Schülergruppen und Hänseleien - Habt ihr darunter gelitten?

vom 01.05.2013, 21:58 Uhr

Heute abend wurde ja schon die Frage gestellt, ob es jemanden in eurer Schulzeit gab, zu dem ihr nicht so nett wart. Als die Frage reingestellt wurde, musste ich schmunzeln, weil ich seit ein paar Tagen über eine ähnliche Frage nachdenke. Da ich ja eher zu den gemeineren Schülerinnen gehörte, interessiert mich aber vielmehr die Sicht derjenigen, die gehänselt wurden. (Die Betonung liegt dabei auf "eher". Ich bin nicht rumgerannt und hab mir Opfer gesucht. Es gab auch einen in meiner Klasse, den ich ständig in Schutz genommen habe. Ich bin auch nicht stolz darauf, dass ich die ein oder andere damals gehänselt habe. Aber das soll hier gar nicht Thema sein.)

Es ist ja nun mal so, dass sie die Schülerschaft in Gruppen aufteilt. Grob gesagt gibt es "die Coolen" und "die Uncoolen", was auch immer das genau heißen mag. Ich glaube fast, daraus lässt sich der Zustand des Elternhauses ablesen. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich zwölf war, meine Mutter war also alleinerziehend und berufstätig. Vor der Scheidung haben ich und meine Geschwister noch Instrumente lernen müssen und solche Sachen. Das war in der neuen Situation zweitrangig. Mein Klavier wurde jedenfalls zwei Jahre später verkauft.

Eine spätere Freundin jedoch, die mir während Realschulzeiten auch viel zu uncool war, kommt aus einem heilen Elternhaus und ihre Mutter war Hausfrau. Sie spielt seit je her Theater und singt im Kirchenchor. Sie hat nie nachmittags am See rumgehangen, sondern wurde zum Mittagessen erwartet. Meine Mutter hat aufgehört zu kochen als ihre 5 Kinder zu 5 unterschiedlichen Zeiten aus Schule, Kindergarten und Hort kamen, dort teilweise schon Mittagessen bekommen hatten und erst recht als ich durch den Hauswirtschaftsunterricht Kochen lernte.

Aber natürlich gab es auch Kinder, deren Eltern noch verheiratet waren und sie trotzdem "cool" waren. Also ich weiß nicht, welche Vorgeschichte einen "cool" werden ließ. Aber jedenfalls waren es einige. Und so fühlten sie sich natürlich auch. Und natürlich dachten wir, dass die uncoolen Kinder eigentlich gerne so wären wie wir und sich nur nicht trauten. Ich kann mir aber im Nachhinein lebhaft vorstellen, dass diese Kids sich nicht die Bohne für uns interessiert haben und uns nur registrierten, wenn wir mal wieder den Unterricht störten. Ansonsten waren sie glücklich, hatten ihre Freunde und ihre Hobbys und sahen gar kein Grund, Zigaretten zu rauchen, rumzuknutschen oder Alkohol auszuprobieren.

Einige haben uns natürlich auch registriert, wenn wir sie verarscht haben. Es gibt ja leider einige, die einiges abbekommen haben. Entweder wurden sie nur von einem Mitschüler permanent gehänselt oder andere haben dann mitgemacht. Ich kann mir vorstellen, dass es einige sehr schwer hatten in ihrer Schulzeit.

Aber wie ist es wirklich? Habt ihr eher zu den Coolen oder zu den Uncoolen gehört? Wenn ihr "uncool" wart, habt ihr die Coolen beneidet oder waren sie euch egal? Habt ihr sehr unter den Hänseleien gelitten? Habt ihr vielleicht sogar Langzeitschäden davon getragen?

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich hatte immer eine Außenseiterrolle. Ich glaube, in die typischen Klassifizierungen "cool" oder "uncool" kann man mich aber nicht einordnen. Ich habe einfach eigenständig mein Ding gemacht und mich um den Rest der Klasse kaum geschert, jedenfalls, nachdem erstmal einige Sachen geklärt worden waren.

Anfangs sorgte die Tatsache, sich so selbst auszugrenzen, natürlich für Mobbing-Attacken, teilweise sogar körperliche Gewalt, aber sofern man sich dann zu helfen weiß, verlieren sie irgendwann das Interesse. So sehr ich körperliche und psychische Gewalt verabscheue, und so unvorbildlich es auch ist, ich muss hier mal wirklich eine Sache gestehen: Nachdem ich gemobbt wurde, wie gesagt auch geschlagen, habe ich der "Anführerin" der "coolen" Mädchen ordentlich eine gesemmelt und danach hörten die Angriffe sofort auf. Mediationsversuche durch Lehrer, Gespräche mit den Eltern und sonstige friedfertige Versuche, die vorher stattgefunden hatten, waren alle fehlgeschlagen. Aber wenn man gegen jemanden, dessen Hirn offensichtlich auch nur zum Prügeln ausreicht, auch einmal die Fäuste auspackt, ist der Ofen plötzlich aus. Das ist traurig, sagt eine Menge über diese Gesellschaft aus, aber letztendlich hat es mich die gesamten restlichen Jahre vor weiteren Attacken geschützt.

Seit dem Zeitpunkt hatte ich dann ein ruhiges, abgeschiedenes Schulhof-Leben. ;) Sicher hatte ich auch vereinzelt Freunde, aber ich selbst gehöre einfach eher zu den Leuten, die sich gerne still alleine beschäftigen, indem sie beispielsweise lesen oder zeichnen. Das habe ich meine gesamte Schulzeit über getan. Letztendlich ist das nun einmal meine Mentalität, das habe ich schnell erkannt. Versuche, eine Rolle zu spielen, die ich nicht bin, bloß um "cool" zu wirken, habe ich nie begonnen.

Übrigens wirkte wohl gerade das ab einem bestimmten Alter, so etwa ab der 8. oder 9. Klasse, wohl doch wieder "cool" auf einige Schüler. Da wollten sie plötzlich nicht alle total "in" sein, sondern plötzlich ging es darum, sich abzugrenzen, "individuell" zu sein und gegen den Strom zu schwimmen. Da war plötzlich die Hochachtung groß, mir gegenüber, weil ich ja schon jahrelang so gelebt hatte. Wozu ich auch von meinen Eltern immer motiviert worden bin. Beziehungsweise nach der Scheidung von meinem Vater, bei dem ich aufgewachsen bin. Was natürlich anfangs auch einige Schüler, weil es eben ungewöhnlich war, als Mädchen ohne Mutter zu leben,als Mobbinggrund sahen. Später wiederum fanden es die Schüler wegen der Ungewöhnlichkeit doch wieder "cool". Das ist so ein komischer Wandel, der sich in einem bestimmten Alter zu zeigen scheint.

Letztendlich war mir das Urteil der Anderen aber auch zu dem Zeitpunkt noch egal. Was soll ich von Leuten, die so sehr nach Moden gehen, denn auch "Rebellion" war ja gewissermaßen mal "Mode", auch halten? Das kam mir eher suspekt vor. Und so ist es heute noch. Ich bin immernoch so, wie ich es immer war, einige Leute finden es toll, andere spotten, aber es ist mir herzlich egal.

Gelitten habe ich wohl höchstens anfangs unter dem Mobbingmüll. Aber ich denke, jeder kann darauf verzichten, von einer Horde gackernder, keifender Tussis geschlagen zu werden, die Hass auf alles haben, was sie "unnormal" finden, sei es nun, dass man als Mädchen beim Vater lebt, oder dass man sich für ihre dämliche modische Markenkleidung nicht interessiert, oder ob man eben ihre absurde Star-Schwärmerei nicht mitmachen will. Mich hat es letztendlich aber auf meinem Weg sogar bestärkt. Ich kenne aber auch andere Leute, die Mobbing erleiden mussten, die daran zerbrochen sind, oder zumindest viele Jahre unter seelischen Verletzungen und einem kaputtgegangenen Selbstwertgefühl leiden mussten. Mobbing sollte man also definitiv nicht verharmlosen.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nach der Definition gehörte ich wohl eindeutig zu den "uncoolen" Schülern in der Klasse. Ich war immer die Außenseiterin, die nicht dazu gehörte. Wie es dazu genau gekommen war, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war ich ziemlich nah am Wasser gebaut und war wohl deshalb ein leichtes Opfer. Wenn man dann quasi das einzige Opfer in der Klasse ist, was ständig gemobbt wird, ist es sicher nicht einfach, damit fertig zu werden. Für mich war es jedenfalls nicht einfach. Ich hatte nur eine Freundin in der Klasse, die aber regelmäßig auf die andere Seite übergelaufen ist, wenn ich mal wieder gehänselt wurde.

Darum konnte ich eben nicht mit Rückhalt von Freunden rechnen. Diese Zeit, die fast meine ganze Schulzeit dauerte, war sicher keine schöne Zeit in meinem Leben. Wenn man wenigstens noch Freunde hat, die eventuell eben auch uncool sind, dann ist man nicht alleine. Aber alleine den Leuten gegenüberzustehen, die einen Tag für Tag mobben, das war wirklich schlimm. Irgendwann habe ich die Möglichkeit genutzt, die meine Klassenlehrerin mir anbot und ich habe eine Klasse wiederholt.

Danach wurde es besser. Ich habe Freundschaften geschlossen und auch wenn ich sicher nicht zu den coolen Leuten in der Klasse gehörte, so war der Zusammenhalt in der Klasse doch viel besser als in der vorherigen Klasse, die auch an der Schule als ziemlich schlimm verschrien war. Beneidet habe ich die "Coolen" sicher nicht, weil ich gar nicht so sein wollte. Es hätte mir gereicht, wenn sie mich einfach in Ruhe gelassen hätten. Aber gelitten habe ich schon unter den Hänseleien. Mein ohnehin schon schwaches Selbstvertrauen konnte sich dadurch zur Schulzeit nicht wirklich aufbauen. Langzeitschäden habe ich aber nicht davongetragen. Mittlerweile habe ich Freundschaften geschlossen und auch in meinem Job Fuß gefasst.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Interessantes Thema, dass du da anschneidest. Ich kenne quasi beide Seiten der Medaille. Als ich in der 6. Klasse aufs Gymnasium gewechselt bin (um mit meiner besten Freundin auf die gleiche Schule zu gehen) bin mit in „ihren“ Freundeskreis gerutscht. Dieser hat eindeutig zu den coolen Gruppen an unserer Schule gehört und ich fand das natürlich auch ziemlich toll. Teilweise wurden einige aus unserer Klasse aber auch ziemlich gemobbt (hauptsächlich durch gemeine Worte). Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, mich aktiv zu beteiligen, aber natürlich habe ich auch nichts dagegen gesagt. Das ging dann etwa 2 Jahre, dann habe ich mich schrecklich mit meiner damals besten Freundin gestritten und plötzlich stand ich alleine da. Alle angeblich so guten Freunde haben mir den Rücken zugekehrt und auch Gerüchte über mich in die Welt gesetzt.

Das interessante an der Sache war, dass nach einiger Zeit jemand aus der Klasse auf mich zu kam, zu dem ich nicht gerade nett war und gefragt hat, ob ich mich nicht zu ihnen setzten wolle. Da habe ich dann auch wirkliche Freunde kennengelernt. Im nachhinein wäre ich natürlich froh, wenn ich das vorher gewusst hätte. Aber aus Fehlern lernt man ja!

» Lara80 » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,39 »



Ich gehörte auch zu den uncoolen Typen, aber die Rolle des Außenseiters hat mir nie etwas ausgemacht. Oft war ich allein, bin vorne gesessen und die Leute haben mich gemieden. Der Grund war der, dass ich die Älteste in der Klasse war und anders war. Ich war schon für mein junges Alter ernsthaft und bin nicht mit den anderen feiern und trinken gegangen.

Die Noten waren mir wichtig, ich wollte unbedingt den Abschluss schaffen, ich wollte immer die Matura haben, um dann studieren zu können. Fleiß war wichtig und ich musste mich viel bemühen, um es zu schaffen. Ich war der perfekte Außenseiter, wie schon gesagt, mir machte das absolut nichts.

Das hat sich dann aber mit der Zeit gelegt. Dann kamen weitere Schüler hinzu, die die Rolle des Außenseiters annahmen, weil die auch ernsthafter wurden und schon saßen die ebenso vorne oder auch hinten ganz allein. Habe mich dann zu ihnen gesellt.

Es ist wichtig zu hinterfragen, wie es so weit kommen konnte. Oft liegt es nicht ausschließlich an einem selbst, sondern an der Gruppe, die auch zu dieser Rolle beiträgt. Die Gruppe war unreif und viel zu kindisch, die konnten mit mir nichts anfangen.

Heute bin ich keine Außenseiterin, im Gegenteil, ich komme sehr gut mit anderen klar. Es ist nur erstaunlich, dass die Gruppe, die damals die Menschen systematisch ausgeschlossen hat, heute selber Außenseiter sind.

Es gab Klassentreffen und die Gruppe konnte so nicht mehr bestehen. Ich merkte, dass ich immer noch die Stärkere von denen bin, nur das mir die Rolle des Außenseiters nicht mehr passt. Manche Leute aus dieser Gruppe sind auch heute noch sehr fies, aber mich freut das eher, weil ich glücklich bin nicht mit ihnen befreundet sein zu müssen.

Benutzeravatar

» kleineAmsel » Beiträge: 205 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eigentlich würde ich mich weder zu den Coolen noch zu den Uncoolen zählen. Aber deiner Definition nach war ich zumindest in der Oberstufe eine der "Uncoolen". Aber dafür habe ich auch selbst gesorgt. Denn anfangs hatte man mich noch auf Partys eingeladen, nur grenzte ich mich selbst ein wenig aus, zeigte wenig Interesse an meinen Klassenkameraden und so kam es dann, dass ich bis auf einige Freunde nicht viel mit dem Rest meiner Mitschüler am Hut hatte.

Ich bin trotz allem nie gemobbt worden, auch wenn ich denke, dass von einigen viel über mich gelästert wurde, aber scheinbar hatte man wegen meiner bissigen Art zu viel Respekt vor mir. Ich konnte auch schon ziemlich fies werden, wenn man mir blöd kam. Wir hatten leider zwei Mobbingopfer in der Klasse und obwohl ich auch ein wenig in dieses Schema gepasst hätte, ließ man mich in Ruhe. Daher habe ich mich auch nicht wirklich als der typische Außenseiter gefühlt, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich in meiner Oberstufenklasse nicht wohlgefühlt habe.

Zu den "Coolen" wollte ich aber auch nie gehören. Denn die "Coolen" aus meiner Klasse waren allesamt Idioten, die es für cool hielten, im Schnitt 4 Punkte pro Klausur zu schreiben, bekifft in die Schule zu kommen und sich unbegründet mit den Lehrern anzulegen. Witzigerweise sind sie alle sitzen geblieben und der zuständige Lehrer tat sein Bestes, die vier nicht wieder in dieselbe Klasse kommen zu lassen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich gehörte auch immer eher zu den Außenseitern. In Kindergarten und Grundschule war ich noch sehr beliebt aber ab der 5. / 6. Klasse wurde es immer weniger. Damals musste man Markenklamotten tragen um "cool" zu sein. Diese hatte ich aber nicht, da eine alleinerziehende Mutter eben auch kein Vermögen verdient. Ich habe zwar auch nicht viel Wert auf meine Klamotten gelegt, aber trotzdem hat es mich oft gekränkt wenn ich andere lästern hörte. Irgendwann hatte ich dann mal einen Pullover von Adidas, jedes mal wenn ich ihn trug kam ich mir so toll vor. Das hielt aber auch nur eine recht kurze Zeit, bis mir klar wurde, dass so was nicht an Kleidung festgemacht werden sollte.

Außerdem war ich immer recht schüchtern, teilweise schon verklemmt. Ich bin nie mit zu Geburtstagen oder auf Partys weil ich Angst hatte vor den Leuten die ich dort nicht kenne. Bis ich 19 war hatte ich auch nie einen Freund und war eigentlich immer nur die graue Maus.

Lange Zeit habe ich darunter gelitten, keine Freunde gehabt und wollte einfach "normal" sein. Heute bin ich nicht mehr so extrem schüchtern (eher ruhig), hatte tolle und lange Beziehungen und fühle mich nicht mehr schlecht so wie ich bin. Allerdings habe ich auch heute noch keine Freunde, bin viel alleine und kann mit Party und Disco nichts anfangen. Aber ich habe jetzt einfach akzeptiert, dass ich einfach so bin. Ich habe eben andere Interessen und bin auch ohne Freunde sehr glücklich, da ich ohnehin auch sehr gerne alleine bin und mir selbst genüge. Trotzdem kommt immer mal wieder das Gefühl hoch etwas verpasst zu haben, aber das kann ich jetzt ohnehin nicht mehr ändern, denn aus dem Teeniealter bin ich eben schon lange raus.

» SweetSecret » Beiträge: 177 » Talkpoints: 40,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Würde ich mich dieser Klassifizierung unterwerfen, wäre ich wohl als gänzlich uncool einzuordnen gewesen, wobei ich in der Grundschule noch recht beliebt war und sich diese mangelnde Anerkennung im Klassenverband erst im Gymnasium ergab. Wie auch immer, ich hatte eine Körperbehinderung, die mich in gemeinsamen Aktivitäten durchaus einschränkte, darüber hinaus war ich zu allem Überfluss immer extrem fleißig und nicht unbegabt, also immer recht gut in der Schule und seitens der Lehrer gerne mit Anerkennung bedacht.

Letztlich war es einfach schwierig, mit meinen Mitschülern auf einen Nenner zu kommen, zumal man sich eben nur meinetwegen nicht in Aktivitäten einschränken lassen wollte und der Neid auf meine schulischen Leistungen wohl durchaus auch eine Rolle spielte. Ich kann nun gar nicht wirklich behaupten, ernsthaft gemobbt worden zu sein, zumindest weder verbal, noch durch körperliche Gewalt, vielmehr sprach man über Tage hinweg kein Wort mit mir und gab mir dadurch das Gefühl, nicht dazuzugehören, was für einen Teenager, der ohnehin keine Freunde hat, durchaus eine Qual sein kann.

Das Verhältnis, dass ich zu den angeseheneren Mitschülern hatte, ist schwer zu beschreiben. Ich will nicht verleugnen, dass ich nicht auch manchmal zu ihnen aufgeblickt hätte, oft wünschte ich mir, zu ihnen zu gehören, auf der anderen Seite empfand ich sie oft als kindisch, unreif und absolut nicht zielbewusst und sah somit in gewisser Weise auch auf sie herab bzw. wusste ganz genau, auf welche ihrer Eigenschaften ich gut verzichten konnte. Langzeitschäden resultierten bei mir aus dieser Kontaktlosigkeit überhaupt nicht. Kurzzeitig nahm ich rapide ab, um meinen Babyspeck loszuwerden und dadurch zu imponieren, versuchte stellenweise auch, meinen Charakter zu verändern und mich zu verbiegen. Auf der anderen Seite halfen mir diese Erfahrungen nachhaltig, ein ausreichendes Selbstbewusstsein zu entwickeln und zu lernen, dass ein Verstellen absolut unnötig und sinnlos ist.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich selbst war immer eher die Außenseiterin, die "Uncoole". Beginnend schon in Kindergarten und Grundschule, wo ich immer ein oder zwei gute Freunde hatte und sonst niemanden. Damals ist mir das nie wirklich aufgefallen, aber wenn ich im nachhinein darüber nachdenke, war das schon irgendwie ungewöhnlich.

Als ich dann aufs Gymnasium kam, hatte ich etwa ein Jahr lang zwei sehr gute Freundinnen, denen ich leider zu sehr vertraut habe, nach einem Streit erzählte die eine in der ganzen Schule herum, dass ich lesbisch bin. Anfangs war ich mir der Tragweite dessen überhaupt nicht bewusst; da ich ein Mensch bin, der andere wegen solchen Dingen nicht mobbt und sehr tolerant erzogen wurde, war es für mich undenkbar, dass manche das so schlecht finden. Ich wurde immer mehr gemobbt, und auch meine andere "beste Freundin" stand nicht hinter mir, wenn mal wieder jemand fies war. Sie meinte zwar, ich könne immer zu ihr kommen, aber letztendlich stand ich diesen Idioten immer allein gegenüber.

In der achten Klasse wurde neu gemischt und ich kam in eine Klasse, in der ich kaum jemanden kannte aber jeder schon schlechtes von mir gehört hatte. Meine alten Freunde hatten in den anderen Klassen neue Leute um sich gescharrt, und ich hab immer gespürt, dass diese Leute mich nicht leiden können. Keiner von ihnen hat mir gegenüber etwas gesagt, aber ich konnte ihre Ablehnung deutlich spüren. So ging das dann etwa zwei Jahre, bis ich in die Oberstufe kam. Ich hatte zwischenzeitlich öfters kurze Freundschaften, doch alle Mädels, die sich gut mit mir verstanden, wurden auch gemobbt und eine Beziehung mit mir unterstellt.

Jetzt bin ich in der 10 Klasse, habe einen neuen Freundeskreis mit vielen "uncoolen" doch leider fällt es mir mittlerweile sehr schwer, Menschen zu vertrauen und ich habe immer Angst, dass sie mich in Wirklichkeit gar nicht leiden können. Vor ein paar Wochen kam mal wieder ein Gerücht auf, doch glücklicherweise hält diese gute Freundin wirklich zu mir. Beliebt werde ich wohl nie werden, dafür sind diese Jungs (auch nach vier Jahren) leider immer noch zu unreif. Abgesehen davon, dass ich absolut nicht zu denen passen würde, da es für mich einfach relevantere Dinge gibt, als Markenklamotten, Schminke und Drogen.

» rikina » Beiträge: 69 » Talkpoints: 40,93 »


Ich war von meiner Grundschulzeit, bis hin zur einschließlich sechsten Jahrgangsstufe ein ziemlich beliebtes Kind mit vielen Freunden gewesen. Schule viel mir sehr leicht, ich hatte gute Noten vorzuweisen und wurde regelmäßig zur Klassensprecherin gewählt.

Als sich auf der Gesamtschule, auf der ich damals war, die Klassen zur siebten Jahrgangsstufe hin neu gemischt hatten, aufgrund der verschiedenen Schulzweige, hat sich das leider sehr schnell geändert. Zunächst hatte ich mich unheimlich darüber gefreut, in den gymnasialen Schulzweig eingeteilt worden zu sein, aber die Klasse, in die ich kam, war der absolute Horror.

Es gab ein paar Jungs in der Klasse, die meinten, mich aufgrund meiner Hautfarbe diskriminieren zu müssen. Ich habe mir jeden Tag diverse Beschimpfungen, rassistische Beleidigungen etc. anhören müssen. Hinzu kam, das meine Freunde aus der alten Klasse sich plötzlich von mir abgewandt haben. Ich war ja nicht mehr cool genug, da ich ja gemobbt wurde.

Durch all das Mobbing, das im Laufe sogar in physische Gewalt ausgeartet war - mir wurden unter anderem Sachen an den Kopf geworfen, ich wurde geschubst usw.- hatten sich meine schulischen Noten maßgeblich verschlechtert. Ich habe im Unterricht total resigniert und abgeblockt, bin nur noch unregelmäßig zum Unterricht erschienen und habe bei Klassenarbeiten gar nichts aufs Papier bekommen. Statt mir zu helfen oder mir entgegen zu kommen, habe ich auch seitens der Lehrer nur zu hören bekommen, dass ich ja nichts könne und nichts wert sei.

Nach zwei Jahren Tortur bin ich dann schließlich auf ein Gymnasium gewechselt und das war das beste, was mir zu dem Zeitpunkt hätte passieren können. Ich hatte Freunde an der neuen Schule, die Lehrer waren nett zu mir und ich musste mir nie wieder Beleidigungen anhören. Meine Noten haben sich schlagartig verbessert und ich bin endlich wieder gern zur Schule gegangen.

Auch wenn es mir durch den Schulwechsel wieder besser ging, hat das Mobbing bei mir sehr viel kaputt gemacht. War ich zuvor doch ein sehr aufgeschlossenes, fröhliches und selbstbewusstes Mädchen, bin ich danach sehr unsicher und unzugänglich geworden. Es fällt mir heutzutage immer noch sehr schwer, offen auf fremde Menschen zuzugehen und generell Menschen zu vertrauen. Ich fühle mich in diversen sozialen Situationen sehr unwohl und bin durch diese Sache depressiv geworden.

Die ganze Zeit hat mich sehr geprägt, aber eindeutig eher negativ, als positiv. Einige ehemalige Mobbingopfer berichten im Nachinein, dass die schlimmen Erfahrungen sie im Nachhinein gestärkt hätte, aber bei mir war es genau das Gegenteil. Mich hat es komplett zerstört und das bekomme ich selbst heute noch zu spüren.

» Trackster » Beiträge: 19 » Talkpoints: 8,55 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^