Macht eine Ausbildung in aussterbender Branche Sinn?
Meine Ausbildung habe ich in einem Bereich gemacht, der eigentlich langsam ausstirbt. Jetzt bereue ich, dass ich damit Zeit verschwendet habe. Mittlerweile studiere ich aber in einem komplett anderen Bereich und bin darüber auch sehr froh. Dieser Bereich wird auf absehbare Zeit hin sehr wichtig bleiben und das Studium macht auch viel mehr Spaß als die Ausbildung. Es gibt ja sicher auch noch andere Leute, die eine Ausbildung in einem aussterbenden Berufszweig gemacht haben. Manche arbeiten vielleicht sogar noch in diesem Bereich, während viele sich sicher ein anderes Betätigungsfeld suchen wollten oder mussten und noch etwas anderes gelernt oder studiert haben.
Welchen aussterbenden Beruf habt ihr erlernt? Habt ihr es bisher bereut, diesen Beruf erlernt zu haben, oder seid ihr nach wie vor glücklich mit eurer Wahl? Habt ihr in diesem seltenen Beruf immer eine Anstellung gefunden? Findet ihr es sinnvoll, überhaupt eine Ausbildung in einer Branche zu machen, die immer weiter ausstirbt?
Ich habe eine Ausbildung zur Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk, Schwerpunkt: Fleischerei gemacht. Grob gesagt, eine Ausbildung Wurstfachverkäuferin. Damals in der Absicht die väterliche Metzgerei zu übernehmen. Beziehungsweise waren meine Eltern, wie auch ich, immer der Meinung, gegessen wird ja immer.
Die Metzgerei meiner Eltern ist schon seit über zehn Jahren geschlossen. Ich arbeite in diesem Jahr auch zehn Jahre schon nicht mehr in dem Beruf und habe die letzten Jahre meiner Berufstätigkeit schon Probleme gehabt, eine Anstellung zu bekommen, weil es nur wenige freie Stellen gab.
An meinem Wohnort gibt es nur noch wenige eigenständige Metzgereien, die zu keiner Kette gehören oder nicht in einem Supermarkt integriert sind. Das war aber, als ich Ende der 80er Jahre meine Ausbildung begann, nicht wirklich abzusehen. Hat auch keiner wirklich damit gerechnet. Von den Metzgereien, in denen ich gearbeitet habe, gibt es nur noch eine. Bei zwei Metzgereien haben die Besitzer gewechselt und alle anderen haben zwischenzeitlich auch geschlossen.
Ich bin aus dem Berufsleben aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden. Ich hatte mich aber schon vorher berufsfremd beworben. Wobei ich aber weniger in den direkten Verkauf wollte. Hinzu kommt, dass ich viele Jahre während meiner beruflichen Laufbahn auch eher untypische Arbeiten gemacht habe. Dazu aber keinerlei Nachweise habe. Mit dem was ich da so gemacht habe, würde ich nämlich auch gut in eine Großküche passen, hatte aber hier eben das Problem, keine passenden Nachweise zu haben.
Generell kam mir die Ausbildung durchaus zu Gute. Aber mir fehlen auch viele Sachen, die eine Einzelhandelskauffrau könnte. Was dann eben auch dazu geführt hätte, dass man mich im reinen Einzelhandel wahrscheinlich auch nicht angestellt hätte?
Ich glaube aber, würde ich heute noch mal in der Situation stecken, würde ich den Weg wohl wieder gehen. Mit dem Wissen von Heute, würde ich was ganz anderes machen, denn dann wäre mir viel erspart gewesen. Damals war es aber wahrscheinlich in dem Moment die richtige Entscheidung.
Mein Vater hat eine Ausbildung in einem Bereich gemacht, der mittlerweile wegen der Massenproduktion vom Aussterben bedroht ist. Das war damals Anfang der 90er Jahre allerdings nicht abzusehen und mittlerweile ist er fast 50 Jahre alt und es dauert auch nicht mehr so lange bis zur Rente (hoffentlich). Jetzt noch eine Umschulung zu machen wird eher schwierig sein und selbst wenn, besteht keine Garantie, dass er in diesem Alter noch eingestellt wird.
Leider haben viele Arbeitgeber Vorurteile gegenüber Menschen, die eine bestimmte Altersgrenze überschritten haben. ich weiß nicht warum, also ob sie eher die gesundheitlichen Probleme und damit verbundene Arbeitsausfälle fürchten oder ob sie Angst haben, dass ältere Mitarbeiter eben "langsamer" im lernen und mitdenken sind, sodass sie eher als "Klotz am Bein" gesehen werden. Schade ist es aber trotzdem.
Meinen Ausbildungsberuf gibt es heute auch nicht mehr. Der wurde schon kurz nach Ende meiner Ausbildung in der Form abgeschafft. Wir haben damals eine Berufsausbildung mit technischem Abitur gemacht und sollten danach alle mehr oder weniger direkt nach der Ausbildung zur Universität. Da es aber durch die politische Wende nicht klar war, ob sich die technische Universität Dresden auch halten kann und mir viele andere Studienrichtungen verwehrt blieben, habe ich eben auf das Studium verzichtet.
Später, Ende der 1990er Jahre, begann ich eine zweite Ausbildung im Bereich Computer. Wobei unsere Ausbildung schon lief, als plötzlich der Aufschrei kam, dass zu wenige IT-Experten vorhanden wären. Nur dass dieser Mangel schon zwei Jahre später nicht mehr bestand, konnte da auch noch niemand wissen.
Es ist also in einigen Branchen nicht wirklich planbar, ob der Beruf in wenigen Jahren noch gefragt ist. Und selbst wenn es dann den erlernten Beruf nicht mehr gibt, ist ja nicht gleich damit gesagt, dass man das Wissen dazu auch nicht mehr benötigt. Da gibt es immer Bereiche, die auch in andere Berufe passen.
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