Wenn erwachsene Frauen in einer Beziehung abtreiben

vom 15.05.2013, 09:00 Uhr

Ich denke, dass es sehrwohl moralische Unterschiede in den Begründungen für Abtreibungen gibt. Letztlich ist aber kein Außenstehender -meiner Meinung nach- berechtigt, da irgendeine Wertung anzustellen. Es gibt sicherlich Gründe, die nach außen hin egoistisch oder schwachsinnig erscheinen. Ich für mich denke dabei aber vor allem an die ungeborenen Kinder. Welche Frau/welches Mädchen wäre denn eine "gute Mutter", wenn sie sich wegen Karrieregründen, Geldgründen usw. für ein Kind entscheidet?

Wenn man schon vor der Abtreibung daran denkt, dass man nicht mehr regelmäßig feiern gehen, in den Urlaub fahren, sich das neueste Smartphone leisten kann oder eventuell zeitlich eingeschränkt ist und einen anstrengenden, manchmal dreckigen "Job" hat: würde diese Menschen gute Eltern abgeben, wenn sie nicht abtreiben? So "unverständlich" sich Lady86s Argumentation anhört: rein theoretisch kann ich sie vollkommen verstehen. Es gibt Mütter oder Väter, die mehr als heillos überfordert wären mit einem behinderten Kind. Wenn ich so etwas noch vor der Geburt bemerke, dann sollte ich mich dazu entscheiden, das Kind wegzugeben oder es eben abzutreiben.

Was nützt es dem Kind, wenn es zwar geboren, aber nicht anständig versorgt wird? Wenn es vielleicht aufgrund von Hilflosigkeit vernachlässigt, misshandelt oder gequält würde? Natürlich zuckt jeder bei der Entscheidung zusammen, ein behindertes Kind abzutreiben, aber meiner Meinung nach sollte man vor allen Dingen daran denken, dass man einem Kind gerecht werden muss, wenn es denn da ist. Wer das nicht kann, sollte verhüten. Wenn das-aus irgendeinem Grund- nicht klappt, sollte man sich meiner Meinung nach vernünftigerweise dafür entscheiden, das Kind nicht zu bekommen oder groß zu ziehen.

Ich kann verstehen, dass Viele hier der Meinung sind "wer Sex haben kann, muss mit den Konsequenzen leben" und das ist auch richtig. Aber letztendlich sind es vor allem die ungewollten Kinder, die die Konsequenzen der Eltern aushalten müssen. Und das finde ich zu bedenken, "bestraft für ihre Dummheit" werden nicht die Eltern, sondern die Kinder. Die Eltern werden weiterhin verantwortungslos leben, auf Kosten der Kinder. Darum ist meine Meinung, dass jede Frau so eine Entscheidung alleine bzw. mit ihrem Partner fällen sollte, ganz gleich, was Andere davon halten.

Es mag sein, dass viele Menschen eine Abtreibung auf die leichte Schulter nehmen, aber mir ist das alle mal lieber, als dass ein weiteres Kind in die Welt gesetzt wird, das nicht geliebt, vernachlässigt, geschlagen oder vollkommen ignoriert wird. Als Empfänger von Sozialleistungen bekommt man kein Kontingent für Verhütungsmittel, auch die Krankenkassen bezahlen ab einem gewissen Alter nichts mehr.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:@Bienenkönig: Es ging in dem anderen Thread nicht um die Rechte der werdenden Väter, denn sie haben dabei kein Mitspracherecht. Es ging einzig und allein darum, dass man doch in einer stabilen Beziehung zumindest vor der endgültigen Entscheidung mit dem Partner darüber reden sollte.

Ich weiß. Ich hab doch nur erklärt, wie ich auf die Idee mit der Frage kam. Nichts weiter!

kai0409 hat geschrieben:Ich glaube, dass man als Sozialleistungsbezieher keine Verhütungsmittel bezahlt bekommt. Auf jeden Fall kann ich mir das nur schwer vorstellen. Immer hin will das Land doch, dass mehr Kinder geboren werden und, wenn das Amt dann noch den Arbeitslosen die Verhütungsmittel bezahlt, klingt das für mich etwas fragwürdig. Immer hin bezahlt noch nicht einmal die Krankenkasse diverse Verhütungsmittel.

Das stimmt schon, dass Deutschland sozusagen mehr Kinder braucht. Aber wir brauchen eigentlich nicht mehr Raucher und trotzdem sind Tabakwaren mit auf der Liste. Vielleicht gibt es auch einen Punkt, der "Kondome" heißt. Ob die das Geld dann wirklich nur dafür ausgeben und auch nur genauso oft Sex haben, wie sie eben Kondome für das Geld bekommen, ist aber mehr als fraglich. :lol:

derpunkt hat geschrieben:@Lady86: Und genau diese mentale Unterscheidung - dass nämlich bei einer wahrscheinlichen Behinderung des Kindes - eine Abtreibung doch gerechtfertigt wird, aber in anderen Fällen nicht, ist schlicht das, was unter Euthanasie verstanden wird.

Ich empfinde Euthanasie gar nicht als etwas Schlimmes. Natürlich verändert es die Entscheidung, wenn man weiß, dass das Kind behindert wäre.

Es gibt für jedes Handeln gute und schlechte Gründe. Wenn ich jemanden aus Notwehr töte, ist das ja auch was anderes als wenn ich jemanden töte, weil ich das Leben aus ihm entweichen sehen will oder weil er mich mit einem blöden Spruch angebaggert hat. Das Ergebnis ist aber das gleiche, nämlich, dass ich jemanden getötet habe. Und wenn ich in einen zugefrorenen See springe, weil ich denke das es spaßig ist, ist es was anderes, als wenn ich reinspringe, um jemanden zu retten. Und ich finde, ein Kind abzutreiben, weil ich kein Bock drauf hab, vollgesabbert zu werden, ist eben ein schlechterer Grund als dem Kind das Leben als Schwerstbehinderter ersparen zu wollen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@Bienenkönigin: Dann verstehst du den folgenden Punkt nicht: mit dem Einverständnis zur Euthanasie sehe ich keinen Grund mehr zu sagen, dass man durchaus auch geborene Kinder mit einer Behinderung nicht "von ihrem Leben" erlösen soll. Du hast ja schon - gottgleich - entschieden, dass das Abtreiben eines vermutlich behinderten Kindes vertretbar wäre, verneinst aber die Abtreibung eines "gesunden" Kindes. Diese Einstufung in Lebenswert und eben Nicht-Lebenswert kann 1:1 auf die Zeit nach der Geburt übertragen werden. Wenn du das verneinst, müsstest du dies erklären. Denn den Fötus des "gesunden" Kindes verteidigst du ja auch mehr, als den des mutmaßlich behinderten Kindes. Was bedeutet das also für die geborenen Menschen mit einer Behinderung?

Bienenkönigin hat geschrieben:Ich empfinde Euthanasie gar nicht als etwas Schlimmes.

Ganz generell und jenseits des Threads würde ich dich aber auch bitten, dir diesen Satz genau zu überlegen und vor Augen zu halten, was dies bedeutet. Gerade für Menschen, die ihren eigenen Wunsch eben nicht artikulieren können und die Selektion "von anderen" durchgeführt wird. Eben Menschen, die bewusst entscheiden, welche Wesen leben dürfen und welche auch dem Volkskörper wohl eher schaden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde, wenn man als erwachsener Mensch Sex haben kann, dann sollte man in der Lage sein, die Konsequenzen vorher zu bedenken und entsprechend zu handeln. Sicher ist ein Kind nicht immer gewollt oder passt nicht in den Lebensentwurf mit einer steilen Karriere. Aber dann muss man halt besser verhüten. Heutzutage muss doch niemand mehr schwanger werden, wenn er nicht will. Es kann auch für ein Baby, dass in einer erwachsenen Frau heranwächst, nicht immer das Beste sein, ausgetragen zu werden und ich bin auch nicht dafür die Regeln da einzuschränken. Aber ich mache da schon einen Unterschied.

Ganz so einfach ist das ja nicht. Es kann doch auch passieren, dass die Pille eben mal nicht gewirkt hat. Kein Verhütungsmittel ist zu 100% sicher und manche Menschen wollen nicht nur mit 30 keine Kindern sondern nie; gar keine, egal in welchem Alter. Soll man die dann zwingen, das Kind auszutragen oder dürfen die dann nie Sex haben?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich möchte zuerst sagen, dass ich das Thema Abtreibung ganz schwierig finde. Ich bin weder komplett dafür, noch komplett dagegen. Es gibt Situationen in denen es vollkommen legitim ist zu sagen, dass man abreiben möchte, aber auch ohne "nachvollziehbaren" Grund hat jede Frau das Recht dazu, egal ob du oder wer auch immer das verstehen kann oder nicht. Da zum Sex haben und schwanger werden immer zwei gehören, sollte diese Entscheidung natürlich abgesprochen sein, aber in erster Linie denke ich auch, dass die Frau diejenige ist, die das letzte Wort hat. Immerhin ist es ihr Körper und ihr Leben. Der Mann hat damit erst mal gar nichts am Hut und muss sich nicht oder nur bedingt einschränken.

Und es kommt dabei nicht auf das Alter an. Auch in jungen Jahren weiß man, was passiert, wenn man nicht verhütet oder sollte sich im Klare darüber sein, dass keine Verhütung zu 100% sicher ist. Ich bin absolut gegen leichtfertiges Abtreiben. Eine Ex-Kollegin sagte mal, sie habe mit ihrem Freund ohne Verhütung geschlafen. Wenn was passiert, wäre das ja egal, dann geht sie halt Abtreiben. Das finde ich unmöglich. Ansonsten denke ich zwar auch, dass man mit Konsequenzen leben muss, wenn man etwas "verbockt" hat, aber gerade bei der Schwangerschaft kann man die Konsequenz durch Abtreibung eben vermeiden. Und jeder Mensch versucht doch Konsequenzen zu vermeiden. Bezogen auf das Thema Abtreibung ist das natürlich ein krasser Vergleich. Dennoch denke ich, dass nicht nur eine Vergewaltigung für eine Abtreibung spricht. Auch das Alter oder der Beziehungsstatus ist doch total egal dabei.

Die Aussage dass eine Abtreibung bei einem behinderten Kind ok ist, finde ich auch echt arm. Da könnte man doch auch sagen, dass man mit dem Konsequenzen leben muss? Nicht jeder kommt mit einem behinderten Kind klar? Ja, aber auch nicht jeder kommt überhaupt mit einem Kind klar. Wenn hier schon von Moral gesprochen wird; ein Leben ist ein Leben. Dann sollte man diesem auch einem Kind mit Behinderung geben. Da stimme ich auch voll dem zu, was derpunkt gesagt hat.

Lange Rede, kurzer Sinn: Leichtfertiges Abtreiben finde ich nicht in Ordnung, ansonsten darf aber doch wohl jede Frau über ihren Körper und auch ihr Leben entscheiden. Ganz egal, aus welchen Gründen. Warum sollte ich mein Leben, und vielleicht auch das meines Kindes "versauen", nur weil es angeblich moralisch nicht vertretbar ist, sich gegen ein Kind zu entscheiden? Verhütung ist nie sicher und Sterilisation ist ein großer Schritt, beziehungsweise soweit ich weiß auch nicht mal eben so möglich. Das wäre eine Option die Frau natürlich in Betracht ziehen kann, aber nicht von heute auf morgen machbar ist.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@Zitronengras: Das Thema Verhütung hatte ich erst neulich bei meiner Frauenärztin. Vor allem wegen Verhütungspannen. Es ist mittlerweile so, dass man bei Schwangerschaften trotz Pille nur zwei Varianten hat. Entweder verträgt die Frau gar keine hormonellen Verhütungsmethoden oder sie hat einfach nur geschlampt bei der Einnahme beziehungsweise nicht darauf geachtet, dass andere Medikamente die Wirkung aufheben können.

Von daher kann man das Nichtwirken der Pille als billige Ausrede werten. Mir selbst sind einige Schwangerschaften bekannt, die trotz Pille entstanden sind. Wenn man da genauer nachgehakt hat, kam dann doch raus, dass die Frau selbst was vermasselt hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Von daher kann man das Nichtwirken der Pille als billige Ausrede werten. Mir selbst sind einige Schwangerschaften bekannt, die trotz Pille entstanden sind. Wenn man da genauer nachgehackt hat, kam dann doch raus, dass die Frau selbst was vermasselt hat.

Jetzt wo du es sagst, fallen mir auch nur Frauen ein, die trotz Pille schwanger, die dann irgendwann gesagt haben, dass sie die vielleicht doch vergessen haben. Besonders habe ich da meine Schwester in Erinnerung. Sie war damals bei ihrer dritten Schwangerschaft furchtbar am weinen und konnte sich das nicht erklären, dann gab sie zu, dass sie die Pille ein, zwei Male vergessen hatte und mittlerweile erzählt sie herum, dass es eine "gewollte" Schwangerschaft war, beziehungsweise sie und ihr Mann es mehr oder weniger riskiert haben. Auch kenne ich die ein oder andere Frau, die anscheinend nicht wusste, dass die Pille bei Durchfall und Erbrechen nicht mehr wirklich wirkt.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann verstehen, dass Frauen abtreiben. Es gibt immer Situationen im Leben, in denen eine Frau einfach kein Kind oder noch kein Kind bekommen möchte. Außerdem gibt es auch Frauen, die grundsätzlich keine Kinder haben möchten. Stünde ich an Stelle einer der betroffenen Frauen, die ungewollt schwanger geworden sind, würde ich auch an eine Abtreibung denken, denn Kinder möchte ich wirklich nicht haben. Dass es die Möglichkeit einer Abtreibung gibt, finde ich also zunächst nicht verwerflich und ich finde es auch nachvollziehbar, dass manche Schwangeren diesen Weg mehr oder weniger freiwillig auf sich nehmen.

Allerdings stimme ich dir zu. Man kann heutzutage eine Menge unternehmen, um nicht ungewollt schwanger zu werden. Solche Ausreden von der Pille, die angeblich nicht gewirkt hat oder vom fünften gerissenen Kondom innerhalb von drei Wochen, finde ich auch immer ziemlich dämlich. Das sind Dinge, die mal passieren können. Aber es kommt eben wahnsinnig selten vor und zumindest im Falle des gerissenen Kondoms kann man anschließend auch direkt einen Gynäkologen aufsuchen und gegebenenfalls die Pille für danach erhalten.

Eine Beziehung, auch eine langjährige und stabile, sagt nichts darüber aus, ob eine Frau überhaupt ein Kind haben möchte. Daher finde ich die Überschrift deines Threads ein wenig irritierend. Ich finde es in Ordnung, wenn eine Frau, die in einer festen Partnerschaft mit einem Mann lebt, dennoch im Falle einer ungewollten Schwangerschaft abtreibt. Ich bin nicht dafür, dass die Frau dann mit allen Konsequenzen leben muss und das Kind dennoch austragen sollte. Das ist auch für das Kind nicht ideal, selbst wenn es nach der Geburt zu liebevollen Adoptivkindern kommen würde, die es wirklich gerne annehmen. Die Beziehung spielt für mich also keine so große Rolle, es geht in erster Linie um die Frau und um ihre Entscheidung für oder gegen ein Kind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@Zitronengras: Das Thema Verhütung hatte ich erst neulich bei meiner Frauenärztin. Vor allem wegen Verhütungspannen. Es ist mittlerweile so, dass man bei Schwangerschaften trotz Pille nur zwei Varianten hat. Entweder verträgt die Frau gar keine hormonellen Verhütungsmethoden oder sie hat einfach nur geschlampt bei der Einnahme beziehungsweise nicht darauf geachtet, dass andere Medikamente die Wirkung aufheben können.

Ob das stimmt, weiß ich nicht. Ich denke, dass körperliche Vorgänge auch mal so verlaufen können, wie es nicht vorgesehen ist. Selbst wenn die Frau mal die Pille vergisst; dass jemand über Jahre mal einen Tag etwas vergisst, das kann ich schon verstehen. Zudem hat man doch ab und an mal leichten Durchfall. Ich wüsste nicht, ab welchem „Grad“ da die Pille nicht mehr wirkt. Das ist alles so unsicher.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Na für solche Fälle kann man ja Kondome als zusätzlichen Schutz nutzen. Und sind wir mal ehrlich. Eine versagende Pille wegen Durchfall oder Medikamenten und gleichzeitig ein gerissenes Kondom sind doch unwahrscheinlicher als ein Volltreffer im Lotto. Wenn man als Frau also leichten Durchfall hat und sich nicht sicher ist, ob die Pille dann noch wirkt, dann muss man eben vorsorgen.

Da greift dann wieder der Spruch, dass der im Vorteil ist, der Lesen kann. Denn alle möglichen Fakten sind im Beipackzettel beschrieben. Wer das aber verdrängt, der muss dann eben auch mit Konsequenzen rechnen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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