Verbraucherbetrug über Preisabsprachen ohne Ende?
Das so genannte Kartoffel-Kartell war mir ja bisher als solches eher unbekannt. Aber dieses passt ja in die gegenwärtige Abzockergesellschaft, wo man ja scheinbar nur noch über´s Ohr gehauen wird. Und den Preis oder auch Schaden zahlen wie immer mal wieder die Verbraucher.
Nur wie kann man sich als Verbraucher gegen derartige Machenschaften illegaler Preisabsprachen denn schützen? Habt ihr vom Kartoffel-Kartell schon etwas gehört und verwundern euch derartige Preisabsprachen? Welche Beispiele von Preisabsprachen auf den Märkten kennt ihr denn noch und meint ihr man kann derartigen Gebaren mal irgendwie Einhalt gebieten?
Von einem Kartoffelkartell war mir bisher nichts bekannt. Aber das ist gut möglich und bei anderen Lebensmitteln wird es wohl nicht anders sein. Als Verbraucher erfährt man das ja leider erst immer, wenn es offiziell festgestellt wurde.
Es ist genau wie seit Jahren schon mit dem Benzinpreis. Da wurden ja auch Absprachen getroffen. Wir als Verbraucher sind eben nun mal die Dummen und werden es auch bleiben.
Kartelle sind in einer Marktwirtschaft aus guten Gründen verboten. Dass es ein Kartoffelkartell gibt hätte ich nicht vermutet, von daher enthielt der Spiegel-Artikel für mich überraschende neue Informationen.
Wie schon eingangs gesagt, Kartelle sind schlecht und gehören zerschlagen. Allerdings habe ich gerade bei den Produzenten und auch Zwischenhändlern von Grundnahrungsmitteln nicht gerade das Bild von gierigen Unternehmern vor Augen, die die Konsumenten schamlos ausnehmen. Die Einzelhändler (Discounter und Supermärkte) bauen einen enormen Druck auf, um billig an Grundnahrungsmittel zu kommen. Gerade kleinere Betriebe sind dann der schwächere Partner. Welchen Anteil unseres Geldes geben wir für Milch, Kartoffeln, Mehl und Zwiebeln aus?
Wir geben unser Geld doch lieber für ein 40€ T-Shirt aus, das in der Herstellung keine 4€ kostet, wir zahlen es dafür, dass eine Marke aufgedruckt ist. Leider ist das bei Kartoffeln und Zwiebeln ein bisschen schwierig mit dem Markenaufdruck. In diesem Sinne: Keine moralische Entrüstung bei mir!
Bei den Preisen für Kartoffeln und Zwiebeln die wir im Supermarkt bezahlen, frage ich mich, wo überhaupt ein Gewinn für die Hersteller vorhanden ist. Von daher sollte man wohl jetzt nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen. Billiger bekomme ich die Kartoffeln direkt beim Bauern auch nicht.
Außerdem scheint ja noch nicht wirklich bekannt zu sein in welche Richtung die Absprachen gingen. Immerhin kann man ja dabei auch eine untere Grenze festmachen, damit man wenigstens kosten deckend produzieren kann.
Bei vielen Artikeln im Lebensmittelbereich ist es doch so, dass man zwar nicht direkt die Preise abspricht, aber die großen Ketten für bestimmte Artikel fast immer den selben Preis haben. So wurde letztens im Radio berichtet, dass Aldi die Preise für Milchprodukte erhöhen wird. In der selben Meldung hieß es, dass alle anderen Mitanbieter dann ihre Preise sicherlich auch erhöhen werden, da Aldi eben nun mal die Richtung angibt, beziehungsweise andere Discounter die Aldi - Preise als Richtschnur nutzen.
Kartoffeln sind ein Lebensmittel, welches ich regelmäßig kaufe. Allerdings in meinen Augen auch einer der Artikel, welches den höchsten Preisschwankungen unterworfen ist. Wenn man mal von einem Netz mit fünf Kilogramm Kartoffeln ausgeht und man immer zum günstigsten Kartoffelnetz greift, habe ich zwischen 99 Cent bis zu 3,29 Euro in den letzten Jahren quasi jeden Preis bezahlt. Ok bei 3,29 Euro vergeht mir der Appetit auf Kartoffeln, gebe ich zu.
Mir ist natürlich durchaus bewusst, dass ein Bauer bei den Preisen wahrscheinlich kaum noch was daran verdient. Direkt beim Bauern kaufen ist hier leider nicht möglich. Allerdings dürfte das bei vielen Discounterartikeln so sein, dass der Bauer daran am wenigsten verdient.
diskutant hat geschrieben:Aber dieses passt ja in die gegenwärtige Abzockergesellschaft, wo man ja scheinbar nur noch über´s Ohr gehauen wird.
Vielleicht definierst du mal "Abzockergesellschaft". Hier bedienen sich Marktteilnehmer von aus organisatorischen Gründen ausgeschlossenen Mitteln, um eine Profitmaximierung zu erreichen. Das ist genau den Vorgaben entsprechend, auf denen unsere Wirtschaftsordnung fußt. Wieso es eine Abzockergesellschaft sein soll, ist mir daher nicht begreiflich. Wenn es darum geht, wie hoch z.B. dein Lohn sein soll und du den frei bestimmen könntest: was wäre dein maximaler Preis? Würdest du den nicht bei "nahe unendlich" ansetzen?
diskutant hat geschrieben:Und den Preis oder auch Schaden zahlen wie immer mal wieder die Verbraucher.
Bei solchen Verfahren zahlt natürlich das Glied der Kette in aller Regel drauf, welche den ganzen Prozess auch zu bezahlen hat. Dies ist der Verbraucher. Aber so ein Kartell kann auch Nachteile für weiter beteiligte im Verwertungsprozess haben. Das wird sich jetzt sicher im Laufe der Zeit herausstellen. Nicht allein die Verbraucher zahlen hier letztlich drauf. Dafür profitieren nämlich auch nicht alle.
diskutant hat geschrieben:Welche Beispiele von Preisabsprachen auf den Märkten kennt ihr
Wenn man von solchen Preisabsprachen wüsste, würden ja die Kartellbehörden eingreifen. Wir können nur Vermutungen anstellen. Und da gibt es viele Anbieter aus verschiedensten Branchen. Mir fällt dabei nicht nur die Ölindustrie ein (Tankstellen). So kann man sich fragen, wie die Preise im Bereich der Sanitäreinrichtungen zustande kommen. Ebenso bei diversen Baustoffen die in großen Mengen verkauft werden und es aber nur wenige Anbieter gibt. Auch alle anderen Lebensmittel werden im Grunde von nur ganz wenigen Konzernen gehandelt - auch hier ist es nicht undenkbar, dass Preise "abgestimmt" werden.
diskutant hat geschrieben:und meint ihr man kann derartigen Gebaren mal irgendwie Einhalt gebieten?
Nur bei "Außenseitern" einkaufen, welche keinem Konzern angehören und ihre Produkte auch nicht von den führenden Herstellern beziehen. Aber die sind in aller Regel deutlich teurer (z.B. Reformhäuser, welche von ihre Ware direkt von lokalen Produzenten ohne Zwischenhandel beziehen). Das würde theoretisch die Position der Großen schwächen. Aber mir ist kein Beispiel in der Geschichte der Marktwirtschaft bekannt, bei dem der Verbraucher seine Interessen gegen die entsprechende Lobby und ohne eine Einmischung der Politik (die in der Regel nach Katastrophen/Skandalen folgt) hat durchsetzen können.
Punktedieb hat geschrieben:Außerdem scheint ja noch nicht wirklich bekannt zu sein in welche Richtung die Absprachen gingen. Immerhin kann man ja dabei auch eine untere Grenze festmachen, damit man wenigstens kosten deckend produzieren kann.
Ich denke, dass es auch ohne so eine Absprache nicht statthaft ist, unter den Produktionskosten anzubieten. Daher wäre so eine Absprache auch nicht notwendig oder würde nur bedeuten, dass hier einzelne Konzerne andere Unternehmen (Konkurrenten) subventionieren würden. Ich für meinen Teil halte das für undenkbar.
Von einem Kartoffel-Kartell war mir bis dato auch nichts bekannt, wie so vielen anderen hier vermute ich. Aber genau das war sicherlich auch der Grund dafür, dass es die ganzen Jahre so super funktioniert hat. Warum ein Kartell in einer Branche oder mit einem Produkt aufbauen, dass auffällig ist, wenn man die Kartoffel nehmen kann und trotzdem Millionen macht?
Kartelle sind, wie in der ersten Unterrichtsstunde vom BWL-Lehrer gesagt nicht gut! Natürlich nicht, denn wir haben nichts davon. Wir zahlen mehr, wir zahlen lange und bis wir es bemerken vergeht Zeit. Wenn es dann bemerkt ist zahlen wir für den aufkommenden Schaden. Am Ende zieht der Verbrauer, also wir, wie immer den kürzesten Strohhalm.
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