Reaktion des Umfelds auf Ausbildungs-/Studienabbruch?

vom 11.05.2013, 18:16 Uhr

Wie ich in dem Thema Welche Erfahrungen habt ihr mit Studienabbruch gemacht? schon geschrieben habe, denke ich derzeit zumindest oberflächlich darüber nach, mein Studium hinzuschmeißen und mich stattdessen für ein anderes Fach zu entscheiden, an dem mein Herz hängt. Sollte ich mich dazu entscheiden, komme ich wohl auch nicht umhin, diese Entscheidung der Familie und engen Freunden mitzuteilen, und kann nicht verleugnen, dass mich deren mögliche Reaktionen durchaus ängstigen. Immerhin ist es meine Familie, die mein bisheriges Studium nicht nur anerkannt, sondern auch finanziert hat, und es waren Freunde, die mich in der Wahl des Studienfachs bestärkten und mir immer wieder Mut machten.

Mich würde interessieren, wie das bei euch lief. Solltet ihr einmal ein Studium oder eine Ausbildung geschmissen haben, wie reagierte eure Familie darauf? Und wie war die Reaktion eures restlichen Umfelds? Hattet ihr das Gefühl, dass eure Entscheidung weitgehend akzeptiert wurde?

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe eine Ausbildung beendet, die Voraussetzung für eine andere war, die ich dann nicht mehr gemacht habe. Meine Eltern fanden das nicht gerade gut, aber ich hatte ein Ziel und das wollte ich dann auch erreichen. Meine Freunde haben normal darauf reagiert und eigentlich waren es nur meine Eltern, die sich eben Sorgen gemacht haben.

An deiner Stelle würde ich es nun schon mal ansprechen, dass du eben nicht glücklich bist. Sicherlich haben sie es dir ja nun auch schon angesehen und wenn sie dich wirklich mögen und lieben dann sollten sie dich auch in deinem Leben bestärken und zu dir stehen. Das gilt für Freunde und Verwandte. Richtige Freunde stehen immer zu einem und bei Eltern geht es eigentlich auch nur darum, dass man eben nicht ohne eine Grundsicherung da steht. Eigentlich will dein Umfeld sicher auch nur, dass du glücklich bist und wenn es der Studiengang eben nicht war, dann musst du wechseln.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich mein Studium abbreche und stattdessen ein neues anfangen werde, waren sie alles andere als begeistert. Stattdessen haben sie sogar ein wenig sauer reagiert, da sie sich wohl auch für mich geschämt haben, dass ich nicht in der Lage war, das Studium durch zu ziehen.

Meine Eltern rieten mir damals, weiterzumachen. Dass ich total am Ende war und kaum noch Kraft hatte, in die Uni zu gehen, hat sie dabei nicht sonderlich interessiert. Sie wollten einfach, dass ich das Studium zu Ende bringe. Dabei war es so, dass sie mir das Studium auch überhaupt nicht finanziert haben, so dass es nicht einmal an den finanziellen Aspekten lag.

Meine Freunde haben relativ neutral darauf reagiert. Immerhin kam es für sie auch nicht überraschend, dass ich abgebrochen hatte. Stattdessen wussten sie seit längerer Zeit, dass mir das Studium keinen Spaß machte, weshalb es dann eben auch nur eine logische Schlussfolgerung war, dass ich abgebrochen hatte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Nachdem eigentlich keiner für dein Leben verantwortlich ist außer du musst du aufhören, dich irgendwie in einer Position zu sehen, dich rechtfertigen zu müssen. Ein Studienabbruch oder ein Fachwechsel ist nichts, was "schlimm" ist oder mit dem du dein Umfeld "enttäuschen" kannst. Du wirst deinen Weg finden und das ist wichtig. Schön natürlich, wenn dich deine Eltern (als wichtige Instanz) unterstützen. Aber im Zweifel ist noch nicht mal das notwendig - nur eben macht dies vieles leichter.

Wenn du schon "Bedenken" hinsichtlich der Reaktion deines Umfelds hast, dann würde ich zur schonungslosen Offenheit raten. Möglichst schnell nachdem die Entscheidung umgesetzt wurde (also erst, wenn du dir selbst sicher bist und die Entscheidung für dich gefällt hast - um dich nicht beeinflussen zu lassen!) informierst du dein Umfeld beiläufig. Du musst damit nicht hausieren gehen. Aber wenn es sich ergibt, sprichst du eben über diese von dir getroffene Entscheidung.

Das schöne ist dann, dass die anderen nichts anderes machen können, als eben die Entscheidung zu "akzeptieren". Wer sich für dich interessiert, der wird mit dir über Beweggründe reden. Nicht aber darüber, dass du "zu früh aufgegeben" hast oder sonstige destruktive Kritik anbringen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Auch ich möchte noch etwas hierzu schreiben. Zwar habe ich bisher noch kein Studium und auch keine Ausbildung hingeschmissen, dafür aber mein Bruder. Nach einem 3/4 Jahr Soziologiestudium hat er gemerkt, dass dieses Fach einfach nicht das ist, was er erwartet hat. Er hat also (zum Glück) rechtzeitig hingeschmissen. Dies war eine sehr weise Entscheidung, denn heute ist er glücklicher Germanistik/Philosophiestudent und hat in diesen Fächern seine wahre Leidenschaft entdecken können.

Ich bin der Meinung, dass ein Studiumabbruch in keinsterweise ein Beinbruch darstellt. Warum sollte es das auch sein? Du weißt doch im Vorhinein gar nicht, was dir wirklich blüht, wenn du etwas bestimmtes studiert? Manchmal merkt man auch im Nachhinein, nachdem man in näheren Kontakt mit den vermuteten Interessen gekommen ist, dass dies doch nichts für einen ist. In diesem Fall ist es doch wohl kaum klüger, das Fach weiter zu studieren, obwohl man gar nicht will?

Sowohl Familie und Freunde meines Bruders hatten mit der Entscheidung meines Bruders, dass er sein erstes Studium abgebrochen hat, keinerlei Probleme. Heute sind alle froh, dass er sein wahres Studium gefunden hat. Ich will gar nicht wissen, wie unglücklich er sein würde, wenn er heute immer noch Soziologiestudent sein würde. Wenn du es noch nicht getan hast: Schmeiß dein Studium hin, wenn du nicht gerade kurz vor Abschluss des Studiums bist und dir der Studiengang absolut nicht (mehr) zusagt. Es wird das Beste sein! Deine Zukunft liegt in deinen Händen und du musst wissen, was gut für dich ist. Nicht dein Umfeld.

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» Inceptor » Beiträge: 317 » Talkpoints: 3,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe auch schon öfters darüber nachgedacht, ob mein Studium wirklich das Richtige für mich ist und ob ich es nicht lieber abbrechen sollte. Nicht unbedingt, weil ich die Fächer nicht mag, sondern weil es einfach sehr anstrengend ist und ich teilweise das Gefühl habe, dass mir alles über den Kopf wächst. Meine Eltern denken sowieso, dass studieren ja absolut nicht anstrengend ist und immerhin habe ich einen Tag extra in der Woche frei, da soll ich mich mal nicht so anstellen. Das ich die restlichen Tage aber von 5-20 Uhr unterwegs bin, spielt dabei keine Rolle, ich bin ja noch jung und mache ja nichts, außer in der Uni zu sitzen. Diese Einstellung nervt mich tierisch und ich will gar nicht wissen, was sie mir alles vorwerfen würden, wenn ich jetzt mein Studium abbrechen würde. Dann wäre ich wahrscheinlich der Loser des Jahrtausends, deswegen könnte ich das meinen Eltern niemals beibringen.

Meine Freunde würden darauf allerdings gelassen reagieren, gerade eben meine Studienfreunde, da diese wissen, dass viele eben noch einmal umsatteln und das eben weit verbreitet ist und nichts mit Schwäche zu tun hat.

Ich kann also gut verstehen, wenn du dir Gedanken machst, wie dein Umfeld darauf reagiert. Wenn du alleine wohnst und deine Eltern keinen großen Einfluss auf dein Leben unbedingt nehmen (müssen, weil du mit ihnen wohnst, so wie ich), dann würde ich das Studium abbrechen, wenn du unglücklich bist und ein anderes beginnen. Außer du hast nur noch ein halbes Jahr, dann würde ich es definitiv durchziehen und danach etwas anderes machen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Meine Familie wäre unglaublich sauer und enttäuscht, wenn ich jetzt mein Studium abbrechen würde. Aber die wären auch genauso sauer und enttäuscht gewesen, hätte ich es schon nach einem Semester abgebrochen.

Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und meine Eltern haben leider überhaupt nicht den leisesten Schimmer davon, was ein Studium bedeutet. Die verstehen nicht, dass es einen unglücklich und (psychisch sowie psychisch) krank machen kann, wenn man sich einfach ein völlig falsches Fach ausgesucht hat. Sie kennen die Überforderung und die Selbstzweifel nicht, die sowas mit sich führt.

Die beiden würden eher denken, "wir haben dich finanziert und haben kein Geld und keine Lust, dir noch eine Zweitausbildung zu bezahlen". Glücklicherweise habe ich nicht abgebrochen, da mir mein Studium immer sehr gefallen hat.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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