Üblicher Weg des Steuerbetrugs des kl. Handwerksbetriebs?
Es scheint bzgl. der "Steuerflucht" (eigentlich hier der Steuerbetrug) wirklich so zu sein, dass es weiter verbreitet ist, als man meinen mag. Ich bin vielleicht etwas blauäugig, was dazu führt, dass ich mich regelmäßig nur wundern kann. So aus aktuellem Anlass bzgl. einer - eine Kleinigkeit wie man meinen sollte - Anfrage, die z.B. Person A über ein Portal im Netz gestellt hatte.
Hier gibt es schließlich verschiedene Anbieter, bei denen man eine Aufgabe einstellen kann und auf die dann in der Regel Handwerker und Handwerksbetriebe antworten und Angebote abgeben. Person A hatte eben auf so einem Portal das Streichen eines Treppenhauses in Auftrag gegeben, weil A selbst nicht mehr dazu gekommen wäre, dies zeitnah und "schön" oder fachgerecht zu machen.
Überrascht war A auch über die große Anzahl an Interessenten, welche für die Aufgaben geboten hatten bzw. sich zunächst ein Bild machen wollten. Natürlich im Rahmen einer Besichtigung. Und hier ist Person A naiv herangegangen, und dachte das nur die Handwerker seriös sein können, die sich die Sache anschauen wollen. Denn A hatte keine Bilder eingestellt, sondern nur laienhaft beschrieben, was zu machen wäre.
Und nun die Überraschung: insgesamt hat Person A fünf Handwerker (Malermeister mit eigenem Betrieb) zur Besichtigung eingeladen. Und alle fünf haben zunächst einen guten Eindruck gemacht und auch realistische Angebote abgegeben, die sich mit den Vorstellungen von A gedeckt hatten. Aber alle fünf haben Person A auch definitiv (mehr oder weniger deutlich) wissen lassen, dass sie bereit wären, auf eine Rechnung zu verzichten! Zwei waren hier ganz direkt - die anderen drei haben "beiläufig" gefragt, ob A denn eine Rechnung brauchen würde.
Wenn sich Person A nun überlegt, dass hier mindestens zwei Malermeister mit wirklich wuchtigen Autos vorgefahren sind (VW Touran und ein BMW X6 - aber beide mit Werbung für den Malerbetrieb dran und die anderen hat A nicht gesehen), dann wundert sich A nicht mehr. Denn offenbar scheinen die hier Brutto für Netto einzunehmen. A mag hier ein kleiner Fisch gewesen sein, was das Auftragsvolumen angeht. Aber wenn das üblich ist, läppert sich hier schon einiges.
Kennt ihr das auch? Bzw. hattet ihr schon solche "Angebote" (wie Person A) von Seiten der Handwerker? Ehrlich gesagt kannte Person A das bislang höchstens von Erzählungen und eigentlich nur dann, wenn der eine den anderen schon kannte. Hier aber trifft A auf Wildfremde und die bieten der Person A an, bei der "Steuervermeidung" mit zu helfen. Eigentlich auch "mutig" von den Handwerkern. Aber wenn das "üblich" ist, dann dürften die Zahlen die gemeinhin bzgl. Steuerhinterziehung geschätzt werden, massiv zu tief liegen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass ein solches Vorgehen durchaus üblich ist. Gerade bei Handwerkern ist es doch recht einfach, an den Steuern vorbei zu arbeiten. Immerhin hat man so 50-100% mehr Gewinn.
Und nicht nur Betriebe machen das. Auch unter angestellten Handwerker gibt es "schwarze Schafe", die doch sehr gerne Schwarzarbeit im Freundes- und Bekanntenkreis übernehmen. Manchmal sogar mit inoffiziellen Einverständnis des Chefs mit der Vereinbarung, dass das Material über die Firma gekauft wird. So verdienen beide daran.
Ich habe eher wenig mit Handwerkern zu tun, aber grundsätzlich hört man doch viel von Dingen, die unter der Hand erledigt werden. Irgendwo ist es ja auch verständlich, weil der Leistungsempfänger selbst einiges sparen kann, wenn er auf die Rechnung verzichtet. Die Steuerersparnis bei haushaltsnahen Dienstleistungen ist da eher ein Witz gegen.
Und das trifft ja auch nicht nur Reparaturdienstleistungen sondern auch viele Frisöre, Kosmetiker oder Fußpfleger kommen mobil ins Haus und da ist es sogar so, dass man als Kunde nicht mal weiß, ob die ihre Arbeit versteuern oder nicht. Denn während man bei einem Handwerker noch überlegt, ob man eine Rechnung haben möchte, immerhin kann es ja hier auch zu teuren Reklamationen kommen, so ist es einem doch in der Regel egal, ob eine Fußpflege eine Quittung da lässt oder nicht und die sind häufig noch für eine geringe Stundenzahl woanders angestellt, um auch noch billig krankenversichert zu sein.
Das man versucht ohne Rechnung zu arbeiten ist recht häufig. Allerdings wundert es mich, dass man das bei fremden Kunden gleich mehr oder weniger direkt mitteilt. Immerhin hat man doch ein recht hohes Risiko, dass man beim Finanzamt deswegen gemeldet wird. Da wäre ich selbst extrem vorsichtig und buche alle Beträge ordentlich, auch wenn der Kunde keine Rechnung wollte.
Wenn man öfter für einen Kunden arbeitet und man sich quasi schon kennt, läuft das noch mehr ohne Rechnung ab. Allerdings haben dann eben auch Kunden schnell das Nachsehen, wenn man wirklich etwas zu reklamieren hat.
So wird sicherlich vieles bei Handwerkern und anderen selbstständigen Betrieben ablaufen. Obwohl wir in letzter Zeit vieles haben machen lassen, von Malerarbeiten bis hin zum völlig neuen Badezimmer, hat keiner der Handwerker uns das ohne Rechnung angeboten. Ich dachte bisher, dass das der übliche Weg ist, wenn es sich um Handwerker handelt, die über Bekannte und Freunde vermittelt wurden.
Wenn man nun sogar durch das Netz schon solche steuerbetrügende Angebote erhält, scheint diese Betrugsmasche ja weit verbreitet zu sein. Allerdings kann es auch mal passieren, dass zwischen diesen sich gemeldeten Handwerkern ein Steuerbeamter steckt, der sich als Handwerker ausgibt, um diejenigen auszumachen, die solche Angebote annehmen. Das habe ich jedenfalls mal gelesen vor längerer Zeit. Es wäre ja nichts Ungewöhnliches, so zu verfahren.
Ich denke auch, dass es sehr häufig vorkommt. Schon weil es so einfach ist. Und wenn man die Zahlungsmoral von einigen Kunden betrachtet, kann ich schon verstehen, dass die Handwerker das Geld lieber gleich bar bekommen. Sie müssen sonst sehr häufig Monate bis vergeblich auf ihr Geld warten.
Punktedieb hat geschrieben:Allerdings wundert es mich, dass man das bei fremden Kunden gleich mehr oder weniger direkt mitteilt. Immerhin hat man doch ein recht hohes Risiko, dass man beim Finanzamt deswegen gemeldet wird.
Ist das Risiko wirklich so hoch? Ich glaube nicht, dass wirklich viele Kunden das melden würden, im Gegenteil. Ich könnte mir vorstellen, dass es höchst selten passiert. Steuerhinterziehung ist nicht sonderlich verpönt oder wird dann zumindest als seine Sache angesehen und man hält sich lieber raus.
Cid hat geschrieben: Allerdings kann es auch mal passieren, dass zwischen diesen sich gemeldeten Handwerkern ein Steuerbeamter steckt, der sich als Handwerker ausgibt, um diejenigen auszumachen, die solche Angebote annehmen. Das habe ich jedenfalls mal gelesen vor längerer Zeit. Es wäre ja nichts Ungewöhnliches, so zu verfahren.
Aber ist das schon aussagekräftig? Immerhin hat der Steuerbeamte dann auch noch keine Arbeit verrichtet. Oder muss der erst mal Rohre verlegen und ein Bad fließen, bevor er sich zu erkennen gibt? Wenn nicht könnte man ja immer noch behaupten, dass man dann doch eine Rechnung hätte haben wollen, wenn er mit der Arbeit fertig ist. Versteht ihr, was ich meine? Ohne Arbeit gibt es ja in keinem Fall eine Rechnung. Also hab ich noch nichts falsch gemacht.
@Bienenkönigin: Mir wurde es selbst vor zwei oder drei Jahren angeboten, dass ich ohne Rechnung die Bezahlung bekomme. Von einer Frau die angeblich ein Steuerbüro hat. Es war zwar in dem Moment für sie eine private Ausgabe, aber ich habe dem Frieden nicht getraut. In meinen Unterlagen findet sich dazu alles, was steuerrechtlich nötig ist.
Wobei man auch bedenken muss, dass bei solchen Absprachen dann eben auch eine Barzahlung vorhanden sein muss. Damit ist der Handwerker eben etwas sicherer dran, als wenn er eine Rechnung schreibt, die dann zwei Wochen als Zahlungsziel hat. Ob dann die Einnahme wirklich nicht verbucht wird, kann man so erst mal nicht wissen. Aber bei Arbeiten ohne Rechnung lässt man zumindest die Mehrwertsteuer unter den Tisch fallen.
Ich habe auch mal so etwas Ähnliches erlebt, wenn auch anders herum. Ich hatte mich mal auf einen Studentenjob beworben, bei dem ein Handwerker jemanden gesucht hat, der ihm beim Marketing hilft und ich fragte dann, ob er mich dann da befristet anstellen will oder das auf Rechnung machen will und da meinte er, dass er mir das Geld eigentlich so in bar geben wollte, ohne etwas Schriftliches. Das fand ich auch komisch; ich habe ihm dann erklärt, dass er doch eigentlich einen Nutzen davon hat, wenn ich ihm eine Rechnung schreibe, denn dann kann er die Kosten steuerlich absetzten, aber das wollte er trotzdem nicht. Ich habe es dann geschafft, ihn zu überreden, dass er mich befristet anstellt. Aber das wirkt so, als sei es den Handwerken einfach zu viel Bürokratie, alles offiziell mit Rechnungen machen zu müssen; egal, ob sie nun Rechnungen selbst ausstellen oder von anderen welche erhalten.
Ist das Risiko wirklich so hoch? Ich glaube nicht, dass wirklich viele Kunden das melden würden, im Gegenteil. Ich könnte mir vorstellen, dass es höchst selten passiert. Steuerhinterziehung ist nicht sonderlich verpönt oder wird dann zumindest als seine Sache angesehen und man hält sich lieber raus.
Ich denke auch, dass das Risiko eher gering ist, denn es gibt ja auch Branchen, da ist es üblich, dass der Endkunde keine direkte Rechnung erhält, aber der Anbieter rechnet das trotzdem steuerlich ab. Denn das Ausstellen einer Rechnung an den Kunden ist ja keine notwendige Voraussetzung dafür, dass der Handwerker oder wer auch immer nicht doch die Einnahmen versteuert. Man kann ja auch einfach nur die Kontoauszüge beim Finanzamt einreichen oder eine interne Einnahmenübersicht für sich selbst ausstellen oder sich selbst eine Rechnung drucken, die der Kunde aber nicht bekommt. Somit ist das Fehlen eine Rechnung nicht zwingend mit Steuerhinterziehung verbunden.
Zudem frage ich mich halt auch, ab wann es wirklich Steuerhinterziehung ist. Wenn ich beispielsweise einem Bekannten dafür, dass er meine Lampe repariert, 10 EUR in die Hand drücke, ist es dann schon Steuerhinterziehung oder einfach nur Nachbarschaftshilfe? Wenn ich jemanden für eine Hilfe etwas Geld schenke, ist es dann Steuerhinterziehung? Wo ist da die Grenze?
Zitronengras hat geschrieben:Wo ist da die Grenze?
Die Grenze ist definitiv da erreicht, wo die Arbeit definitiv gewerblich ist und der Auftragsnehmer von Beginn an auf das Geld aus war bzw. es nur für Geld gemacht hätte und auch in Zukunft machen wird. Wenn hingegen ein Nachbar kommt und hilft, dann gibt man dem einmalig Geld und der Nachbar ist eben nicht darauf aus, diese Tätigkeit bei anderen für Geld zu wiederholen. Hier ist der gewerbliche Charakter definitiv nicht zu erkennen.
Übrigens würde ich hier schon ein hohes Risiko sehen, wenn Handwerker praktisch ohne zu wissen, wer vor ihnen steht, so ein Angebot machen. Man muss sich nur mal vorstellen, dass es sich um einen Beamten handelt, der im Finanzamt arbeitet. Oder aber sonstige ungünstige Situationen, bei denen die Auftraggeberseite massive Nachteile zu befürchten hätte, wenn sie auf so ein Angebot eingehen würde. Dann wäre durchaus mit einer Anzeige zu rechnen. Und spätestens hier - wieder etwas naiv - erwarte ich, dass das Finanzamt einfach näher und intensiver nachforscht. Ich bin davon überzeugt, dass man an Hand von Indizien durchaus den Verdacht erhärten kann, dass hier oft "steuerfrei" gearbeitet wird. Einfach, wenn z.B. Betriebsgröße und Auftragsvolumen nicht passt. Oder aber wenn der Fuhrpark nicht mit den gemeldeten Einnahmen zu erklären ist.
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