Freund lügt sein Leben zurecht?
Ich weiß nicht ob ihr so was aus Erfahrung kennt oder schon mal davon gehört/darüber gelesen habt, aber ich habe einen (noch) sehr guten Freund, der sein komplettes Leben zurecht lügt. Damit meine ich wirklich jedes noch so unbedeutende Detail, jeden Moment, einfach alles. Damals fing es noch sehr harmlos an als wir sehr klein waren. Da fängt man natürlich gerne mal an zu übertreiben oder etwas dazu zu dichten, damit die erzählte Geschichte auch eine gewisse Spannung vorweisen kann.
Ich erinnere mich natürlich nicht mehr an alles, jedoch an ausschlaggebende Lügen wie seiner Herkunft. Früher haben wir uns über andere Kulturen unterhalten, ob wir Verwandte im Ausland haben, in welche Länder wir reisen möchten und so was alles. Ich erzählte ihm das ich Verwandte in den USA und Australien habe. Es dauerte keine 2 Wochen als er mir ganz beiläufig erzählte, dass sein Onkel aus Australien ist. Ebenfalls erzählte er irgendwann das irgendwer anderes aus der Familie aus den USA stammt. Anderen Leuten erzählt er, er komme aus Schweden und sein Vater wäre aus der Schweiz.
Das ist noch eine eher kleine Lüge, denn bei seinen Geschichten ist immer eine gewisse Dramatik mit im Spiel, wirklich immer. Er berichtete lautstark vor zig Freunden, wie er sich in den privaten Computer unseres damaligen Bundeskanzlers gehackt hätte und die KSK vor seiner Tür stand, aber nichts passiert sei, weil er das geregelt hätte. Es verging keine Woche als er erzählte, dass seine Mutter sich versucht hat umzubringen.
Als ich damals zum Schüleraustausch 2 Monate in Ungarn verbrachte erzählte er mir, dass er zeitgleich in Thailand gewesen ist und dort durch Zufall seinen Halbbruder kennengelernt hat. Mit 12 hat er angeblich einen Flugzeugabsturz knapp überlebt, wenn er 30 wird bekommt er von seinem verstorbenen Opa 5 Millionen Euro rückwirkend, er hat einen IQ von 182, er macht gerade ein angeblich dreifaches Studium mit integrierter Ausbildung in 5 Berufen + Diplom und Dr.-Titel, er hat in zwei Spielfilmen mitgewirkt die in Deutschland verboten sind.
Ich glaube das reicht um zu verdeutlichen was mit dem Titel gemeint war. Es ist einfach so, dass jedes noch so bedeutungslose Ereignis einen Höhepunkt braucht. Wenn er als Beispiel Brot im Supermarkt kaufen geht, dann gibt's entweder einen riesigen Brand oder es gibt einen bewaffneten Raubüberfall. Das Problem ist eigentlich, dass er all das was er erzählt scheinbar sogar selbst glaubt. Diese Dinge sind wohl so fest in seinem Hirn verankert, dass er dies als wahres Ereignis abstempelt.
Ist er einfach nur total durchgeknallt, braucht Aufmerksamkeit oder hat er möglicherweise ernste psychische Probleme? Ich würde ihm gerne helfen, aber es ist mittlerweile so schwer auszuhalten.
Eine Ferndiagnose ist natürlich weder sinnvoll noch hilfreich. Aber wenn er wirklich glaubt was er sich ausdenkt (aber wer weiß das schon?), dann hat er ein ernsthaftes Problem. Ansonsten macht er sich bloß auf lächerliche Weise zum Affen. Solchen Fällen begegnet man entweder mit der schonungslosen Härte des Nachweises (oder des Forderns) oder aber man ignoriert diese Dinge bzw. "lügt" mit. Im Falle das beim Brotkauf ein Raubüberfall erfunden wird, kann man ja Fragen in welchem Laden sich das abgespielt hat und anschließend sagen, dass just in dem Laden eine Tante von einem arbeitet, die man gleich mal zum Vorfall befragen kann. Oder man spielt Interesse an einem oder zwei Studiengängen vor und bittet - sofort - einen Blick in die Skripte werfen zu können oder den Namen des Professors mit dem Namen der Universität.
Letztlich aber muss man eher abwägen, was man von so einer Person will und ob eine Korrektur sich "lohnt". Will man sowieso keinen weiteren oder intensiveren Kontakt, so sollte man ignorieren und sich zurückziehen. Ansonsten sollte man klar machen, dass man kein Wort der Geschichten glaubt und fragt einfach nach, ob es irgendwie ein Indiz dafür gibt, was einem den Wahrheitsgehalt der Story zeigen könnte. So würden mich die Stempel im Reisepass interessieren und ob er direkt nach Thailand geflogen ist oder über Singapur musste. Dann auch, mit welcher Fluggesellschaft er geflogen ist. Das sind ja Dinge, an die man sich sofort erinnern können müsste.
Und je weiter ich deine Geschichte dort lese, um so weiter wird mir bewusst, dass dein Freund wohl echt ein richtiges Problem hat. Dass er lügt, in dem er etwas zu seiner Herkunft dazu dichtet, finde ich schon ganz schön krass und zu dem, dass er behauptet, das seine Familienangehörigen aus anderen Ländern kommen finde ich auch echt nicht schön, aber das scheint wohl wirklich einer der harmlosesten Lügen zu sein. Wer bitte denkt sich denn so etwas aus und behauptet, dass man sich in den Computer des damaligen Bundeskanzlers eingehackt hat und, dass dann das KSK vor der Tür stand und er ja alles von ganz alleine geklärt hätte. So etwas klingt doch wirklich unglaubwürdig, jetzt mal ganz ehrlich. Und, wenn man behauptet, dass seine Mutter sich versucht umzubringen, dann sollte man sich über den Jungen wirklich mal Gedanken machen. Immer hin redet und spricht man nicht so über seine eigene Mutter.
Also, ich kann zwar keine Ferndiagnose stellen, aber die ganzen Lügen, die er dir und eventuell noch anderen Freunden erzählt, ist schon ganz schön krass. Auf jeden Fall sollte dieser Typ doch glatt mal zum Arzt gehen. Kleine Lügen an sich sind ja ganz normal, aber solch drastisches und ausgefallenes Lügen finde ich schon nicht mehr normal und könnte sogar eine Krankheit sein. Ich würde ihn auf jeden Fall dazu drängen mal einen Arzt aufzusuchen. Natürlich kann es sein, dass er mit seinen Lügen versucht sich in den Mittelpunkt zu spielen und er sein Leben einfach schöner gestalten möchte, als es in Wirklichkeit ist, damit die Leute sich für ihn interessieren. Vielleicht hat er Angst, wenn jemand herausfinden, wie einfach gestrickt sein Leben ist, dass alle Freunde denn einfach abhauen und er am Ende ganz alleine dasteht. Vielleicht ist ihm gar nicht bewusst, dass er mit seinen Lügen die ganzen Freunde aus seinem Leben treibt.
Ich weiß natürlich nicht, ob er total durchgeknallt ist oder, ob er nur Aufmerksamkeit benötigt oder, ob er doch psychische Probleme hat, aber ich würde ihn doch einfach mal auf seine Lügen ansprechen. Wenn er vielleicht merkt, dass ihn keiner glaubt, dann hört er mit dem Lügen vielleicht auf. Ansonsten würde ich ihm Nahe legen, dass er mal einen Arzt besuchen soll und zu dem würde ich den Kontakt zu ihm abbrechen, damit ich mich nicht weiter um das Problem kümmern müsste.
Dass dein Freund angebliche Verwandte in irgendwelchen Ländern hat, ist ja die eine Sache und sieht erst mal danach aus, als würde er einfach ein wenig Aufmerksamkeit brauchen. Aber andere Dinge, die er so erfindet, sind wirklich ziemlich krass und können meiner Meinung nach nur krankhaft sein. Wenn er selbst wirklich glaubt, einen Flugzeugabsturz überlebt zu haben, das KSK schon vor seiner Tür stand und ein dreifaches Studium absolviert, ist das nicht mehr normal. Er muss doch selbst auch merken, dass ihm diese Geschichten keiner glaubt, weil sie völlig abwegig und auch überprüfbar sind. Wer das aber nicht mehr sieht, ist schon irgendwo krank.
Ehrlich gesagt musste ich beim Lesen ein bisschen lachen. Das kann man sich ja gar nicht richtig vorstellen. Da macht man auch sicherlich einiges mit. Ich kann auch ehrlich gesagt nicht verstehen, wie man so etwas aufrecht erhalten kann. Immerhin muss ihm doch eigentlich bewusst sein, dass ihm keiner mehr glauben wird, nach so einer Geschichte wie das mit dem KSK.
An deiner Stelle würde ich vielleicht einfach mal zu ihm gehen und sagen, dass du ihm nicht glaubst und er vor dir nicht so einen auf dicken Max machen muss, um dich zu beeindrucken. Manche Menschen denken eben, dass sie nur so positive Aufmerksamkeit bekommen. Auch denken sie, dass sie im normalen Zustand nicht beliebt sind. Sollte sich nichts an seinen Lügen ändern, muss er sich aber auch mal professionell helfen lassen, normal ist das nämlich nicht und da muss man dann auch dran arbeiten, wenn er das selber glaubt oder immer wieder lügen muss.
Entweder er führt ein derart ereignisreiches Leben, wie man es ereignisreicher kaum erleben kann oder er lügt sich einfach sein Leben spannend. Ich denke, ohne ihn zu kennen, dass er sein Leben mit solchen Lügen selber spannender findet. Du sagst, er ist ein guter Freund von dir? Was macht er denn in seinem Leben wirklich, also was weiß man von ihm alles? Hast du jemals seine Eltern getroffen? Glaubt er auch weiterhin an seine eigenen Lügen, nachdem du ihn sozusagen "überführt" hast?
Ich würde einfach darauf tippen, dass er Aufmerksamkeit sucht und dies in wirklich großem Maße. Wenn er weiterhin so lügt, kann er nicht weit kommen. Wie soll ihm dann noch irgendjemand etwas glauben, wenn er eh nur erzählt, wie er in irgendwelchen Filmen mitgespielt hat oder wieder eine spektakuläre Straftat begangen hat? Was sagen denn seine Eltern oder sonst wer aus der Familie dazu? Ich meine, die müssen das ja dann auch mitbekommen. So wie es klingt, lügt er ja unentwegt.
Du musst ihm wirklich zu verstehen geben, dass du nicht glauben kannst, was er da von sich gibt. Das muss man ja wohl irgendwie stoppen, damit er selbst davon los kommt? Er scheint das alleine ja nicht stoppen zu können. Vielleicht will er das ja selbst gar nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm das gefällt, dass er sich so alles zurechtlügt. Ich meine, das muss doch auch genügend Konsequenzen haben, wenn seine Lügen dann auffliegen?
Bei dem Ausmaß der Geschichten denke ich auch, dass es krankhaft ist. Wahrscheinlich sagen ihm ja schon einige Leute, dass sie ihm nicht glauben - oder erzählt er die Geschichten nur dir? Er müsste also schon längst merken, dass er so nicht weiterkommt und dass er übertreibt. Da er das nichts sieht, halte ich es für krankhaft.
An deiner Stelle würde ich mal mit seiner Familie reden. Was sagen denn seine Eltern dazu? Es kann aber gut sein, dass sie es gar nicht wissen und dass er sich zu Hause einfach nur sehr still und unauffällig verhält. Dann wissen sie gar nichts davon. Wenn er aber nicht selber einem Gespräch mit einem Psychologen zustimmt, ist es die Familie, die weitere Schritte einleiten muss.
Oder aber es ist wirklich alles nur Spaß. Dann enttarnt man seine Lügen sozusagen durch das Involvieren der Familie und überführt ihn. Dann muss er endlich zugeben, dass es Lügen sind. Dann musst du schauen, wie es weitergeht. Ob er aufhört, ob ihr weiter Freunde sein könnt. Das wird sich dann mit der Zeit zeigen.
Es ist die überspitzte Übertreibung, die die Geschichte als Ganze unglaubhaft macht. Du kannst auf Nummer sicher gehen, indem er dir das alles beweist und die die Zeugnisse vorlegt und weitere Dokumente - ansonsten solltest du ihm nicht glauben, jemand der seine Geschichte meisterlich darstellt, ist schon an sich eine gefährliche Sache.
Ich habe ihn schon mehrfach mit Tatsachen konfrontiert, die seine Geschichten unmöglich machen. Mit den Eltern habe ich guten Kontakt, vor allem mit der Mutter, welche selbst schon verzweifelt.
Als er 14 Jahre alt war habe ich seine Mutter in seiner Gegenwart gefragt, aus welchem Teil der Schweiz denn ihr Mann komme. Sie fing erst an zu lachen und meinte scherzhaft wer mir denn so einen Quatsch erzählen würde. Als ich dann in Richtung ihres Sohnes schaute war sie dann doch leicht geschockt von der Tatsache, dass er scheinbar grundlos lügt. Als sie mir bzw. ihm dann sagte, dass sein Vater natürlich nicht aus der Schweiz komme schüttelte ihr Sohn nur den Kopf und meinte, dass sie wohl keine Ahnung hätte. Damals dachten wir noch, dass es ein schlechter Scherz gewesen ist, weil es zwischen Eltern und Teenagern gerade in der Pubertät oft Konflikte gibt.
Natürlich haben andere Freunde und ich ihm gesagt, dass wir seine Lügenmärchen nicht glauben und er damit aufhören soll. Eine Weile wurde es auch besser, zumindest hat er mir nicht mehr so viel erzählt, doch derzeit ist es schlimmer als je zuvor. Vielleicht sollte man mit ihm mal zu einem Psychiater gehen.
Wenn du das mal ein bisschen googelst, erfährst du dass diese Störung Pseudologie heißt und dass ihr entweder starke Selbstwertprobleme, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, ein Kindheitstrauma oder sogar ein Hirnschaden zugrunde liegen kann.
Ich denke, eine Psychotherapie ist dringend notwendig, weil er immer mehr Probleme haben wird. Arbeitet er oder geht er noch zur Schule? In der Berufswelt könnte es große Schwierigkeiten geben. Unbehandelt wird er kein schönes Leben haben, es wird von Einsamkeit und Arbeitslosigkeit geprägt sein. Natürlich muss er die Behandlung auch wollen.
Vielleicht wollt ihr mal über eine Intervention nachdenken. Ihr könntet euch alle bei ihm zu Hause versammeln und ihn unter einem Vorwand dazu holen. Dann muss er sich anhören, wie sehr ihr darunter leidet, dass er euch anlügt. Wie sehr ihr euch Sorgen macht und dass ihr ihn gar nicht mehr kennt. Dazu kann man auch schon einen Therapeuten zu Hilfe holen, der bei dieser Intervention anwesend ist. Dann kann man nur hoffen, dass er es einsieht und sich in eine Therapie begibt.
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