Was sagt der Musikgeschmack über die Persönlichkeit aus?
Wenn ich erfahre, welche Musik meine Freunde so hören, dann überlege ich immer automatisch, ob das zu ihnen passt oder ob ich das nicht erwartet hätte. Dabei hat Musik ja eigentlich nichts mit der Persönlichkeit eines Menschen zu tun, an der ich das ja zwangsläufig bewerte. Zumindest bin ich bisher immer davon ausgegangen, dass da keine allzu große Verbindung besteht.
Man kann schließlich auch nicht sagen, dass jemand aggressiv ist, nur weil er Metalmusik hört, genauso wenig wie man sagen kann, dass jemand besonders freundlich ist, nur weil man weiß, was für Musik er hört. Aber irgendwie muss man ja trotzdem auf die Einschätzung kommen, welche Musik zu wem passt und welche nicht. Somit muss der Musikgeschmack ja doch etwas über die Persönlichkeit des Menschen aussagen.
Glaubt ihr, dass der Musikgeschmack sehr viel über die Persönlichkeit des Menschen aussagt oder eher wenig? Und was genau sagt der Musikgeschmack über die Persönlichkeit aus?
Der Musikgeschmack sagt eigentlich auch ziemlich viel über die Person aus, weil wenn man eine Person mit langen schwarzen Haaren sieht, dann kann man zu 70% sagen, das diese Person gerne Metal hört. Wenn du eine Person mit Anzug siehst, die ihre Haare nach hinten gestylt hat, dann wird er wahrscheinlich gerne die Musikrichtung Klassik hören. Meistens kann man Personen an ihrem Musikgeschmack erkennen, aber nicht immer, wie das nächste Beispiel zeigt. Auf irgendeinen Fernsehsender wurden Passanten auf der Straße angesprochen, die den Musikgeschmack von irgendwelchen Menschen erraten sollten.
Es gab jede Art von Menschen, also einer mit einem Anzug, einer mit ganz vielen Tattoos und einer mit sehr langen Haaren, aber es waren alles Männer. Es gab glaube ich noch zwei weitere Person, aber ich weiß nicht mehr, wie die Personen aussahen, da der Bericht schon älter ist. Die Passanten haben eigentlich alle Personen sehr gut erraten, bis auf eine Person. Die Person war ein Anzugträger und hörte gerne Metal. Genau ihr habt richtig gelesen. Er hörte gerne Metal und alle Passanten haben ihn auf der Musikrichtung Klassik eingeordnet. Das hätte ich auch gemacht. An diesem Beispiel sieht man also, das man nicht jedem Menschen einer Musikrichtung zuordnen kann, weil manchmal sieht man den Musikgeschmack den Personen nicht an.
Es ist natürlich schwer eine objektive Aussage über die eigene Persönlichkeit zu machen, aber ich sehe schon gewisse Parallelen zwischen meiner Musiksammlung und meiner Einstellung zu anderen Aspekten des Lebens.
Ich habe von Metall, Industrial und Punk bis zu Klassik, Lounge, Big Band und Electro Swing so ziemlich alles in meiner Sammlung, deshalb funktionieren solche einfachen Schlussfolgerungen schon mal nicht, weil sich das alles widersprechen würde. Allerdings fehlt in meiner Sammlung weitestgehend das, was man so von den Charts und den Mainstream Medien vorgesetzt bekommt. Ich meide solche Musik nicht bewusst, aber der Massengeschmack ist einfach meistens nicht mein Geschmack. Und genau so bin ich auch in anderen Lebensbereichen. Ich folge nicht der Masse, nur weil das einfach und "normal" ist, sondern habe meine eigenen Ideen und meine eigene Meinung. Aber ich strenge mich auch nicht extrem an um "anders" zu sein, weil die breite Masse ja nicht zwangsläufig immer unrecht oder immer einen schlechten Geschmack hat.
andre xD hat geschrieben:Der Musikgeschmack sagt eigentlich auch ziemlich viel über die Person aus, weil wenn man eine Person mit langen schwarzen Haaren sieht, dann kann man zu 70% sagen, das diese Person gerne Metal hört. (...)
Es geht in der Frage aber nicht um das Aussehen sondern um die Persönlichkeit und du schreibst hier wirklich nur über das Aussehen von irgendwelchen Leuten.
An Passanten ist der Test etwas schwierig, weil viele wegen ihrem Job nicht so aussehen dürfen wie sie gerne würden. Nur, weil jemand auf Tattoos steht, heißt das ja noch nicht, dass sie auch im Gesicht sein müssen und ihm damit den Zugang zu vielen Berufen verweigern. Viele lassen genau die Körperstellen tätowieren, die von einem Hemd mit Krawatte verdeckt werden. Da führt dann eine gerade Linie am Hals lang und darunter sind sie wild tätowiert.
Ich glaube aber generell nicht, dass man von der Kleidung so viel Persönlichkeit ablesen kann. Sicher gibt es Stile, die einer bestimmten Musikrichtung zugeordnet werden können. Aber nicht jeder mag die Musik und den Kleidungsstil dazu gleichermaßen. Und wenn man Klassik mit konservativer Kleidung verbindet, dann ist das auch noch ein verdammt weites Feld. Und hören alle "Tussis" mit viel Schminke und High Heels die gleiche Musik?
Auch finde ich die Musikstile zu vielschichtig, um wirklich eine Aussage zu treffen. In jeder Musikrichtung gibt es sehr unterschiedliche Stücke. Jazz kann sehr ruhig und langsam sein, aber es gibt eben auch den poppigeren, schnelleren Jazz. Gothik ist oft mit Klassik untermalt und sehr romantisch. Aber es gibt auch Bands, die sehr hartes, düsteres Zeug spielen. Ich würde mich also dabei nicht unbedingt auf die Musikrichtungen konzentrieren, sondern darauf, ob jemand ruhige, schnelle, düstere oder fröhliche Musik hört.
Ich höre beispielsweise alles Mögliche. In meiner "Sammlung" befinden sich CDs von mindestens 10 Stilrichtungen. Aber das passt auch mit meiner Persönlichkeit überein. Ich bin kein extremer Mensch, der sich auf eine Sache festlegt. Mir wäre es zu langweilig nur eine Musikrichtung zu hören. Genauso wenig könnte ich mich zwischen Katzen und Hunden entscheiden, obwohl es immer heißt, man mag entweder das eine oder das andere. Und ich könnte in meiner Freizeit auch nie nur einem Hobby mit Leib und Seele nachgehen.
Ich denke genau so wie meine Vorredner. Musik ist sehr wichtig im Leben und zeichnet Menschen. Wenn man Musik von früheren Jahren, beispielsweise von seiner Kindheit hört, sehnt man sich nach der Zeit. Von Zeiten hingegen, bei denen es nicht gut geht, oder bei denen man etwas schlimmes erlebt hat, und das Lied gerade aktuell war, mag man diese dann eher weniger.
Das ganze kann man daher auch sehr gut auf den Charakter leiten. Menschen die gerne Partymusik hören, werden nicht tagelang zu hause blieben und selten weggehen. Leute, die frequent klassische Musik hören, werden vermutlich wie auch ich zu den ruhigeren gehören, zu den Genießern des Lebens .
Von Menschen mit speziellen Musikrichtungen wie beispielsweise HipHop kann man auch sehr sehr viel auf das Persönliche schließen. Meistens haben diese nämlich alle etwas gemeinsam - sie nerven mit dieser Musik am Bahnhof. Zur Persönlichkeit gehören dann allen gewisse Gemeinsamkeiten, wie Rücksichtslosigkeit. Bevor jetzt wieder die Erbsenzähler kommen: Das gilt für 80, 90 oder Mehr Prozent, natürlich gibt es Ausnahmen (die mir zwar nicht bekannt sind, aber in Ordnung).
Jeder hat seinen eigenen Charakter, und jeder hört die Musik, die zu seinem Charakter passt.
Es gab einst auf Facebook eine "Studie", die einen Zusammenhang zwischen Genre-Präferenz und Intelligenz herstellen wollte. HipHop-Hörer sind dabei am schlechtesten weggekommen, während Klassik-Hörer laut der "Studie" wahre Intelligenzbestien sein sollen. Die Studie basierte dabei jedoch weniger auf wissenschaftlich fundierten Methoden als auf fragwürdigen Umfragen.
Dem Mensch sagt man nach, dass ihm immer jener sympathisch ist, der die eigenen positiven bzw. gewünschten Eigenschaften in besonderem Maße selbst besitzt und auch nach außen hin repräsentiert. Antipathie empfindet man eher für jemanden, der bestimmte Eigenschaften besitzt, die man bei sich selbst befürchtet, sich diese aber nicht eingestehen will. Im Klartext heißt das: Ein eher stiller Typ fühlt sich tendenziell zu extrovertierten Menschen hingezogen, da er sich selbst wünscht offener zu sein. Ein eher impulsiv handelnder Mensch wird sich dagegen eher zum ruhigen und reservierten Menschen hingezogen fühlen und genau dieses Prinzip lässt sich auch auf den die Präferenz eines bestimmten Genres übertragen.
Bei jemandem, der Metal und Speedcore hört, kann man folglich eine sehr ausbalancierte, ebene und friedfertige Persönlichkeit vermuten. Jemand, der Chill-Out hört könnte dagegen zu impulsivem Verhalten neigen. Derjenige sucht also in der Musik einen Ausgleich für seine Impulsivität. Betrachtet man diese Überlegung jedoch genauer, muss man feststellen, dass es auch hier immer Ausreißer geben kann. Womöglich erlaubt eine solche Methode nicht einmal eine Trefferquote von über 50%, denn es gibt noch vielerlei andere Faktoren, die man berücksichtigen könnte. So kann es auch Genre-intern völlig unterschiedliche Songs geben, oder jemand hört Metal in Wirklichkeit um darin seine eigenen Aggressionen "abzuladen". Besonders letztgenanntes Prinzip ist womöglich genauso gültig wie das "Komplementär"-Prinzip, sodass sich die beiden Prinzipien ausgleichen und damit jeglicher potenziell signifikanter Aussage zu der Thematik die Grundlage entziehen.
Womöglich spielt das soziale Umfeld eine weitaus größere Rolle. So ist der Klassik-Hörer vermutlich tatsächlich eher friedfertig als der HipHop-Hörer, da er von Klein auf durch die Eltern mit der Musik konfrontiert wurde. Dabei setzt eine Akzeptanz der Musik - die man als Kind meist auch aufbringt - stets eine Identifikation mit der Musik voraus. Man kann also annehmen, dass die Musik die Persönlichkeit eines Menschen maßgeblich prägt und dieser Effekt ist je stärker, desto früher der Genuss eines bestimmten Genres einsetzt. Früh setzt dieser ein, wenn er einem - abhängig von der sozialen Schicht - praktisch in die Wiege gelegt wird.
Insofern erlaubt der Musikgeschmack vielleicht tatsächlich einen Rückschluss auf die soziale Schicht, und damit einen Rückschluss auf die Disposition zu bestimmten Charaktereigenschaften. In dem Fall liegt es tatsächlich nahe beim HipHop-Hörer viel eher eine auffällige Persönlichkeit zu vermuten, als beim Klassik-Hörer. Andererseits ergab eine Studie, dass gerade HipHop-Hörer besonders friedlich und besonnen sein sollen, sodass die Frage wohl nicht eindeutig zu beantworten ist. Am liebsten würde ich ja selbst eine wohlkonzipierte Studie zu dem Thema durchführen, in der möglichst viele Faktoren - von einzelnen Songs bis hin zu einzelnen Verhaltensweisen des Hörers - berücksichtigt werden.
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