Von Bekanntem wegen nächtlichem Anruf beleidigt

vom 07.05.2013, 01:23 Uhr

Ich muss die Threaderöffnerin aber mal in Schutz nehmen. Wie man sich als junge Frau mitunter fühlt, wenn man nachts schon mehrfach belästigt worden ist, möglicherweise sogar verfolgt und angegrabscht, kann sich jemand, der das selbst noch nicht erlebt hat, garantiert nicht vorstellen. Und, so wenig ich von Geschlechterklischees normalerweise halte, so denke ich tatsächlich, dass Männer, beziehungsweise Personen, die von ihrem Umfeld als männlich wahrgenommen werden, definitiv gar nicht begreifen können, wie unsicher es sein kann, als Frau nachts alleine herumzulaufen. Ganz einfach, weil sie selbst dieses Problem nicht haben. Sie werden nicht von Fremden belästigt oder angefasst. Sie müssen sich keine Gedanken machen, wo sie nachts noch herumlaufen "dürfen" und welche Gegenden sie vielleicht meiden sollten.

Sprich: An Männern geht diese ganze Problematik der nächtlichen sexuellen Belästigungen auf der Straße doch total vorbei, mal vielleicht einige sehr seltene Ausnahmen außer Acht gelassen. Von daher finde ich es auch anmaßend, wenn Leute, die diese Problematik nie selbst erleiden müssen, einer betroffenen Frau sagen, sie solle sich doch mal nicht so anstellen. Wer das schon einmal erlebt hat, traut sich nun einmal vielleicht nicht mehr, so sorglos herumzulaufen. Er beziehungsweise sie macht sich eben sehrwohl mehr Gedanken, aus Angst, es könne wieder etwas passieren. Möglicherweise ist schon einmal Schlimmeres verhindert worden, weil jemand dazwischen ging, oder weil man fliehen könnte. Aber wer weiß, ob das immer wieder so gut endet? Ich kann in einigen Gegenden die Sorge auf jeden Fall verstehen. Sie ist nicht übertrieben. Ich kenne in Berlin auch Viertel, die ich nicht einmal tagsüber als Frau alleine betreten möchte. Wenn ich dort nun hindurch müsste, zudem nachts, würde ich auch dafür sorgen, Begleitung dabei zu haben, wenn möglich. Ein Taxi kann sich leider auch nicht jeder regelmäßig leisten, aus finanziellen Gründen.

Zudem halte ich es auch nicht für abwegig, dass bei der Tatsache, dass niemand ans Telefon geht, davon ausgegangen wird, dass vielleicht der Akku leer ist oder andere Gründe vorliegen. Man muss ja nicht meinen, dass die Person schläft, selbst, wenn es nachts ist, wenn die Person doch sonst wohl sehr nachtaktiv zu sein scheint. Wenn mich beispielsweise jemand um 23 Uhr nicht telefonisch erreichen könnte, dann würde er auch nicht glauben, dass ich einfach schlafen würde, sondern würde von anderen Gründen ausgehen, eben weil er weiß, dass ich um die Zeit gewöhnlich wach bin.

Auch weiß ich nicht, was daran kindisch sein sollte, dass man jemanden, der einen heftig beschimpft, einen möglicherweise sogar anschreit, nicht zum Freund haben möchte. Es gibt einfach Menschen, die starke Prinzipien und Ideale haben, und ein Grundsatz kann eben beispielsweise sein, dass man Freunde niemals beschimpft, komme was wolle. Ich beispielsweise kann mich auch problemlos daran halten, ohne Ausnahmen. Die Threaderöffnerin kann das nach eigenen Aussagen wohl auch. Von daher finde ich es auch nicht verkehrt, wenn man sich selbst als Kriterium für Freundschaften setzt, dass die Person sich ebenso verhält.

Für mich wäre beispielsweise auch jede Freundschaft zu Ende, sobald jemand einen rassistischen, sexistischen oder homophoben Spruch von sich gibt. So einfach ist das. Das darf für mich einfach nicht vorkommen und nach diesem Kriterium "bewerte" ich auch strikt. Da ist es mir ehrlich gesagt auch egal, was die Person sonst tut, wenn ein rassistischer Spruch kommt, dann ist es aus.

Und was Beschimpfungen betrifft, bin ich auch nicht viel nachgiebiger. Wer mich beschimpft, kann gehen, und wenn jemand mich nach demselben Kriterium behandelt, habe ich damit kein Problem. Leute, die ihren Frust so an anderen Menschen auslassen, sind mir eh suspekt. Für mich muss ein erwachsener Mensch einfach seine Emotionen unter Kontrolle haben. Ansonsten ist er bei mir sowieso verkehrt. Ich finde es auch nicht weiter schlimm, diese Grundsätze zu haben. Jeder hat eben andere und solange das Umfeld davon weiß, ist das doch in Ordnung. Es ist ja auch niemand gezwungen, mit mir befreundet zu sein.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Der Threadstellerin in allen Ehren, aber auch ich bin eine Frau. Ich werde sogar bei Tageslicht in etwas weniger befahrene oder begehbare Gassen dumm von der Seite angemacht oder sexuell belästigt. Da sind Sätze wie „ey haste Bock zu …. „ noch harmlos. Gerade auch die Südländer sind die meisten, die mir persönlich negativ auffallen, weil ich selber einen sehr südländischen Touch habe. Nun ja sei es drum. Doch auch ich laufe hier, wo ich lebe, alleine durch Straßen, wenn meine Frau arbeiten ist! Es würde jemanden geben, der mich abholt, abgesehen von meiner Mama oder meinem besten Freund, aber mal ganz im Ernst, das kann nicht der Sinn meines Lebens sein. Ich kann es doch nicht als Frau ständig erwarten, dass mich immer und immer wieder jemand irgendwo abholt?

Die Threadstellerin hatte scheinbar einen Mann, der wirklich so nett war. Finde ich von seiner Seite her super und auch sie, hat ja nichts falsch gemacht. Doch eins hat sie dann sehr wohl falsch gemacht, denn er hat sie bereits im Vorfeld auf diese Frühschicht hingewiesen, sodass sie einfach hätte zuhören müssen. So wäre dieses von seiner Seite überzogene Verhalten gar nicht erst zustande gekommen. Doch das sie jetzt direkt nen neuen Abholservice sucht und ihn nach seiner Dienste und einen einzigen Ausrutscher in den Hintern treten möchte, zeigt mir als ausstehende Frau sehr deutlich, dass er nur zu einem Zweck da war.

Kindisch ist vor allem der Satz, hin und wieder erhielt er Süßigkeiten! Das finde ich sehr kindisch und kann die Aussage in keinster Weise nachvollziehen. Für seine Dienste wäre mal ein nettes Essen angebracht gewesen, denn ein Bodyguard auch für 1 KM ist im Normalfall teuer. Es gibt nicht immer einen doofen, der sich so ausnutzen lässt. Ja gut er ist einmal aus der Haut gefahren und wieso? Weil sie diese Situation zu verantworten hatte, weil sie einfach nicht richtig zugehört hatte! Ich meine es auch nicht böse, aber es ist halt meine Meinung. Ich habe diesen Thread jetzt zwei weiteren Freundinnen, meiner Mutter, meinen Geschwistern und sogar einen Kumpel vorgelesen. Seltsam, dass diese hier meine Meinung und einige andere aus diesem Thread wie vom Cologneboy teilen. So falsch kann ich ja nicht denken.

Man muss einfach nicht so zart beseitet sein und alles direkt auf die Goldwaage legen. Ein einfaches Gespräch hätte es auch getan, aber direkt an der „kumpel- oder Freundschaft“ zu zweifeln – ist meiner Meinung nach einfach total unerfahren und unfair. Wenn er sich jetzt ein wenig veräppelt vorkommen würde, dann würde es mich nicht wundern. Denn für mich klingt es so, dass er einfach nur Mittel zum Zweck war!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich kann man als Frau auch herumlaufen, ohne begleitet zu werden. Natürlich gibt es auch Frauen, denen es wichtig ist, nachts alleine herumlaufen zu können. Aber Menschen sind eben alle unterschiedlich. Wenn die Threaderöffnerin eben lieber Begleitung haben möchte, wo liegt also das Problem? Das ist doch ihre Sache. Wenn sie jemanden findet, der ihr hilft, umso besser. Außerdem weiß ich ja nicht genau, was sie bisher alles auf der Straße erlebt hat. Vielleicht sind ihre aktuellen Ängste auch noch Nachwirkungen, die irgendwann vergehen. Es muss ja nicht ihr Leben lang so sein, dass sie nur mit Begleitung nachts unterwegs sein möchte. Und selbst wenn, so wäre das ihr gutes Recht als Individuum, in das sich niemand einmischen darf.

Abgesehen davon bin ich kein Hellseher. Und es würde mich wundern, wenn hier einer unter uns wäre. Fakt ist, wir wissen einfach nicht, was nun die genauen Beweggründe des Mannes waren. Und wir wissen auch nicht, ob die Threaderöffnerin den Mann nur ausnutzen wollte und sich jetzt einen neuen Deppen suchen möchte, oder ob sie so berechnend gar nicht gedacht hat. Menschen haben unterschiedliche Mentalitäten und in mein Verhalten haben auch schon Leute Zeug hineininterpretiert, das ich niemals gedacht hätte und das mich wirklich erschreckt hat. Vielleicht ist es bei der Threaderöffnerin im Moment genauso. Fakt ist, wir können ihr nicht in den Kopf sehen, und daher würde ich auch nicht unterstellen, was sie möglicherweise über diesen Mann denkt oder sonst etwas.

Und das mit den Süßigkeiten kann auch blöd formuliert gewesen sein. Wie viele Leute bringen anderen Menschen zum Dank eine Schachtel Pralinen mit, die man durchaus auch als Süßigkeiten bezeichnen könnte? Oder auch einen Blumenstrauß? Wenn man so darüber nachdenkt, ist das dann immernoch lächerlich? Ich finde, nicht.

Abgesehen davon ist es noch nie so gewesen, dass man anhand der Masse der Befürworter einer Sache oder Sichtweise ablesen konnte, ob diese richtig oder falsch ist. Es gibt da den Spruch mit den Fäkalien und den 1000 Fliegen, die nicht irren können, den kennst Du sicher. Ich halte mich einfach an den Grundsatz, dass ich keinem Menschen irgendetwas unterstelle, weil ich einfach nicht hellsehen kann. Das sollte man sich, bevor man sich in irgendwelche Theorien versteift, gerne einmal bewusst machen.

Zudem bleibt es immernoch jedem selbst überlassen, seine Kriterien für Freundschaft so zu setzen, wie es ihm gefällt. Diese Ansichten mögen nicht alle teilen, einige würden sie vielleicht auch befremdlich finden, aber wenn jemand eindeutig sagt "Wer mich anschreit, kann gehen.", dann ist das völlig in Ordnung. Es gibt eben Menschen, die haben ethische Grundsätze, die sie auch bei ihren Freunden erwarten. Sicher muss man seine Moralvorstellungen nicht jedem Mitmenschen aufzwingen, aber man kann sie durchaus zur Bedingung setzen, wenn es darum geht, ob man mit jemandem befreundet sein möchte, oder nicht. Denn dazu, mit einem befreundet zu sein, ist ja wie gesagt niemand gezwungen, und auch niemand hat ein pauschales Recht darauf.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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