Aus Angst vor den Eltern schwule Beziehung verschweigen?
Ein Kommilitone erzählte mir letztens freudig, dass er seit ein paar Wochen verliebt ist. Da er schwul ist, ist der neue Mensch an seiner Seite natürlich ein Mann. Wir sprachen ein bisschen über diese neue Liebschaft und auch darüber, wo sein neuer Freund wohnt. Da er in der Stadt wohnt, in der mein Kommilitone und ich studieren, habe ich meinem Kommilitonen gesagt, dass das ja eigentlich ganz praktisch sei. Er ist ohnehin regelmäßig in der Stadt und könnte seinen Freund dann ja auch mal nach der Uni besuchen gehen. Ansonsten wohnt er etwa 20 Kilometer entfernt und pendelt täglich zur Uni.
Der Kommilitone erzählte mir daraufhin, dass er noch nicht bei seinem neuen Freund zu Hause war. Das hat mich ein bisschen gewundert, gerade weil es doch praktisch wäre, dem Freund auch mal einen Besuch abzustatten oder dort zu übernachten, wenn er ohnehin in der Stadt ist. Stattdessen treffen die beiden sich nur am Wochenende und das auch ausschließlich bei meinem Kommilitonen zu Hause. Da ich das ungewöhnlich fand, habe ich nachgefragt.
Der Mann, in den sich mein Kommilitone verliebt hat, ist zwar Mitte 20 und wohnt auch nicht mehr bei seinen Eltern. Dennoch möchte er nicht, dass seine Eltern, die in dem gleichen Stadtteil leben, etwas von seiner Beziehung mitbekommen. Sie haben sich schon entsprechend homophob geäußert. Da die Wohnung, in der er lebt, im Familienbesitz ist, fürchtet er wohl zusätzlich, dass er aus der Wohnung geworfen wird, wenn seine Eltern erfahren, dass er einen Freund und keine Freundin hat. Da die Eltern einen guten Draht zu den Nachbarn haben und sich in der Gegend alles recht schnell herumspricht, ist die Sorge sicher nicht unbegründet. Also verschweigt er seine Beziehung.
Ich fände es ätzend, wenn mein Beziehungspartner die Beziehung mit mir verschweigen würde. Ich finde zwar nicht, dass man jedem auf die Nase binden muss, mit wem man zusammen ist, aber ein gezieltes Verschweigen fände ich absolut nicht in Ordnung. Ich erwarte, dass man in Beziehungen auch zueinander steht. Wie seht ihr das? Könntet ihr es akzeptieren, wenn euer Partner die Beziehung mit euch gezielt geheimhalten würde? Kann so etwas überhaupt gutgehen?
Ich finde nicht, dass es bedeutet, dass er nicht zu seinem Partner steht. Man muss da schon ein bisschen abwägen. Das Coming Out ist ein gewaltiger Schritt und wenn schon absehbar ist, dass seine Eltern ein Problem damit haben, ist es noch gewaltiger. Er würde dadurch womöglich seine Familie verlieren. Auch wenn sie ihn nicht so akzeptieren, wie er ist, sind das seine Eltern. Er liebt sie. Das setzt man nicht mal eben auf´s Spiel. Schon gar nicht für eine Beziehung, die erst wenige Wochen besteht.
Und wie würde denn die Beziehung aussehen, wenn er es seinen Eltern jetzt sagt? Dann wird diese junge Verbindung, die eigentlich noch in der Phase mit Rosa Wolken und Schmetterlingen steckt, von sehr dunklen Wolken heimgesucht werden. Der junge Mann muss vielleicht ausziehen, er hat große emotionale Schwierigkeiten durch den Verlust und die Ablehnung. Das würde er alles bei seinem Partner rauslassen. Dann doch lieber heimlich glücklich sein.
Es ist eine außergewöhnliche Situation und nicht mit einem heterosexuellen Paar zu vergleichen, das ein bisschen nervös ist, den Eltern vorgestellt zu werden. Jeder muss selber entscheiden, wann und wie er diese Nachricht seinen Eltern übermittelt. Und wenn man jemanden kennenlernt, erfährt man ja sehr schnell, ob die Eltern es schon wissen oder nicht. Man weiß also, worauf man sich einlässt.
Ich persönlich finde es auch nicht richtig, dass er seine Beziehung verschweigt, nur weil er schwul ist und einen Mann liebt. Natürlich hat er Angst vor seinen Eltern, wenn die eher etwas konservativ sind und die schwule Beziehung ihres Sohnes nicht akzeptieren würden. Ich kann auch irgendwo nachvollziehen, dass er seinen Freund nicht zu sich nach Hause einladen möchte, weil die Wohnung zum Familienbesitz gehört und die Mutter zu der Nachbarin ein gutes Verhältnis pflegt und die Nachbarin alles Mitbekommen würde und der Mutter dann sicherlich erzählen würde, dass ihr Sohn einen männlichen Freund hat. Und er zu dem Angst hat, aus der Wohnung raus zu müssen.
Aber das Verschweigen der schwulen Beziehung muss ja ziemlich ätzend sein. Zu mal ich mir auch vorstellen kann, dass es schwierig für die Beiden ist, dass sie sich nur am Wochenende sehen und treffen können und dann auch nur zu Hause bei deinem Kommilitonen, weil es dort anscheinend niemanden stört und die Eltern das dort nicht mitbekommen, da der Kommilitone zwanzig Kilometer von seinem Freund entfernt wohnt. Aber schön ist es natürlich nicht, dass der Freund nicht zu seinem Freund steht und das er nicht offen dazu steht, dass er schwul ist. Heutzutage muss man so etwas doch als Normal ansehen. Natürlich muss man nicht jedem auf die Nase binden, mit wem man zusammen ist und mit, wem man seine Freizeit gestaltet und desgleichen. Aber solch eine Beziehung vor den eigenen Eltern und vor der eigenen Familie zu verschweigen, kann doch am Ende nicht gut ausgehen. Wenn die Eltern oder die Familie das Mal heraus bekommt durch einen blöden Zufall, dann wird doch sicherlich die Hölle los sein.
Ich würde deinem Freund raten, dass er doch zu seinem Freund nach Hause kann, auch unter diesen Umständen, da man doch immer noch behaupten kann, dass das nicht sein Freund ist, sondern ein guter Kumpel. Wenn die Beziehung dann länger halten sollte, dann muss er seinen Freund bequatschen, dass er mal mit seinen Eltern redet, damit mal auf den Tisch gebracht wird, dass er halt ein bisschen anders ist und auf Männer steht, anstatt auf Frauen. Denn auf Dauer kann sich der Mann mit seiner Neigung nun auch nicht verstecken, was auch definitiv nicht sinnvoll ist.
Bei den ganzen Umständen ist das natürlich nicht ganz einfach. Immerhin scheint er ja von dem Wohlwollen der Eltern abhängig zu sein. Außerdem möchte man ja als Kind geliebt sein und nicht verstoßen werden. Wenn man aber weiß, dass man nicht mehr das geliebte Kind wäre, wenn man es zugeben würde, schiebt man ein solches Geständnis nach hinten. Sicherlich kann das keine dauerhafte Lösung sein, aber es ist ein Verdrängen.
Generell finde ich aber auch, dass man zu seinen Gefühlen stehen muss und diese auch verteidigen muss. Wenn er den Mann wirklich liebt, sollte er sich einfach so weit nach vorne trauen und es seinen Eltern sagen. Es bringt doch nichts, wenn man sich ein Leben lang verstecken muss. Vielleicht können seine Eltern ja irgendwann damit umgehen und wenn nicht, weiß er eben auch welchen Stellenwert man hat. Für seine Liebe sollte er aber auf jeden Fall den Schritt in die Öffentlichkeit wagen und dazu stehen.
Ich würde immer zu meiner Liebe stehen. Wenn das meinen Eltern oder Verwandten nicht passen würde, würde mir es wehtun, aber ich kann ja nichts an meinen Gefühlen ändern und verstecken will ich mich auch nicht. Das Outen ist ein großer Schritt, aber ich denke man muss ihn gehen um sich ausleben zu können und glücklich zu werden.
Die Situation ist an sich natürlich keine schöne, aber sie scheint sehr oft genau so vor zu kommen. Mittlerweile ist es ja schon fast nichts außergewöhnliches mehr, dass sich zwei Männer oder zwei Frauen ineinander verlieben und eine Beziehung führen wollen und es letzten Endes auch tun. Die Eltern sind da etwas anders aufgewachsen. Sicher gab es so etwas früher auch schon, aber mit Sicherheit nicht ansatzweise so oft, wie es heute der Fall ist. Für die Eltern gibt es dann meist nur ein Bild der Beziehung und diese besteht ganz klassisch aus Mann und Frau. Etwas anderes kommt für sie nicht in Frage.
Nicht alle Eltern sind so tolerant und lassen sich auf so etwas ein, aber da sind die Menschen sehr verschieden. Er wird seine Eltern ja schon sehr genau kennen, denn umsonst hat nicht so eine ausgeprägte Sorge. Im Ernstfall verliert er nicht nur seine Eltern, sondern wohl auch seinen Wohnsitz. Da ist er übervorsichtig geworden, was ich auch verstehen kann, aber eine schöne Situation ist das natürlich nicht.
Wenn ich mich in einer Beziehung befinde, dann möchte ich auch ohne irgendwelche Sorgen mit meinem Partner zusammen sein. Es kann nicht sein, dass ich ganze Ortschaften meiden muss, nur weil man eventuell von der falschen Person mit seinem Partner gesehen wird. Das ist doch kein schönes Leben und nicht sonderlich gut für eine Beziehung. Auf die Dauer gesehen wird er es nicht verheimlichen können. Die Eltern reagieren vielleicht noch aggressiver, wenn sie erfahren, dass es so lange geheim gehalten wurde. Irgendwann wird es schon ans Tageslicht sickern und dann wird es wohl unangenehm oder vielleicht sogar überraschend positiv. Wer weiß das schon?
Es ist schon verständlich, dass man nicht aus der Familie verstoßen werden möchte. Allerdings stelle ich es mir auch nicht besonders schön vor, den Eltern ständig etwas vorzulügen bzw. eben seine sexuelle Orientierung zu verheimlichen. Man verleugnet damit ja praktisch einen Teil von sich selbst und die Eltern lieben einen nur, weil man vorgibt, etwas zu sein, was man in Wirklichkeit gar nicht ist.
Ich denke, dass es letztendlich besser ist, die Wahrheit zu sagen und das am besten, bevor es vielleicht doch noch irgendwie anders rauskommt. Vielleicht kommt es auch gar nicht so extrem, wie der junge Mann sich das jetzt ausmalt. Die Eltern werden vermutlich erstmal entsetzt und geschockt sein, aber vielleicht besinnen sie sich nach einer gewissen Zeit doch darauf, dass ihr Sohn ja immer noch ihr Sohn ist. Für den Fall, dass er tatsächlich aus der Wohnung fliegt, sollte er aber vielleicht eine Vorsorge treffen.
Manchmal sehen die Eltern Dinge auch plötzlich anders, wenn es um das eigene Kind geht. Ich weiß ja nicht, wie genau sich die Eltern geäußert haben, also wie ablehnend sie dem Thema Homosexualität gegenüberstehen. Manchmal meinen Menschen etwas auch gar nicht so extrem, wie man vielleicht meinen könnte. Mein Vater hat sich zum Beispiel früher oft etwas abfällig über "Neger" geäußert. Als ich dann mit einem zusammen war, war das für ihn widererwarten völlig in Ordnung und er hat nie wieder etwas in dieser Weise gesagt. Dabei habe ich mich zuerst nicht getraut, ihm meinen Freund vorzustellen. Das ist sicher nicht ganz vergleichbar, aber nur als Beispiel.
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