Fähigkeit des Zuhörens - was gehört dazu?

vom 20.05.2013, 20:41 Uhr

Im Zusammenhang mit Problemen fällt mir immer wieder auf, wie besonders die Fähigkeit des Zuhörenkönnens ist. Meine besten Freund/innen haben diese Fähigkeit zum Glück, doch sonst merke ich oft, dass nicht viele Menschen das wirklich gut können.

Zuhören muss man natürlich nicht nur, wenn jemand ein persönliches Problem hat, sondern auch im Berufsleben, in der Schule oder Uni oder wenn man etwas erzählt bekommt. Mir geht es hier in diesem Thread aber nur um das Zuhören bei Sorgen und Problemen anderer.

Das soll auch nicht heißen, dass Aussprechen und Zuhören immer die beste Lösung für Probleme ist. Das wäre eine andere Frage. Aber den meisten wird bekannt sein, dass es oft schon viel bringt, wenn man Sorgen hat, eine/n gute/n Freund/in anzurufen und darüber zu reden.

Vor Kurzem habe ich mich mit einer Freundin darüber unterhalten, was dieses gute Zuhören überhaupt ausmacht. Ich möchte jetzt noch nicht zu viel von unserem Gespräch erzählen, weil ich auf eure Antworten gespannt bin. Also: Welche Reaktionen erwartet ihr von eure/n Freund/innen, wenn ihr ihnen von euren Problemen erzählt? Was sollten sie auf keinen Fall tun oder sagen? Kennt ihr eine Person, die diese Fähigkeit sehr gut beherrscht und was zeichnet sie aus? Müssen alle eure Freunde euch bei Problemen zuhören können oder ist das für euch kein Kriterium für eine Freundschaft? Wurde euch schon einmal gesagt, dass ihr gut zuhören könnt? Und meint ihr, man muss jemanden schon sehr lange und gut kennen, um ihm oder ihr ein/e gut/e Zuhörer/in zu sein

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» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ein guter Zuhörer sollte gut zuhören können. Das hört sich jetzt ganz einfach an, aber es gibt Leute, die können das einfach nicht und unterbrechen schnell und fangen dann an, von anderen Dingen oder von sich selbst zu reden. Das finde ich dann ziemlich nervig. Ein guter Zuhörer sollte also in der Lage sein, andere ausreden zu lassen, auch wenn das mal eine Weile dauern kann. Natürlich kann man Zwischenfragen stellen oder auch etwas dazu sagen, Verständnis zeigen oder auch mal sagen, dass man etwas anders sieht, aber man sollte bei dem Thema bleiben und nicht abschweifen.

Natürlich kann man dabei auch Beispiele bringen und sagen, dass man eine bestimmte Situation auch schon erlebt hat, aber wer dann anfängt, ausführlich davon zu erzählen, ist für mich kein guter Zuhörer. Denn schließlich möchte ich in dem Moment ja gerade etwas loswerden und mir nicht die Geschichte anderer Menschen anhören.

Meiner Meinung nach muss man sich auch nicht besonders gut kennen. Man kann auch für "fremde" Menschen bzw. Leute, die man noch nicht so gut oder lange kennt, ein guter Zuhörer sein.

Ganz schlimm finde ich es auch, wenn die Leute nebenbei mit etwas anderem beschäftigt sind. Jemand, der nebenbei SMS schreibt oder Nachrichten liest, regt mich dann schon sehr auf. Das macht halt den Eindruck, als ob es ihn nicht besonders interessiert, was ich zu erzählen habe. Und mit jemandem, der kein Interesse zeigt, kann man eben nicht gut reden.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Super Grobi hat ganz Recht. Man sollte vor allem nicht mit dem eigenem Zeug anfangen und nach kürzester Zeit vergessen, worum es eigentlich ging. Wenn der Gesprächspartner ein Problem hat, sollte ein guter Zuhörer außerdem ein Gespür dafür haben, ob er noch in der Phase ist, wo er nur Zuspruch braucht oder ob er schon bereit ist für konstruktive Kritik und Lösungsvorschläge. Am Anfang wird Kritik nämlich oft sehr persönlich genommen und dann ist das Gespräch beendet, weil der andere ja gar kein Verständnis zeigt. Aber nach einer Weile hat man den "Schock" überwunden und verträgt es dann auch, gesagt zu bekommen, dass man seinen Teil zu dem Problem beigetragen hat.

Letztlich finde ich den Begriff "guter Zuhörer" sehr irreführend. Weil nur ums Zuhören geht es schließlich nicht. Dafür würde ein Haustier reichen. Es wird schon erwartet, dass man dann auch etwas dazu sagt. Dafür muss man aber auch gut zugehört haben und den oftmals etwas verworrenen Gedankengängen des Problembeladenen folgen können.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das ist ein interessantes Thema. Bienenkönigin, bei deinem Kommentar musste ich lachen: Einer der besten Zuhörer in meinen Pubertätszeiten war tatsächlich ein Hund! Ihm konnte ich alle meine peinlichen Probleme erzählen, er hat sie immer für sich behalten und nie widersprochen. :)

Was einen guten menschlichen Zuhörer ausmacht, das frage ich mich auch schon seit Jahren. Dass man nicht am Handy rumfummelt oder abrupt das Thema wechselt, wenn jemand gerade sein Herz ausschüttet, stellt für mich gerade das bare Minimum anständigen Sozialverhaltens dar. Was darüber hinaus geht, finde ich oft schwer greifbar.

Nur zuhören und nicken ist zu wenig, da kommt wieder der Vergleich mit dem Haustier ins Spiel. Deshalb versuche ich oft, hilfreiche Ratschläge zu geben, wie die Situation zu bereinigen ist. Manche Leute möchten aber keine Einwände oder Lösungsvorschläge hören, sondern einfach nur ihren emotionalen Ballast abladen und reagieren daher pampig auf meine Hilfsangebote. Tröstender Zuspruch alleine kommt mir oft nur schwer über die Lippen, wenn ich mir insgeheim leider "selber schuld" denken muss. Deshalb muss ich mir wohl eingestehen, selbst kein guter Zuhörer zu sein.

Ich habe das Gefühl, dass manche Leute einfach das Talent haben, den Eindruck zu vermitteln, sie nähmen Anteil und interessierten sich aufrichtig dafür, was andere ihnen erzählen. Mein Freund ist beispielsweise der typische Kummerkasten, mir erzählt aus den oben angeführten Gründen kaum jemand etwas wirklich Privates. Ob man jemanden gut kennt, scheint dabei nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Meinem Freund haben z.B. schon nach wenigen Wochen irgendwelche Arbeitskollegen ihr Herz ausgeschüttet.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde nicht, dass man jemanden lange kennen muss, um ihm gut zuhören zu können oder derjenige einem gut zuhören kann. Der Zuhörer muss sich nur ganz auf das einlassen, was ich ihm erzählen und erst einmal frei von jeder Wertung sein, sonst bräuchte ich ihm das ja auch nicht erzählen. Auch finde ich, dass man sich bei der Person sicher sein können muss, dass sie nichts weitererzählt, denn ich erzähle meine Sorgen wirklich wenigen Menschen und das mache ich ja auch nicht ohne Grund.

Was auch ganz wichtig ist, ist eben, dass sich der Zuhörer nicht durch irgendetwas ablenken lässt und wirklich zuhört, und nicht einfach danach das Thema wechselt, weil er vielleicht auch keine Lösung zum Problem hat. Störend finde ich auch, wenn er einen unterbricht, auch wenn es nur mit einem Hmm oder ja ist, das finde ich ziemlich schlimm, denn dann habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht ernst genommen werde. Und wenn ich anderen etwas von mir erzähle, will ich auch ernst genommen werden, sonst fühle ich mich noch schlechter als vorher.

Meistens behalte ich meine Sorgen aber für mich und rede nur über sie, wenn ich wirklich jemanden zum Reden brauche und sich das so ergibt. Das sind dann auch nicht unbedingt meine besten Freunde, denen ich das erzähle, sondern auch mal Personen, mit denen ich eher weniger zu tun habe, denen ich aber auch vertrauen kann.

Mir selbst wurde schon öfter gesagt, dass ich gut zuhören kann. Woran das liegt, weiß ich nicht so genau, da ich manchmal zu den Problemen und Sorgen nichts sagen kann und dann irgendwie versuche, den Leuten zu helfen oder irgendwie Anteilnahme zu nehmen, wobei ich mich immer eher hilflos als zuhörend empfinde. :D

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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