Hörbehinderte bei der Ausbildungssuche unterstützen

vom 19.05.2013, 13:17 Uhr

Frau A. ist 23 Jahre alt und hörbehindert. Sie hat Cochleaimplantat, und hat somit auch noch ein Resthörvermögen. Sie hat bereits zwei Ausbildungen begonnen, musste diese aber abbrechen, weil die Berufsschulen nicht auf sie eingerichtet waren und Frau A. dem Unterricht nicht folgen konnte. Man könnte auch über spezielle Schulen zum Berufsschulunterricht, der findet aber in Blockunterrichten wo anders statt und des wollen die meisten Arbeitgeber nicht.

Nun hat sich Frau A. schon mehrfach beworben, kam auch bis zum Vorstellungsgespräch. Die würden sie auch einstellen, wenn es einen Zuschuss vom Arbeitsamt gibt. Den gibt es aber nicht. Der Arbeitgeber will die eventuell entstehenden Mehrkosten nicht tragen und die Arbeitsämter drängt darauf, dass sie ebenso was findet.

Zur Zeit bekommt sie nun Vorschläge für Arbeitsplätze und informiert sich auch selbst darüber. Nun will sich Frau A. in einer Metzgerei bewerben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Ohren da schon sehr gebraucht werden. Noch dazu ist sie Vegetarierin. Was ebenfalls zusammen nur schwer geht, denn man muss die Kunden beim Verkauf ja schon beraten. Und Frau A. ist auch nicht wirklich belastbar. Was in Metzgereien eben auch nicht immer geht.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten würden auch für Frau A. einfallen? Aufgrund ihrer Hörbeeinträchtigung, hat sie ja eh schon einige Hürden zu nehmen. Aber vielleicht habt ihr noch Ideen, wie man der jungen Frau noch helfen kann?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Warum will sie sich denn in einer Metzgerei bewerben, wenn sie an der Arbeit dort scheinbar weder Interesse hat, noch die ihrer Meinung nach notwendigen Voraussetzungen dafür mitbringt? Ich verstehe auch nicht, warum sie die beiden anderen Ausbildungen wegen der Berufsschule abgebrochen hat. Möglich wäre es doch bestimmt auch gewesen zum Beispiel den Unterricht aufzunehmen oder auf zusätzliche Lektüre zurückzugreifen.

Ich würde gemeinsam mit der Frau nach Möglichkeiten suchen. Wenn es spezielle Schulen für die Berufsausbildung gibt, so sollte man dort auch Informationen erhalten können, wie andere Hörgeschädigte die Ausbildung meistern. Und welche Hilfen es eventuell noch gibt. Vielleicht kommt auch ein Zuschuss von der Krankenkasse in Frage? Immerhin gibt es doch auch Schulbegleiter, die behinderten Kindern helfen sich im Schulalltag zurecht zu finden. Andere Ansprechpartner sind aus meiner Sicht Vereine die sich für Hörgeschädigte einsetzen. Auch dort sollte die Problematik nicht unbekannt sein.

Mir ist nicht klar, wodurch dem Betrieb Mehrkosten entstehen würden? Wenn dies ein Vermittlungshemmnis ist, so würde ich durchaus nochmal das Gespräch mit der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter suchen. Zuschüsse sind durchaus möglich, auch ohne Hörschädigung. Und beim Arbeitslosengeld II bekommt man diesen in der Regel auch nach einiger Zeit der Arbeitssuche. Ich würde mich wohl nochmal mit den interessierten Betrieben in Verbindung setzen und dann einen konkreten Antrag stellen. Allerdings eher weniger wegen der Behinderung, sondern wegen Vermittlungshemmnissen, von denen es scheinbar gleich mehrere gibt. Mit einem rechtskräftigen Bescheid stehen ihr dann bei Ablehnung weitere Rechtsmittel zu und die Chancen vor den Sozialgerichten sind recht gut.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Die Ausbildungen wurden wohl abgebrochen, weil sie dem Unterricht in der Berufsschule nicht folgen konnte. Berufsschulen sind in der Regel nicht auf hörgeschädigte Schüler eingestellt. Es wäre eventuell möglich gewesen, die Berufsschule über eine Spezialschule zu machen. Diese bieten aber nur Blockunterricht an und das wollen die meisten Betriebe nun mal nicht.

Die Agentur für Arbeit lehnt helfende Maßnahmen ab. Sonst würde sie ja die finanzielle Förderung übernehmen, was sie nicht machen. Die Betriebe wollen aber die Förderung, sonst wird sie nicht eingestellt. Wobei ich an dem Punkt denke, man versucht auf diese Weise einen kostenlosen Auszubildenden zu bekommen.

Ein Auszubildender der schlecht hört, nimmt wahrscheinlich schon mehr Zeit in Anspruch, die eben auch Geld kostet. Zum Beispiel wenn man mehrfach was erklären muss, weil es akustisch nicht verstanden wurde. Ich weiß in dem speziellen Fall nun nicht, in wie weit die Betroffene sich eventuell noch über Gebärden verständigen kann. Sollte das der Fall sein, muss der Betrieb jemand haben, der die Gebärdensprache eben kann.

Warum sich die junge Frau nun mit aller Gewalt in einer Metzgerei bewerben möchte, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Sie meint, sie muss jede Arbeit annehmen. Ich selbst bin der Meinung, sie muss nur die Arbeit annehmen, die ihr vom Arbeitsamt als Vermittlungsvorschlag zu gesendet wird. Auf Vorschläge von Bekannten muss sie sich nicht bewerben.

Mir ging es auch mehr darum, dass ich irgendwie nicht glaube, dass es keine wirkliche Förderung gibt. Ich kenne es bei anderen Erkrankungen so, dass es durchaus Fördermöglichkeiten gibt. Deshalb verwundert mich, dass man eine jungen Frau mit einer Hörbehinderung nicht wirklich fördert.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



An sich müsste jede größere Agentur für Arbeit einen angestellten Rehabilitationsberater haben oder Menschen mit Behinderung genau an diesen Berater verweisen, denn diese Gruppe kümmert sich vermehrt um den beruflichen Einstieg oder Wiedereinstieg behinderter Menschen und kann näher Auskunft über die zur Verfügung stehenden Hilfen und Möglichkeiten geben. Insofern Frau A einen anerkannten Grad der Schwerbehinderung hat, stehen ihr bei Bedarf möglicherweise Dinge wie Hilfsmittel, eine Unterrichtsbegleitung oder auch eine gewisse Lohnbeteiligung zu, die den Arbeitgebern die Entscheidung für eine behinderte Mitarbeiterin erleichtern sollen. Ich kenne mich aber hier zu wenig aus und kann den Fall auch nicht ausreichend einschätzen, um Informationen geben zu können, vielmehr sollte eben gezielt nach einem Rehabilitationsberater gefragt werden.

Zu den Berufsschulen möchte ich noch sagen, dass sich deutlich mehr Schulen auf solch ein Experiment einlassen, als man meint. Wichtig ist eben nur, von Anfang an die eigenen Probleme anzusprechen und im selben Atemzug Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Das kann die Frage sein, ob es erlaubt sei, den Unterricht aufzuzeichnen, oder der Wunsch nach einem Platz in der ersten Reihe. Ich will Frau A nun nichts unterstellen, aber kann mir nicht vorstellen, dass sie an all ihren Berufsschulen gegen verschlossene Türen gerannt ist. Eher vermute ich eine nicht erfolgte oder fehlerhafte Kommunikation zu Anfang.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass man mal bei sozialen Einrichtungen nachfragen sollte. Ich weiß, dass es manche behinderte Menschen gibt, die für die Schule eine Integrationshilfe gibt, die eben danebensitzt und Sachen notiert, wenn man das selber nicht kann. So können beispielsweise auch Ansagen des Lehrers aufgeschrieben werden. Ab wann man so eine Hilfe aber bekommt, weiß ich nicht genau. Ansonsten kann man ja vielleicht auch ein Abitur anstreben und dann studieren. Dann hätte man mehr Möglichkeiten auf eine Stelle.

Ich würde nun aber auch nicht eine Ausbildung in einer Metzgerei anfangen, wenn es einem offensichtlich nicht zusagt. Immerhin ist sie Vegetarierin und das auch nicht umsonst. Ich weiß aber durchaus auch, dass man als behinderter Mensch nicht so leicht eine Ausbildung findet. Mein Cousin hört auf einem Ohr fast nichts und das war schon schwierig, wobei der Arbeitgeber in seinem Fall auch einen Zuschuss für ihn bekommt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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