Großstädte mit hoher Kriminalitätsrate - woher kommt sie?

Ich habe im ARD-Nachtmagazin einen kurzen Bericht aus Frankfurt am Main gesehen. Frankfurt gilt als Stadt mit hoher Kriminalität. Der Bericht wagte einen Blick hinter die Kulissen und erklärte, wie die hohe Kriminalitätsrate in Frankfurt eigentlich zustande kommt. So kommen sehr viele Pendler in die Stadt, am Tag sind es wohl mehr als 300.000 Pendler. Mit diesen Pendlern kommen auch potentielle Straftäter in die Stadt. Die statistische Kriminalitätsrate berechnet sich dann aber wohl nur aus den dort lebenden 700.000 Menschen, obwohl eben ein nicht unerheblicher Anteil von Kriminellen auch aus der Peripherie stammt.

Ein weiterer Punkt ist der bedeutende Flughafen, über den Frankfurt am Main verfügt. Über den Flughafen gelangen zum Beispiel Drogen ins Land und jeder entdeckte Fund fließt auch in die Kriminalitätsstatistik von Frankfurt ein, selbst wenn die Drogen nicht einmal für den Raum Frankfurt bestimmt waren.

Ich mochte Frankfurt immer recht gerne, schon allein wegen der Hochhäuser. Ich habe mich dort auch noch nie unsicher gefühlt, auch nicht in den weniger schönen Gegenden. Nach dem Bericht in der ARD denke ich, dass man diese scheinbar hohe Kriminalitätsrate vielleicht wirklich mit etwas anderen Augen sehen sollte. Wie ist das bei euch? Bewertet ihr die höhere Kriminalitätsrate in Großstädten im Allgemeinen auch etwas anders, wenn ihr darüber nachdenkt, wie diese vermutlich auch zustandegekommen ist?

Natürlich wird über die jeweilige Kriminalitätsstatistik auch massiv Politik gemacht. So muss definitiv festgestellt werden, dass die Statistiken (welche dann auch in den Verfassungsschutz einfließen) bzgl. der politisch motivierten Straftaten extrem "gelenkt" werden. So ist es in aller Regel so, dass jede Schmiererei mit dem "Anarchy" Zeichen oder aber "Nazis raus"-Texten als Straftat des linksextremen Spektrums gezählt wird. Wohingegen auch eine Gruppe von Skinheads einen Menschen auf Grund des unterstellten "ausländischen Aussehens" oder auf Grund der vermuteten "sexuellen Orientierung" verprügeln können - sobald festgestellt wird, dass innerhalb der Gruppe eine Person alkoholisiert, war gilt dies hier als unpolitische Straftat ohne politischen Hintergrund.

Gerne auch bei den Statistiken zur "Ausländerkriminalität". Hier werden die Zahlen auch so hoch gehalten, weil es "vergehen" gibt, welche sowieso nur Ausländer begehen können. Gerade was z.B. verstöße gegen Aufenthaltsbestimmungen usw. angeht. Das sind die "Delikte", welche hier die Zahlen treiben - aber eben das Bild vom kriminellen Ausländer verfestigen (und verfestigen sollen).

Das was du mit der Kriminalitätsstatistik beschrieben hast, stimmt natürlich und man muss eben nicht davon ausgehen, hier besonders unsicher zu leben. Wobei natürlich wahr ist, dass immer da wo viele Menschen auf engem Raum leben das Potential für Konflikte höher ist. So kann es zu Straftaten wie einer Schlägerei vor einer Disko nur dann kommen, wenn eine Diskothek vorhanden ist. Das ist in einer Stadt wie Frankfurt eben eher der Fall, als in einem Dorf im bayrischen Wald. Ebenso ist das Delikt des "Schwarzfahrens" in Frankfurt oder Berlin mit den U- und S-Bahnen häufiger anzutreffen, als in kleinen Städtchen die im besten Fall nur ein dünnes Bus-Linien-Netz haben.

Ich muss sagen, dass ich diese Kriminalitätsraten zwar interessant finde, aber meinen Bezug zu der Stadt ändern sie nicht. Natürlich sind die Raten auch bei den Großstädten um einiges höher als in kleinen Orten. Zu Frankfurt kann ich hier nichts sagen. Ich war nur einmal dort und habe nichts negatives gemerkt.

Als Vergleich gebe ich Köln an auch hier ist die Rate erhöht. Ich wohne in einer Kleinstadt in der Nähe von Köln. Hier wurde berichtet, dass wenn man die Kriminalitätsrate meiner Stadt auf die Anwohneranzahl der Stadt Köln hoch rechnet, die Kriminalitätsrate hier höher wäre als in Köln.

Daher würde ich das Zustandekommen dieser Raten nicht zu überschätzen. Oft kommt es auch einfach auf die jenigen Stadtteile an. Am Ende ist es aber persönliches Empfinden in welchen Städten man sich wohl fühlt und wo nicht.

Es ist doch eigentlich klar, dass in Großstädten eine wesentlich höhere Kriminalitätsrate vorhanden ist. Denn diese wird pro Kopf gerechnet. Und je mehr Leute auf einem Quadratkilometer leben, desto höher werden eben die Prozente. Noch dazu spielt es eine Rolle, dass sich die Leute weniger kennen, als auf dem Land oder in kleineren Städten. Es fällt daher auch nicht sonderlich auf, wenn Fremde in Hochhäusern unterwegs sind.

Dass nun unbedingt die Menge der Pendler und der Flughafen eine große Rolle spielen, wage ich zu bezweifeln. Trotzdem werden beide Fakten auch einen gewissen Einfluss haben. Wenn ich mich allein bei uns in der Stadt umschaue, so kann man da schon gewisse Unterschiede in den einzelnen Stadtteilen erkennen.

Ich wohne in einem Stadtteil wo man sich noch untereinander kennt und demzufolge auch auf die Dinge des Nachbarn noch ein Auge mit hat. In anderen Stadtteilen, wo die Bevölkerungsdichte auch höher ist, schaut man da nicht mehr so hin. Sprich bei mir in der Ecke steht das Auto auf der Straße sicherer, als in dem Stadtteil wo fast nur die Hochhäuser vorhanden sind.

Im Spiegel oder Stern war vor Jahren mal eine Kriminalitätsstatistik drinnen. Dort wurde aber aufgeschlüsselt, um welche Arten von Delikten es sich handelt. Von Raubüberfällen geht ja schon eine ganz andere Gefahr aus als von illegaler Prostitution. Deshalb kann man auch nicht alles zusammenzählen und dann die gewalttätigste Stadt wählen.

In dieser Statistik, die ich gelesen habe, war z.B. München immer auf den unteren Plätzen, also besonders sicher. Weniger Raubüberfälle, weniger Drogendelikte, weniger Morde als in Berlin oder Frankfurt und vielen anderen Städten. Da lag es immer auf Platz 15 oder tiefer, was bei der Größe schon beachtlich ist. Aber bei Vergewaltigungen lag es auf Platz drei!

Spätestens da frage ich mich dann auch, wie es kommt, dass in manchen Städten mehr Verbrechen passieren als in anderen. Warum wird in München so viel vergewaltigt aber wenig gemordet? Eine zufriedenstellende Erklärung habe ich bisher nicht gefunden.

Warum wird in München so viel vergewaltigt aber wenig gemordet?

Dazu muss man sich doch bloß die jeweiligen Events in den Städten vor Augen führen. In München gibt es nun mal das Oktoberfest, welches sich über 2-3 Wochen zieht und sich darüber auszeichnet, dass hier Unmengen von Bier konsumiert wird. So dürfte so ein Großereignis mit dafür sorgen, dass eben viele Sexualdelikte eben um diesen Zeitpunkt geschehen.

Dass die Kriminalstatistik in Dörfern und kleineren Städten nicht so hoch ist, wie in einer Großstadt wie Frankfurt, war mir klar. Wenn ich mir aufgrund deiner Ausführungen die Kriminalitätsrate von Frankfurt mal vor Augen führe, hast du unbestritten recht. Um die einzelnen Statistiken richtig vergleichen zu können, müsste hier etwas geändert werden.

Ich war noch nie in Frankfurt und kann nicht sagen, was für eine Stadt es ist. Aber es handelt sich um eine große Stadt mit viel Besuchern beziehungsweise Gästen. Das hier die Kriminalitätsrate blüht ist selbstverständlich klar, aber nach diesen Erkenntnissen scheint es eine ganz normale Großstadt zu sein, deren hohe Kriminalstatistik nicht unbedingt die höchste Deutschlands ist. Statistiken spiegeln in der Tat nicht immer die wirklichen Zahlen wider, wie man an diesem Beispiel feststellen kann.