Sich nach dem Tod des Partners gleich neu verlieben?

vom 07.05.2013, 19:47 Uhr

Die Mutter einer guten Freundin von mir ist vor 2 Monaten verstorben und meine Freundin trauert noch sehr und das ist auch sehr verständlich, weil sie nichts von der Krankheit der Mutter wusste und sie dadurch auch nicht richtig Abschied nehmen konnte und mit der Mutter ein letztes Gespräch führen konnte. Nun ist der Vater aber wieder neu verliebt und die neue Frau macht schon Anstalten langsam aber sicher ihre Sachen in die Wohnung des Vaters zu bringen.

Meine Freundin wohnt nicht mehr zu hause. Aber sie nimmt das sehr mit, dass ihr Vater sich so schnell nach dem Tod ihrer Mutter wieder neu verliebt hat und kann das nicht verstehen. Was haltet ihr davon?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Sicherlich ist es schon eine sehr unangenehme Sache, wenn man da so unterschiedlich denkt. Vielleicht war die Beziehung ja auch nicht mehr so toll und der Vater hat die Frau schon während der Beziehung kennengelernt. Außerdem wird er ja vielleicht von der Krankheit erfahren haben und sich dann eben auch emotionale Hilfe gesucht haben. Ich könnte mich nicht so schnell wieder verlieben. Sicherlich tut der Tod weh und man möchte vielleicht auch jemanden um sich herum haben, damit es leichter ist, aber verlieben könnte ich mich während des Trauerns nicht und ich würde es sehr befremdlich finden, wenn mir das so wie deiner Freundin passiert wäre. An ihrer Stelle würde ich mit dem Vater über die Problematik sprechen.

Auch kann ich die neue Frau nicht verstehen. Immerhin weiß sie ja um den Tod der Mutter und da würde ich mich eigentlich mehr zurückhalten und nicht gleich so in den Haushalt der Verstorbenen drängen. Das ist ja auch nicht ganz normal.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke, dass es vielleicht nur eine Form oder eine Reaktion auf das Trauern ist oder zumindest auf die große Veränderung ist. Wenn man mal davon ausgeht, dass es ihn nicht total kalt gelassen hat, dass die Frau, mit der er einige Jahrzehnte verbracht hat, gestorben ist, dann steht es mit ihrem Tod im Zusammenhang. Er hat sich also nicht trotz des Todes seiner Frau neu verliebt, sondern wegen dem Tod.

Nach so einer langen Beziehung fällt man in ein Loch, wenn diese plötzlich aufhört. Erst recht, wenn es den Partner nicht mehr gibt. Der Mann wird bei allem, was er tut und sieht an seine Frau erinnert. Natürlich trauert die Tochter auch, aber sie wohnt nicht mehr zu Hause. Er sitzt morgens an dem Tisch, an dem er jahrelang mit ihr gefrühstückt hat, mittags muss er sich plötzlich selber was kochen, nachmittags schmeckt der Kaffee nicht so gut, wie der, den sie gemacht hat, und so weiter und vor allem abends geht er ganz alleine ins Bett, das plötzlich riesig und kalt ist.

Ich finde es ganz verständlich, dass er diese Leere ausfüllen möchte. Vielleicht hält er es sonst vor Trauer auch gar nicht aus. In dem Alter geht man doch auch viel pragmatischer an Beziehungen ran. Da sucht man nicht mehr nach der großen Liebe - die hatte er ja schon. Schmetterlinge im Bauch sind auch nicht nötig. Es geht vielmehr darum, dass man sich abends einen Film zusammen ansieht und eben das Bett nicht so leer ist. Er sieht doch auch über kurz oder lang seinem Lebensabend entgegen, den er nun trotz anderer Pläne plötzlich nicht mehr mit seiner Frau verbringen darf. Das ist im höchsten Maße erschreckend.

Ich würde einfach mit ihm drüber reden. Ich würde auch ein paar Dinge von der Mutter "beanspruchen". Ein Möbelstück oder ein Kleidungsstück. Ich finde es sehr schön, etwas von meiner Großmutter hier zu haben. So kann man etwas retten, bevor die neue Frau es in Beschlag nimmt.

Und Apropos neue Frau: der geht es wahrscheinlich genauso. Sie hat Angst davor alleine zu sein und nimmt ihre Chance auf ein Leben an der Seite eines anderen wahr. Sie könnte etwas taktvoller vorgehen, aber wer kann es ihr verdenken? Ich finde den Gedanken, mit 50 oder 60 plötzlich wieder alleine dazustehen absolut angsteinflößend.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Zunächst einmal ist es natürlich verständlich, dass deine Freundin noch nicht mit der Situation zurechtkommen kann, denn der Tod ist gerade einmal zwei Monate her. Des Weiteren sagst du ja selber, dass der Tod wohl eher plötzlich und unerwartet für deine Freundin kam, da sie von dem Krankheitsbild keinen blassen Schimmer hatte. Sehr tragisch ist die Situation deiner Freundin. Doch eigentlich gehe ich als außenstehende Person davon aus, dass diese Situation nicht nur für deine Freundin dramatisch sein wird, sondern auch für den Ehepartner der verstorbenen, aber offensichtlich scheint dem nicht so.

Jetzt muss man jedoch Abwegen. Wenn er sich wirklich zwei Monate nach dem Todesfall direkt neu verliebt hat, dann könnte ich es nicht nachvollziehen. Wieso? Naja ich denke einfach, dass man sich doch geliebt hat und bis der Tod euch scheidet, nicht gleich bedeutet, zwei Monate später kannst du eine neue Perle haben. Wo ist die Liebe in zwei Monaten hin? Wo ist der tragische Verlust hin? Alles schon vergessen? Für mich sehr seltsam, aber wenn dem so ist, jeder Mensch geht anders mit solchen Situationen um. Ein anderes Szenario wäre, dass der Herr das Krankheitsbild kannte und bereits im Vorfeld mit der Dame angebändelt hätte. Diese Situation mag nicht besser sein, aber würde erklären, wieso jetzt schon förmlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Für mich persönlich sind beide Szenarien nicht nachvollziehbar aufgrund der kurzen Zeitspanne. Doch jeder Mensch reagiert nun einmal anders, aber man kann nicht erwarten, dass man ewig Single bleibt. Doch das Verhalten der Dame würde ich als sehr pietätlos der Tochter gegenüber beschreiben, denn sie scheint ja schon da ihre vermeidlichen Rechte einzufordern und legt null Wert auf die Gefühle der Tochter, für die es momentan zwei sehr seltsame Situationen gibt.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es gibt Menschen, die flüchten sich nach einem Beziehungsende, aus welchen Gründen auch immer, direkt in eine neue Beziehung. Das geht dann meist schief, aber das ist eine andere Sache. Und dann gibt es eben auch Menschen, die erst einmal monate- oder jahrelang trauern. Im hohen Alter gibt es auch Menschen, die gar keine neue Partnerschaft mehr haben möchten. Menschen sind eben unterschiedlich. Aber dass Leute sich nach Beziehungsende direkt mit jemand Anderem vertrösten, habe ich in meinem Leben schon einige Male gesehen.

Seltsamer hingegen ist, dass die neue Frau nach bloß zwei Monaten direkt einziehen möchte. Selbst, wenn es vorher keinen Todesfall gegeben hätte, ja, selbst, wenn vorher jahrelang keine Beziehung bestanden hätte, fände ich es komisch, nach so kurzer Zeit schon zusammenzuziehen. Da könnten einige Menschen vielleicht vermuten, dass die beiden sich vorher schon nahe standen, aber auch das ist nicht bewiesen. Menschen sind eben alle unterschiedlich. Vielleicht verlieben sich einige auch im höheren Alter so urplötzlich und heftig, dass schnell feststeht, dass sie zusammen leben wollen. Wenn ich an meinen ersten richtigen Partner denke, damals war es auch so, dass ich am liebsten schon eine Woche nach Kennenlernen zu ihm gezogen wäre. Es hielt dann auch acht Jahre, immerhin. Wieso sollte so eine Verliebtheit im hohen Alter nicht auch vorkommen? Gut gehen kann es ja auch, das ist eben eine Frage des Einzelfalls.

Verstehen kann ich aber vor allen Dingen auch die Gefühle der Tochter. Sie könnte den Eindruck haben, dass ihr Vater ihre Mutter geringschätzt, dadurch, dass er nach so kurzer Zeit eine neue enge Beziehung hat. Möglicherweise befürchtet sie auch, dass ihr Vater fremdgegangen ist, und die neue Frau schon länger als Partnerin hat, also auch schon vor dem Tod der Mutter. Allerdings würde ich als Tochter auch nicht versuchen, da weiter nachzuforschen. Nur mit dem Vater über ihre Gedanken sprechen, das sollte sie schon. Sie sollt ihre Gefühle ausdrücken. Das könnte vielleicht ein wenig helfen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Schwierig zu sagen. Mein Vater ist vor 2 Jahren auch gestorben, meine Mutter leidet heute noch sehr darunter und trotzdem konnte sie sich nach knapp einem halben Jahr oder ein wenig mehr neu in einen Mann verlieben. Man bemerkt schon das es nie mehr so wird wie es einmal war, ihr geht es dadurch aber besser und ich denke deine Freundin sollte ihren Vater auch machen lassen. Meistens tun neue Partnerschaften den Leuten gut und geben ihnen wieder Kraft nach vorne zu blicken!

» krisiun » Beiträge: 498 » Talkpoints: 8,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das es deine Freundin sehr mit nimmt, dass ihr Vater schon wieder eine neue Frau hat kann ich gut verstehen. 2 Monate ist in meinen Augen nicht gerade sehr viel Zeit, um so ein schreckliches Ereignis zu verarbeiten. Hier würde ich sehr viel länger brauchen und Frauen würden mich in dieser Hinsicht erst einmal gar nicht mehr interessieren. Ich will hier nicht das schlimmste beschwören, aber vielleicht kannte er die Frau schon etwas länger. Man kann schlecht beurteilen, wie die Ehe der beiden wirklich lief. Eventuell hat er sich mit dieser Frau schon einmal getroffen, aber wie gesagt, das sind reine Spekulationen.

Ich kann ja schon verstehen, dass der Vater sich irgendwann wieder nach einer Frau sehnt. Das ist ja ganz natürlich und irgendwann muss es ja auch weiter gehen, auch wenn es schwer fällt. So ein neuer Partner kann einem da sehr helfen und auch gut ablenken, aber man muss hier selbst wissen, ob es hier nicht doch etwas zu früh ist, wenn man schon vom zusammenziehen spricht.

Ich kenne auch solche Menschen, die nach jedem Beziehungsende sofort krampfhaft nach einer neuen suchen. Sicher ist es nicht ganz mit diesem unglücklichen Fall vergleichbar, aber es geht in die selbe Richtung. Bei solchen Menschen besteht das Leben offenbar nur aus Beziehungen. Wenn der Mensch mal alleine ist jammert er nur herum und ist unglücklich. Da muss schnell wieder ein neuer Partner her. Das dies nicht immer sehr gut passt dürfte klar sein. Vielleicht ist der Vater ja ein solcher Typ, auch wenn er lange Zeit mit dieser Frau zusammen war, bis sie letztendlich leider verstarb.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



MissMarple hat geschrieben:Meine Freundin wohnt nicht mehr zu hause. Aber sie nimmt das sehr mit, dass ihr Vater sich so schnell nach dem Tod ihrer Mutter wieder neu verliebt hat und kann das nicht verstehen. Was haltet ihr davon?

Vielleicht kannte der Vater die neue Frau ja schon etwas länger, denn die Mutter deiner Freundin war ja anscheinend schon länger krank. Manchmal ist es in solchen Fällen so, das die Partner dann zwar noch zusammen bleiben, bis der Kranke Partner dann von seinem Leid erlöst wird, aber sie haben im Grunde keine Beziehung mehr. Kann es nicht bei deiner Freundin auch so gewesen sein? Es ist natürlich schon eine komische Situation und gerade für deine Freundin, die von der Krankheit ja nichts wusste, aber denkbar wäre es allemal.

Bei uns in der Gegend war mal ein Postbote, der eine sehr Schwerkranke Frau hatte und die haben es, bevor sie krank wurde, miteinander besprochen, was wäre wenn ein Partner sehr krank werden und vor dem anderen sterben würde. Der Postbote hat seine Frau bis zum letzten Gang nicht alleine gelassen, aber dennoch hatte er schon eine neue Partnerin, als seine Frau noch lebte. Das war für die Schwerkranke auch in Ordnung, da sie unheilbar krank war. Im Ort haben ihn natürlich auch erstmal einige ganz schief von der Seite angesehen, aber diejenigen, die die Leute besser kannten, wussten was da Sache war und fanden es auch legitim.

Im Fall deiner Freundin ist es bestimmt auch so ähnlich abgelaufen und vielleicht sollte sie das Gespräch mit ihrem Vater suchen. Dann würde sich vielleicht auch einiges erklären. Es kann ja auch möglich sein, das er einfach nicht alleine sein kann und das auch nicht möchte. Das die neue Frau nun aber schon fast mit ihren Klamotten vor der Tür steht, finde ich auch etwas zu früh. Sie können ja zusammen sein, aber das offizielle Zusammenziehen sollten sie vielleicht noch etwas nach hinten verschieben. Vor allem sollte der Vater das auch erst mit seiner Tochter besprechen, auch wenn diese nicht mehr zuhause wohnt, aber es ist ja ihr Elternhaus.

Das man sich nach dem Tod eines geliebten Menschen so schnell wieder neu verlieben kann, ist für mich persönlich nicht denkbar, auch nicht dann, wenn mein Partner vielleicht schon jahrelang schwer krank ist. Ich würde das ganze erstmal mit ihm bis zum letzten Gang durchziehen und dann auch erstmal Zeit für mich selber brauchen um mich wieder zu sortieren. Aber jeder Mensch tickt da anders und das sollte man auch akzeptieren. Vorwürfe würde ich dem Vater nicht machen, denn für Gefühle, die sich entwickeln, kann man nichts machen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde das grundsätzlich nicht verwerflich. Wenn einem der Mensch begegnet, mit dem man sich eine neue Beziehung vorstellen kann, dann begegnet er einem eben und man muss meiner Meinung nach kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich auf diesen Menschen dann auch einlässt. Die verstorbene Frau würde sicher auch wollen, dass ihr Mann wieder glücklich wird. Wer würde sich schon wünschen, dass der Partner im Falle des eigenen Todes für immer alleine bleibt? Natürlich ist es sehr früh schon nach 2 Monaten, aber wenn es die richtige ist, dann hilft die neue Beziehung sicher auch dabei, die Trauer zu verarbeiten.

Etwas langsamer angehen könnten die beiden das allerdings schon. Dass die Neue schon fast bei ihm einziehen will, finde ich dann doch ein bisschen sehr schnell und das die Tochter davon nicht begeistert ist, ist mehr als verständlich.

Falls es so kommen sollte, dass diese Beziehung nicht lange hält und kurz darauf wieder eine neue folgt, dann wäre das für mich ein Zeichen dafür, dass der Mann eben nicht mit dem Tod seiner Frau zurechtkommt und mit allen Mitteln versucht, das irgendwie zu kompensieren oder zu verdrängen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Prinzipiell ist die Situation für alle Beteiligten unangenehm, weshalb es umso wichtiger ist, sich gegenseitig zu helfen und zuzuhören beziehungsweise überhaupt miteinander zu reden. Ebenso sollte jedem bewusst sein, dass jeder eine solche Situation anders angeht. Meine Großmutter ist bis heute nicht über den Tod ihres Mannes hinweg gekommen. Sie macht alles Mögliche an Freizeitaktivitäten, ist in so vielen Clubs und Vereinen und das Alles nur um sich abzulenken und um nicht auf dumme Gedanken zu kommen.

Ich denke der Vater macht hier prinzipiell das selbe. Ich glaube kaum, dass er alles vergessen hat und nicht trauert, eigentlich macht er genau das Richtige: optimistisch sein, es akzeptieren und weiter nach vorne schauen und dementsprechend handeln. Inwiefern eine "neue" Frau dafür nun notwendig ist, ist eine rein subjektive Einschätzung beziehungsweise Angelegenheit, welche der Vater nun einmal so schnell abgehakt hat.

An der Stelle der Tochter würde ich das Gespräch mit dem Vater suchen, im Idealfall zunächst alleine und später mit der Frau sogar, so dass diese auch Klartext zu hören bekommt und weiß was abgeht. Alles was in die Heimlichtuerei übergeht führt nur zu Streit und Misstrauen, was in einer solchen Situation noch mehr kaputt macht. Das Wichtigste in solch einer Situation ist einfach, dass man sich mitteilt, den beziehungsweise die Anderen versteht und sie und ihre Meinung einfach akzeptiert. Dies gilt natürlich für alle Beteiligten!

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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