
Einerseits mag es das Privatleben von Menschen sein, was sie wann tun. Andererseits sind sie selbst Schuld, wenn sie dies öffentlich Preis geben. Manche schreiben wirklich jede ihrer Tätigkeiten in einem sozialen Netzwerk und das ganz ohne Schutz vor Einsicht Fremder. Da braucht man sich nicht wundern.
Manche schmarotzen förmlich mit den staatlichen Leistungen, gehen dann wohin um etwas schwarz zu verdienen oder sitzen einfach nur zuhause und sammeln etwas Geld. Da finde ich es gerechtfertigt, wenn man denn mal nachsieht, ob und für was diese Gelder verwendet werden. Das soll jedoch Ganz und Gar Nicht ein Angriff auf diejenigen Langzeitarbeitslosen sein, die sich um Arbeit bemühen und jeden Cent von der Hand absparen müssen. Ich vermute mal, diese haben es nicht immer leicht.
crazykris1 hat geschrieben:Ich vermute mal, diese haben es nicht immer leicht.
Wer "vermutet", dass "die es leicht" hätten, aber nicht selbst in die soziale Hängematte hüpfen, wären ja auch etwas "dämlich". Das so ein Regelsatz nicht für ein würdiges Leben reicht, sollte jedenfalls hinlänglich bekannt sein. Es ist ja auch nie dafür da gewesen, für ein solches Leben zu reichen. Es geht darum, Menschen massiv genug zu nötigen, dass sie "was tun". Unabhängig davon, ob es was zu tun gibt oder nicht.
Problematisch finde ich deine Unterscheidung zwischen denjenigen, die als Arbeitslose leiden weil sie sich aufreiben, um "Arbeit" zu finden und denen, die eben nichts mehr zu tun bereit sind. Das genau diese aber auch dazu da sind, dir deinen Job nicht strittig zu machen, ist weniger bekannt! Wie kann es sein, dass man nicht an den Sozialismus glauben will, wohl aber an die Vollbeschäftigung in der hochentwickelten Marktwirtschaft. Und nur wenn Vollbeschäftigung denkbar wäre, könnte man auf die Idee kommen, Menschen zur Arbeit zu zwingen.
Ich finde nicht, dass das Jobcenter sich jetzt auch noch an die Facebook-Accounts der Leute machen darf. Ich denke in vielen Fällen ist die Willkür, die dort bereits herrscht und die Datenschutzrichtlinie schon längst überschritten. Ein Hartz IV Empfänger muss einfach alles vorlegen, wenn er danach gefragt wird und ich denke damit langt es dann langsam auch. Wo soll das denn bitte hinführen, wenn demnächst im Facebook-Account geschnüffelt werden darf? Ich finde das geht deutlich zu weit. Wenn ein Empfänger nicht Nachweise erbringt dann gibt es Sanktionen und das reicht vollkommen aus. Dazu muss man jetzt nicht noch in den privaten Internetdiensten herumgeistern. Die Datenschutzrechte sind nicht einfach so da und Privatsphäre ebenfalls. Ein H4 Empfänger scheint wohl nach dem Motto des Job Centers keinerlei Rechte zu haben. Ich finde es anmaßend und eine Frechheit.
Zumal man anhand Postings von wegen „Ich bin arbeiten“ nichts aussagen kann. Viele schreiben das einfach nur, damit keiner weiß, dass sie Hartz IV erhalten, weil eben die Vorurteile so groß wie nie sind. Bei den meisten Menschen sind H4 Empfänger faul und arbeitsscheu. Ich kann da bei einigen Empfängern schon verstehen, wenn man dann einfach postet, dass man arbeiten geht, damit niemanden den eigentlichen Braten riecht.
Ich denke es ist nicht schlecht, wenn die Mitarbeiter reinschauen können, die Sachen die im Internet stehen oder die jemand seler reinschreibt und nicht schûtzt,ist das seine Sache und seine Dummheit , wenn jemand sein ganzes Privatleben in das Netz stellt.
Wenn du nichts zu verbergen hast, wirst du auch keine Probleme damit haben, wenn jemand auf deine Seite schaut. Die Mitarbeiter schauen bestimmt auch nur auf bestimmte Kandidaten, wo sie schon wissen, das diese sowie Dreck am stecken haben. Ich selbst kenne auch einige die Bezüge beziehen und fröhlich im Internet schreiben, so ich gehe dann mal zur Arbeit. Denke mir dann eigene Doofheit, bevor man schreibt sollte man lieber mal nachdenken.
Jobcenter-Mitarbeiter sollen die Leute in Arbeit oder auch in Rente bringen und nicht herumschnüffeln. Ein Finanzbeamter darf auch nicht einfach so in einem Betrieb auftauchen und dort herumschnüffeln. Macht er es dennoch, zählen solche Beweise nicht.
Ich erinnere daran, dass jeder Jobcenter-Mitarbeiter die privaten Kontoauszüge seiner "Kunden" einsehen darf, aber kein Finanzbeamter einfach so die privaten Kontoauszüge seiner Steuerpflichtigen.
Es würde auch mit Sicherheit mehr Geld einbringen, wenn milliardenschwere Rüstungsprojekte wesentlich besser überwacht würden als solch unsinnige Vorschläge zu machen. Die Pleite der HRE hat den deutschen Steuerzahler bisher alleine über 100 Milliarden Euro gekostet und auch da wäre es betriebswirtschaftlich sinnvoller, hier genauer zu prüfen, statt Kundenjagd wegen Centbeträgen zu veranstalten.
Privatsphäre hin oder her, wenn Arbeitgeber in sozialen Netzwerken schnüffeln wieso sollten die Fallmanager das nicht tun (dürfen)? Ich fände es nicht einmal eine schlechte Idee, gemäß dem Fall das ein Grund für einen Verdacht vorliegt.
Es muss ja auch wirklich nicht sein, dass man sich Geld vom Staat holt und dann nebenbei weitere Einnahmequellen, die nicht gemeldet sind, am laufen hat. Immerhin gehen andere für ihr Geld arbeiten und unsere Steuergelder werden schließlich dann für solche Mitmenschen ausgegeben.
Außerdem muss ich dazu noch sagen, dass man doch selbst Schuld ist, wenn man sich auf zusätzliche Art Einnahmequellen verschafft und dies dann so "öffentlich" macht.
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