Eltern sind zu einander nett nur dem Kind zu liebe

Was haltet ihr davon, wenn sich Eltern vor Kindern immer wie ein "Vorzeigepaar" verhalten, aber wenn das Kind weg ist, streiten sie sich ständig? Sie wollen dem Kind nicht zeigen, dass sie sich immer streiten, obwohl es das Kind manchmal trotzdem mitkriegt. Klar ist das eigentlich nett gemeint von den Eltern, aber ist das nicht wiederrum die pure Lüge die die Eltern an den Tag legen? Und vorallem, wenn das Kind älter wird, bekommt es ja noch mehr mit, als wenn es klein ist.

Ich finde, dass es schlecht ist, weil das Kind in einer Art "Scheinwelt" aufwächst und im schlimmsten Fall gar nichts von den Streitereien mitkriegt. Auch Kinder sollten von den Problemen der Eltern erfahren und daran "teilhaben" können, auch wenn es hart für sie ist.

Was haltet ihr davon? Würdet/streitet ihr euch nicht vor dem Kind um es quasi zu "schützen"?

Ich kann es schon irgendwie nachvollziehen, dass die Eltern nicht vor dem Kind streiten möchten. Für Kinder ist so etwas ja immer schlimm. Aber ich denke auch, dass das Kind irgendwo trotzdem etwas mitbekommt. Ganz vermeiden lässt sich das einfach nicht.

Daher sollten die Eltern lieber an ihrer Harmonie arbeiten und die Streitpunkte klären, so dass es gar nicht erst so oft zum Streit kommt. Das ist meiner Meinung nach die sinnvollste Lösung.

Unterschwellig, unterbewusst oder wie auch immer, wird das Kind es merken. Denn auch wenn die Eltern sich nicht streiten, wird eine Spannung in der Luft liegen. Und wie du schon gesagt hast, je älter es wird, desto offensichtlicher wird es für das Kind. Es wird dann auch andere Elternpaare erleben, die noch miteinander lachen oder sich küssen. Und dann kommt die Frage auf, warum das die eigenen Eltern eigentlich nicht machen.

Aber handelt es sich hier nur um ab und zu Streit oder wollen sie sich eigentlich trennen und bleiben dem Kind zuliebe zusammen? Das halte ich nämlich für einen der größten Fehler, den Eltern begehen können. Wenn sie nicht mehr zusammen sein wollen, dann sollen sie sich trennen. Wollen sie sich dann schlagartig trennen, wenn das Kind 18 ist oder wenn es ausgezogen ist? Und bis dahin staut sich Ärger und Hass in beiden auf oder Gleichgültigkeit.

Und das Kind muss dann damit klarkommen, dass die Eltern jahrelang dieses schreckliche Leben gelebt haben. Es könnte sich schuldig fühlen. Die Eltern könnten ihm sogar tatsächlich die Schuld geben. (Ich sag nicht, dass das richtig wäre, aber man kann ja nicht davon ausgehen, dass alle immer rational und objektiv sind.) Zudem könnte das Kind beziehungsgestört sein, weil es innerhalb dieser lieblosen, gestörten Ehe aufgewachsen ist.

Ich finde das grausam. Eine gütliche Trennung in Freundschaft und weiterhin guter Kontakt, dem Kind zuliebe, wären viel besser.

Ich denke, dass es ein Kind mitbekommt, wenn sich die Eltern gestritten haben und es deswegen wenig Sinn macht das Kind immer wegzuschicken oder es vor dem Kind anders darzustellen. Man sollte in einer guten Beziehung ja nicht über grundlegende Sachen streiten und so müsste man sich ja vertragen können. Vielleicht schweigt man sich dann ein bisschen an, aber vor dem Kind einen auf Liebe zu machen finde ich etwas komisch. Man sollte da schon irgendwie bei der Wahrheit bleiben auch wenn man sein Kind schützen will.

Ich finde es auch wichtig, dass Kinder eben auch sehen, dass man sich zwar streitet, aber sich auch immer wieder verträgt und eigentlich auch immer lieb hat, egal wie schlimm man sich mal streitet. Natürlich sollte man seinem Kind auch zeigen, dass man vernünftig diskutieren und streiten kann. Wenn man das seinem Kind nicht zeigt, weiß es selber ja gar nicht, wie man in einem Streit miteinander umgeht und kann dann vielleicht aus diesen Unwissen heraus auch zuschlagen. Ich denke nicht, dass man das will.

Streit gehört bei den besten Pärchen dazu. Wer sagt, dass er nie streitet, bei dem stimmt denke ich auch etwas nicht. Was ich falsch finde, ist, die Kinder permanent davor zu schützen. Natürlich sollten keine Beschimpfungen dem anderen gegenüber fallen, die unter die Gürtellinie gehen, aber ein Kind sollte schon alleine als Zukunftsvorbereitung den einen oder anderen Streit der Eltern mitbekommen. Es ist ja später, wenn das Kind erwachsen ist und selber einen Partner hat auch nicht immer alles Friede, Freude und Eierkuchen. Mich würde interessieren, wie solche Personen, die immer vor jeglichem Streit beschützt wurden, sich verhalten, wenn es in der eigenen Partnerschaft zu Problemen kommt.

Ich als außenstehende Person würde es schöner finden, wenn die Eltern dem Kind doch noch was vorgaukeln. Das finde ich definitiv besser, als wenn das Kind alles mitkriegt und vielleicht sogar mit einbezogen wird.

Euch Eltern ist das vielleicht gar nicht so richtig bewusst, (korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.) aber Kinder werden aufgrund solcher Streitigkeiten auch in der Schule gehänselt.

Ich kann mich noch gut an die Realschule erinnern, wo einige Kinder andere Kinder gehänselt haben, weil die Eltern vor der Trennung stehen. So etwas sollte einem Kind wirklich erspart bleiben und wenn das Kind meinetwegen volljährig ist, dann kann man seine Streitigkeiten gerne vor dem "Kind" austragen. Aber doch nicht vorher. Die Lehrer bekommen eigentlich immer mit, wenn beide Elternteile keinen guten Draht zueinander haben und verplappern sich oft oder reden vor den Schülern mit anderen Kindern darüber. Und schon fängt das Hänseln an.

Ich verstehe auch die Aussage, dass man ein Kind nicht in einer Scheinwelt großziehen soll aber das ist definitiv besser, als vor dem Kind zu streiten.

Zunächst mal denke ich, dass sicher etwas mit der Beziehung nicht stimmt, wenn sich ein Paar ständig streitet. Da würde ich dann schon weniger davon sprechen, dass sich die Eltern dem Kind zuliebe nicht streiten, sondern eher dass sie dem Kind zuliebe zusammenbleiben. Das finde ich schon sehr problematisch.

Sollte es sich allerdings um normal häufige und gravierende Streitereien handeln, finde ich es unnötig, sie vor dem Kind zu verbergen. Natürlich findet man es als Kind nicht schön, wenn sich die Eltern streiten, aber meiner Meinung ist es für ein Kind auch wichtig zu lernen, dass es in einer Beziehung normal und richtig ist, sich zu streiten und dass ein Streit nicht das Ende der Beziehung bedeutet. Wenn ein Kind seine Eltern, die ja zunächst mal das Modell für eine funktionierende Beziehung darstellen, nie streiten sieht, ist es womöglich vollkommen überfordert, wenn es in eigenen Beziehungen Meinungsverschiedenheiten gibt.

Davon ausgenommen sind in meinen Augen allerdings Streitereien, in die es um die Kindererziehung geht. Wenn man sich zum Beispiel uneinig darüber ist, ob man bestimmte Dinge erlauben kann oder nicht, sollte man das vor dem Kind niemals zeigen, weil das die Glaubwürdigkeit der Eltern schwächt.

Ich finde das nicht gut, denn Kinder sind sensibler und intelligenter, als man eigentlich denkt, von daher werden sie etwas an den Problemen von den Eltern mitbekommen, auch wenn sie diese noch nicht ganz verstehen oder deuten können. Natürlich ist es von den Eltern gut gemeint und alles andere als egoistisch, ganz im Gegenteil sogar, aber gut gemeint bedeutet leider nicht, dass es auch wirklich gut ist. Wegen einer Streitphase muss man eine ganze Beziehung ja nicht in Frage stellen, aber hier besteht auf jeden Fall Klärungsbedarf, sonst werden die Kinder unglücklich und das ist ja das Letzte, was die Eltern wollen.

Ich finde es auch falsch, wenn ein Kind in einer Scheinwelt aufwächst und quasi überbehütet wird. So wird ja im Endeffekt der Schock größer, wenn es irgendwann mit der knallharten Realität konfrontiert wird.

Allerdings kann ich auch sehr gut nachvollziehen, warum Eltern das machen. Es geht vielen ja nicht in erster Linie darum, dass dem Kind eine heile Welt vorgespielt wird, sondern die Beziehung muss auch irgendwie vor dem Kind geschützt werden. Manche Kinder neigen ja in einem gewissen Alter dazu, die Eltern gegeneinander auszuspielen, damit sie das bekommen, was sie wollen. Beispiel: Nehmen wir an, das Kind C möchte unbedingt zu einer Party gehen, ist dafür aber eigentlich noch zu jung. Mutter A verbietet es, Vater B hat nichts dagegen und wenn die Eltern da nicht an einem Strang ziehen und sich absprechen, kann das Kind den Streit der Eltern locker für seine eigenen Wünsche ausnutzen.

Ich habe so etwas schon häufiger miterlebt. Es muss nicht unbedingt heißen, dass das Kind irgendwie ein schlechter Mensch ist. Aber seien wir mal ehrlich, jeder fühlt sich mal als Kind ungerecht von den Eltern behandelt und überhaupt nicht verstanden, besonders wenn es um irgendwelche Verbote geht, die das Kind als nicht gerechtfertigt empfindet. Da nutzt man natürlich jede Schwachstelle bei den Eltern aus, um seinen Willen doch noch zu bekommen, aus Selbstjustiz quasi.

Ich finde so ein Verhalten sehr gut, denn in diesem Fall ist für das Kind die Welt in Ordnung, es kann ganz Kind sein und sich auf die Dinge konzentrieren, die ihm Spaß machen und später, auf die Dinge, worin es Leistung zeigen muss, wie zum Beispiel in der Schule, aber auch in der Freizeit zum Beispiel bei einer bestimmten Sportart.

Insofern beneide ich die Eltern, wenn sie die Streitigkeiten wirklich auf Zeiten verschieben können, in denen es die Kinder nicht mitbekommen, denn ich denke einmal, dass man lieber so eine Beziehung dem Kind zuliebe führt als dass man sich vor den Kindern ständig zofft und sich am Ende vielleicht auch noch trennt, worunter die Kinder dann oftmals so sehr leiden, dass ihre schulischen Leistungen einbrechen und sie auch sonst im Alltag auffällig werden und sich Sorgen machen.