Wie würdet ihr 'eine schwere Kindheit' definieren?
Ich habe bestimmt keine schwere Kindheit gehabt. Denn meine Kindheit war wirklich schön und ich kann mich nicht beschweren. Im Fernsehen hört man oft den Satz "Ich hatte eine schwere Kindheit" oder "Der Mensch hatte eine schwere Kindheit". Aber wie würdet ihr eine schwere Kindheit definieren, was beispielsweise ein späteres Handeln entschuldigt? Denkt ihr, dass man zu leicht mit dem Satz umgeht, dass man eine schwere Kindheit hatte?
Würdet ihr von eurer Kindheit sagen, dass sie schwer war und warum war sie schwer? Kennt ihr Menschen, die eine schwere Kindheit hatten und hat diese schwere Kindheit diesen Menschen geprägt?
Also als erstes lässt sich sagen, dass egal wie schwer die Kindheit auch gewesen ist, kein späteres Handeln rechtfertigt. Ich weiß nicht ob ich eine schwere Kindheit hatte. Ich hatte es definitiv nicht einfach, aber es gibt sicher noch deutlich schlimmeres. Ich bin ohne leiblichen Vater aufgewachsen und wurde früher des öfteren geschlagen. Mal mit der flachen Hand, dann mit einem Holzkochlöffel und dann mal mit einem Gürtel. Schön war das sicher nicht und Kinder derart zu schädigen halte ich auch für falsch. Natürlich geht es sicher auch noch schlimmer, daher sage ich auch nie, dass meine Kindheit schwer gewesen ist.
Den Satz hört man generell aber schon sehr häufig und nur in den wenigsten Fällen stimmt er. Die meisten sagen das wahrscheinlich einfach nur, weil sie sich abheben wollen oder aber um irgendeine Tat zu rechtfertigen. Ich finde beides mehr als falsch und kann nicht verstehen, warum man so etwas von seiner Kindheit behaupten sollte. Mit dem Satz wird definitiv zu leicht umgegangen, ja.
Meine eigene Kindheit würde ich als durchschnittlich bezeichnen. Es war nicht alles immer rosig, aber ich kann nicht behaupten, in der frühen Zeit meines Lebens wirklich Schaden genommen zu haben. Ich möchte mir aber auch nicht anmaßen, anderer Leute Kindheit zu beurteilen und glaube auch nicht, dass mit dem Ausdruck "schwere Kindheit" leichtfertig umgegangen wird.
Schließlich muss man ja nicht dreimal täglich mit dem Kochlöffel durchgeprügelt worden sein, um seine Kindheit im Rückblick als schlimme, schwere Zeit zu empfinden. Auch hinter einer weitestgehend "normal" erscheinenden bürgerlichen Fassade können sich schwere Schicksale verbergen, und nur weil es immer noch schlimmere Beispiele gibt (leider!), würde ich z.B. niemandem sagen, er soll nicht über seine Kindheit jammern. Wie es in den Betroffenen drinnen aussieht, kann ja niemand so leicht beurteilen.
Genervt bin ich allerdings ebenfalls, wenn die "schwere Kindheit" als Ausrede zur Rechtfertigung von Straftaten herangezogen wird, was ja relativ oft geschieht. Es gibt genug Leute, die es wirklich verdammt schwer hatten, aber dennoch nicht kriminell geworden sind. Natürlich schafft das nicht jeder, und Erfahrungen aus der Kindheit prägen doch ganz gewaltig, aber irgendwann sind eben nicht mehr nur die Eltern schuld.
Ich finde, eine schlimme Kindheit ist eine, in der das Kind nicht mehr Kind sein durfte, sondern es mit Problemen und Gefühlen konfrontiert, die so ein kleiner Mensch nicht ertragen müssen sollte. Das kann man aber nicht von außen beurteilen und schon gar nicht mit anderen Fällen vergleichen. Das kann nur das Kind selber einschätzen, als Erwachsener.
Der Vergleich mit anderen Kindheiten und dass es ja auch schlimmere Schicksale gibt, ist einfach Quatsch. Schlimmer geht immer. Nach oben gibt es absolut keine Grenzen. Es ist ja auch schlimm ermordet zu werden, aber schlimmer ist es vorher gefoltert zu werden und noch schlimmer ist es, vorher ein Jahr lang gefoltert worden zu sein. Und noch schlimmer ist es, bla bla bla. Das hat kein Ende. Trotzdem ist es auch schlimm, einfach "nur" in ein paar Sekunden ermordet zu werden. Das lässt sich auf alles übertragen und daher sind Vergleiche hinfällig. Von alleiniger Bedeutung ist es, wie sich das Kind während dieser Kindheit fühlt. Es heißt ja auch "schlimme Kindheit" und nicht "schlimmste Kindheit".
Somit ist der Vergleich von Menschen mit schwerer Kindheit, die zu Straftätern werden und denen, die trotzdem mit dem Leben klarkommen, auch nicht möglich. Jeder Mensch ist anders, kann es anders verarbeiten, hatte danach auch andere Hilfe und Möglichkeiten, damit klarzukommen. Sicherlich sollte es nicht als Ausrede verwendet werden, aber ich kann bei einigen Fällen schon einen direkten Zusammenhang zwischen den Leiden des Kindes und dem Verhalten des späteren Erwachsenen erkennen. Und solange man nicht in seiner Haut steckt, lässt es sich leicht als Ausrede abtun. Wirklich entscheiden kann es nur der Betroffene/Täter selber und die zweitbeste Möglichkeit ist es, das einen Psychologen entscheiden zu lassen.
Ich finde auch, dass man deine Frage pauschal gar nicht so einfach und ohne weiteres beantworten kann. Jeder Mensch ist von Grund auf verschieden, hat eine andere Auffassung, nimmt Eindrücke anders auf und hat eine andere Psyche, die das ganze verarbeitet. Viele kommen sicher besser mit gegebenen Situationen klar, mit denen manch ein anderer vielleicht schon große Probleme hätte. Schwere Schicksalsschläge können jeden treffen - Was man daraus macht ist wiederum von jedem selbst abhängig.
Meiner Meinung nach sind es aber eben diese Schicksalsschläge, die es einem Menschen überhaupt erlauben, von sich zu sagen, dass sie eine schwere Kindheit oder ein schweres Leben haben/hatten. Wer zum Beispiel in seiner Kindheit schon seine Eltern verliert, hatte es mit Sicherheit nicht leicht und somit auf jeden Fall eine schwere Kindheit. Auch gibt es sicherlich viele, die schon in jungen Kindertagen schwere Krankheiten bekommen, mit denen man zu leben hat, auch hier könnte ich mir vorstellen, dass man diesen Satz ruhigen Gewissens sagen kann. Ich kenne sogar jemanden, bei dem beides zugetroffen hat, von diesem haben ich diesen Satz aber bisher auch noch nie gehört, obwohl ich als außenstehender sogar sagen würde, dass dieser Freund eine schwere Kindheit hatte.
Auch durch soziale Aspekte betrachtet kann man so etwas sicher genauer untersuchen. Man hat sicherlich keine leichte Kindheit, bei Problemen mit den Eltern, wenn man als Kind solch großen Probleme hat, dass man von zuhause ausreißt, wenn die Eltern große Geldnöte haben und man auf jeden Cent achten muss, man sich nichts leisten kann, wenn die Eltern krank sind oder zum Beispiel alkoholabhängig sind - Viele Aspekte können zu einer schweren Kindheit führen.
Für mich ist eine schwere Kindheit zum Beispiel eine, indem das Kind mit nervenkranken Eltern oder Eltern mit einem Alkoholproblem aufwachsen müssen. Natürlich zählen für mich auch Kinder, die geschlagen werden zu den Kindern, die meiner Meinung nach damit eine schwere Kindheit haben/hatten.
Ich kenne eine Person mit einer sehr schwierigen Kindheit. Sie ist meine Arbeitskollegin und hatte eine nervenkranke Mutter und keinen Vater, da er recht früh abgehauen ist. Sie wuchs in einem Kinderdorf auf und erzählt heute, dass sie eine super Kindheit hatte, auch wenn sie eine kranke Mutter hatte und nicht zu Hause aufgewachsen ist. Sie hat noch Kontakt zur leiblichen Mutter und sagt auch, dass sie ihr niemals Vorwürfe machen könnte. Allerdings sagt sie und das betont sie auch kann niemand ihre Stiefmutter oder auch Dorfmutter genannt ersetzen. Auch nicht die leibliche Mutter.
Horkrux hat geschrieben:Also als erstes lässt sich sagen, dass egal wie schwer die Kindheit auch gewesen ist, kein späteres Handeln rechtfertigt.
Das sehe ich genauso! Wenn man erwachsen ist, hat man durchaus noch sehr viele Möglichkeiten. Man kann später nicht sagen, dass man seine Kinder hungern lässt, weil man selbst in seiner Kindheit oft Hunger erlebt hat. Das ist keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung.
Was für jemanden schlimm ist, ist sicherlich auch immer abhängig vom Einzelnen. Auf Verletzungen und schlimme Ereignisse reagieren Menschen verschieden. Und auch bei Schicksalsschlägen spielt es oft eine Rolle, wie die Kinder aufgefangen werden und diese verarbeiten können.
Schlimm kann in der Kindheit sicherlich alles sein, was einen von anderen Kindern unterscheidet. Krankheiten, Behinderungen, Verletzungen, Straftaten, Schicksalsschläge, Gewalt, Hass, Kriege, Sorgen und Nöte. Dabei spielt meiner Meinung nach jedoch auch das Umfeld eine Rolle. Wenn man sich Kinder in armen Ländern anschaut, lachen diese oft vielmehr als deutsche Kinder. Trotz schlimmer Erlebnisse, Armut, Hunger, schwerer Arbeit, usw.
Ich würde eine schlechte Kindheit so definieren. Eine schlechte Kindheit ist für mich, wenn man trinkende Eltern hat und man wird dann von den Eltern geschlagen. Dazu würde dann natürlich kommen, das sich die Eltern nicht um mich kümmern würden. Das wäre natürlich eine sehr schlechte Kindheit. Ich hatte eine sehr gute Kindheit.
Meine Eltern haben sich und mich nicht geschlagen und waren auch nicht Alkohol abhängig. Ich war eigentlich sehr verwöhnt von meinen Eltern. Heute habe ich selbst Kinder und um meine Kinder kümmere ich mich natürlich sehr gut, wie man es auch machen sollte. Damit sie eine gute Kindheit haben, weil eine gute Kindheit sehr wichtig ist.
Natürlich kann man sein Leben auch immer selber bestimmen und seine Taten selber bestimmen, jedoch ist es schwer, wenn man beispielsweise immer nur Kälte gezeigt bekommen hat mit Gefühlen zu leben. Ich denke, dass eine schwere Kindheit eine Kindheit ohne Liebe ist. Eine Kindheit, in der man nicht Kind sein kann oder eben misshandelt wurde. Die Misshandlungen können in dem Fall seelisch oder körperlich passiert sein.
Ich denke, dass es nicht gerade leicht ist aus einer versauten Kindheit ohne Werte etwas zu machen. Wenn man es nicht besser aufgezeigt bekommen hat, muss man sich eben sein Umfeld ansehen und lernen, wie man sich verhält und was richtig und falsch ist.
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