"Pro-aktiv" das 'Business'-Modewort als Unwort
Komme eben aus einer Besprechung und von Seiten der Leitung wurden diverse Themen angesprochen, die nicht besonders gut gelaufen sind und die im Moment richtig viel Ärger nach sich ziehen werden. Um jetzt die Probleme abzubauen bzw. in Zukunft keine ähnliche Situation mehr entstehen zu lassen, wurde mehrfach (gefühlt 1000 Mal) aufgefordert, bestimmte Dinge "pro-aktiv" anzugehen und eben nicht mehr abzuwarten.
Jetzt mal davon abgesehen, dass niemand vorher sehenden Auges die Schwierigkeiten in Kauf genommen hat, frage ich mich, was "pro-aktiv" nun zu bedeuten hat und was das Gegenteil davon wäre. Ich persönlich kenne hier den Begriff, "aktiv" eine Sache anzugehen bzw. zu gestaltet. "Pro-aktiv" scheint eine Steigerung von "aktiv" zu sein, wobei ich mir in der Praxis beim besten Willen nicht vorstellen kann, was den Unterschied zwischen "pro-aktiv" und "aktiv" ausmachen sollte.
Stören euch solche "Business"-Modeworte? Ich denke mir, so was hat sich ein kluger "Motivator" einfallen lassen, um markanter auf seine "Management"-Methoden hinzuweisen um selbige zu verkaufen. Im Grunde nichts weiter als ein Marketingbegriff bzw. ein Kunstwort. Ist dies in eurem (beruflichem) Umfeld auch so beliebt bzw. stört ihr euch an solchen Wortschöpfungen? Ich habe dann immer den Begriff "Wichtigtuer" im Hinterkopf.
Ich finde das eher lustig bis nervtötend. Pro-Aktiv finde ich dabei jetzt besonders bescheuert. Ich verstehe ja noch, wenn man etwas aktiv angehen soll, statt es auszusitzen und zu gucken, was dann passiert. Aber sich da jetzt kopfüber und pseudogutgelaunt in Überaktivismus zu stürzen, weil wir ja alles so positiv sehen wollen? Nee, da komme ich nicht klar drauf. Man muss mal langsam unterscheiden, zwischen positivem Denken und Schön-Rederei.
Für mich ist das auch so ein Businessspruch Superlativ der besonderen Art. Man kann Sachen und Aufgaben aktiv angehen, aber proaktiv... dann müsste man ja auch so etwas wie antiaktiv sein können. Das ist so ähnlich wie das Negativwachstum in der Wirtschaft. Mir rollen sich auch immer die Fußnägel hoch, wenn man in Besprechungen proaktive Beiträge hört. Das ist so ähnlich wie Workflow.... das ist auch so ein alles und nichts Wort der schönen neuen Arbeitswelt. Aber proaktiv ist nach wie vor niedlich zu hören, auch wenn es etwas hohl ist.
Und bei der Grußformel "Beste Grüße" und "Guten Tag Herr/ Frau..." fühle ich mich immer etwas unangenehm berührt. Beim Schreiben fühle ich mich dann immer wie eine Gouvernante.
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