Kann man für eine Ausbildung zu alt sein?

vom 21.05.2013, 04:47 Uhr

Folgendes Szenario bringt mich derzeit zum grübeln. Person A ist mittlerweile achtundzwanzig Jahre alt und hat keine Lehre begonnen. Mittlerweile fällt Person A jedoch auf, dass es wichtig sein könnte, dass man eine Ausbildung in Angriff nimmt, aber Person A weiß einfach nicht, in welchen Bereich die Ausbildung laufen soll. A glaubt zudem, dass er zu alt für eine Ausbildung ist, und möchte auch ehrlich gesagt nicht mit jung pubertierenden Kindern in einer Stufe oder gar Klasse sitzen. Er würde sich dort sehr unwohl fühlen, da er Schwierigkeiten mit Kindern oder gar Jugendlichen hat. Person A weiß einfach nicht was er machen soll, denn er möchte gerne eine Ausbildung anfangen. Spaß machen würden ihn Berufe wie Tierpfleger.

Ich frage mich also, ob man wirklich zu alt für eine Ausbildung sein kann? Gibt es das überhaupt, denn ich habe schon von Menschen gehört, die auch mit 30 Jahren noch in die Ausbildung gehen. Des Weiteren frage ich mich wirklich, ob alle älteren Menschen wirklich mit Jugendlichen zusammen in der Ausbildung beziehungsweise Berufsschule gesteckt werden, denn bisher habe ich davon noch nie etwas gesehen. Wer kennt sich denn von euch damit aus oder hat eine Meinung zu diesem Thema?

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich wollte vor Jahren eine zusätzliche Qualifikation an einem Berufskolleg erwerben und wurde aufgrund meines Alters abgelehnt. Die genaue Begründung war, dass man es mir nicht zumuten könne in einer Klasse mit deutlich jüngeren Menschen zu sitzen. Etwas überspitzt gesagt könnte ich vom Alter her ihr Vater bzw. sie meine Kinder sein. So etwas hat zwar Vorteile, jedoch würde ich mich sicher unwohl und ausgegrenzt fühlen. Ich habe versucht zu erklären, dass ich nur eine Qualifikation erwerben möchte, keine Freunde suche und mich daher auch sicher nicht unwohl oder ausgegrenzt fühlen werde. Leider war mit dem damaligen Schulleiter nicht zu diskutieren.

Ich kann mir also gut vorstellen, dass es einige Branchen gibt, in denen man für eine Ausbildung einfach zu alt ist. Oder zumindest wenn es den Chef angeht und er viel lieber einen jungen Menschen einstellt. Gründe dafür könnten sein, dass junge Menschen schneller lernen, oft eine größere Auffassungsgabe haben und meist noch keine Familie besitzen. Letzteres, die Mobilität bzw. Flexibilität ist wohl der springende Punkt. Mein Chef wollte damals zum Beispiel wissen wie flexibel ich bin wenn es um meine Arbeitszeit geht.

Spontan würde mir übrigens die Gesundheits- und Pflegebranche einfallen, wo etwas ältere Menschen gerne gesehen sind, die eine Ausbildung beginnen möchten. Von einer Bekannten weiß ich, dass mehrere Pflegeheime gezielt nach Auszubildenden gesucht haben, die mindestens 21 Jahre alt sind. Wahrscheinlich, weil man so sicher gehen kann, dass der potenzielle Auszubildende eine gewisse geistige Reife besitzt und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit an den Beruf herangeht.

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich würde mal behaupten, das man wirklich zu alt für eine Ausbildung sein kann. Mit 28 Jahre ist man auf jeden Fall nicht zu alt. Wenn man schon 35 oder 40 Jahre alt ist, dann bekommt man mit Sicherheit keine Ausbildung mehr, weil man dann viel zu alt ist. Ich selber habe meine Ausbildung mit 20 gemacht, gleich nach meinem Abitur. Aus meiner Abiturstufe kenne ich auch welche, die erst mal ein bis zwei zu Hause Pause gemacht haben.

Mit zwanzig lebte ich noch bei meiner Mutter und meine Mutter hätte das auch nicht zugelassen, das ich noch ein bis sogar zwei Jahre Pause gemacht hätte. Ich selber könnte aber auch nicht ein bis zwei Jahre Pause machen. Irgend etwas muss ich schon tun, sonst wäre meine große freie Zeit zu langweilig.

Wenn man mit 35 oder sogar mit 40 Jahren keine Ausbildung hat, dann ist man selber schuld. Wenn ich ein Chef wäre und diese Person mit 35 Jahren bei mir anfragen würde, dann würde ich wahrscheinlich eine Absage schreiben.

Das hört sich für mich nämlich so an: Diese Person hatte einfach keine Lust auf arbeiten und als ihn seine Mutter aus dem Haus geworfen hat, hatte er auch kein Geld und musste anfangen zu arbeiten. Das sieht dann so aus, als wäre die Person sehr faul, aber wenn diese Person nachweisen könnte, das sich diese Person ständig Arbeit gesucht hätte, dann würde ich die Person mit 35 einstellen, weil sich diese Person über die Jahre angestrengt hat. Aber sonst hätte man mit 35 Jahren keine Chance mehr, aber mit 28 Jahren ist man ja noch ziemlich jung und in diesem Alter muss man doch noch eine Ausbildung finden.

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» figure » Beiträge: 236 » Talkpoints: 7,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Natürlich werden auch ältere Auszubildende mit den jüngeren zusammen in eine Klasse gesteckt. Anders geht es ja gar nicht. Es gibt ja nicht genügend ältere, um eine eigene Klasse zu formieren. Dass der Schulleiter ältere Auszubildende ablehnt, wie in Horkrux´ Fall, ist schon krass. Vor allem mit der vorgeschobenen Begründung. Wenn die Person wirklich schon so alt ist, dann muss man sie nicht auch noch bemuttern und sich um ihre sozialen Kontakte sorgen. Da gab es wohl eigentlich andere Bedenken. Was die Eltern der anderen Schüler sagen würden, der Ruf der Schule oder so.

Ich denke, generell muss man zwischen den ausbildungswilligen unterscheiden. Nur, weil man mit 28 Jahren eine neue Ausbildung anfangen will, heißt das ja nicht immer, dass man bis dahin bei Mutti gelebt hat und Playstation gespielt hat. Im Fall von A. passt das vielleicht ganz gut. Aber es gibt ja auch diejenigen, die bereits eine andere Ausbildung haben und sich nur umorientieren wollen. Und die fände ich als Chef sehr interessant. Die haben nämlich im Gegensatz zu jungen Leuten, die gerade die ersten Schritte außerhalb der Schule machen, schon eine Ahnung vom Leben, wenn wir das mal so nennen wollen.

Sie wissen eher was die Ausbildung wirklich bedeutet, dass sie sie wirklich machen wollen und nicht nur die Eltern. Sie wissen, wie es ist, lange zu arbeiten. Sie machen nicht mehr jedes Wochenende Party. Sie sind schon geübt in Zuverlässigkeit, Verantwortung, Teamwork und all den Dingen, die man von einem Auszubildenden erwartet.

Für ältere, die bisher nichts gemacht haben und nun doch mal aus dem Knick kommen wollen, gibt es nicht umsonst die ganzen Maßnahmen vom Amt. Dort kommen sie nicht in eine Klasse mit 16jährigen Schulabgängern und auch sonst ist einiges anders. Wenn die Maßnahme sinnvoll war und derjenige gut abgeschlossen hat, fände ich den als Chef wiederum nicht zwingend uninteressant.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich muss einmal dazu sagen, dass Person A immer gearbeitet hat. Jedoch einfach nur ohne Ausbildung. Die Jobs waren auch durch das Können nicht schlecht bezahlt, aber dennoch halt ohne Ausbildung. Person A hat jedoch mittlerweile einfach begriffen, dass eine Ausbildung gerade im Falle des arbeitslos werden und der neuen Jobsuche viele Vorteile hat und möchte daher darauf nicht mehr verzichten. Des Weiteren wohnte Person A bereits seit seinem achtzehnten Lebensjahr nicht mehr Daheim und stand immer auf eigenen Füßen. Ich würde ihn auch wahrlich nicht als faul bezeichnen, sondern einfach nur etwas umorientiert.

Person A hat nie eine Ausbildung angefangen, weil A einfach keine Vorstellung hatte, welchen Job er machen wollte. Im Laufe der Jahre und durch Jobs wie Callcenter, Auslieferungsfahrer für DHL hat er jedoch gemerkt, dass es das auf keinen Fall ist, was er will. Es gibt zig Ausbildungsberufe, aber leider hat er einfach keinerlei Ahnung, welchen er tun soll. Er liebt Tiere und könnte sich somit Tierpfleger vorstellen. Mehr aber wahrlich nicht, weil er einfach nicht möchte, dass er eine Ausbildung anfängt und abbricht. Es soll etwas sein, wo er längerfristig Spaß hat.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Na dann trifft doch auf A. genau das zu, was ich gesagt habe. Ich als Chef fände ihn interessant und er wäre mir lieber als eine 16jährige, die kleine Hunde einfach "soooooo süß" findet und deshalb Tierpflegerin werden will. Die schätzt die viele Arbeit und die vielen unschönen Tätigkeiten mit Tieren (Kastrieren, Stall ausmisten, Einschläfern) total falsch ein.

Ich würde A. empfehlen, sich ans Arbeitsamt zu wenden. Erstmal kennen die alle möglichen Ausbildungsberufe, von denen A noch nie gehört hat. Und zudem können sie ihm dann gleich beim Finden weiterhelfen. Vor allem bin ich kein Chef. Daher ist meine Meinung (leider) nicht maßgeblich. :D Die vom Arbeitsamt werden seine Chancen besser einschätzen können.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Vielleicht ist man irgendwann wirklich zu alt für eine Ausbildung, mit 28 Jahren ist man das aber sicherlich noch nicht. Ich kenne mehrere Leute, die mit Anfang 30 noch mal von vorne angefangen und eine Ausbildung gemacht haben. Zwar haben alle vorher schon etwas anderes gemacht und gearbeitet, studiert oder auch schon eine andere andere Ausbildung absolviert, aber das macht ja nun keinen Unterschied. Es haben schließlich alle bei Null angefangen. Mit 28 Jahren gehört man zwar schon zu den älteren in der Ausbildung, aber so groß ist der Altersunterschied nun auch nicht. Ich würde mir da keine Gedanken machen, denn es kann auch durchaus Vorteile haben, wenn man schon ein paar Jahre älter ist.

A sollte sich jedoch mal Gedanken darüber machen, was für eine Ausbildung er denn machen möchte und sich dann schnellstmöglich bewerben. Mit 28 Jahren muss man normalerweise auch noch nicht nach gezielten Programmen für "ältere" Auszubildende suchen, im Normalfall kann man eine ganz normale Ausbildung in jedem beliebigen Unternehmen absolvieren. Dass man aufgrund des Alters abgelehnt wird, dürfte eher die Ausnahme sein.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Natürlich kann man irgendwann für eine Ausbildung zu alt sein. Wenn jemand mit Anfang 60 noch eine Ausbildung macht, um damit Geld zu verdienen, würde ich mich schon fragen, ob diese Idee so gut ist. Ich finde es immer gut, wenn sich Menschen weiterbilden und ruhig auch in einem höheren Alter noch neue Dinge lernen. Allerdings ist irgendwann sicher ein Punkt erreicht, an dem man nur noch für sich selbst neue Dinge lernt und nicht, um diese im beruflichen Rahmen zu nutzen.

Wenn man mit 28 noch keine Berufsausbildung hat und auch noch nichts dergleichen in Sicht ist, sollte man unbedingt eine Ausbildung oder ein Studium anstreben und auch abschließen. Es gibt sicher Leute, die auch ohne Ausbildung oder Studium beruflich erfolgreich sind. Wenn sich aber jemand von einem Aushilfsjob zum nächsten hangelt, ist das sicher nicht ideal. Im Falle einer Arbeitslosigkeit hat man ohne Ausbildung natürlich keine besonders guten Karten.

In meiner Ausbildung gab es auch eine Auszubildende in meinem Betrieb, die bereits Ende zwanzig war. Sie hatte zuvor eine Ausbildung in einem anderen Bereich gemacht, dort aber keine Stelle finden können. Auch an der Uni sind viele Studenten schon älter und nicht frisch von der Schule. Ich habe einige Kommilitonen, die mit über 30 oder sogar mit deutlich über 40 Jahren noch angefangen haben.

Wieso sollte man die älteren Auszubildenden nicht mit den jüngeren zusammen in eine Klasse stecken? Für mich klingt es sehr hochnäsig, wenn jemand, der mit Ende 20 immer noch keine Ausbildung vorzuweisen hat, der Ansicht ist, er müsse nicht mit den jüngeren Auszubildenden gemeinsam lernen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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