Eier für nicht Fleischesser moralisch vertretbar?
Vegetarier essen ja in der Regel auch die Produkte von Tieren. Wenn sie das auch nicht machen, kann man sie ja als Veganer bezeichnen. Heute habe ich ein Frühstücksei gegessen und ich weiß von einem Vegetarier in meinem Bekanntenkreis, dass er auch Eier isst. Ich fragte mich heute, als ich das Ei gegessen habe, ob es für Vegetarier, die aus moralischen Gründen kein Fleisch essen es denn moralisch vertretbar ist, wenn sie Eier essen. Denn aus dem Ei könnte ja ein Huhn werden. Es ist ja im Prinzip die Vorstufe des Fleisches.
Ich spreche jetzt nicht die Vegetarier an, denen Fleisch einfach nicht schmeckt, sondern speziell diejenigen, die aus moralischen Gründen das Fleisch meiden. Wie seht ihr denn die Vorstufe, also das Ei? Denkt ihr, dass es eben noch kein Leben ist und deswegen nicht schlimm ist, wenn man es verzehrt oder ist für euch ein Ei auch schon so etwas wie die Vorstufe vom Fleisch? Denkt ihr beim Essen eines Ei's an das Küken, was hätte schlüpfen können, wenn es befruchtet worden wäre?
Du schreibst ja selbst schon, dass das Frühstücksei eben nicht befruchtet wurde und daher unabhängig davon, wie lange man auf diesem Ei brüten würde, kein Lebewesen schlüpfen würde. Wieso also sollte man so ein Ei als "Vorstufe" zu einem Lebewesen sehen? Wobei hier dann noch nicht mal "moralisch" argumentiert werden kann. Schließlich gibt es keinen allgemeingültigen Maßstab für "Moral". Was wäre denn moralisch falsch daran, Lebewesen nicht auch als Nahrung zu sehen? Und aus welcher Moral heraus? Tierschutz kann sich ja auch darin zeigen, dass man dem Tierschutz folgend es ablehnt, Tieren unnötig lange Qualen zuzumuten.
Nicht aus jedem Ei könnte ein Huhn werden. Hühner legen auch Eier wenn sie nicht befruchtet wurden. Aus diesen Eiern wird also auch nichts. Von daher hab ich mit dem Ei an sich kein moralisches Problem. Was moralisch bedenklich ist, ist die Haltung der Hühner, ihre Ausbeutung und die Tatsache, dass sie letztlich auch geschlachtet werden.
Auch die Haltung in Freiland ist keine artgerechte Haltung und man kann nicht sofort davon ausgehen, dass die Hühner dort super glücklich sind. Die Bestimmungen sind trotz allem noch sehr lasch was den benötigten Platz angeht. Und auch in Freiland hält man Hühner, um ihre Leistung zu nutzen. Es ist und bleibt Ausbeutung, weil die Tiere nicht freiwillig da sind und sich eigentlich nicht für dich anstrengen, jeden Tag ein Ei zu legen.
Und eine Legehenne wird nie ihre natürliche Lebenserwartung erreichen. Sobald ihre Legeleistung im Alter von wenigen Jahren abnimmt, wird sie ein Suppenhuhn werden. Außerdem müssen ja die Legehennen irgendwo herkommen. Es wird also Zucht betrieben und einige Eier ausgebrütet. Dabei entstehen aber auch sehr viele Männchen. Diese werden gleich nach dem Schlüpfen vergast oder bei lebendigem Leib geschreddert.
Ich bin vor 20 Jahren Vegetarier geworden und dachte, damit hat sich die Sache erledigt. Für die Milch und für Eier muss ja niemand sterben. Damals gab es die Bewegung oder den Trend noch nicht, wie du es auch nennen magst. Es fand keine öffentliche Diskussion statt. Es gab ja nicht mal Internet. Seit ein paar Jahren aber weiß ich, dass es damit nicht getan ist und für Milch und Eier ebenso Tiere leiden müssen. Oftmals sogar mehr als für die Fleischproduktion. Fleischtiere werden wenigstens schnell geschlachtet und nicht noch über Jahre zu eng gehalten, gemelkt und geschröpft.
Bienenkönigin hat geschrieben:Es ist und bleibt Ausbeutung, weil die Tiere nicht freiwillig da sind
So habe ich die Sache noch nie gesehen und ich würde meinen, dass das daran liegt, dass ich den "freien Willen" bei Tieren verneine. Was macht denn ein Tier "freiwillig" - was eben auch den freien Willen voraussetzen würde? Ich denke, dass es unwahrscheinlich wichtig ist, hier die Grenze zum Menschen nicht zu verwischen. Spätestens dann sollte man keine moralischen Bedenken haben, Tiere als Nahrung zu betrachten. Wenn man übrigens die "Gleichmacherei" betreiben will, darf man nicht vergessen, dass Tiere kein Problem damit hätten, auch einen Menschen als Lebensmittel zu sehen.
"Moralisch" kann tatsächlich die Haltung der Tiere kritisiert werden. Aber - um auf den Ausgangspunkt der Frage zu kommen - wie ich finde nicht das Produkt der tierischen Erzeugnisse (Eier, Milch oder Honig). Dies ist nicht etwas eine "Ausbeutung" sondern ein "Zunutze machen".
Wenn ein Vegetarier von sich sagt, dass er kein Fleisch isst, weil er nicht möchte, dass seinetwegen ein Lebewesen stirbt, muss er konsequenterweise auch auf Eier verzichten. Nicht, weil aus dem Ei, wäre es denn befruchtet, ein Huhn werden könnte. Das wäre zu kurz gedacht. Sondern aus dem Grund, weil für jedes Ei bereits im Vorfeld Lebewesen grausam gestorben sind: Von den Eiern, die eine Zuchthenne legt, schlüpfen etwa 50% weibliche und 50% männliche Küken. Da sich die Mast der Rassen, die auf Legeleistung gezüchtet werden, nicht lohnt, werden die männlichen Küken entsorgt. Beim sog. Sexen werden die männlichen Küken aussortiert und zu den nicht rechtzeitig oder unvollständig geschlüpften Küken in große Abfalltonnen geschmissen. Anschließend werden sie entweder vergast, oder aber meist bei lebendigem Leib geschreddert.
Wenn eine Legehenne die gesamte Legeperiode überlebt, was gerade in den heutigen Haltungsformen nicht selbstverständlich ist, wird sie, wenn ihre Legeleistung nachlässt, zusammen mit ihren Stallgenossinnen grausam getötet. So lebt eine Legehenne, deren natürliche Lebenserwartung 20 Jahre sein könnte, nur höchsten 1 1/2 Jahre. Dabei ist es egal, ob die Henne ihr Leben in Bio- oder Freilandhaltung (was keineswegs heißt, dass sie immer ins Freie konnte, wann und wie lange sie wollte) verbracht hat, oder ob sie in Bodenhaltung oder einem "Kleingruppensystem", d.h. in einem kleinen Käfig, den man heute "Kleinvoliere" nennt, dicht an dicht mit Leidensgenossinnen gepfercht war.
Moral ist, da gebe ich derpunkt Recht, kein konkret definierter Begriff. Jeder Mensch hat seine eigene. Wenn aber ein Vegetarier aus moralischen Gründen kein Fleisch ist, darf er auch folgerichtig keine Eier essen. Was den Tierschutz betrifft, ist die kommerzielle Geflügelhaltung mit das Tierschutzwidrigste, was es gibt.
edit: Einiges, was ich geschrieben habe, hat Bienenkönigin bereits geschrieben. Das hat sich überschnitten, sorry.
Dann melde ich mich mal als Vegetarierin, die Eier isst, zu Wort. Dass aus einem Ei nicht automatisch ein Küken beziehungsweise ein Huhn wird, wurde ja bereits geklärt. Wenn das Ei bereits befruchtet wurde, dann ist es wohl mit der Diskussion der menschlichen Abtreibung vergleichbar und man kann da nicht generell sagen, dass es nun Mord ist oder nicht. Für mich ist es kein Mord, solange das Lebewesen noch keinen Herzschlag hat, was ja nicht Fall ist, direkt nachdem das Ei befruchtet wurde.
Dass die Legehennen letztendlich sterben, ist mir natürlich bewusst. Ebenso ist mir klar, dass die meistens Kühe es auf den Milchfarmen, selbst wenn sie letztendlich nicht geschlachtet werden, auch kein schönes Leben haben. Nüchtern betrachtet sieht es ja so aus, dass die Kühe einmal im Jahr vergewaltigt werden, sodass sie auch Milch geben und ihre Kälber werden ihnen, sobald es geht, weggenommen. Andererseits muss ich sagen, dass es einfach verdammt schwer ist, auf Milchprodukte und Gerichte mit Eiern zu verzichten. Für das erste ist es schon Herausforderung genug, von fast ausschließlich Gerichten mit Fleisch auf ausschließlich vegetarische Gerichte umzusteigen. Ein Freund von mir versucht sich weitestgehend vegan zu ernähren, aber auch er sagt, dass er manchmal auf das tierische Produkt nicht verzichten kann.
Ich denke, es fällt vielen Vegetariern leicht, Eier zu essen, weil sie sich denken, dass dadurch nicht direkt ein Tier sterben muss. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich teilweise auch so denke, obwohl mir das, was die anderen hier geschrieben haben über das Leid der Tiere durchaus bewusst ist. Aber wie gesagt, es ist eben schwer.
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