Empfindungen am letzten Arbeitstag
Eine Bekannte hat demnächst einen neuen Arbeitsplatz. An ihrem bisherigen Arbeitsplatz war sie seit Jahren beschäftigt und Zieht nun mit ihrem Mann weiter weg, weil er dort ein tolles neues Jobangebot hat und sie glücklicherweise dort auch eine neue Anstellung gefunden hat. Die Arbeitgeber und Kollegen waren sehr enttäuscht über ihren Weggang, haben ihr aber keine Steine in den Weg gelegt. Die nächste Wochen wird meine Bekannte noch ihren Urlaub und Überstunden nehmen.
Nun hatte meine Bekannte vorgestern ihren letzten Arbeitstag. Zum Abschied hat sie Kuchen, Würstchen und Kartoffelsalat gemacht und mitgebracht und wollte sich eben richtig verabschieden. Meine Bekannte ist klar traurig, dass sie den Betrieb verlassen wird, denn sie kam mit Kollegen und Vorgesetzten sehr gut zurecht und die Arbeit hat ihr Spaß gemacht. Den letzten Arbeitstag empfand sie als enttäuschend. Ihre Nachfolgerin ist bereits eingearbeitet und auch sonst fand sich wohl keiner, der mit ihr ein wenig Abschied feierte. Irgendwie kam sie sich sehr überflüssig vor und war ein wenig enttäuscht. Denn von dem Bedauern, welches ihrer Kündigung folgte, war nicht mehr viel zu spüren.
Ich kann das ein wenig nachvollziehen. Kann aber auch verstehen, dass das Verlassen von Kollegen in einem Betrieb nun mal dazu gehört und für die Kollegen nichts besonderes mehr ist. Ich dachte dann aber auch darüber nach, wie ich mich an meinen letzten Arbeitstagen gefühlt habe. Denn auch ich habe schon mehrfach die Stelle gewechselt.
In meinem ersten Betrieb habe ich Ausstand und Einstand auf einmal gemacht, weil ich dort nicht wirklich lange war. Ich freute mich auf das was kommt, denn ich verließ den Betrieb wieder, um meine Fachhochschulreife nach zu holen. Somit wartete ein ganz anderes Leben auf mich. Und ich zweifelte natürlich, ob das die richtige Entscheidung ist, denn mein direkter Vorgesetzter meinte, ich könnte in dem Betrieb Karriere machen.
Bei anderen Beschäftigungsverhältnissen war ich zeitweise glücklich, dort endlich weg zu sein und hoffte auf bessere Anstellungen. Ich legte allerdings immer viel Wert darauf, dass ich meine Arbeit bis zum Schluss ordentlich machte. Eine meiner Arbeitgeberinnen hatte wohl damit gerechnet, dass ich die letzten Tage noch eine Krankmeldung bringe, aber den Gefallen habe ich ihr nicht getan. Im letzten Betrieb in dem ich angestellt war, wusste ich nicht, dass das mein letzter Arbeitstag ist. Aber der Tag war so die Hölle, dass ich mich heute noch daran erinnere. Danach war ich krank und bekam während eines Krankenhausaufenthaltes die Kündigung.
Welche Empfindungen hattet ihr an euren letzten Arbeitstagen? Wart ihr wehmütig? Oder habt ihr euch auf die neue Tätigkeit gefreut? Habt ihr zum Abschied was ausgegeben? Wie kam das an? Oder gebt ihr zum Abschied grundsätzlich nichts aus, weil das in den Betrieben nicht gemacht wurde?
Man wird eigentlich immer enttäuscht, wenn man sich in einem Klassenverhältnis nicht als Teil seiner Klasse versteht und sich zusätzlich hier wider der eigentlichen Aufgabe als soziales Wesen versteht. Es wäre katastrophal für einen Betrieb, wenn eine Person (also eine Arbeitskraft) nicht einfach zu ersetzen wäre. Auch die Kollegen und Kolleginnen mögen kurz "traurig" sein. Aber nur, weil eine Veränderung auf sie zukommt. Schließlich hatte man sich an die gehende Kollegin "gewöhnt". Das hat dann in den seltensten Fällen was mit Sympathie oder ähnlichem zu tun (etwa, wenn man einen Freund oder eine Freundin oder nahe Verwandte/Angehörige verliert).
Auch man selbst ist insofern "traurig", weil man aus einem gewohnten Umfeld heraus kommt und in ein ungewissen Umfeld geht. Dort fängt man praktisch bei 0 an und das bedrückt wohl noch mehr. Ansonsten ist es doch so, dass man Kontakt zu den Ex-Kollegen halten kann, zu denen man Kontakt halten will. Aber in der Praxis passiert das - über einen längeren Zeitpunkt - eher selten. Das zeigt einfach noch mal deutlich, dass man jenseits Zwangsverhältnisses über den gemeinsamen Arbeitsplatz wenig gemein hat.
Ich hatte bislang erst einmal einen letzten Arbeitstag, an dem ich eher traurig war und nicht wusste, was auf mich zukommt. Es war nach meiner Ausbildung und ich hatte noch keine neue Stelle gefunden. Schon allein deswegen war es ein komisches Gefühl, den Betrieb zu verlassen und nun ohne Arbeit dazustehen. Außerdem war mir natürlich auch klar, dass ich die Kollegen vermissen würde, an die ich mich in der Ausbildung gewöhnt habe.
Einen Ausstand habe ich nicht gegeben, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, etwas derartiges gemacht zu haben. Ich habe aber ja auch nur ein halbes Jahr in dem Betrieb gearbeitet. Meine Kollegen waren an meinem letzten Tag aber sehr nett zu mir und wir haben noch eine Weile zusammen gesessen und uns unterhalten.
Ich denke auch, dass ein der letzte Arbeitstag immer etwas besonderes ist. Ich habe zwar noch nie über eine sehr lange Zeit irgendwo gearbeitet, aber selbst nach einer Woche fühlt man sich schon irgendwie mit drinnen im Ganzen.
In Firmen, bei denen es eher total schlecht war, und ich es jeden Morgen hasste aufstehen zu müssen, war natürlich die Freude überwiegend endlich frei zu sein. An anderen Stellen war ich aber auch schon einmal traurig, weil einem viele Menschen doch in einer recht kurzen Zeit ans Herz gewachsen sind, und man im Gedanken weggeht sie höchstwahrscheinlich nie wieder zu sehen.
Auch wenn man viele schlechte Tage hatte, und man wirklich einen kleinen Lebenswandel vollzieht, glätten sich die Bögen und es wird ganz anders.
An meinen letzten Arbeitstag kann ich mich noch ganz gut erinnern. Bei mir war es so, dass ich schon vorher gedanklich mit dem ganzen abgeschlossen habe. Am letzten Tag war ich also ziemlich stumpf und mich hat das alles nicht mehr so belastet, wie ich es erst gedacht hatte. Schön war es auf keinen Fall, da mir die Arbeit gefallen hatte, auch wenn viele Kolleginnen mehr als fragliche Verhaltensarten an den Tag legten.
Ich dachte zunächst auch daran, dass ich etwas mitbringe und wir noch einmal zusammen gemütlich etwas essen. Dann habe ich mir aber überlegt warum eigentlich? An meinem letzten Arbeitstag waren meine zwei Zimmerkolleginnen nicht da und der Rest war auch kaum vertreten. Es war Weihnachten und der Großteil hatte frei. Ich habe es dann sein lassen, weil ich mit meinen Zimmerkolleginnen bereits ein kleines Abschiedsessen gemacht habe und das war auch schön, aber ich hatte kein Interesse das ganze mit den anderen zu machen.
Genau genommen hat man mir noch einen Tritt in den Hintern gegeben. Ich musste immer für eine Abteilung Vertretung machen. Zufälligerweise ist diese Person dann über die komplette Weihnachtszeit ausgefallen. Also durfte ich dann für zwei Abteilungen arbeiten. Das ich hier völlig überlastet war hat niemanden interessiert. Besagte "Kollegin" hat man in der Zeit mehrfach fröhlich in der Innenstadt gesehen, obwohl sie ja eigentlich "krank" gewesen wäre und das Bett bis zum Jahresanfang nicht verlassen hätte. Genau! Ich bin mir sicher, dass man dies mit Absicht gemacht hat, damit man mir noch mal eine reinwürgen kann. Diese Kollegin hat mich ohnehin gehasst. Ich weiß nicht warum, aber scheinbar war sie neidisch, weil ich mit unserer Chefin so gut ausgekommen bin.
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